Brücken zwischen Kinderheilkunde und Jugendhilfe im Kinderschutz

Transkript

1 Brücken zwischen Kinderheilkunde und Jugendhilfe im Kinderschutz Koordinierungszentrum Kinderschutz Eröffnungsfeier Dr. Thomas Meysen Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht (DIJuF) e.v. Hannover, 6. März 2008

2 Brücken zwischen Jugendund Gesundheitshilfe?!

3 Miteinander reden Kooperation Das ist wichtig. Eine tolle Sache. Die Politik hat hier einen wichtigen Grundstein gelegt. Wir müssen uns an einen Tisch setzen. Das Wetter ist kalt und trübe. Fallübergreifende Kooperation rechtlich unproblematisch Können Sie ertragen, sich etwas zu sagen?

4 Datenschutz/ Vertrauensschutz Gemeinsame Grundsätze Informationelle Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 1 i.v.m. Art. 1 Abs. 1 GG) Grenzen, wenn Grundrechte Anderer überwiegen (z.b. Kindeswohl) Funktionaler Schutz der Hilfebeziehung kein Kindesschutz geht vor Datenschutz, sondern Kindesschutz braucht Datenschutz Genereller Schutz der Vertrauensbeziehung als Basis für den aktuellen und zukünftigen Aufbau von Hilfebeziehungen

5 Datenschutz/ Vertrauensschutz Transparenzgebot: Aufklärung über Zweck der Erhebung potenzielle Weitergabebefugnisse und -pflichten Informationsweitergabe: Vielleicht gegen den Willen, aber nicht ohne Wissen

6 Datenerhebung in Gesundheitshilfe und freier Jugendhilfe Datenerhebung: Behandlungs- bzw. Hilfevertrag als dynamischer Prozess Auftrag erteilt bekommen Auftrag annehmen um Erweiterung des Auftrags ersuchen

7 Ärztliche Schweigepflicht Datenweitergabe: Schweigepflicht Weitergabe mit Einverständnis Beratungsaufgabe in Kliniken, Praxen und der Hebammen/Entbindungspfleger Werbung um Inanspruchnahme weitergehender Hilfen

8 Ärztliche Schweigepflicht Weitergabe mit Wissen, aber ohne den Willen der Beteiligten Schwelle des 34 StGB: Gefährdung, eigene Mittel nicht ausreichend, Werben erfolglos, Weitergabe zur Abwendung erforderlich Konsultation erfahrener Kolleg/inn/en Dokumentation keine Gefahr dringende vage Gefahr konkrete

9 Brücken zwischen den Systemen: Das Modell des 8a SGB VIII Risikoeinschätzung mit Fachleuten wenn weitergehende Hilfen erforderlich erscheinen: Werben für Inanspruchnahme Hinzuziehen der anderen Stellen auch gegen den Willen, wenn anders nicht mehr zu verantworten

10 Früherkennungsuntersuchungen Verbesserung der Kindergesundheit Teilnahmequote erhöhen sensibilisieren für Notwendigkeit kontinuierlicher Gesundheitsvorsorge im Kindesalter

11 Früherkennungsuntersuchungen Und die Kinder- und Jugendhilfe? keine gewichtigen Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung nach 8 a SGB VIII unaufgeregte Gelegenheit zur Kontaktaufnahme mit unfreiwilligen Klient/inn/en ( 16 SGB VIII)

12 Früherkennungsuntersuchungen als Instrument des Kinderschutzes?

13 (Familien-)Hebammen/ Entbindungspfleger Hebammen in ersten 10 Tagen täglich bis Ende 8. Woche weitere 16 mal Familienhebamme als Brückenbogen? Aber wer finanziert? Primärprävention nach SGB V? Leistung nach SGB VIII? kommunale Gesundheitsdienstleistung?

14 Gesundheitsämter als Partner allgemeine Aufgabe der Gesundheitsförderung Beratung und Aufklärung über bestehende Hilfemöglichkeiten Kenntnisse über alle Ärzt/inn/en bekannte Anlaufstelle Koordinierungsfunktion

15 Beratungsleistungen der Ärzt/inn/e/n keine Zeit, sich der sozialen Probleme mit Beratung anzunehmen Beispiel U 2 - U 9: 19 Minuten Prüfzeit 8 Minuten Beratungszeit Hürde für direkten Weg zum Jugendamt zu hoch Ärzt/inn/e/n brauchen niedrigschwellige Angebote als Brückenbögen

16 Brückenbögen für Ärzt/inn/e/n Frauenärzt/inn/e/n Schwangerschafts- (konflikt)beratungsstellen Geburtskliniken Kinderärzt/inn/e/n (Familien-) Hebammen Erziehungsberatungsstellen Jugendamt Angebote der Kinder- und Jugendhilfe

17 Kooperation zwischen Gesundheits- und Jugendhilfe als Schlüssel Eltern erreichen und für Hilfe gewinnen, prekäre Lebenssituationen erkennen mitteilen statt melden hinzuziehen statt abgeben gemeinsam helfen und schützen statt Verantwortung weiterreichen Schlüssel zu nachhaltigen Verbesserungen im Kinderschutz

18 Brücken zwischen Jugend- und Gesundheitshilfe: ein Ausblick