MIT DEM MOBILEN KLASSENZIMMER MOZI... REPORT
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- Björn Thomas
- vor 8 Jahren
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1 Jugend + natur: NATURSCHUTZ ERLEBEN MIT DEM MOBILEN KLASSENZIMMER MOZI... Zivildienst: Platzspitz - Orchideen auf Wanderschaft... Glücksfall Zürich Seebach... fonjak: Unabhängigkeit durch Frauen -Kooperative... N 13 NOV 2012 REPORT VEREIN GRÜNWERK Report Verein Grünwerk...Ein halbjährlich erscheinender Newsletter...N 13...nov 2012
2 Editorial Viele Augen sehen mehr als zwei. Darum gibt es auch für uns jedesmal wieder Neues zu entdecken, wenn wir mit einer Schulklasse das Leben in einem Weiher unter suchen. Und natürlich finden sich je nach Standort und Jahreszeit ganz unterschiedliche Tiere und Pflanzen. Wir freuen uns, wenn uns auch in Zukunft viele junge Forscherinnen und Forscher begleiten auf den Entdeckungsreisen mit unserem mobilen Klassenzimmer MoZi. Und wenn sie wie die Schülerinnen und Schüler über die wir in diesem Report berichten zugleich im Naturschutz mitanpacken, freut uns das umso mehr! Doch vorerst steht der Winter vor der Tür: Nun finden wir Zeit, das alte Jahr abzuschliessen, das neue zu planen und Projekte in Angriff zu nehmen, die im oft etwas hektischen Sommerhalbjahr zu kurz kommen. So können wir etwa unseren neuen Zivi-Standort in Zürich Seebach weiter einrichten: unser zukünftiger Ausgangspunkt für Naturschutzarbeiten in der Stadt Zürich. Wir wünschen auch Ihnen eine beschauliche Winterzeit und gute Unterhaltung beim Lesen des vorliegenden Reports. Ihr Verein Grünwerk-Team: Patrick T. Fischer, Sonja Engler, Elke Schneebeli, Martin Gattiker, Melanie Savi und Andreas Peissard Impressum KONTAKT Verein Grünwerk Mensch & Natur, Rosenstrasse 11, 8400 Winterthur Telefon FONJAK BP 80, Ngoulemakong, Province du Sud, Cameroun Redaktion Melanie Savi, Patrick T. Fischer, Martin Gattiker, Elke Schneebeli, Sonja Engler Gestaltung Driven GmbH, Zürich, Fotos Verein Grünwerk, Stefan Kubli, Grün Stadt Zürich Druck Baldegger, Winterthur Auflage 2700 Exemplare KONTO IBAN CH Verein Grünwerk Mensch & Natur 2012 Verein Grünwerk, Winterthur 2...REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov 2012
3 INHALT jugend + natur: NATURSCHUTZ ERLEBEN MIT DEM MOBILEN KLASSENZIMMER MOZI... 4 Zivildienst: Platzspitz-Orchideen auf Wanderschaft...10 Glücksfall Zürich Seebach...12 FONJAK: Unabhängigkeit durch Frauen-Kooperative...14 Unser mobiles Klassenzimmer im Einsatz. REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov
4 Jugend + natur NATURSCHUTZ ERLEBEN MIT DEM MOBILEN KLASSEN - ZIMMER MOZI Text: Melanie Savi Fotos: Stefan Kubli, Verein Grünwerk Noch hört man im «Wildert» nur die Vögel zwitschern. Erste Sonnenstrahlen spiegeln sich in der Wasseroberfläche der Weiher und erwärmen diese. Plötzlich hört man von weitem Velogeklingel und Kindergelächter, und mit der idyllischen Morgenruhe ist es vorbei. Eine Primarschulklasse aus dem nahen Illnau trudelt ein. Ihr steht ein durch Verein Grünwerk organisierter Naturschutz-Tag bevor: In Gruppen werden die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler Goldruten ausreissen, die Weiher und Gräben nach Wassertieren durch forsten und diese mithilfe der Mikroskope im MoZi bestimmen und wie es sich für gute Naturschützer gehört, die Tiere danach in ihrem Lebensraum wieder aussetzen. Um Spannendes im Wasser zu entdecken, legt frau sich schon mal so richtig ins Zeug. 4...REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov 2012
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6 Jugend + natur Das Doppelleben von Libellen, Fröschen & Co. Zwei Gruppen der Illnauer Schulklasse machen sich ausgerüstet mit Gummistiefeln und Arbeitshandschuhen über den schmalen Trampelpfad auf durch das Moor. «Oh, da schwankt ja der ganze Boden...» bemerkt ein Mädchen, als es über den Torfboden geht. Dieser ist wie ein Schwamm mit Wasser vollgesogen. Zivildienstleistende zeigen den Kindern, welche Pflanzen nicht ins Riedgebiet gehören und ausgerissen werden müssen: die Spätblühende und die Kanadische Goldrute. Ohne die Bekämpf ung dieser Fremdpflanzen drohen einheimische Arten wie das Sumpfblutauge oder das Sumpfherzblatt verdrängt zu werden. Schnell wird ein Wettbewerb gestartet, wer es schafft, die Goldrute mit der längsten Wurzel auszureissen. Die dritte Gruppe erfährt derweil im MoZi von Melanie Savi einiges über das Leben im Feuchtgebiet. Viele Tiere führen quasi ein Doppelleben: Die Jungtiere sind als Larven perfekt ans Wasser angepasst, während die erwachsenen Tiere an Land oder in der Luft zuhause sind. So etwa die Grosslibellen: Die erwachsenen Insekten sind wahre Flugkünstler! Sie können ihre beiden Flügelpaare unabhängig voneinander bewegen, so auch in der Luft «stehenbleiben» und teilweise sogar rückwärts fliegen. Ausserdem sind sie blitzschnell: Einige Arten erreichen auf der Jagd nach Beutetieren fast 50 km/h. Ganz anders die dicken Larven der Grosslibelle: sie kriechen unter Wasser auf dem Grund oder an Pflanzenstängeln herum. Dabei sind sie ausserordentlich gefrässig: Sogar Kaulquappen und Artgenossen stehen auf dem Speiseplan! Mit Fangnetzen und Eimern ausgerüstet, machen sich die jungen Naturforschenden auf zu einem schilfgesäumten Graben. Vorsichtig untersuchen sie den schlammigen Grund des Gewässers. «Bei mir hats nur Dreck!» ist anfangs zu hören, aber der zweite Blick zeigt: im «Dreck» bewegt sich so einiges! Eifrig wühlen die Kinder im Wasser, drehen Steine, untersuchen Rindenstücke und haben schon bald so einiges Getier in ihren Kübeln gefangen. Nun geht s zurück zum MoZi, wo die einzelnen Lebewesen herausgefischt und in Petrischalen gelegt werden. Unter dem Mikroskop erkennen die Schülerinnen und Schüler die faszinierenden Details ihrer «Beute»: die riesigen Mundwerkzeuge von Käferlarven, das Innere von halbdurchsichtigen Würmern oder die Kiemenbüschel, welche die Eintagsfliegen-Larven zum Atmen brauchen. 1 Mit dem Kescher werden Libellenlarven, Rückenschwimmer und vieles mehr aus dem Wasser gefischt. 2 Zwar nicht die längste, aber doch eine beachtliche Goldruten-Wurzel. 3 Carlo trägt Goldruten aus der Naturschutz-Fläche. Rückmeldung des Primarschullehrers Michael Handschin zum Naturschutz-Tag «Mit unserem Einsatz im Naturschutzgebiet Wildert in Illnau stand für einmal nicht ein klassisches Exkursionsziel wie das Technorama oder das Verkehrshaus auf dem Programm, sondern ein Besuch in der unmittelbaren Nachbarschaft. Spannend war dann auch zu sehen, wie viel die Schülerinnen und Schüler trotz bekannter Umgebung neu entdeckten und beobachteten. So haben sie zahlreiche Wasserorganismen mit dem Fangnetz aus dem Weiher gefischt, welche für sie völlig neu waren. Mit Hilfe der Mikroskope im MoZi hatten sie dann das Vergnügen die Art der kleinen «Monster» zu bestimmen, wie etwa den Wasserskorpion oder den Rückenschwimmer. Bereits im Vorfeld haben die 6. Klässler gelernt was es für ein Ökosystem bedeutet, wenn ein Lebewesen aus der Nahrungskette verschwindet. Am Beispiel der Kanadischen Goldrute haben sie nun zusätzlich erfahren was es heisst, wenn eine Art dazukommt. «Sie, als wir alle Goldruten ausgerissen hatten, war da nur noch Sumpf übrig!», war die Reaktion von Seiten der Kinder als sie sahen, dass rund um den Goldrutenherd diverse verschiedene Pflanzen wuchsen und blühten. Es war ein abwechslungsreicher Einsatz, bei welchem für alle Schülerinnen und Schüler etwas dabei war und ich mich als Lehrperson dank der tollen Organisation von Verein Grünwerk zurücknehmen durfte.» REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov 2012
7 Jugend + natur Und trotz einigem «Iihh!» und «Wäh!» lösen sich die Augen der Kinder nicht so schnell von den Mikros kopen. Die Bestimmung der Tiere ist nicht ganz einfach. Aber mithilfe eines bebilderten Artbestimmungs-Blattes können die Kinder fast alle ihre Funde einordnen. Indessen tauchen aus dem Schilf die Goldruten-Zupfer wieder auf, die einen von Kopf bis Fuss voll Schlamm, einer mit der anhin längsten ausgerissenen Goldruten- Wurzel: 1.80 Meter. Zeit für Znüni und Gruppenwechsel REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov
8 Jugend + natur REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov 2012
9 Jugend + natur Waldboden und Wiesenpflanzen Nicht immer befindet sich ein geeignetes Gewässer in der Nähe von Schulhaus oder Vereinslokal. Doch es gibt zahlreiche weitere Lebensräume, oft direkt vor unserer Haustüre, die äusserst spannend zu erforschen sind: Man denke nur an Wald- oder Gartenboden. Wussten Sie beispielsweise, dass Asseln zur Klasse der Krebse gehören? Sie atmen teilweise durch Kiemen und halten sich deshalb bevorzugt in feuchter Umgebung auf. Landasseln spielen eine sehr wichtige Rolle im Ökosystem als Zersetzer von organischem Material und Humusbildner. Wunderschön anzuschauende, filigrane Blattskelette gehören zu ihrem Werk. Ein paar Handvoll Waldboden mit unterschiedlich stark zersetztem Holz und Laub fördern Springschwänze, Schnurfüsser, Steinkriecher und unzählige weitere kleine Bodenarbeiter zutage. Wahre Kompostiermeister sind die Regenwürmer: Sie ziehen Blätter in den obersten Bereich ihrer Wohnröhren, kleben ihre Nahrung dort an die Wand, überschichten diese mit Kot und bieten so Pilzen und Bakterien ideale Lebensbedingungen. Danach nehmen sie die angerotteten Pflanzenreste auf, zusammen mit Mineralteilchen, durch welche im Magen die Pflanzenreste zerrieben werden. Der aus geschiedene Regenwurmkot ist äusserst nährstoffreicher Humus. Bodentiere sorgen dafür, dass Nährstoffe in der Erde für Pflanzen verfügbar sind: Auf dem Land ermöglichen sie so das Leben von Pflanzen und damit auch von Tieren. Nur schon darum lohnt es sich, diese kleinen Wesen einmal unter die Lupe zu nehmen! Neben Waldboden und Kleingewässern bieten auch Magerwiesen, Hecken, lichte Wälder und andere Lebensräume so einiges für die Erforschung mit dem MoZi. Faszinierende Experimente etwa zur Filterfunktion von Böden oder zur Fotosynthese tragen ebenfalls viel zum Verständnis der Funktionen eines Ökosystems bei. Und nicht zuletzt ist die Arbeit in Naturschutzgebieten etwas ganz besonderes, da die Wege hier gewöhnlich nicht verlassen werden dürfen: Den zahlreichen Libellen, Schmetterlingen, Heuschrecken und Fröschen merkt man an, dass sie normalerweise nicht durch den Menschen gestört werden. 1 Ein Blick durchs Mikroskop zeigt 2 die imposanten Mundwerkzeuge der Gelbrandkäfer-Larve. 3 Von blossem Auge sichtbar: ein Rückenschwimmer mit einem erbeuteten jungen Moderlieschen. MoZi das mobile Klassenzimmer von Verein Grünwerk Im Jahr 2008 wurde das MoZi gebaut: Jugendliche haben es unter Anleitung von Fachkräften gezimmert, eine Sonderklasse hat es ausgebaut und bemalt. Das MoZi ist mit Forschungsgegenständen ausgerüstet. Ein Anlass kann gut mit einer ganzen Schulklasse durchgeführt werden: fünf Klapptische im MoZi bieten Platz für zehn Personen, im Freien können Posten für weitere Kinder bereitgestellt werden. Auf dem Dach befindet sich eine Solaranlage, die Strom liefert für den Betrieb von Mikroskopen, Beleuchtung oder Laptop. Schulen, Vereine und andere Interessenten können das MoZi tageweise mieten. Wir stellen ein Programm zum gewünschten Thema zusammen und begleiten die Teilnehmenden durch den Anlass. Das MoZi kann aber auch ohne Begleitung gemietet werden. Verein Grünwerk bringt es an den vereinbarten Ort. Miete MoZi CHF pro Tag Transportkosten CHF 1.70 pro Kilometer Fahrer CHF pro Stunde Lektion CHF pro 45 Minuten Durch Unterstützung der Stiftung SYMPHASIS, der AVINA Stiftung und der Familien- Vontobel-Stiftung sind wir in der Lage, Anlässe für Schulen und Vereine zu einem reduzierten Preis anzubieten: Die Stiftungen übernehmen in der Regel rund die Hälfte der Kosten. Interessierten stellen wir gerne eine Offerte für ihren Anlass zusammen. REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov
10 ZIVILDIENST PLATZSPITZ- ORCHIDEEN AUF WANDERSCHAFT Text: Martin Gattiker Fotos: Grün Stadt Zürich, Verein Grünwerk In den Pflanzbecken hinter dem Landesmuseum hatte sich über Jahrzehnte eine spannende Pflanzenwelt mit vielen Orchideenarten wie dem seltenen Fleischfarbenen Fingerkraut angesiedelt. Für Max Ruckstuhl und sein Naturschutz-Team von Grün Stadt Zürich (GSZ) war klar, dass diese wertvollen Pflanzen durch den Erweiterungsbau des Landesmuseums nicht unter den Abbauhammer kommen durften. Wir wurden beauftragt, eine Rettungsaktion zu starten. Die Stadtzürcher Orchideen vom Landesmuseum auf Wanderschaft Kanton Zürich. Diese Karte stellt einen Zusammenzug von amtlichen Daten verschiedener Stellen dar. Keine Garantie für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Rechtsverbindliche Auskünfte erteilen allein die zuständigen Behörden. Zentrum: / Bildbreite ca.: 8255 [m] Die Pflanzbecken wurden im letzten Herbst im Rahmen von Unterhaltsarbeiten gemäht, sodass bei den beiden Zügeletappen im Dezember 2011 und März 2012 von der Vegetation noch nicht viel zu sehen war. Vielmehr erinnerten Spritzen und sonstige Utensilien an die Geschichte des ehemaligen «Needle Parks» am Platzspitz. Um die empfindlichen Orchideen samt ihrem Nährboden beim Ausgraben zu erwischen, stachen wir Erdschollen rund dreissig Zentimeter tief ab und verluden sie. In Absprache mit GSZ brachten wir die Pflanzenpakete dann in verschiedenen Riedgebieten in der Stadt Zürich aus: So hoben wir in der Binz Massstab: 1:50000 auf dem Gelände der ehemaligen Lehmgrube der Zürcher Ziegeleien an verschiedenen offenen, feuchteren und trockeneren Standorten kleine Mulden aus und betteten die Pflanzschollen ein. Die Wurzeln und Samen der Schwertlilien waren schon beim Abstechen der Schollen gut sichtbar, und auch winzige Huflattich-Pflänzlein konnten erahnt werden. Von den Orchideen hingegen war nichts zu sehen bis im Frühling die ersten Blätter und Blütenansätze aus der Erde sprossen. Vor allem an den Standorten in der Binz, aber auch in der Allmend machten jedoch Schnecken den Orchideen arg zu schaffen: Pro Pflanzfläche wurden teilweise mehr als die Hälfte der erfolgreich gewachsenen Orchideen abgefressen. Nichtsdestotrotz haben in allen vier neu besiedelten Objekten in Zürich Witikon, Seebach, Allmend und Binz je zwischen zehn und vierzig Orchideen geblüht. Auch viele andere Pflanzen wie die Sumpfschwertlilie (Iris pseudacorus), die Sibirische Schwertlilie (Iris Sibirica) und der gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) haben die Zügel - aktion mit Bravour überstanden. So konnten wir in allen Objekten diesen Herbst Samenkapseln der Schwertlilien finden. Wie sich die neu angesiedelten Pflanzen nun in den verschiedenen Objekten in die dortige Pflanzengesellschaft eingliedern und ob auch die Orchideen dort heimisch werden, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Fürs Erste aber scheint die Aktion gelungen zu sein. 1 1 Die neu besiedelten Objekte: Seebach, Witikon, Allmend und Binz 2 Fleischfarbenes Fingerkraut und Sumpfschwertlilie im noch intakten Pflanzbecken 3 Ein Zivi beim Verladen der Pflanzschollen GIS-ZH, Kanton Zürich mg, 03. Oktober REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov 2012
11 ZIVILDIENST 2 3 Fleischfarbenes Fingerkraut (Dactylorhiza incarnata) Das Fleischfarbene Fingerkraut erkennt man an seinen gekielten bis gefalteten Laubblättern, welche im oberen Stängelbereich nach innen gebogene Spitzen aufweisen. Typisch sind auch die kleinen fleischfarbenen Blüten, welche zwischen Mai und Juli zu sehen sind. Es kommt auf feuchten bis nassen Wiesen, in Flachmooren, Schilfbeständen und auf basenreichen, stickstoffarmen Böden vor. Das Fingerkraut ist unter anderem wegen der Trockenlegung von Feuchtgebieten und des Stickstoffeintrags über die Luft nur noch selten anzutreffen. Den Namen «Fingerkraut» hat die Pflanze aufgrund ihrer wie Finger geformten Knollen erhalten. Diesen wurden früher übersinnliche Kräfte zu geschrieben: so glaubten die Leute, dass kranke Körperteile geheilt werden, wenn man sie an Johannistag mit Knollen vom Fingerkraut berührt. 2 REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov
12 ZIVILDIENST Glücksfall Zürich Seebach Text: Elke Schneebeli Fotos: Verein Grünwerk Schon lange erledigen wir für Grün Stadt Zürich Naturschutzarbeiten in der Stadt. Seit Sommer 2012 hat Verein Grünwerk nun einen Zivi-Standort in Zürich. Am Samstag 22. September fand ein Kennenlern-Anlass statt. Seit geraumer Zeit spielte Verein Grünwerk mit dem Gedanken, sich eine Lokalität in Zürich zu suchen, um mit Zivildienstleistenden Naturschutzarbeiten im Grossraum Zürich effizient erledigen zu können. Im Sommer 2012 war es soweit: Verein Grünwerk erhielt von der Liegen schaftenverwaltung der Stadt Zürich ein Angebot, die Nebengebäude eines ehemaligen Landwirtschaftsobjektes in Zürich-Seebach zu nutzen. Zusammen mit der Quartierkoordination und der Naturförderung von Grün Stadt Zürich wurden erste Nutzungsvorschläge diskutiert und umgesetzt. Auf einer Teilfläche bearbeiten seit 2010 Gärtnerinnen und Gärtner, unter anderem aus dem ehemaligen interkulturellen Gartenprojekt «Seebrache», ihre Pflanzplätze. Nach der ersten Besichtigung wurde schnell klar, dass es sich um einen Glücksfall handelt. Obwohl das ganze Team voll ausgelastet war mit dringenden Arbeiten wie der Bekämpfung von Berufkraut und Goldruten, konnte innert kürzester Zeit die dringende Räumung und Aufwertung des Areals an die Hand genommen werden: eine Toilette mit Lavabo wurde eingebaut, fliessendes Wasser organisiert, die eingeschlagenen Fenster repariert und wo nötig Schlösser angebracht. Am 22. September lud Verein Grünwerk zu einem Kennenlern-Tag ein Nachbarn, Bewohner und die involvierten Behördenvertreter erhielten eine Einladung. Während sich die Erwachsenen in Gespräche vertieften, suchten die Kinder im angrenzenden Obstgarten Äpfel zusammen. Mit tatkräftiger Hilfe unseres Zivi Raffael, mostete die junge Gästeschar. Gespannt standen sie dann vor der Mostpresse mit ihren Bechern und warteten bis die ersten Tropfen aus der Presse kamen. Fleur Zollinger meinte: «en so guete Moscht han ich no nie trunke.» Weil die Kleinen mit dem Mosten nicht mehr aufhören wollten, wurden auch noch alle verfügbaren Pet-Flaschen mit Most gefüllt. Den Erwachsenen blieb so ungestört Zeit, weiter Gedanken auszutauschen. Viele Vorteile mit neuem Standort verkürzte Anfahrtswege für Arbeiten in der Stadt Zürich und Umgebung Lagerung von Werkzeug, Saatgut etc. in Zürich Unterstand für Fahrzeuge und Maschinen in Zürich Möglichkeit, kleine Stauden und Gehölze vor Ort einzuschlagen Verein Grünwerk wird für Zürcher Zivildienstleistende attraktiver 12...REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov 2012
13 ZIVILDIENST REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov
14 FONJAK Unabhängigkeit durch Frauen- Kooperative Text: Patrick T. Fischer Fotos: Verein Grünwerk Landwirtschafts-Kooperativen in Kamerun haben es nicht einfach. Bäuerinnen der Frauen-Kooperative SOCOOFPROM stellen aus diesem Grund immer öfter Handelsgüter wie Öl oder Chips her, statt die Rohprodukte direkt zu verkaufen. Während der letzten Jahre hat FONJAK in Süd - kamerun viele Bauernorganisationen, die sogenannten GIC «Groupement Intérêt Communautaire», bei deren Aufbau und Gründung unterstützt. Entstanden sind weit über 100 solcher GIC, die vorwiegend Agrargüter gemeinsam produzieren, verarbeiten und vermarkten. Die Probleme bei der Vermarktung von Agrargütern aus abgeschiedenen Regionen Süd kameruns sind jedoch enorm. Faktoren wie Infrastruktur, Kommunikation oder Transport möglichkeiten entscheiden über Erfolg oder eben Misserfolg. Um die Vermarktung effizienter und einfacher abzuwickeln, kam seitens der Waldbevölkerung die Idee auf, eine Kooperative zu gründen, welche die GIC der verschiedenen Regionen vereinigt. Agrargüter werden vorwiegend von Frauen bearbeitet Männer sind eher in der Kakaoproduktion engagiert, deshalb wurde 2010 die «Société coopérative des femmes productrices de la Mvila SOCOOFPROM» gegründet. FONJAK war an der Gründung aktiv beteiligt und zur Geschäftsleiterin wurde die FONJAK- Mitarbeiterin Mireille Abou ou ernannt. Wir unterbreiteten ihr aus diesem Anlass den Vorschlag, aus der FONJAK auszutreten und die Kooperative als Geschäftsführerin zu übernehmen. Mit diesem Schritt strebten wir die Eigenständigkeit und finanzielle Unabhängigkeit der Kooperative an. Gemeinsam erstellten wir einen 5-Jahresplan mit dem Ziel, bis 2015 die totale Autonomie zu erlangen. Allen Akteuren ist bewusst, dass dies ein ehrgeiziges, aber für eine unabhängige Zukunft unentbehrliches Ziel ist. Landwirte wollen unabhängig und frei entscheiden können und für ihre Waren faire Preise erzielen das ist nicht nur bei uns so, sondern weltweit. Doch gerade wenn es um gerechte Preise geht, sind im Vergleich zur Schweiz Landwirte in Kamerun und anderen südlichen Ländern klar benachteiligt. Staatliche Subventionen in Industrieländern verstärken die Konkurrenz für Kleinbauern in südlichen Ländern und erschweren deren Entwicklung. «Dabei wird übersehen, dass bäuerliche und handwerkliche Kleinbetriebe ganz wesentliche Stützen der biologischen Vielfalt, der Ernährungssicherheit und des gemeinschaftlichen Wertgefühls sind» (aus «Frauen und Kleinbauern ernähren die Welt», Veronika Bennholdt- Thomsen, 2004). Die Voraussetzungen um eine Landwirtschafts- Kooperative in Kamerun auf einen grünen Zweig zu bringen, sind problematisch. Politische und wirtschaftliche Interessen der Industrie- aber auch der Südländer decken sich nicht mit den Vorstellungen und Bedürfnissen der Kleinbauern in Afrika. Es wäre verfehlt zu sagen, dass nur diese Umstände zu Misserfolgen führen. Doch fehlende Subventionen und Beratungen sowie tiefe Preise, die hauptsächlich von Industriestaaten festgelegt werden, sind nun einmal Faktoren, die über den Erfolg mitentscheiden. Die Lösungsansätze bei SOCOOFPROM liegen darin, dass nebst der reinen Herstellung von Rohprodukten diese vermehrt zu Nischenprodukten verarbeitet werden: Produkte, die weniger verderblich sind und somit bei Transportproblemen kaum Schaden nehmen. Zu diesen gehören Öl aus verschiedenen Nüssen, Seifen, Chips und Gari (vergorener Maniok), geröstete Erdnüsse aber auch Honig. Ein grosser Vorteil dieser lagerfähigen Produkte ist zudem, dass sie zum wirtschaftlich günstigsten Zeitpunkt auf den Markt gebracht werden können. So kann anders als bei Rohprodukten wie Maniok der Einkaufspreis bei den Produzenten schon einmal höher liegen, als der Preis, welcher zwei Wochen später auf dem Markt erzielt wird. 1 Frauen stellen Gari aus Maniok her. 2 Nüsse werden zu Gewürzmasse verarbeitet REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov 2012
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16 IN EIGENER SACHE verein grünwerk Gartencheck an der Klima- Landsgemeinde prämiert Am 15. September 2012 fand in Winterthur die erste Klimalandsgemeinde statt. Vier von einer Jury ausgewählte Projekte wurden auf dem Kirchplatz von ihren Initianten vorge - stellt, danach bestimmten die anwesenden Personen welche Projekte prämiert werden sollen. Der Gartencheck von Verein Grünwerk ( welchen wir Ihnen im letzten Report vorgestellt haben, wurde mit dem zweiten Preis ausgezeichnet! Exkursion Thurauenzentrum Am 23. Oktober 2012 besuchte Verein Grünwerk zusammen mit Interessierten das Naturzentrum Thurauen. Mit fachkundiger Führung begaben wir uns auf den Erlebnispfad durch den nahe gelegenen Auenwald. Auf den schönen Holzstegen spazierten wir zwischen Silberpappeln und anderen typischen Gehölzen hindurch und erhielten spannende Informationen zum Lebensraum und zur Geschichte des Zentrums. Anschliessend besuchten wir die Ausstellung zur Revitalisierung der Thur und übten uns beim Froschmemory im Erkennen von Amphibienrufen. Bei einem leckeren Herbstapéro im Restaurant Rübis&Stübis fand der Anlass einen gemütlichen Ausklang. Wir arbeiten mit Zivildienstleistenden im Naturund Landschaftsschutz und organisieren Projekte mit Kindern und Jugendlichen, bei denen das selbständige Erforschen und Erleben von natürlichen Lebensräumen im Vordergrund steht. Weiter bieten wir Time-out-Jugendlichen die Möglichkeit in Naturschutzgebieten mitzuarbeiten und organisieren Einsätze für Schulklassen, Firmen und andere interessierte Gruppen. Zudem betreuen wir mit der lokalen Trägerorganisation FONJAK ein Projekt in Südkamerun. Verein Grünwerk besteht aus einem sechsköpfigen Vorstand. Die Geschäftsleitung liegt in den Händen von Patrick T. Fischer (Dipl. Tropen Agro-Techniker), die Projekte werden mit Martin Gattiker (Dipl. Forst-Ingenieur ETH), Melanie Savi (Dipl. Umweltnaturwissenschaftlerin ETH), Andreas Peissard (Natur- und Landschaftspfleger) und Sonja Engler (BSc. ZHF Umweltingenieurwesen) realisiert. Elke Schneebeli führt das Sekretariat und macht die Buchhaltung. KONTAKT Verein Grünwerk Mensch & Natur Rosenstrasse 11, 8400 Winterthur Telefon verein@verein-gruenwerk.ch FONJAK BP 80, Ngoulémakong Province du Sud, Cameroun fonjakong@yahoo.fr KONTO IBAN CH Verein Grünwerk Mensch & Natur P.P Winterthur 16...REPORT VEREIN GRÜNWERK...N 13...nov 2012
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Sperrfrist: 28. November 2007, 13.00 Uhr Es gilt das gesprochene Wort Statement des Staatssekretärs im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Karl Freller, anlässlich des Pressegesprächs
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