Die neuen Migranten und deren Integration in den schweizerischen Arbeitsmarkt
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- Hertha Flater
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1 Die neuen Migranten und deren Integration in den schweizerischen Arbeitsmarkt Conny Wunsch, Barbara Gutzwiller, Marco Gadola, Thomas Kirchhofer, Antonio Loprieno Zentralfest Rheinfelden Wissenschaftlicher Anlass 2. September 2017
2 Historische Beobachtungen 1. Es gibt für den Menschen nicht nur einen, sondern zwei «natürliche Zustände»: Sesshaftigkeit und Migration. Keiner dieser Zustände ist «natürlicher» als der andere, beide sind seit dem Neolithikum gleichzeitig zu beobachten. 2. Individuelle Migration ist meistens ökonomisch motiviert (bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt), Massenmigration ist meistens ökologisch motiviert (ungünstige Überlebensbedingungen wegen Krieg, Naturkatastrophen, sozialen Umwälzungen, usw.). 3. In Zeiten der Globalisierung (Öffnung der Märkte durch beschleunigte Aufhebung bestehender Grenzen) nimmt Massenmigration dramatisch zu und bewirkt kulturellen Wandel. Universität Basel 2
3 Massenmigration: ein weltweites Phänomen Universität Basel 3
4 Massenmigration: auch ein europäisches Phänomen 2016: 65 Mio. Menschen auf der Flucht weltweit. 2016: Menschen kamen in die EU. Universität Basel 4
5 Migration als historische Konstante Expat Migranten Der Syrer Aper-El (vgl. Israel, Joseph) war Wesir unter Pharaoh Amenhotep III, 1400 BC. Damals wanderten aus wirtschaftlichen Gründen Stämme aus der gleichen Region nach Ägypten (vgl. Abraham). Asylant 400 Jahre zuvor hatte der hohe ägyptische Beamte Sinuhe politisches Asyl bei einem syrischen Stamm gesucht. Flüchtlinge Zur gleichen Zeit beschwerte sich der König von Jerusalem über die Apiru (vgl. Hebräer), die in der Stadt herumirren und Terror verbreiten. Universität Basel 5
6 Objektive Migrationsverhältnisse x Individuum Persönliche Ebene Gesellschaft x Wirtschaft (x > x+) Expat Migranten Institutionelle Ebene Politik (x > x=) Asylant Flüchtlinge Universität Basel 6
7 Subjektive Migrationsverhältnisse individuelle Mobilität x Persönliche Ebene soziale Migration x Wirtschaft (x > x+) Expat Migranten Integration Institutionelle Ebene Politik (x > x=) Asylant Flüchtlinge Universität Basel 7
8 Massenmigration als Globalisierungsphänomen um 1100 BC Wirtschaftliche und politische Globalisierung führt zu einer Aufhebung der Unterschiede zwischen Migrationstypen und zu ihrem gemeinsamen Auftreten, was radikale Änderungen gesellschaftlichen u. kulturellen Charakters herbeiführt. Die erste Globalisierung führte zum Ende der Tempel- und Palastkulturen der Bronzezeit (vgl. Bibel) und zu neuen Technologien (Eisenzeit) mit der Entstehung ethnischer Identitäten. Universität Basel 8
9 Massenmigration als Globalisierungsphänomen ab 300 n.chr. Die zweite Globalisierung (Völkerwanderung = invasions germaniques = invasioni barbariche) führt zum Ende des Römischen Reiches. Dadurch entstand zwar eine kulturelle Fragmentierung (Latein > romanische + germanische Sprachen), jedoch auch eine wichtige gesellschaftspolitische Innovation ein: der Nationalstaat. Universität Basel 9
10 Was sind die distinktiven Merkmale der jetzigen Migrationswelle? Unscharfe Unterscheidung von politisch motivierter «Flucht» (wie in 1956 < Ungarn oder 1968 < Tschechoslowakei) vs. wirtschaftlich begründeter «Migration» (wie in den 60er und 70er Jahren aus Südeuropa). Weltanschaulich (religiös, kulturell) untermauerter Minderheitsstatus (anders als die genannten bisherigen Beispiele, die unter christlichaufklärerischer Deutungshoheit erfolgten). Aufgrund der Vielfalt individueller Kompetenzen und kultureller Bereitschaft zur Integration (z.b. Vietnamesen vs. Eritreer) sind wirtschaftspolitische Entscheidungen besonders anspruchsvoll. Die Mehrheitskultur ist polarisiert: liberale vs. populistische Einstellungen halten sich die Waage. Es steht der westeuropäischen Gesellschaft eine kulturelle Wende grossen Ausmasses bevor. Universität Basel 10
11 Wie reagiert der Schweizer Arbeitsmarkt auf diese neue Völkerwanderung? Gesellschaftliche Polarisierung: humanitäre Tradition der Schweiz vs. Ängste der Bevölkerung bei massiver Integration. Ist eine restriktive oder eine liberale Politik im besten Interesse unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft? Sind eher der Staat oder die individuelle Initiative gefragt? Wissenschaftliche Erkenntnisse: Prof. Dr. Conny Wunsch, Professorin für Arbeitsmarktökonomie an der Universität Basel Wirtschaftspolitische Aspekte: lic.iur. Barbara Gutzwiller, Direktorin des Arbeitgeberverbandes Basel Erfahrungen aus der Wirtschaft: Marco Gadola, CEO Straumann Group Thomas Kirchhofer, CEO Park Resort Rheinfelden Universität Basel 11
12 Prof. Dr. Conny Wunsch Zentralfest Rheinfelden Wissenschaftlicher Anlass 2. September 2017
13 Arbeitslosenquote 2016 in der Schweiz gemäss ILO, nach Nationalität(engruppe) Arbeitslosenquote in Prozent Schweiz 3.5 Angrenzende Länder 5.7 Restliches Europa 9.2 Afrika 27.7 Naher Osten 19.2 Südostasien 16.5 Rest der Welt 10.9 Ausländer/-in 8.8
14 Sozialhilfequote 2015 in der Schweiz nach Nationalität(engruppe), ohne Flüchtlinge Sozialhilfequote in Prozent Schweizer 2.2 Nachbarländer 2.6 Restliches Europa 5.8 Afrika 30.0 Asien 11.7 Rest der Welt 8.8
15 Sozialhilfequote 2015 in der Schweiz nach Nationalität(engruppe), nur Flüchtlinge Sozialhilfequote in Prozent Afrika 83.5 Naher Osten 85.2 Europa 75.9 Rest der Welt 73.2
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