Abschlussbericht zur Überholung der Ignaz-Weise-Orgel. in der kath. Pfarrkirche St. Johannes in Seyboldsdorf

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1 zur Überholung der Ignaz-Weise-Orgel in der kath. Pfarrkirche St. Johannes in Seyboldsdorf Die Orgel der katholischen Pfarrkirche St. Johannes in Seyboldsdorf wurde 1911 von Ignaz Weise im erweiterten Gehäuse der Vorgänger-Instrumente von Joseph Schweinacher und Johann Ehrlich aus Landshut erbaut. Wie das Registerrelais im Spieltisch der Orgel zeigt, hatte dieses Instrument 7 Manualregister auf einer pneumatischen Taschenlade als Transmissionssystems und die Aufteilung der Register auf zwei Manuale. Bei späteren Arbeiten an der Orgel wurde dann das Transmissionssystem, das sich immer als sehr anfällig erwies, entfernt und die Unteroktavkoppel zur Manualkoppel umgebaut. Desweiteren wurden (vermutlich etwas später) Änderungen an der Disposition (Tausch Aeoline 8 gegen Flöte 2 ), Umstellung in der Mixtur sowie die Stilllegung der Oberoktavkoppeln durch Ausbau der betreffenden Pfeifen vorgenommen. Bei der der letzten Kirchenrenovierung wurde die Orgel abgetragen, zwischengelagert und wieder neu aufgebaut. Es wurde auch gleichzeitig die Mixtur wieder auf den alten Zustand umgestellt und die Windanlage erneuert. Disposition vor der Überholung der Orgel Manual C f Principal 8 Gamba 8 Gedeckt 8 Mixtur 2 2/3 (3 4 fach) Flöte 2 o Originalstock der Aeoline 8 Salicional 8 Vox coelestics 8 o Zusammenführung der Register Salicional 8 und Aeoline 8, wurde mit dem Entfernen des Registers Aeoline 8 stillgelegt Traversflöte 4 Clarinette 8 o Zusammenführung der Register Gedeckt 8 und Gamba 8, wurde mit dem entfernen des Transmissionssystems stillgelegt Seite 1

2 Pedal C d Subbass 16 Manualkoppel II/I Oberoktavkoppel II/I (wurde stillgelegt) Oberoctavkoppel I (wurde stillgelegt) Oberoktavkoppel Ped. (wurde stillgelegt) II/Ped. I/Ped. Stimmtonhöhe 437,67 Hz bei 20 Winddruck 91 mm Ws Beschreibung der durchgeführten Arbeiten Die praktischen Arbeiten wurden in der Zeit vom September 2014 bis Mai 2015 von Christian Meier und Sabine Meier (Technik), Nuno Rigaud (Intonation) und Michael Schauerte (Metallpfeifenbau und Intonation) durchgeführt. Ferner war bei den Arbeiten auch Michael Brüggemann, Restaurator aus Vilsbiburg beteiligt, der das Gehäuse restauriert hat. 1. Komplette Reinigung des Instruments Es wurden alle Teile der Orgel gereinigt und der Schimmel beseitigt. Nachfolgend wird die Schimmelbehandlung erklärt: Kaltvernebelungsverfahren: (Schimmelbehandlung Teil 1) Vorgehensweise: Einhausung der Orgel mittels einer Plane. Kaltvernebeln mit dem Mittel Acelit Fog der gesamten Orgel mit einem speziell hierfür entwickelten Kaltvernebelungsgerät. 2 Stunden Einwirkzeit. Plane kann wieder entfernt werden. Die Kanäle, Holzpfeifen und Windladen werden zusätzlich vernebelt. Das Mittel Acelit Fog ist bei der Vernebelung und danach nicht lungengängig. Seite 2

3 Eigenschaften des Mittels zur Kaltvernebelung: Schonend für Mensch: Keine Giftstoffe (Schimmel wird durch Umwandlung der Pole bekämpft) Nicht hautreizend Nicht augenreizend Schonend für Material: Nicht oxidierend Nicht ätzend Bleicht nicht Vorbeugender Langzeitschutz: (Schimmelbehandlung Teil 2) Bei einer Orgelreinigung werden alle Orgelteile und zugängliche Stellen mit dem Mittel Acelit Direkt behandelt. Wellenbretter und nicht so zugängliche Stellen werden mit dem gleichen Mittel mittels einer Sprühflasche eingesprüht (dieses Mittel kann über alles gesprüht werden, denn es ist homogen gegenüber jedem Material, man kann es sogar bei Magneten und Elektroteilen verwenden). Die Schimmelausblühungen, die sich nach dem Vernebeln leicht entfernen lassen, werden bei den zugänglichen Kanälen und Holzpfeifen mit einem hierfür entworfenem Druckluftschlauch mit Luftrückstoß entfernt. (Bei diesem Arbeitsgang werden Schimmelsporen und Staub von einem Schimmelsauger aufgesaugt, so gelangen keine Sporen in die Umgebungsluft.) Danach werden die Holzpfeifen innen feucht gereinigt (manuelles Entfernen der toten Schimmelausblühungen) und mit dem Mittel Acelit direkt behandelt. Bei den Kanälen wird das Mittel mittels Druckluft eingebracht. Auch die abgestorbenen Schimmelsporen sind, wenn sie nicht entfernt werden, ein guter Nährboden für erneute Schimmelbildung. Bei den letzten Orgelreinigungen wurde immer mehr Schimmelausblühungen in Holzpfeifen, Kanäle und Windladen gesichtet. 1. Reinigen, Entrosten und konservierendes Lackieren aller funktionsrelevanten Metallteile a. Behandlung der Metallteile mit mikrokristallinem Wachs (hierzu wird das Wachs erhitzt und die Metallteile in das Wachs getaucht). Seite 3

4 2. Gehäuse/Prospekt Die Füllungen wurden an den Fasen und Kanten überarbeitet und das gesamte Gehäuse für den Restaurator vorbereitet. An der Rückwand wurde das Drahtgitter aus dem Rahmen genommen und durch eine dünne Platte mit Schlitzen ersetzt, um für eine bessere Durchlüftung zu sorgen. Die Stoffbespannung an den seitlichen oberen Rahmen wurde durch eine neue geeignete Stoffbespannung ersetzt. Die Gehäusefassung und die Schleierbretter wurden von Restaurator Herrn Michael Brüggemann überarbeitet. 3. Spieltisch Der Spieltisch wurde zerlegt, gereinigt und gegen Schimmel behandelt. Danach wurden alle Elektroteile, die in den letzten Jahrzehnten angebaut wurden, entfernt (Steckdosen, Liedanzeiger und Orgeleinschalter) entfernt und der gesamte Spieltisch schreinertechnisch überholt. Es wurden die Bleirohre entfernt und alle Apparate durchgesehen, gereinigt und wenn nötig instandgesetzt. Membranen wurden mit Balistol behandelt. Verschlissene Belederungen und Filze wurden erneuert. Die windführenden Teile wurden abgedichtet. Danach wurden die Bleirohre wieder mit einer Mischung aus Knochenleim und Wiener Kreide eingeleimt. Die vergilbten Registerschalter wurden aufpoliert. Die Beschriftung der Registerschilder der Disposition entsprechend geändert. Bei den Manualklaviaturen wurden die ausgeschlagenen Garnierungen entfernt und durch neue ersetzt, die Tastenfedern wieder eingestellt und nach dem aufpolieren der Tasten alles wieder zusammengebaut. Bei der Pedalklaviatur wurden einige ausgespielte Untertasten aufgedoppelt, Dämpfungsund Aufschlagfilze sowie seitliche Garnierung erneuert. Die hinteren Blattfedern entrostet und mit mikrokristallinem Wachs behandelt. Seite 4

5 Auf Wunsch der Kirchengemeinde wurden eine kleine Halogennotenpultleuchte aus Messing und ein LED Streifen für die Pedalbeleuchtung an den freistehenden Spieltisch angebracht. Beide Lampen sind mit dem Motorschalter gekoppelt. Da von Seiten des Denkmalamtes die Vorgabe erfolgte, keine Elektroschalter und Steckdosen an der Orgel anzubringen, wurde eine freistehende Säule neben dem Spieltisch angebracht, in der sich jetzt Platz für Liedanzeiger, Motorschalter und Steckdosen findet. Danach wurde die gesamte Spieltischfassung sowie Klaviaturausbau und Pedal von Restaurator Herrn Michael Brüggemann überholt. 4. Windladen Bei den Windladen wurden alle Raster entfernt, bei den Oberrastern die Stifte entrostet und aufpoliert und die alte Halterung der Metallpfeifen durch neue Lederstreifen ersetzt. Bei den Unterrastern defekte Rasterstützen ersetzt. Danach wurden die Stöcke ausgebaut, alte Dichtungen dieser entfernt und durch eine neue Lederdichtung ersetzt. Die Ledertaschen (Membranen der Lade) wurden abgesaugt, kontrolliert und mit Balistolöl eingesprüht, nach Trocknung mit Talkum eingestrichen. Danach wurde alles wieder zusammengebaut, einige Stellen der Windlade neu papiert und alle auf seine Funktionalität hin überprüft und eingestellt. 5. Windanlage Zuerst wurden Kanäle, Balg und Motor gereinigt. Danach das Balgleder mit Lederfett eingestrichen. Der Orgelmotor wurde schwingungsentkoppelt aufgestellt und am Windansaug ein Feinstaubfilter angebracht. 6. Pfeifenwerk Das Pfeifenwerk wurde gleich zu Beginn der Arbeiten abgetragen und zum Metallpfeifenbauer Michael Schauerte gebracht, dort gereinigt und überholt (Ausbesserung der Schäden bei den Metallpfeifen an Füßen, Mündungen, Stimmvorrichtungen und Bärten). Die Prospektpfeifen aus Zink wurden soweit möglich ausgebeult und neu bronciert. Seite 5

6 Da bei der Überholung der Orgel auch die Oktavkoppeln reaktiviert wurden und das Register Aeoline 8 anstelle der Flöte 4 wieder ihren Platz in der Orgel fand, wurden die Pfeifen aller bestehenden Register um die Töne fs bis f erweitert (Pfeifenlöcher in den Stöcken sowie Bohrungen in den Rastern waren Original vorhanden), ausgenommen das Register Mixtur 2 2/3, das im Originalstock keine Pfeifenlöcher für dieses aufwies. Die Metallpfeifen hierfür wurden vom Metallpfeifenbauer Michael Schauerte angefertigt. Die fehlenden Holzpfeifen des Registers Subbaß 16 wurden in meiner Werkstatt in Straubing angefertigt. Sämtliche Holzpfeifen wurden in meiner Werkstatt gereinigt, gegen Schimmel behandelt, defektes Leder ausgetauscht und die Wurmlöcher ausgekittet. 7. Intonation und Stimmung Alle Pfeifen wurden Register für Register wieder in die Orgel eingesetzt. Dabei wurde der Sitz der Pfeifen in den Bänkchen kontrolliert und bei einigen Pfeifen korrigiert. Die Halterung der größeren Pfeifen an den Rastern wurde ebenfalls kontrolliert und korrigiert. Die Pfeifen wurden in der Intonation ausgeglichen, wobei insbesondere die Tonstärke und der Klangcharakter der einzelnen Pfeifen unter Wahrung der original erhaltenen Intonationsparameter korrigiert wurden. Abschließend wurden alle Pfeifen auf bisheriger Tonhöhe neu temperiert und gestimmt. Seite 6

7 Bilddokumentation Orgelansicht aus dem Kirchenraum Orgelansicht des Orgelprospekts auf der Empore Seite 7

8 Vorzustand: Seitenfront des Orgelgehäuses Vorzustand: Rückwand der Orgel Seite 8

9 Überarbeitetes Orgelgehäuse Überarbeitete Rückwand der Orgel Seite 9

10 Vorzustand: Manualklaviatur Vorzustand: Pedalklaviatur Seite 10

11 Überarbeiteter Spieltisch mit freistehender Elektrosäule Überarbeiteter Spieltisch mit neu angebrachter Notenpultleuchte und Pedalausleuchtung Seite 11