Die Weilorgel in Kobern / Mosel von Andreas Lenk

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Helmut Kaufer
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1 Die Weilorgel in Kobern / Mosel von Andreas Lenk In den Jahren 1826 bis 1829 wurde der Neubau der Pfarrkirche St. Lubentius in Kobern nach Plänen von J. C. v. Lassaulx fertiggestellt; auf der linken Seite der Westempore im hinteren Kirchenschiff befindet sich heute eine zweimanualige mechanische Schleifladenorgel mit 30 Registern, die in weiten Teilen noch über historisches Material eines Instruments aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfügt. Dieses Werk wurde 1829 von der Firma Gebrüder Weil aus Neuwied für die Pfarrkirche St. Lubentius erbaut.

2 Zwei Generationen der Familie Weil widmeten sich dem Orgelbau. Nach dem Tod des Werkstattgründers Johann Christian Weil ( ) übernahmen seine Söhne Johann Anton ( ) und Johann Carl Christian ( ) den Betrieb, der als "Weil'sche Orgel-Fabrik" seinen Sitz in der Heddesdorfer Straße 5 in Neuwied hatte. Für den Zeitraum von 1790 bis 1888 lassen sich rund einhundert Neu-, Umbauten, Reparaturen und Angebote, die durch die Firma Weil erstellt wurden, nachweisen. 1) Jakob Oberlinger übernahm 1888 das Inventar der Werkstatt und legte somit den Grundstock für die heute noch bestehende Firma. Gebr. Oberlinger in Windesheim/Nahe. Die Koberner Orgel entstand 1829, zwei Jahre nach dem Tod Johann Christians. Das Prospekt des Werkes präsentiert sich im klassizistischen Stiel: Unter einem Spitzgiebel wölben sich die (neo)romanischen Rundbögen der drei Pfeifenfelder, von denen das mittlere ebensoviel Breite beansprucht wie die beiden Seitenfelder. Ursprünglich befanden sich die Labien der Prospektpfeifen nicht wie heute auf einer Ebene, sondern bildeten konkave entsprechend den Rundbögen, wodurch sich eine zusätzlich Korrespondenz zu den Rundfenstern des Kirchenschiffs ergab. Weiteres Kennzeichen der für die Zeit modernen Prospektgestaltung ist das Fehlen jeglicher Pfeifentürme wird das Werk durch den Orgelbauer Klein aus Obersteinebach/Westerwald von der Emporenmitte auf den heutigen Standort auf der rechten Emporenseite versetzt, wodurch das Rundfenster der Westfront, das den Patron der Pfarrkirche, den hl. Lubentius, zeigt, vom Kircheninneren aus sichtbar wird. Gleichzeitig werden die für die Materialbeschaffung im ersten Weltkrieg abgegebenen Prospektpfeifen in Zink erneuert. 2) Ob im Zuge dieser Arbeiten oder bereits früher eine Veränderung der Disposition vorgenommen wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Jedenfalls dürfte die im Jahre 1944 dokumentierte 3) und bis zum Umbau im Jahre 1972 bestehende Disposition nicht der ursprünglichen Konzeption entsprechen. Auffällig ist das Fehlen einer Mixtur im Hauptwerk, an deren Stelle wohl ein reich vorhandenes Achtfußregister trat. Der leise Streicher sowie die

3 Schwebung des Nebenwerks (Aeoline und Vox coeleste ) waren wohl ebenso wenig in der Originaldisposition enthalten; stattdessen dürften Principal und u.u. weitere Register dem Werk einen stärkeren Klang verliehen haben. Während das Hauptwerk noch über die ursprünglichen Schleifladen mit mechanischer Traktur verfügt, stehen die Pfeifen des Nebenwerks auf Kegelladen, die pneumatisch angesteuert werden. Eine fehlende Registerschleife im Hauptwerk wurde durch eine pneumatische Registerkanzelle ersetzt. Wegen der verschiedenen Ladensysteme musste das Instrument einen neuen Spieltisch erhalten. Disposition 1944 I. Manual (mechanisch) II. Manual (pneumatisch) III. Pedal Principal Bourdon Gamba Gemshorn Soloflöte Oktav Picolo Cornet 3-4f Trompete Geigenprincipal Salicional Flöte Flöte Aeoline Vox coeleste Oboe Violon Subbass Oktavbass Cello Posaune Der zuvor beschriebene Zustand der Koberner Orgel blieb bis zum Jahre 1972 bestehen. Damals beauftragte die Pfarrei die Hugo Mayer Orgelbau GmbH mit dem Umbau des Instruments. Orgelbaumeister Gerd Mayer und Prof. Heinz Anton Höhnen von der Universität Koblenz entwarfen für das Werk die vorstehende Disposition.

4 Beim Umbau wurden die Registerkanzellenladen entfernt und hierfür wieder Schleifladen eingebaut. Die Traktur sowie der Spieltisch wurden vollkommen neu gefertigt. Die Registratur wurde mit elektrischen Schleifenmotoren ausgerüstet, der Spieltisch erhielt sechs Setzerkombinationen, mit denen das Speichern und Abrufen von verschiedenen Registereinstellungen möglich wird. Die originalen Weilschen Windladen wurden im Hauptwerk bis g3 und im Pedal bis f1 erweitert. Das noch erhaltene historische Pfeifenwerk von 1829 wurde vollständig übernommen, 4) sowie einige Register von Klein, soweit diese in die neue Disposition eingefügt werden konnten, die restlichen Pfeifen fertigte die Werkstatt Hugo Mayer neu. 5) Disposition 1972 Hauptwerk Bourdon * Principal * Gedackt * Octave * Flauto * Rauschpfeife 2-fach Piccolo * Cornet 3-4-fach Mixtur 5-fach Trompete Clairon Seitenwerk Holzflöte Quintade Principal Quinte Pricipal Terzpfeife Scharff 4-fach Dulcian Oboe Tremulant Pedalwerk Principalbass * Subbass * Octavbass * Gedacktbass * Choralbass * Hintersatz 4-fach Posaune Basstrompete * 2 2/3' 1 3/5' 1' 2 2/3' Das noch erhaltene historische Pfeifenwerk von 1829 wurde vollständig übernommen und ist mit einem * gekennzeichnet.

5 1) Vgl. Walter Knaswik, Die Orgelbauerfamilie Weil in Neuwied, in: Das Musikinstrument 26 (1977), S. 197f.; Franz-Josef Vogt, Die Werkstatt Hünd, Stockhausen und Weil am Mittelrhein, in: Friedrich W. Riedel, Beiträge zur Orgelgeschichte im ehemals kurrheinischen Reichskreis und in seinen Nachfolgestaaten (= Die Orgel als sakrales Kunstwerk 1), Mainz 1992, S ) Vgl. den Meldebogen für Orgeln, Pfarrei St. Lubentius, Kobern, BA Tr. Abt. 70 Nr. 10, 12 Bd. 3 3) Vgl. Fn. 2 4) In der Disposition mit * bezeichnet 5) Mitteilung von Orgelbaumeister Gerd Mayer, Heusweiler Der Aufsatz wurde mit freundlicher Genehmigung des Autors dem Heimatjahrbuch 2001 des Landkreises Mayen - Koblenz entnommen.

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