Beobachtungen zur Phänologie und Generationenfolge der Gattung Carcharodus
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- Herta Angelika Bieber
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1 Beobachtungen zur Phänologie und Generationenfolge der Gattung Carcharodus Martin Albrecht Leipzig, 26. Februar 2010
2 Inhalt* Einleitung Fallstudien/Beispiele Carcharodus alceae Carcharodus floccifera Carcharodus orientalis Schlussfolgerungen *Anmerkung: Es handelt sich um eine gekürzte Fassung des Vortrags.
3 Einleitung Definition Phänologie : The study of periodic or cyclical biological phenomena (...) in relation with edaphic factors, climate and weather changes (Gordh & Headrick 2001) The study of timing in biological events (Shapiro et al. 2003) Anpassung an Umweltbedingungen bzw. Reduktion von Selektionsdruck (Ressourcenverfügbarkeit, Prädatoren,...) Fragestellungen Wie ist die Generationenfolge bei ausgewählten Carcharodus-Arten? Welchen Informationsgewinn bringt die Berücksichtigung von Präimaginalstadien?
4 Einleitung Ziele und Relevanz phänologischer Untersuchungen Aufklärung der Erscheinungszeit von Imagines und Präimaginalstadien Variabilität auf Grund von Wetter/Klima und Topographie/Geographie Aussagen zur Generationenfolge, Aktivitäts- und Ruhephasen (z.b. Überwinterungsstadium) Bedeutung für Schutzmassnahmen (z.b. Terminierung von Pflegeeingriffen) Synchronisation der Entwicklung mit Nahrungs- und Nektarpflanzen, anderen Arten sowie Prädatoren und Parasitoiden ( Symphänologie ) Neue Ansätze: Analyse von Mustern in großen Datenmengen um ökologische Fragen zu erkennen und zu beantworten. Probleme: Verfügbarkeit von Daten ( Monitoring!) und Analysemethoden (Shapiro et al. 2003)
5 Einleitung Probleme bei phänologischen Angaben (nach Rennwald in Ebert & Rennwald 1991) Phänologie wird oft nicht gezielt untersucht Angaben in der Literatur knapp und häufig oberflächlich Keine regionalen Unterscheidungen Methodische Probleme (Datenerfassung, Mobilität der Falter) Vermischung von Freiland- und Zuchtbeobachtungen Präimaginalstadien nicht berücksichtigt oder nur wenige Daten vorhanden
6 Methodik Blick in die Standard-Literatur Arbeitshypothesen Freilandbeobachtungen von Faltern und Präimaginalstadien Ergänzende Zuchten Betrachtete Arten Carcharodus alceae Schweiz (Raum Bern) Carcharodus floccifera Deutschland (Oberschwaben) Carcharodus orientalis Griechenland (Peloponnes) Beobachtungen sind Spin-off ökologischer Untersuchungen
7 Carcharodus alceae Ausgangssituation Tolman & Lewington (1998; Europa) Flugzeit: 3 oder mehr Generationen, Anfang April bis Oktober Ebert & Rennwald (1991; Baden-Württemberg) Mindestens zwei Generationen, in höheren Lagen 2. Gen. wahrscheinlich nur noch partiell. Überwinterung als erwachsene Raupe. Pro Natura (1997; Schweiz) In mehreren Generationen, im Wallis und Tessin 4 bis 5 nicht scharf getrennte... Generationen Untersuchungsgebiet: Umgebung von Bern ( )
8 Carcharodus alceae: Habitat Bolligen (Schweiz) 570 m
9 Carcharodus alceae: Ökologie Mehrbrütig, teilweise Kulturfolger Nahrungspflanzen: Verschiedene Malvengewächse (Malva sp., Alcea sp. u.a.). Im Siedlungsbereich gern an Stockrosen (A. rosea). Überwinterung als erwachsene Raupe, Verpuppung ohne weitere Nahrungsaufnahme im Frühjahr (Literatur, eigene Zuchtbeobachtungen; Freilandnachweise nur indirekt) Es liegen vereinzelt auch Überwinterungsnachweise der L4/Puppe vor
10 Carcharodus alceae: Beobachtungen Flugzeit 1. Generation: April/Mai 2. Generation: Juli/August (3. Generation: August/September) Vereinzelt überwintern bereits Raupen der 1. Generation.
11 Carcharodus floccifera Ausgangssituation Tolman & Lewington (1998; Europa) Flugzeit: W- bis M-Europa 2 Generationen, Ende Mai bis Juni und Ende Juli bis August; Griechenland offenbar eine Generation, Anfang Juni bis Mitte August Ebert & Rennwald (1991; Baden-Württemberg) In Oberschwaben eine Generation (wenige Daten vorhanden) Pro Natura (1991; Schweiz) An einigen wenigen Orten konnte eine sichere 2. Generation festgestellt werden ; im Tessin anscheinend nur einbrütig. Untersuchungsgebiet: Oberschwaben (Quellen: Albrecht et al und neuere eigene Beobachtungen)
12 Carcharodus floccifera: Habitat Württembergisches Allgäu 550 m
13 Carcharodus floccifera: Ökologie Ein- bis zweibrütig Unterschiedliche Lebensräume (Pfeifengraswiesen, alpine Rasen u.a.) Nahrungspflanzen: Lamiaceae (Mitteleuropa: Betonica officinalis, Westalpen: Betonica pradica, Südeuropa: Stachys recta, S. germanica) Überwinterung als halberwachsene Larve (Literaturangaben, eigene Freiland- und Zuchtbeobachtungen)
14 Carcharodus floccifera: Beobachtungen Es treten Falter einer sehr partiellen 2. Generation auf, aber offenbar nicht in jedem Lebensraum und nicht in jedem Jahr Falter der 2. Generation nicht immer nachweisbar, daher Suche nach Eiern empfehlenswert: Fund an kleinem Blatt beweist frische Ablage Bodenseebecken,
15 Carcharodus orientalis Ausgangssituation Tolman & Lewington (1998; Europa) Flugzeit: 2 oder 3 Generationen, April bis August Lafranchis (2003; Griechenland) In tiefen Lagen 2-3 Generationen, oberhalb 1600 m in der Regel einbrütig. Überwinterung als halberwachsene Raupe (L3) Untersuchungsgebiet: Peloponnes (Chelmos- und Taygetosgebirge, Juni 2009)
16 Carcharodus orientalis: Habitat Taygetos-Gebirge (Süd-Peloponnes) 1750 m
17 Carcharodus orientalis: Ökologie Schwesterart von C. floccifera, ein- bis mehrbrütig Unterschiedliche Lebensräume von Meeresniveau bis > 2000 m Nahrungspflanzen: Lippenblütler (Marrubium sp., Stachys sp., Ballota sp.) (Lafranchis 2003, eigene Beobachtungen) Überwinterung als halberwachsene Larve (Lafranchis 2003, eigene Zuchtbeobachtungen)
18 Carcharodus orientalis: Beobachtungen An tief gelegenen Fundorten ( m) auf dem Peloponnes fliegen Anfang Juni 2008 bereits Falter. Im Gebirge auf 1750 m gibt es erwachsene Raupen, Vorpuppen und Puppen, aus denen jedoch noch keine Falter geschlüpft sind Es fliegen auch hier oben schon Falter (nur Weibchen beobachtet) Wahrscheinliche Erklärung: Vertikale Wanderung von Faltern ins Gebirge (im Taygetos gleichzeitige Nachweise z.b. von I. podalirius, L. reducta und L. celtis oberhalb der Baumgrenze).
19 Schlussfolgerungen Phänologie und Generationenfolge können kompliziert sein Die Untersuchung muss auf lokaler oder regionaler Basis erfolgen, Zusammenfassungen für größere Gebiete nur auf Basis solcher Beobachtungen Die Präimaginalstadien sind zwingend zu berücksichtigen Zuchtversuche können nützliche Zusatzinformationen liefern Wichtig: Ausreichende Anzahl von Beobachtungen um Ausnahmen zu erkennen Regionale Wanderbewegungen können vorkommen Generalisierungen schwierig, da jede Art eigene Strategien entwickelt hat
20 Herzlichen Dank Für Unterstützung bei der Freilandarbeit in Griechenland Peter Sonderegger Markus Fluri Daniel Bolt Hans-Peter Wymann Bernhard Jost Heiner Ziegler
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