News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht Finanzkrise Verlag Fuchs AG
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- Ralf Hoch
- vor 8 Jahren
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1 News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht Finanzkrise 68 Milliarden Franken und viel Kritik für die UBS Bern/Zürich. - Einerseits können die UBS- Verantwortlichen aufatmen: Nachdem sich die finanzielle Lage der Grossbank in den letzten Tagen dramatisch verschärft hat, kauft ihr die Schweizerische Nationalbank Schrottpapiere aus der Subprime-Krise für bis zu 54 Milliarden Dollar (62 Milliarden Franken) ab. Gleichzeitig schiesst der Bund 6 Milliarden Franken frisches Kapital bei der UBS ein. Anderseits bekam die UBS gestern harte Kritik zu hören: Die EBK warf ihr in einem Untersuchungsbericht vor, die mit den Subprime-Papieren einhergehenden Risiken bis August 2007 weder richtig erfasst noch angemessen begrenzt zu haben. Sie habe damit das Bankengesetz verletzt. Die UBS muss keine Sanktionen befürchten, da sie sich von den Verantwortlichen um Marcel Ospel getrennt hat. Sein Management hat das Vertrauen der Schweizer Kunden in die Grossbank nachhaltig erschüttert: In unserem Land wurden laut UBS-Chef Marcel Rohner mit Abstand am meisten Gelder abgezogen. Trotz der staatlichen Hilfsaktion schloss der SMI am Donnerstag im Minus. (cl) Wer zahlt? Kommt nun die Rezession? Von Philipp Löpfe Zahlt der Steuerzahler die Rechnung für die Rettung der UBS? Es handelt sich erst um eine Bürgschaft. Was heisst dies? Die UBS und andere Banken haben in ihren Büchern Wertschriften, die derzeit nicht gehandelt werden können, weil es keine Käufer für sie gibt. Gemeint sind vor allem Finanzinstrumente, die eine Verbriefung der Hypothekarschulden möglich machen. Das heisst nicht, dass die Papiere wertlos geworden sind. Wenn der Sturm vorbei ist, können sie wieder gehandelt werden. Das bedeutet, dass der Steuerzahler vorläufig kein Geld bezahlen muss. Wie viel das kosten wird, ist offen: Der schwedische Steuerzahler hat in einer ähnlichen Situation in den 90er-Jahren unter dem Strich verdient. Der bernische musste beim Kollaps der Kantonalbank ein Drittel des Schadens übernehmen. Würde die UBS ohne die Hilfe des Schweizer Staates in Konkurs gehen? Das Bankgeschäft ist Vertrauenssache. Wenn das Vertrauen weg ist und alle Kunden gleichzeitig ihr Geld abziehen wollen, macht jede Bank Konkurs, auch die gesündeste. Die Beteiligung des Staates stärkt vor allem die Eigenkapitaldecke der Bank und dient dazu, das Vertrauen in sie zu stärken und so einen Ansturm der Kunden zu verhindern. Schlittert die Schweiz jetzt in eine Rezession? Die Finanzkrise greift im Moment auf die reale Wirtschaft über. In den USA zeigen die jüngsten Zahlen, dass eine Rezession nicht mehr zu vermeiden sein wird. Eine Rezession der USA hat auch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Schweiz als Exportland. Alle Konjunkturforscher haben ihre Wachstumsprognosen für nächstes Jahr nach unten korrigiert. Von einer Rezession der Schweizer Wirtschaft ist nur selten die Rede. Sind Forderungen der Gewerkschaften nach mehr Lohn nun hinfällig? Im Gegenteil, in der Schweiz sollten die Löhne im Einklang mit der Entwicklung der Produktivität steigen. Um ein Abgleiten in die Rezession zu verhindern, muss die Kaufkraft der Konsumenten und damit die Binnenwirtschaft gestärkt werden. Ist der Finanzplatz Schweiz am Ende? Nein. Eine wichtige Erkenntnis aus dieser Finanzkrise ist: Kein Land kann sich alleine retten. Deshalb haben sich die Europäer zusammenraufen können und ihre Rettungspläne koordiniert. Auch die USA haben sich diesem Vorgehen angeschlossen und weitgehend den britischen Rettungsplan übernommen. Das hat jetzt auch die Schweiz getan. Wenn das internationale Finanzsystem zusammenkracht, dann gnade uns Gott, ganz gleichgültig, ob wir in Zürich, London, Frankfurt oder New York zu Hause sind. (TA, ) Die wichtigsten Fragen und Antworten Warum sagte der Bundesrat so lange, er sehe keinen Handlungsbedarf, und reagiert jetzt doch? Im dritten Quartal zogen private und institutionelle Kunden vor allem in der Schweiz rund 84 Milliarden Franken ab. Der Vertrauensschwund betraf vor allem die Schweiz und führte zu Liquiditätsproblemen. Am Sonntag trat die UBS den Bittgang nach Bern an, weil sie feststellte, dass private Kapitalgeber nicht mehr bereit waren, ihr Geld zur Verfügung zu stellen. Woraus besteht das Hilfspaket? Ramschpapiere: Die Risikopositionen der UBS werden in eine Zweckgesellschaft ausgelagert. Diese toxischen Produkte entsprechen einem Umfang von 62 Milliarden Dollar (68,8 Milliarden Franken). Die Nationalbank gibt dafür ein Darlehen von 62 Milliarden Franken, während die UBS selber 6,8 Milliarden Franken einschiesst. Werfen die Papiere Gewinne ab, fliesst die erste Milliarde an die Nationalbank, der Rest je zur Hälfte an die Nationalbank und die UBS. Kapitalerhöhung: Für 6 Milliarden Franken zeichnet der Bund eine Pflichtwandelanleihe der UBS. Das sind Obligationen, die in diesem Fall spätestens nach 30 Monaten in Aktien umgetauscht werden müssen. Bis dann erhält der Bund 12,5 Prozent Zins pro Jahr, danach die Dividenden. Einlagenschutz: Der Bundesrat schlägt dem Parlament im Dezember eine Erhöhung des Einlagenschutzes von derzeit Franken pro Kunde auf ein mit der EU vergleichbares Niveau vor (rund Franken). Auch der Gesamtbetrag von derzeit 4 Milliarden Franken soll erhöht werden. Fliessen dafür Steuergelder? Für die Steuerzahler soll die Transaktion nichts kosten, auch die Staatsverschuldung soll nicht steigen. Die Hoffnungen beruhen auf den stattlichen Zinsen für die Darlehen, der Rückkehr der UBS in die Gewinnzone und einer Erholung der Finanzmärkte. Verliert der Staat Geld? Das hängt von der Entwicklung der Risikopositionen ab, welche die Nationalbank übernehmen wird. Möglich ist auch, dass die Nationalbank einen Gewinn aus der Transaktion zieht, je nach Entwicklung der Finanzmärkte. Was passiert jetzt mit den Boni der UBS-Manager? Einige für die Subprime-Krise und die heutigen Probleme der UBS verantwortlichen Manager mussten im Herbst ihren Hut nehmen. Deshalb kommt die Bank um Sanktionen der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) herum. Gleichzeitig mit der Annahme des Rettungspakets hat sich die UBS aber auch zur Anwendung von Standards für die Managerlöhne verpflichtet. Entschädigungen sollen demnach mit den internationalen Best-Practice-Regeln übereinstimmen. UBS-Präsident Peter Kurer selbst wird wegen der negativen Abschlüsse wohl keinen Bonus erhalten. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt hatte Kurer gesagt, dass er für 2008 mit einem Gehalt von weniger als 10 Millionen Franken rechne. Warum nimmt die Credit Suisse keine Hilfe an? Die Credit Suisse kann sich über den Markt mit 10 Milliarden Franken rekapitalisieren. Den grössten Anteil steuert dabei ein Staatsfonds des arabischen Emirats Katar bei. Was machen die anderen Banken? Raiffeisen und Kantonalbanken agieren weniger im internationalen Geschäft. Angesichts der Flaute bei den Interbanken-Krediten kündigten gestern die Raiffeisen- Gruppen und sieben ausländische Genossenschaftsbanken an, sich gegenseitig unbesicherte Kredite mit einer Laufzeit von maximal drei Monaten zu gewähren. (NLZ, ) hoe, ff, ap Fragen/Aufgaben 1. Weshalb müssen der Bund, die SNB (Schweizerische Nationalbank) und die EBK (Eidgenössische Bankenkommission) der UBS unter die Arme greifen? 2. Wie begründen die EBK, die SNB und der Bundesrat das Hilfspaket für die UBS? 3. Weshalb trifft es nur die beiden Grossbanken? 4. Worin liegt der Unterschied zwischen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und einer Geschäftsbank? 5. Muss die UBS dem Bund das Darlehen von 6 Mrd. CHF zurückbezahlen? (Begründen Sie Ihre Antwort) 6. Verfassen Sie einen Leserbrief zum Thema: Gewinne werden privatisiert und Schulden sozialisiert (d.h. Schulden müssen von der Öffentlichkeit, dem Staat übernommen werden). Begriffe Subprime-Krise SMI Rezession Gewerkschaft Produktivität Institutionelle Kunden Liquidität Best-Practice-Regeln
2 Finanzkrise Zum Film Fragen/Aufgaben und Antworten/Lösungen 1. Weshalb müssen der Bund, die SNB (Schweizerische Nationalbank) und die EBK (Eidgenössische Bankenkommission) der UBS unter die Arme greifen? Die Kunden der UBS haben in den letzten Wochen massiv Gelder von den Konten abgezogen (84 Mrd. CHF).
3 2. Wie begründen die EBK, die SNB und der Bundesrat das Hilfspaket für die UBS? EBK: Der Finanzplatz Schweiz könnte ohne staatliche Hilfe gegenüber den anderen Märkten ins Hintertreffen geraten. Es wird sogar von Diskriminierung gesprochen. SNB: Für die Nationalbank ist dieses Engagement eine Investition. Sie hat genügend Zeit zu warten, um die gekauften Risikopapiere mit Gewinn zu verkaufen. Sie hat die allfällige Gewinnbeteiligung bereits vertraglich geregelt. BR: Der Bundesrat will mit diesen Massnahmen Vertrauen zurückgewinnen. Weiter soll die Stabilität des Finanzplatzes Schweiz gewährleistet und die Schweizer Wirtschaft gestärkt werden. Die Beteiligung stärkt zudem die Eigenkapitaldecke der Bank. 3. Weshalb trifft es nur die beiden Grossbanken? Die anderen Banken sind weniger im internationalen Geschäft tätig und haben daher weniger Ramschpapiere. Sie leiden aber vor allem unter dem Vertrauensverlust der Banken untereinander.
4 4. Worin liegt der Unterschied zwischen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und einer Geschäftsbank? SNB: Die Kunden der SNB sind die Geschäftsbanken und der Bund. Die SNB regelt den Geldumlauf der Schweiz, erleichtert den Zahlungsverkehr zwischen den Geschäftsbanken und steuert die Geld- und Währungspolitik. Geschäftsbanken: Ihre Kunden sind Unternehmungen, Privatpersonen, aber auch die Kantone und der Bund. Banken leihen sich auch untereinander Geld gegen Bezahlung von Zinsen aus. Die drei Haupttätigkeiten der Geschäftsbanken sind: Das Passivgeschäft, das Aktivgeschäft und die übrigen Dienstleistungen. 5. Muss die UBS dem Bund das Darlehen von 6 Mrd. CHF zurückbezahlen? (Begründen Sie Ihre Antwort) Nein Es handelt sich bei diesem Geld um ein Darlehen, das mit 12,5% verzinst wird. Das Darlehen (Obligationen) muss innerhalb von 30 Monaten in Aktien umgetauscht werden. Dies wird als Pflichtwandelanleihe bezeichnet.
5 Begriffe Subprime-Krise: Als Subprime-Krise werden die Turbulenzen am US Kredit- und Geldmarkt bezeichnet, die sich weltweit auch auf andere Finanzmarktsegmente ausgewirkt haben. Als Folge davon erfolgten weltweit Verluste und Insolvenzen (Zahlungsunfähigkeiten). Als Subprime-Markt wird ein Bereich des Hypothekendarlehensmarkts bezeichnet, der überwiegend durch Kreditnehmer mit geringer Bonität (Kreditwürdigkeit) gekennzeichnet ist. SMI: Der Swiss Market Index (SMI) ist ein Börsenindikator, der die Entwicklung der Unternehmen der Schweiz mit dem höchsten Kapital anzeigt (maximal 20 Titel). Rezession: Mit Rezession wird der wirtschaftliche Abschwung des Wirtschaftswachstums bezeichnet. Die Wirtschaftssubjekte sind verunsichert. Die Nachfrage nach Sachgütern und Dienstleistungen nimmt ab und als Folge davon wird die Produktion vermindert, was zu erhöhter Arbeitslosigkeit führt. Gewerkschaft: Eine Gewerkschaft ist ein Interessenverband der Arbeitnehmer.
6 Produktivität: Unter diesem Begriff versteht man die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Die Produktivität bezeichnet das Verhältnis zwischen den produzierten Sachgütern und den dafür benötigten Produktionsfaktoren (Boden, Arbeit, Kapital). Institutionelle Kunden: Das sind Grosskunden, die im grossen Stil Geld verwalten, wie z.b. Versicherungen, Pensionskassen, Banken. Liquidität: Mit Liquidität bezeichnet man die Fähigkeit, am Markt ein Wirtschaftsgut schnell gegen ein anderes tauschen zu können. Best-Practice-Regeln: Darunter versteht man Richtlinien, Leitideen, Empfehlungen, wie man optimal ein Ziel erreicht oder eine Aufgabe erfüllt. Der Swiss Code of Best Practice ist 2002 in Kraft getreten und richtet sich mit Empfehlungen an die schweizerischen Publikumsgesellschaften (z.b. Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung).
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