Studienseminar Koblenz. Guter Unterricht. nach der IPN-Videostudie Physik. Beobachtetes

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1 Studienseminar Koblenz Modul 186 Guter Unterricht nach der IPN-Videostudie Physik Beobachtetes Kein Unterricht kann verhindern, dass (auch fachlich) etwas gelernt wird In jedem Unterricht lernen Schüler etwas aber, nicht unbedingt das, was beabsichtigt ist aber, nicht unbedingt in der gewünschten Nachhaltigkeit und mit dem erhofften Erfolg Schüler können etwas, nicht wegen, sondern trotz des Unterrichts 1

2 Behauptetes Methodenvielfalt bringt mehr Lernerfolg Alltagsmaterialien bringen mehr Lernerfolg Schülerexperimente bringen mehr Lernerfolg Frontalunterricht ist weniger wirksam als Gruppenarbeit Nachgewiesenes Methodenvielfalt alleine bringt nicht mehr Lernerfolg Alltagsmaterialien bringen nicht zwingend mehr Lernerfolg Schülerexperimente alleine bringen nicht mehr Lernerfolg Frontalunterricht ist nicht unbedingt weniger wirksam als Gruppenarbeit 2

3 Bedenkenswertes Akzeptieren wir, dass das Ganze nicht so einfach ist Seien wir vorsichtig mit didaktischen Klischees Hüten wir uns vor didaktischen Ideologen und selbsternannten Methodenpäpsten Stellen wir unser Tun selbstkritisch infrage ohne es leichtfertig über Bord zu werfen Bedenken wir immer Aufwand und Nutzen Frag-Würdiges In welchem Unterricht lernen Schüler am meisten? Welcher Unterricht begünstigt das Lernen? Welche Merkmale hat guter Unterricht? Was ist guter Unterricht? Guter Unterricht für wen? In welchen Bereichen lohnt sich der Einsatz besonders? 3

4 Erkanntes Viele Wege führen zum Unterrichtserfolg, aber nicht alle Wege sind gleich gut geeignet, sinnvoll, verantwortbar, Es ist einfacher, Gründe für das Misslingen von Unterricht zu finden, als solche für das Gelingen Lernen und Leistung entwickeln sich höchst individuell Untersuchtes Am IPN (= Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel) läuft ein DFG- Forschungsprojekt "Lehr-Lern-Prozesse im Physikunterricht - Eine Videostudie" Unterrichtsstunden werden durch Videoaufnahmen dokumentiert, um typische reale Ablaufmuster unterrichtlicher Lehr-Lern- Prozesse identifizieren zu können. Aus der Analyse der Daten werden wichtige Erkenntnisse darüber erwartet, worin die lernfördernden Qualitäten von gutem Physikunterricht tatsächlich liegen 4

5 Forschungsfelder der IPN-Videostudie Sichtstruktur: Oberflächenmerkmale des Unterrichts Sachstruktur: Aufbau und Ablauf des Unterrichts Konstruktivistische Orientierung: Umsetzung fachdidaktischer Konzepte Rolle und Funktion von Experimenten: Einbettung und Umsetzung Untersuchung: Oberflächenmerkmale des Unterrichts Untersucht wurden: Organisationsform: Wie viel Zeit entfällt auf Klassengespräche, Experimente etc.? Arbeitsform: Wie viel Zeit entfällt auf Wiederholung, Einführung neuer Inhalte, Zusammenfassungen etc.? Art von Experimenten: Werden Demonstrationsexperimente oder Schülerexperimente durchgeführt? 5

6 Ergebnisse: Oberflächenmerkmale des Unterrichts Festgestellt wurde: Der Lernerfolg der Schüler lässt sich nicht aus Oberflächenmerkmalen des Unterrichts ableiten Die Anzahl an Schülerexperimenten ist kein Indiz für gelungenen Unterricht! Untersuchung: Sachstruktur des Unterrichts Untersucht wurden: Komplexität: Wie viele neue Inhaltselemente finden sich in einer Stunde? Strukturiertheit: Wie klar ist der Zusammenhang zwischen den einzelnen Unterrichtselementen? Anwendungsbezüge: Wie viele Inhaltselemente beschäftigen sich mit Anwendungsbeispielen? Einbezug von Vorwissen: Inwieweit wird auf Vorwissen aus dem Unterricht oder dem Alltag der Schüler zurückgegriffen? 6

7 Ergebnisse: Sachstruktur des Unterrichts Eine positive Lernentwicklung korreliert mit einer hohen Strukturiertheit des Unterrichts: je mehr Zusammenhänge zwischen den einzelnen Inhaltselementen hergestellt werden, desto besser ist die Lernentwicklung der Schüler einem hohen Einbezug von Vorwissen aus Alltag und Vorunterricht: je öfter im Unterricht an das Vorwissen der Schüler aus dem Alltag oder aus vorangegangenen Unterrichtsstunden angeknüpft wird, desto besser ist die Lernentwicklung der Schüler Untersuchung: Konstruktivistische Orientierung des Unterrichts Untersucht wurden: Denkanregungen: Wie wirkt sich die Beschäftigung mit Probleme aus, die zum Denken anregen? Schülervorstellungen: Wie wirkt sich die Beschäftigung mit Schülervorstellungen und deren Denkweisen aus? Alltagsmaterialien: Wie wirkt sich der Einsatz von Alltagsmaterialien aus? Alltagskontexte: Wie wirkt sich die Nutzung von Alltagskontexten aus? 7

8 Ergebnisse: Konstruktivistische Orientierung des Unterrichts Eine positive Lernentwicklung korreliert mit der Zeit, in der Schüler durch zum Denken anregende Probleme herausgefordert werden mit der Zeit, die mit der Auseinandersetzung mit den vorunterrichtlichen Vorstellungen der Schüler verbracht wird Eine positive Lernentwicklung korreliert nicht mit dem Einsatz von Alltagsmaterialien der Nutzung von Alltagskontexten Ebenfalls zeigen sich hier keine Zusammenhänge mit der Interessenentwicklung Untersuchung: Experimente im Unterricht Untersucht wurden: Rolle und Funktion des Experiments: Welche Funktion hat das Experiment im Unterricht (Phänomene zeigen, Hypothesen testen, Konzepte veranschaulichen)? Experimentierphasen und Experimentierzeit : Wie verteilen sich die Experimentierphasen auf die Unterrichtszeit (Vorbereitung, Experimentieren, Nachbereitung)? Einbettung des Experiments: Wie ist das Experiment in den Unterricht eingebettet? 8

9 Ergebnisse: Experimente im Unterricht Es findet sich ein starker Zusammenhang zwischen der insgesamt aufgewendeten Experimentierzeit (Vorbereitung, Experiment, Nachbereitung) und dem Lernerfolg kein Zusammenhang zwischen der reinen Experimentierzeit und dem Lernerfolg Entscheidend für den Erfolg eines Experiments ist die Einbettung in den Unterricht (Vor- u. Nachbereitung) die subtile Balance zwischen Theorie und Experiment sowie zwischen Instruktion (dem angeleiteten Lernen) und Konstruktion (der eigenständigen Exploration, Diskussion, Planung, Durchführung und Auswertung der Experimente und der Darstellung der Ergebnisse) Nachgewiesenes Guter Unterricht fordert das Denken heraus schafft vielfältige Vernetzungen bezieht das Vorwissen und die Alltagserfahrungen der Schüler systematisch ein thematisiert die vorunterrichtlichen Vorstellungen der Schüler bemüht sich um eine intensive Einbettung und ausführliche Diskussion von Experimenten 9

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