Grußwort des Oberbürgermeisters zur Feier 60 Jahre Baden-Württemberg. am 25. Juni in Schramberg
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- Bernd Kohler
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1 Grußwort des Oberbürgermeisters zur Feier 60 Jahre Baden-Württemberg des CDU-Kreisverbandes Rottweil und des Kreisverbandes der Frauen-Union am 25. Juni in Schramberg Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist bis Uhr! Sehr geehrter Herr Alt-Ministerpräsident Teufel, sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender Teufel, sehr geehrte Frau Kreisvorsitzende Schmeh, sehr geehrter Herr Stadtverbandsvorsitzender Maurer, sehr geehrte Mitglieder der Christlich-Demokratischen Union, meine sehr geehrte Damen und Herren, das Land Baden-Württemberg kann zu seinem 60-jährigen Gründungsjubiläum auf eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte zurückblicken, die unser neuer Bundespräsident Joachim Gauck bei seinem Antrittsbesuch am 19. April dieses Jahres in einer wegweisenden Ansprache vor dem Landtag gewürdigt hat. Ganz im Sinne unseres ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss ( ), der den damals eben gegründeten Südweststaat als Modell deutscher Möglichkeiten bezeichnete, sieht unser neuer Bundespräsident in unserem Land viel Ermutigendes und Anspornendes, das Vorbild für ganz Deutschland sein kann. Bürgersinn, Bürgerkultur [und] Bürgerleistungen beruhen in unserem Land aus seiner Sicht auf einer langen und lebendigen Tradition der Freiheit, die auch zu außergewöhnlichen Erfolgen in Technik, Wirtschaft und Ingenieurgeist geführt haben. Das frühere Modell deutscher Möglichkeiten von Theodor Heuss ist für Joachim Gauck heute ein Markenzeichen für ganz Deutschland, das den Weg
2 2 zu einer Kultur des Selbstbewusstseins aufzeigt, die wir uns gemeinsam zum Ziel setzen sollten, um die Zukunftsaufgaben in unserem Land erfolgreich zu lösen. Diese Gedanken entsprechen sicher auch der Zielsetzung der heutigen Feier zum Jubiläum 60 Jahre Baden-Württemberg des CDU-Kreisverbandes Rottweil und des Kreisverbandes der Frauen- Union, zu der ich Sie in der Großen Kreisstadt Schramberg ganz herzlich begrüßen möchte. Als Oberbürgermeister freue ich mich sehr, dass Sie sich entschieden haben, diese Feier bei uns zu begehen, da die an den alten Landesgrenzen gelegene Stadt Schramberg ein bestens geeigneter Ort ist, sich an die Entstehungsund Erfolgsgeschichte des Landes Baden-Württemberg zu erinnern. Wer mit offenen Augen in unserer Heimat unterwegs ist, kann an vielen Stellen noch die alten badisch-württembergischen Grenzsteine entdecken. Eine ganz besondere Ehre ist es für mich, zu dieser Feier unseren ehemaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel in Schramberg als Festredner begrüßen zu können. Als langjähriger Kommunal- und späterer Landespolitiker haben Sie an dem Erfolg unseres Landes einen großen persönlichen Anteil und sich an seinem Aufbau von Anfang an aktiv beteiligt, da sie schon wenige Jahre nach seiner Entstehung zu den Gründern der Jungen Union im Kreis Rottweil gehörten, deren Kreisverband 1959 in Schramberg ins Leben gerufen wurde. Wir wissen es zudem zu schätzen, dass Sie sich in einem nach wie vor aktiven ehrenamtlichen Engagement immer wieder zu Wort melden und gerade auch mit kritischen Impulsen wichtige Beiträge zur Diskussion über die Situation und die Zukunft unserer von starken Veränderungen gekennzeichneten Gesellschaft leisten.
3 3 Ihr Neffe, Stefan Teufel, den ich ebenfalls sehr herzlich begrüße, setzt die Tradition Ihrer Familie als Landtagsabgeordneter unseres Wahlkreises fort. Wir werden nicht vergessen, dass Sie sich im schwierigen Ringen über die Zukunft des Krankenhauswesens im Kreis Rottweil zur Stadt und Raumschaft Schramberg bekannt haben und hoffen auch weiterhin auf Ihre Unterstützung bei unseren Belangen. Für die Stadt und Raumschaft Schramberg war die Gründung des Landes Baden-Württemberg vor 60 Jahren von besonderer Bedeutung, da der Raum Schramberg durch die napoleonische Flurbereinigung Südwestdeutschlands am Beginn des 19. Jahrhunderts in eine außerordentlich schwierige Grenzlage geraten war. Ehemals vorderösterreichisch war dieses Gebiet nun neuwürttembergisch und stieß in der südwestlichsten Ecke von Württemberg an drei Seiten an Baden. Die Grenzlage ließ den Raum Schramberg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trotz der bereits einsetzenden Industrialisierung zu einem Armenhaus des Königreichs Württemberg werden. Bereits im Vormärz regte sich daher in diesem Raum die Forderung der sehr freiheitlich gesinnten Bürger auf badischer wie württembergischer Seite, die problematischen Landesgrenzen zu überwinden. Besonders schicksalhaft zeigte sich die Grenzlage bei der Diskussion über den Bau der Schwarzwaldbahn, die über das württembergische Schiltachtal in Schramberg wesentlich einfacher und billiger gewesen wäre als über das badische Gutachtal.
4 4 Schramberg hatte bei diesem zentralen Projekt der südwestdeutschen Infrastruktur des 19. Jahrhunderts das Nachsehen und konnte viele Jahre nach dem Bau der Schwarzwaldbahn nur eine Stichbahn zur Kinzigtalbahn erreichen. Durch diese Erfahrungen wurden die Bürger der Stadt Schramberg jedoch zu frühen Kämpfern für die Gründung des heutigen Landes Baden-Württemberg, zumal die örtliche Uhren- und Federnindustrie von Anfang an grenzüberschreitend ausgerichtet war. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg, als das erste Mal in größerem Umfang über eine Länderneugliederung diskutiert wurde, ergriff mein Amtsvorgänger Eugen Ritter ( ) am 2. März 1921 die Initiative zu einer Konferenz badischer, württembergischer und hohenzollerischer Städte, die einen Zusammenschluss der Länder von unten vorantreiben sollte. Der visionäre Plan wurde zwar infolge des Krisenjahrs 1923 nicht mehr weiterverfolgt, die Stadt Schramberg kann aber bis heute stolz darauf sein, zu den ersten Kräften gehört zu haben, die dem späteren Land Baden-Württemberg den Weg bereitet haben. Für uns in der westlichen Ecke des Landes Württemberg- Hohenzollern, wo wir auf drei Seiten von Baden eingerahmt sind, gibt es gar nichts anderes, als für die Vereinigung von Baden und Württemberg zu stimmen, schrieb der CDU-Landtagsabgeordnete und CDU-Stadtverbandsvorsitzende Joseph Schinle ( ) aus Schramberg in einem Aufruf zur Volksabstimmung über die Gründung eines Südweststaates am 9. Dezember Die Zustimmung zu einem Zusammenschluss der beiden Länder war vor 60 Jahren in diesem alten Grenzgebiet sowohl auf badischer wie auf württembergischer Seite groß. Unter allen württembergischen Städten
5 5 hatte Schramberg sogar die höchste Wahlbeteiligung und die höchste Zustimmungsquote. Nirgendwo bekannte man sich demnach stärker zu einem gemeinsamen Land als hier. 60 Jahre danach zeigt die Entwicklung der Stadt Schramberg beispielhaft, dass die Entscheidung für die Gründung des Landes Baden-Württemberg richtig war. Zur Erfolgsgeschichte unseres Landes hat die Stadt Schramberg mit den von unserem neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck genannten Eigenschaften des Landes Baden-Württemberg immer wieder Beiträge unterschiedlicher Art geleistet. Auch unsere Stadt kennzeichnen Bürgersinn, Bürgerkultur [und] Bürgerleistungen auf der Grundlage einer langen und lebendigen Tradition der Freiheit und Spitzenleistungen in Technik, Wirtschaft und Ingenieurgeist. In einem Land, das ein Markenzeichen für ganz Deutschland ist, ist Schramberg auf vielen Gebieten ein Markenzeichen für ganz Baden-Württemberg. Seit der Eingliederung der früher badischen Gemeinde Tennenbronn im Jahr 2006 ist die Große Kreisstadt Schramberg auch wirklich eine Baden-Württemberg-Stadt, die den Zusammenschluss der früheren Länder auf kommunaler Ebene nachvollzogen hat. Ich freue mich sehr, dass Sie mit der heutigen Feier diese besondere Bedeutung der Stadt Schramberg für unser Land Baden-Württemberg würdigen, bedanke mich für Ihr Kommen und freue mich auf die Begegnungen mit Ihnen.
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