Informationspapier Mastrinder und Kälber
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- Barbara Müller
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1 PROVIEH Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.v. Küterstraße Kiel Telefon Telefax: info@provieh.de Inhalt: Informationspapier Mastrinder und Kälber Mastrinder Zahlen Haltung Fütterung Kälber Verbesserungsvorschläge Mastrinder Zahlen In Deutschland gibt es etwa acht Millionen Mastrinder. 1 Dazu gehören die Rinder der Fleischrassen, die ausschließlich zur Fleischerzeugung gehalten werden, sowie die männlichen Kälber der Milchrassen, die allerdings genetisch bedingt nicht viel Muskelfleisch entwickeln. Ebenso gehören hierzu die männlichen und weiblichen Kälber aus Kreuzungen zwischen Milchkühen und Fleischrinderbullen. Aber auch das Fleisch von Milchkühen, die nicht mehr die volle Leistung bringen und deshalb geschlachtet werden, wird vermarktet wurden fast 3,7 Mio Rinder in Deutschland geschlachtet. Die Fehlbetäubungsrate wird zum Teil mit über neun Prozent angegeben. 2 Haltung 1 tierischeerzeugung/tabellen/betrieberinderbestand.html ( ). 2 ( ).
2 PROVIEH VgtM e.v. Seite 2 von 5 Von den Fleischrindern werden die Robustrassen (Galloway und Highlandcattle) ganzjährig im Freien gehalten, andere Rinder haben zumindest im Sommer Weidegang. Es gibt sehr verschiedene Haltungssysteme, von denen die extensive ganzjährige Freilandhaltung das tierfreundlichste, die intensive Stallhaltung auf Vollspaltenböden das am wenigsten artgerechte System darstellt. Die Weidemast dauert in der Regel zwei Jahre, die Intensivmast im Stall 18 Monate. Außerdem unterscheiden sich Haltung und Management danach, ob es sich um Kälber, Bullen, Ochsen, Mutterkuhhaltung oder Färsenvornutzung handelt. Eine verbindliche Verordnung für Rinderhaltung gibt es nicht, lediglich Empfehlungen des Europarates, die aber nicht verpflichtend sind. 3 Hier soll nur auf die intensive Stallhaltung eingegangen werden. Denn jene Mastrinder, die man nicht auf der Weide sieht, verbringen oft ihr gesamtes Leben im Stall in Intensivhaltung auf Vollspaltenböden. 4 Mastbullen von etwa 600 kg sollen dabei je drei Quadratmeter Fläche zur Verfügung haben. 5 Es gibt allerdings auch noch rund 1,7 Mio Anbindehaltungsplätze in Deutschland. 6 Schlachtbullen aus Ställen mit Vollspaltenböden weisen zu 50 bis 90 Prozent Entzündungen der Schwanzspitze auf, die durch Trittverletzungen hervorgerufen werden. In diesem Falle kann die Schwanzspitze mithilfe eines elastischen Rings amputiert werden. Auf die nach der Amputation empfindlichere Schwanzspitze passen die Tiere besser auf, so dass Artgenossen seltener auf sie treten und dadurch erneute Verletzungen vermieden werden. Auch Gelenk- und Klauenverletzungen treten auf Vollspaltenböden häufiger auf. 7 Nach Ansicht der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz verstoßen Betonspaltenböden ohne Einstreu im Liegebereich gegen 2 Tierschutzgesetz, da sie den Rindern Probleme beim Aufstehen, Ablegen und Ruhen verursachen. 8 Rinder sind Distanztiere. 9 Bei Fortbewegung, Fressen und Liegen halten sie gern einen Mindestabstand von 0,5 bis fünf Metern zueinander ein. Bei horntragenden Rassen ist dieser Abstand größer als bei hornlosen. Im normalen Tagesablauf fressen und ruhen die Tiere innerhalb des Herdenverbandes annähernd gleichzeitig. Sind in einer Intensivhaltung nicht genug Fress- und Ruheplätze für alle Tiere hlung2010/tabellen/9_1_landwbetriebehaltungsplaetzerinder.html ( ) Merkblatt Mastrinderhaltung, S. 7 ( ) schaftszaehlung2010/tabellen/9_1_landwbetriebehaltungsplaetzerinder.html ( ). 7 Thomas Richter (Hrsg.): Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen Ein tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag, Stuttgart 2006; S S. 6f 9 _Band17_.pdf, S. 67f, 70 ( ).
3 PROVIEH VgtM e.v. Seite 3 von 5 vorhanden, werden rangniedere Tiere immer wieder von der Futterstelle vertrieben oder aus dem Liegen aufgetrieben Tierschutzgesetz erlaubt das betäubungslose Enthornen, genauer: das Abbrennen der Hornansätze, bis zur sechsten Lebenswoche ohne Hinzuhziehung eines Tierarztes. 11 Der Eingriff ist mit Schmerzen verbunden. 12 Die Kommentare zum Tierschutzgesetz gehen davon aus, dass der Gesetzgeber den Eingriff ohne Betäubung erlaubt, weil er unterstellt, er sei bei Kälbern schmerzlos. Diese Annahme ist jedoch wissenschaftlich überholt. 13 Durch das Enthornen sollen Mängel im Stallbau ausgeglichen werden, die zu gegenseitigen Verletzungen der Rinder führen (z.b. zu wenig Raum zum Ausweichen für rangniedere Tiere). Zum anderen versucht man die Unfallgefahr für den Menschen dadurch zu reduzieren, wobei nur etwa 15 Prozent der Unfälle mit Rindern auf einen Hornstoß zurückzuführen sind. 14 Fütterung Mastrinder werden mit einem hohen Anteil Kraftfutter gefüttert. Ursprünglich ist ihr Verdauungssystem jedoch auf Grünfutter eingestellt. Erheblich belastende Stoffwechselstörungen sind nicht selten die Folge. 15 Kälber In Deutschland ist die Haltung von Kälbern in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung geregelt, die jedoch nur mangelhaft eingehalten wird. 16 Sie soll die entsprechende Richtlinie der EU umsetzen. 17 Die Kälber der Milchrassen sind genetisch auf hohe Milchleistung ausgerichtet und damit auf schlechtes Muskelwachstum. 18 Deshalb stellen die männlichen Kälber 10 S. 5f html 12 Merkblatt Zur Enthornung von Rindern, S. 6ff ( ). 13 Albert Lorz, Ernst Metzger: Kommentar zum Tierschutzgesetz. 6. Aufl., Verlag C.H. Beck, München 2008; 5, Rn 27. Hans-Georg Kluge (Hrsg.): Kommentar zum Tierschutzgesetz, Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 2008, 5, Rn Merkblatt Zur Enthornung von Rindern, S. 4ff ( ) e_band17_.pdf, S. 167 ( ). S. auch Informationspapier Milchkühe S. 96f S. 13 ( ).
4 PROVIEH VgtM e.v. Seite 4 von 5 keinen großen wirtschaftlichen Wert dar und werden oft vernachlässigt. 19 Ihre Krankheitshäufigkeit und Todesrate steigen damit an in der Aufzuchtphase liegen die Verluste im Durchschnitt bei zehn Prozent. 20 Die Kälberverluste durch Darminfektionen werden weltweit auf acht bis zehn Prozent geschätzt; die Erkrankungsraten mit Durchfall auf 35 Prozent, mit Lungenentzündung auf Prozent und mit Nabelentzündungen auf Prozent. 21 Obwohl die Anbindehaltung für Kälber im Alter zwischen acht Wochen und sechs Monaten verboten ist, 22 standen 2006 in Bayern noch ein Drittel der Kälber in Anbindehaltung. 23 Zu den Bewegungseinschränkungen, den Einschränkungen der Sozialkontakte und der Verletzungsgefahr, die diese Haltungsform schon für erwachsene Rinder mit sich bringt, kommt bei Kälbern die Einschränkung des besonders großen Bewegungsdrangs hinzu, den Jungtiere von Natur aus haben. 24 Auf den ansonsten üblichen Vollspaltenböden, die durch Kot feucht und rutschig sind, können Kälber ihren Bewegungsdrang ebenfalls nicht ausleben. Auch das Erfordernis einer bequemen Liegefläche, die die EU-Richtlinie verlangt, ist nur unvollständig in deutsches Recht umgesetzt. Verhaltensstörungen sind unter diesen Umständen nicht selten: Zungenrollen tritt bei einem Drittel der Kälber auf und gegenseitiges Besaugen aufgrund mutterloser Haltung bei 20 bis 30 Prozent der Kälber. 25 Verbesserungsvorschläge - kurzfristig: Behördliche Durchsetzung der Vorschriften für die Kälberhaltung aus der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung - kurzfristig: Verbot der Enthornung außer aus medizinischen Gründen; absolutes Verbot des betäubungslosen Abbrennens der Hornansätze, entsprechende Senkung der Besatzdichte der Ställe - langfristig: Abschaffung der Intensivhaltung; Gebot der Weidehaltung 19 S. 96f 20 Thomas Richter (Hrsg.): Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen Ein tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag, Stuttgart 2006; S S. 10, Bild: S %20K%C3%A4lberverluste.pdf ( ). 21 Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.v. (KTBL; Hrsg.): Nationaler Bewertungsrahmen Tierhaltungsverfahren. Darmstadt, 2006, S e_band17_.pdf, S S. auch Informationspapier Milchkühe. Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.v. (KTBL; Hrsg.): Nationaler Bewertungsrahmen Tierhaltungsverfahren. Darmstadt, 2006, S. 40.
5 PROVIEH VgtM e.v. Seite 5 von 5 Irene Wiegand Erstellungsdatum: Oktober 2009 Letzte Aktualisierung: 1. Mai 2013
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