theaterfuereinjahr 2015 Anna Pein MÄDCHENZIMMER MIT SOLDATEN In einer Bearbeitung von Thomas Faupel Leseprobe
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- Stephan Sternberg
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1 theaterfuereinjahr 2015 Anna Pein MÄDCHENZIMMER MIT SOLDATEN In einer Bearbeitung von Thomas Faupel Leseprobe Rechte bei: Henschel Schauspiel, Theaterverlag Alte Jakobstraße 85/86, Berlin
2 Wenn man sich einmal richtig erinnert hat, dann darf man auch wieder vergessen. Textzitat - 2 -
3 - 3 -
4 Personen (spricht folgende Figuren) Soldaten: Josef, Helmut, Paul Puppen: Olga, Peterchen Kunigunde Vater (spricht folgende Figuren) Soldaten: Günther, Adolf, Waldemar Puppen: Liese, Teddy Kunigunde Vater (Mutter) Herbert Volkmann (Vater) Josef Kaminski - 4 -
5 Kapitel und Seitenangaben Kapitel 01 Mutter sagt Gute Nacht Seite 6 Kapitel 02 Paul hat Fieber Seite 11 Kapitel 03 Soldaten kehren heim Seite 14 Kapitel 04 Liebe in der Fremde: Liese Seite 18 Kapitel 05 Liebe in der Fremde: Olga I Seite 22 Kapitel 06 Mutter bringt Zuckerbrot Seite 26 Kapitel 07 Not in der Heimat: Olga II Seite 29 Kapitel 08 Pinkelordnung Seite 32 Kapitel 09 Einmal richtig erinnern Seite 34 Kapitel 10 Drei Affen Seite 39 Kapitel 11 Den Josef nehmen wir Seite 43 Kapitel 12 Alle lieben Kunigunde Seite 47 Kapitel 13 Hand ab Seite 51 Kapitel 14 Finale Seite
6 Kapitel 01 Mutter sagt Gute Nacht Was macht dein Bein? Josef Mein rechtes Bein tut weh am linken großen Zeh. Oh je oh je oh je oh je oh je oh je schneid es einfach ab. Josef Das ist ja schon abgeschnitten. Es sind nur die Nerven, die mich schmerzen. Komisch ne? dass man was fühlen kann, was es gar nicht gibt. Josef Und was macht dein Arm? Mein armer Arm er ist so lahm! Gott erbarm oh Gott erbarm! Josef Herzliches Beileid, mein lieber Günther! Danke gleichfalls, mein lieber Josef! Mutter kommt ins Zimmer. Und? Seid ihr meine beiden lieben Mädchen? und Jaaa! Und habt ihr ein gutes Herz? und Jaaa! Und seid ihr dem lieben Gott dankbar, weil es euch gibt? - 6 -
7 und Jaaa! Mutter küsst die beiden und singt: Guten Abend, Gute Nacht Gute Nacht! Machst du das Licht im Puppenhaus aus? Und bringst du sie auch ins Bett? wo ist denn die 8 geblieben?! Die Peterpuppe? Die Liese? Die Olga! Daaa hat sie sich hinterm Herd versteckt! Marschmarsch in die Falle wird das was! Lieber Gott mach sie fromm, dass sie in den Himmel komm! Amen! Sie sind klein, ihr Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein! Amen! Schluss jetzt. Ich weck euch halb sieben. Ganz bestimmt? Ganz bestimmt. Singt - 7 -
8 Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt. Schwörst du? Ich schwöre. Mutter geht. Sie hält sich für Gott. Josef Sie ist ja auch sanft und gut. Sie ist mild. Wie ein Engel unser aller Lieblingsschwester Magdalena. Waldemar Kunigunde. Josef Magdalena Waldemar Kunigunde. Heut darf ich ihren Namen aussuchen! Na gut Alle kranken Soldaten lieben Schwester Kunigunde. Aber sie ist viel zu stolz und rein. Bis dann der eine kommt der eine der sie lore! Jetzt doch noch nicht! Nochmal. Sie hält sich für Gott. Josef Sie ist ja auch sanft und gut. Sie ist mild. Waldemar Der Engel der Verwundeten
9 Josef Unser aller Lieblingsschwester Kunigunde. Sie hat geschworen, dass sie uns wieder weckt. Was sie sich einbildet. Vielleicht will Gott ja lieber, dass wir im Schlaf sterben Wir beiden? Wir alle alle! Adolf Adolfus! Helmut Helmut! Waldemar Waldemar! Josef Josef! Günther! Paul Paul! Höhöhö heut um Mitternacht, da holt uns der Toood! Er sieht aus wie Schwester Kunigunde. Helmut Kann ihm nicht mal einer das Maul stopfen? Josef Man spricht nicht vom Tod. Günther weiß einfach nicht, was sich gehört. Paul Er ist so gemein. Jetzt habe ich Angst vor der Nacht. Mutter sitzt an der Nähmaschine
10 ? Hör mal Mama näht. Was sie wohl näht? Los, weiter. Nochmal. Höhöhö heut um Mitternacht, da holt uns der Toood! Er sieht aus wie Schwester Kunigunde. Paul Er ist so gemein. Jetzt habe ich Angst vor der Nacht. schluchzt. Adolf Günther hält sofort sein dreckiges Maul sonst kommt er ins Arbeitslager! Und Paulchen hört auf zu flennen wie ein Mädel sonst kommt er zum BDM! Bitte um Entschuldigung, Herr Adolf! Adolf us! Adolf us! und us us us us us!
11 Kapitel 02 Paul hat Fieber Paul Schniefend. Herr Adolfus ich bin doch erst siebzehn und der Günther ist ein Schuft. Ich kann das nicht vertragen, ich habe Fieber. Adolf Gradzahl? Paul 44 8! Waldemar Was?! 44 8! Adolf Rektal oder anal? leise Was ist das,? Adolf Unterm Arm oder im Po-Loch? Paul prustend Im Poloch! Adolf Wer hat Fieber gemessen? Paul Ich selber. Waldemar Wie er lügt! Schwester Kunigunde hat s getan! Gib s doch zu! Das darf man gar nicht selber! Paul Das stimmt. Ich hab mich so geniert Ach Paulchen. Das ist die doch gewöhnt. Das macht so eine jeden Tag. Paul Das könnt ich nicht. Stell dir das mal vor!
12 Man muss sich mal vorstellen, dass man als Mann Fieber misst im Po von einem Mädchen. Paul Das ist längst nicht so schlimm. Josef Was! Das ist tausendmal grausamer! Für das Mädchen vielleicht. Für den Mann ist das Oho Meinst du wirklich? Auf jeden Fall. Helmut Nur vor meiner Mutter genier ich mich nie. Sie hat mir sogar schon mal hinten einen Bandwurm rausgezogen. Pscht! Sei mal still jetzt. Was ist denn?
So ich glaub, das war s. Heut kommt keiner mehr. Es ist ja auch schon dunkel. Da ist bestimmt niemand mehr unterwegs.
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