Ökologische Grünpflege. Christian Gnägi
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- Wolfgang Kneller
- vor 6 Jahren
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1 Ökologische Grünpflege Christian Gnägi Christian Gnägi Grundausbildung: Landwirt Studium: Geographie, Biologie, Ökologie mit Schwerpunkt Natur- u. Landschaftsschutz (Uni Bern / ETH Zürich) Dissertation: Geologie Geologie- / Ökobüro: weg>punkt, Herzogenbuchsee 2
2 Handlungsspielraum Strassenverkehrsgesetz (Kanton): Art. 3 Wirkungsziele Strassen werden so geplant, gebaut, betrieben und unterhalten, dass die Summe aller Wirkungen dauerhaft zu einer Verbesserung des Lebensraums führt. > Gesetz, Spardruck und Bevölkerung geben uns einen Handlungsspielraum > Spielraum ausserhalb des Bankett > Aber: tue Gutes und sprich darüber (Strategiewechsel kommunizieren) 3 Ökologisches Potential der Verkehrsbegleit- u. Restflächen: z. B. Magerwiesen Magerwiesen und Waldränder weisen die höchste Artenvielfalt auf (Fauna u. Flora) Magerwiesen sind in den letzten 50 Jahren extrem zurückgegangen. Magere Lebensräume bedeuten weniger Wuchs und damit weniger Pflege, also eine Win-win-Situation. 4
3 Typen v. Magerstandorten an Strassenböschungen 4 Haupttypen Trockenwiesen Feuchtstandorte an Grabenrändern / Bachufern / Hangdrucklagen Krautsaum von Wald, Gehölz und Hecke Ruderalstandorte Trockenwiesen Trockenwiese hell, mager, warm, trocken typ. Pflanzenarten (fliessender Übergang zu Naturwiese) > Hohe Pflanzenvielfalt = hohe Vielfalt der Wirbellosen Grillengezirpe, Schmetterlinge, Eidechsen 6
4 Feuchtstandorte an Grabenrändern, Bachufern, Hangdrucklagen feucht, oft schattig, mager bis fett typ. Pflanzenarten Ufervegetation ist geschützt, muss gefördert und darf nicht zum Absterben gebracht werden (Dauerbeweidung) Krautige Böschungen an Grabenrändern und im Wald sind Sommerquartiere für Amphibienarten. Krautsaum von Wald, Gehölz und Hecke typ. Pflanzenarten Höchste Artenvielfalt an breiten Übergangszonen Wald-Grünland Waldstrassenränder = innere Waldränder
5 Ruderalstandorte Kies, Sand, Geröll, Schutt, Flachdächer warm, trocken, hell, mager typ. Pflanzenarten Der Wert der Artenvielfalt Strassenböschungen sind ein wichtiger Lebensraum für Amphibien (Sommereinstand), Reptilien, Bienen, Schmetterlinge, Heuschrecken, Libellen, Fledermäuse (Jagdgebiet) zahlreiche geschützte u. gefährdete Pflanzenarten der Magerwiesen (z.b. Orchideen, Lilien, Nelken) Leistungen von guten Ökosystemen für die Allgemeinheit Bestäubung v. Obst, Beeren, Raps, Gemüse d. Insekten sauberes Grundwasser (Filter) Bodenfruchtbarkeit (Humus, Struktur) Schädlingsbekämpfung in angrenzenden Kulturen (Nützlinge) Erholungsgebiete für den Menschen Erosionsschutz Ø abhängig von Vielfalt Strassenböschungen vernetzen angrenzende Lebensräume 10
6 Saatgutmischung Blühende Böschungen > gesunde Bienen für die Landwirtschaft 200 Mio Wertschöpfung hängen von Bestäubung ab. Im Kt. TG kommen bereits künstlich gezüchtete Hummeln zum Einsatz, weil es an natürlichen Bestäubern mangelt. Trachtlücke von Mitte Mai Mitte Juli, wenn der Honigtau im Wald nicht kommt. Beim Bienensterben wirkt sich für Wild- und Honigbienen das Fehlen von Nahrungsangeboten in der Landschaft negativ aus. Gut ernährte Bienen sind weniger anfällig für Krankheiten. > Blühende Strassenränder erst nach dem Abblühen mähen (Mähzeitpunkt: wenn keine Bienen mehr auf der Fläche sind) 50% der Bestäuberleistung geschieht durch Wildbienen. Sie brauchen für ihre Brut hohle Stengel und offene Bodenstellen (Altgras / Stauden stehen lassen, nicht alles humusieren) Bienenoptimierte Saatgutmischung «TBA Kt. Bern Bestäuber» (Hauenstein AG), speziell für kiesige Standorte Foto R. Ritter 11 Optimierung: Böschungsanlage Blumewiese = Samenmischung + Untergrund Ø Kiessand (nicht lehmig), Planiekies oder mageres C-Material Humusierung Ø Wenn immer möglich weglassen oder minimal (Schaufelwurf) Bankette werden nicht mehr humusiert, sondern wasserdicht erstellt (VSS-Norm) Strassen mit < 2000 Fz/Tg keine Humusierung Flächen ausserhalb des Belastungsstreifens: Fz/Tg nur 1m breit geringe Filterfunktion: 10 cm Oberboden genügt nur Spritzwasserbelastung Aufwärtsböschungen Belastungsstreifen wenn Entwässerung nicht über die Schulter erfolgt Ansaat gar nicht Kt.Bern TBA Bestäuber Mahdgutübertragung (Direktbegrünung): Agridea-Merkblatt: «Direktbegrünung artenreicher Wiesen in der Landwirtschaft» Mähdruschsaat 12
7 Optimierungsmöglichkeiten Ausgangslage: Viele Pflanzenarten = viele Tierarten Handlungsspielraum: ausserhalb des Banketts 1. Magerwiesen magere Bereiche ausscheiden nur einmal, nach dem Absamen mähen LN: ab Mitte August Wald: ab Mitte Oktober Schnittgut abführen (sonst Vermoosung u. Artenverarmung) 2. Fauna: Mähtechnik überdenken faunaschonendes Mähverfahren (Sense, Balkenmäher, Verzicht auf Rotationsmähwerke und Mulcher) Schnitthöhe cm Kleinstrukturen schonen. ab Mitte Oktober sind Tiere in der Winterruhe 3. Grabenränder Spät bearbeiten, ev. nicht alljährlich (Ufervegetation, Hochstaude), Material abtransportieren oder ausblasen 4. Gebüsche und Gehölze: Gebüschinseln stehen lassen. (Deckungsgrad 20%). Nur schnellwüchsige auf Stock setzen, abschnittweise langsamwachsende nur auslichten Dornensträucher, beerentragende fördern 13 Krautsaum von Wald, Gehölz und Hecke
8 Optimierung: Reptilien- u. Amphibienstandorte Amphibienstandorte Ø Gräben im Spätherbst ausräumen Ø abschnittsweise Ø das ausgehobene Material ca. 1 Woche in Grabennähe deponieren (Rückwanderung Kleintiere) Bauliche Massnahmen: Ø «Perlenketten» schaffen Ø Rohrdurchlässe höher als Bachsohle Zusatzinfos Broschüren Abt. f. Naturförderung Kt. Bern Unterhalt von Wiesenbächen Unterhalt von Uferböschungen Reptilienstandorte Randstreifen / Gebüsche als Versteck stehen lassen Strukturen belassen und teilweise freimähen ab Mitte Okt mähen (Tiere im Winterquartier) «Praxismerkblatt Einheimische Reptilien schützen und fördern» Mauereidechse Sonnige Böschungen mit Strukturen 15 Optimierung: Spezialstandorte 16
9 Zusammenfassung Handlungsspielraum Naturnahe Pflege bewahrt Böschungen als Lebensraum für gefährdete Arten: Magere Standorte ab Mitte August (LN) bzw. ab Mitte Okt. (Wald) mähen > weniger Mähdurchgänge = weniger Aufwand Blumige Böschungen erst nach dem Abblühen mähen (Bienen) Faunaschonendes Mähverfahren (Schnitthöhe >10cm, Mähtechnik) Schnittgut entfernen erhält Artenvielfalt und senkt langfristig die Kosten Gebüsche und Hecken fensterartig auslichten (nur schnellwüchsige auf Stock setzen) am Rand Rückzugsstreifen stehen lassen Böschungen mager anlegen kommt billiger und dient der Artenvielfalt: mager aufbauen und mögl. wenig humusieren Saatgutmischung TBA Bestäuber Neophyten mähen ist keine Bekämpfung > jede Art gemäss Merkblättern angehen Probleme entstehen dort, wo man zu lange wegschaut 17 Vielen Dank fürs Zuhören Ooooou...!!!
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