Erfahrungsbericht Johanna Guth (Dublin Institute of Technology)

Transkript

1 Erfahrungsbericht Johanna Guth (Dublin Institute of Technology) Hallo, mein Name ist Johanna Guth und ich studiere Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn. Das dritte Semester meines Studiums habe ich am Dublin Institute of Technology (DIT) verbracht. Die Zusage vom DIT habe ich Mitte Mai erhalten. Da gerade Pfingstferien waren, habe ich bereits begonnen, mich nach einer Unterkunft umzusehen. Das war gar nicht so leicht, da viele freie Zimmer oft sehr kurzfristig ausgeschrieben werden, eine persönliche Vorstellung vorausgesetzt wird oder der Vermieter verlangt, dass man im Voraus eine Kaution überweist, was man jedoch auf keinen Fall tun sollte, wenn man das Zimmer vorher noch nie gesehen hat. Gerade in diversen Gruppen zum Wohnungsmarkt auf Facebook sind viele Leute unterwegs, die ausländische Studenten abzocken wollen, indem sie eine Kaution verlangen und die angebotene Wohnung dann gar nicht existiert, wenn der Student nach Dublin kommt. Auch ich habe mit zwei angeblichen Vermietern geschrieben, dann jedoch rechtzeitig gemerkt, dass es sich hierbei um eine gefälschte Anzeige handelte. Das ist aber sicher nicht typisch für Dublin, sondern betrifft Studenten in anderen Ländern genauso. Schließlich habe ich ein Zimmer über das DIT Student Pad gefunden, eine Homepage, auf der vor allem Gastfamilien Zimmer für ausländische Studenten anbieten. Dazu gleich mehr. Die Bewerbung am DIT konnte schnell und einfach online durchgeführt werden. Nach Abschluss des Vorgangs bekam man seine DIT -Adresse und ein Passwort für seine Studenten-Accounts. Mehr musste zu diesem Zeitpunkt nicht getan werden. Nachdem ich eine Unterkunft gefunden, mich am DIT eingeschrieben und schließlich den Flug gebucht hatte, konnte es dann Anfang September losgehen. Für die Dauer des Auslandssemesters habe ich in Ashington gewohnt, einem Teil Dublins, der ca. 5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Es war eine ruhige Wohngegend, in der es jedoch leider keine größeren Supermärkte oder Pubs gab. Ich hatte wirklich Glück mit meinem Zimmer, obwohl es wirklich sehr klein war und ich dort vermutlich nicht gewohnt hätte, wenn ich zwei Semester dort geblieben wäre. Es war in einem Familienhaus, in dem insgesamt 9 Leute wohnen- Pamela und John, meine Gasteltern, ihre zwei erwachsenen Kinder, die Großmutter, ein Ire sowie drei Erasmus Studenten (Sophia, die mit mir in Heilbronn studiert, ein

2 tschechischer Student und ich). Es gab zwei Bäder sowie eine weitere separate Toilette und eine große Küche, die jeder nutzen konnte. Außerdem gab es die Möglichkeit, von Montag bis Donnerstag für 5 pro Mahlzeit mit der Familie zu Abend zu essen. Die monatliche Miete betrug 430, was im Vergleich zu Zimmern im Stadtzentrum wenig ist; dort ist es sehr schwer, ein Einzelzimmer unter 700 im Monat zu finden. Alles, was darunter liegt, sind meistens Doppelzimmer. Die teureren Lebenskosten sind auf jeden Fall zu beachten, wenn man darüber nachdenkt, in Irland zu studieren. Da man normalerweise aber nur für ein Semester bleibt, ist es in Ordnung. Teuer sind nämlich nicht nur die Zimmer, sondern auch Bustickets, Essen und Getränke in Pubs. Wenn man täglich den Bus nutzt und dabei mehr als nur ein paar Stationen fährt, zahlt im Monat 80 und sogar mehr, wenn man am Wochenende ab und zu den Nachtbus benutzt. Wenn man Glück hat, kann man alles zu Fuß erreichen oder mit der Luas (der Straßenbahn) fahren, um schneller ans Ziel zu kommen. Das Schienennetz der Luas wird momentan ausgebaut, denn eine U-Bahn gibt es nicht, sodass die Busse oft überlastet sind und ohnehin zu den Stoßzeiten nur sehr langsam durch den dichten Stadtverkehr kommen. Je nachdem, wo man wohnt, lohnt es sich ein Fahrrad zu kaufen. Ich habe meines zwar nicht allzu oft benutzt, konnte es aber am Ende des Semesters wieder fast zum Kaufpreis verkaufen. Allerdings sollte man zwei gute Schlösser haben, da Fahrräder in Dublin sehr oft geklaut werden. Auch das Weggehen am Abend ist in Dublin teurer als bei uns. Essen und Getränke kosten dort deutlich mehr. Im Alltag lohnt es sich, bei Aldi oder Lidl Lebensmittel zu kaufen, da irische Supermärkte wie SuperValu oder Spar sehr teuer sind. An der Hochschule war es leicht, neue Freunde zu finden. Leider war es schwieriger, mit irischen Kommilitonen in Kontakt zu kommen, sodass meine Freunde am Ende eigentlich alle ebenfalls Erasmus- Studenten waren. Natürlich ist es schön, Freunde aus vielen verschiedenen Ländern zu finden, doch es wäre auch nett gewesen, irische Freunde zu haben. Mit meinen irischen Kommilitonen habe ich mich lediglich an der Hochschule mal unterhalten, jedoch nichts mit ihnen in der Freizeit unternommen. Gerade zu Beginn des Auslandssemesters, als das Wetter noch nicht allzu schlecht war, habe ich mit meinen Freunden ein paar Ausflüge in andere irische Städte oder die Umgebung Dublins unternommen. Irland ist wunderschön und es gibt viel zu sehen! Auch in Dublin kann man viel unternehmen. Es gibt einige Museen, in denen man keinen Eintritt zahlen muss und natürlich trifft man sich abends immer gerne im Pub.

3 Ein großes Plus ist, dass das DIT unglaublich viele Sportgruppen und Societies zu allen möglichen Interessen hat. Man kann so vielen Gruppen beitreten, wie man möchte, sodass man theoretisch an jedem Wochentag etwas zu tun hätte- wenn man das mag. Ich selbst bin der Harry Potter Society, der Law Society, der Erasmus Society (die übrigens auch immer mal wieder Ausflüge am Wochenende oder Partys organisiert hat) sowie dem GAA Team beigetreten (gälischer Fußball und Hurling, eine typisch irische Sportart). Das Studium am DIT hat sich nicht grundlegend vom Studium in Heilbronn unterschieden. In meinem Studiengang (in Heilbronn studiere ich Tourismusmanagement, in Dublin habe ich den Studiengang Tourism Marketing gewählt) gab es nur Vorlesungen. Diese fanden meist in kleineren Gruppen als in Heilbronn statt, was dafür sorgte, dass die Professoren die Studenten meist kannten. Auch können die Studenten so gut an der Vorlesung teilnehmen und Beiträge leisten. Allerdings besteht in den meisten Kursen Anwesenheitspflicht. Ein Unterschied liegt daran, dass am DIT nicht nur die Prüfungen am Ende des Semesters ausschlaggebend sind für die Note, sondern man in jedem Kurs auch unter dem Semester Essays und Tests schreiben oder Präsentationen halten muss, die meistens zu 40% in die Endnote einfließen. Dies entlastet natürlich ein wenig, da die Endnote nicht komplett von der Prüfung am Ende abhängt. Teilweise könnte die Organisation durch die Erasmus-Koordinatoren am College besser sein. Gerade zu Beginn war mein Koordinator oft nicht zu erreichen oder wusste selbst nicht genau über gewisse Dinge am College Bescheid. Dort sollte das DIT in Zukunft ein bisschen mehr Struktur reinbringen, um ausländischen Studenten den Start zu erleichtern. Ansonsten gab es in der ersten Woche des Semesters zahlreiche Veranstaltungen für internationale Studenten, um sich besser kennen zu lernen. Die beste Erfahrung meines Auslandssemesters war es, so viele neue Freunde zu finden, mit denen ich auch hoffentlich in Zukunft in Kontakt bleiben werde. Gute Erfahrungen gab es viele, da ich meine Zeit in Dublin sehr genossen habe. Schlechte Erfahrungen gab es für mich nicht wirklich, da ich beispielsweise Glück mit der Unterkunft hatte. Einige meiner Freunde jedoch zahlten extrem viel Geld oder mussten mehrfach umziehen. Ich glaube, dass die Zimmersuche in Dublin und die damit verbundenen Komplikationen für viele Studenten ein Problem darstellen können.

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