des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
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- Gotthilf Hofmeister
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1 Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / Antrag der Abg. Daniel Renkonen u. a. GRÜNE und Stellungnahme des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Nutzung der Geothermie in Baden-Württemberg Antrag Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten, 1. wie viele Anlagen in Baden-Württemberg zur Nutzung von oberflächennaher und tiefer Geothermie installiert sind und wie viele Haushalte diese Anlagen mit Wärmeenergie versorgen; 2. wie viele Anlagen zur Nutzung von oberflächennaher und tiefer Geothermie aktuell geplant sind bzw. sich in der Genehmigungsphase befinden; 3. wie sich der Anteil der oberflächennahen und tiefen Geothermie an der Wärme - gewinnung in Baden-Württemberg seit 2011 entwickelt hat; 4. welche Förderprogramme des Landes und des Bundes Mittel für den Ausbau von oberflächennaher und tiefer Geothermie-Anlagen in welchem Umfang bereitstellen und in welchem Umfang diese abgerufen werden; 5. wie wahrscheinlich es ist, dass geothermische Bohrungen in Baden-Württemberg Erdhebungen verursachen und welche Maßnahmen zur Verhinderung solcher Vorfälle bereits getroffen wurden; 6. wie sie die Akzeptanz in der Bevölkerung für geothermische Anlagen einschätzt; 7. welche Potenziale sie für die Geothermie beim Ausbau der Nahwärmenetze sieht; 8. welche wirtschaftlichen und technischen Potenziale die Nutzung der Geothermie nach ihrer Einschätzung in Baden-Württemberg hat; Eingegangen: / Ausgegeben: Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Der Blaue Engel. 1
2 9. wie sie den Stellenwert der Geothermie als Bestandteil der Energiewende in Baden-Württemberg insgesamt bewertet; 10. welche Potenziale sie sieht, Abwärme als Ressource zu nutzen und über eine Zwischenspeicherung wieder zur Beheizung zu nutzen Renkonen, Lisbach, Dr. Murschel, Niemann, Dr. Rösler, Schoch, Walter GRÜNE Begründung Die Wärmegewinnung durch oberflächennahe und tiefe Geothermie ist ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Energiewende, die mit großen Potenzialen verbunden ist. Durch Vorfälle bei Bohrungen (zuletzt am 7. Dezember bei München) kam es in der Vergangenheit vermehrt zu Kritik an dieser Art der Wärmegewinnung. Die Antragsteller interessiert daher, wie sich die Akzeptanz und Ausbauzahlen geothermischer Anlangen in Baden-Württemberg entwickelt haben und wie die Landesregierung die Potenziale und Zukunftsfähigkeit der Technologie einschätzt. Stellungnahme Mit Schreiben vom 5. April 2017 Nr nimmt das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft zu dem Antrag wie folgt Stellung: 1. wie viele Anlagen in Baden-Württemberg zur Nutzung von oberflächennaher und tiefer Geothermie installiert sind und wie viele Haushalte diese Anlagen mit Wärmeenergie versorgen; Derzeit (März 2017) sind beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) insgesamt Erdwärmesonden-Anlagen mit EWS-Bohrungen für oberflächennahe Geothermie von den Landratsämtern gemeldet. Im Bereich der tiefen Geothermie befinden sich zwei Anlagen im Betrieb. Private Haushalte werden von diesen nicht mit Wärmeenergie versorgt. 2. wie viele Anlagen zur Nutzung von oberflächennaher und tiefer Geothermie aktuell geplant sind bzw. sich in der Genehmigungsphase befinden; Nach derzeitigem Kenntnisstand sind 191 Anlagen zur Nutzung von oberflächennaher Geothermie und zwei Anlagen zur Nutzung von tiefer Geothermie aktuell in Planung bzw. in der Genehmigungsphase. 2
3 3. wie sich der Anteil der oberflächennahen und tiefen Geothermie an der Wärme - gewinnung in Baden-Württemberg seit 2011 entwickelt hat; Die beiliegende Darstellung zeigt, dass die Anwendung von Erdwärmesonden gegenwärtig wieder auf dem Niveau zu Anfang der 2000er-Jahre angelangt ist. Ursächlich für das niedrige Niveau sind vor allem die mit beachtlichen und öffent - lichkeitswirksame Schäden verbundenen und fehlgeschlagenen Projekte in Staufen, Böblingen oder in Rudersberg. Der Anteil der Tiefen Geothermie am Endenergieverbrauch für Wärme lag im Jahr 2015 wie seit vielen Jahren konstant bei 0,08 %. Der Anteil der Umweltwärme, der jedoch auch Luft-Wasser-Wärmepumpen und Wasser-Wasser-Wärmepumpen mit beinhaltet, lag im Jahr 2015 bei 0,5 % am Endenergieverbrauch für Wärme. 4. welche Förderprogramme des Landes und des Bundes Mittel für den Ausbau von oberflächennaher und tiefer Geothermie-Anlagen in welchem Umfang bereitstellen und in welchem Umfang diese abgerufen werden; Über die Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederausbau (KfW) und des Bundesamts für Wirtschaft und Außenkontrolle (Bafa) können Mittel für den Aus - bau von Wärmepumpenheizungsanlagen abgerufen werden. Aus der Antwort zu Frage 3 ist ersichtlich, dass in Baden-Württemberg gegenwärtig kein nennens - werter Zubau stattfindet. Es gibt für Projekte der Tiefen Geothermie die Möglichkeit der Unterstützung durch den Projektträger Jülich im Einzelfall. Zudem offeriert das Land die Möglichkeit, das Gelingen der ersten Bohrung mit 1 Mio. abzusichern. Das bedeutet, dass der Projektträger im Fall der fehlgeschlagenen ersten Bohrung diesen Zuschuss erhält. Gelingt diese erste Bohrung, erhält er keinen Zuschuss. 3
4 5. wie wahrscheinlich es ist, dass geothermische Bohrungen in Baden-Württemberg Erdhebungen verursachen und welche Maßnahmen zur Verhinderung solcher Vorfälle bereits getroffen wurden; Seit Februar 2009 wird die Bohrtiefenbeschränkung auf den sogenannten Gipsspiegel angewandt, wonach beim ersten Antreffen sulfatführender Gesteine ( Gips- spiegel ) die Bohrung einzustellen ist. Im Oktober 2011 wurden mit den Leit - linien Qualitätssicherung Erdwärmesonden (LQS EWS) verschiedene Vorgaben zur Verbesserung der Qualität bei der Erstellung von Erdwärmesonden eingeführt. Die Anforderungen der LQS EWS sind im wasserrechtlichen Zulassungsverfahren durch die unteren Wasserbehörden verbindlich umzusetzen. Weiterhin sind in dem vom LGRB aufgebauten internetbasierten Informationssystem Oberflächennahe Geothermie [ISONG] diese Vorgaben und Informationen aufgenommen. Die getroffenen Maßnahmen zielen darauf ab, dass keine weiteren neuen Schadensfälle mit Erdhebungen auftreten. 6. wie sie die Akzeptanz in der Bevölkerung für geothermische Anlagen einschätzt; Die Akzeptanz seitens der Bevölkerung von oberflächennahen geothermischen Vorhaben ist durch die zurückliegenden Schadensfälle bei Projekten der oberflächennahen Geothermie deutlich beeinträchtigt worden. Dort, wo die Erdsondentechnik seit Jahren ohne Schadensauswirkungen in Betrieb ist, sind jedoch durchgehend positive Einschätzungen vorhanden. Es bedarf einer nachhaltigen Aufklärungsarbeit, um die durch die zurückliegenden Schadensfälle aufgekommenen Irritationen zu zerstreuen. Informationen dazu gibt es seitens des Umweltministeriums (Broschüre Erdwärme erfolgreich nutzen ), der regionalen Energieagenturen und durch das Fachhandwerk. Fehlende Erfahrungen, das Geothermieprojekt in Basel und ein unglücklich verlaufenes Projekt in Rheinland-Pfalz haben auch bei der Tiefen Geothermie Akzeptanzprobleme geschaffen, die dazu geführt haben, dass über die Vorhaben in Bruchsal und Weinheim hinaus bisher keine weiteren Vorhaben in Baden-Württemberg umgesetzt worden sind. 7. welche Potenziale sie für die Geothermie beim Ausbau der Nahwärmenetze sieht; 8. welche wirtschaftlichen und technischen Potenziale die Nutzung der Geothermie nach ihrer Einschätzung in Baden-Württemberg hat; 9. wie sie den Stellenwert der Geothermie als Bestandteil der Energiewende in Baden-Württemberg insgesamt bewertet; Die Geothermie kann ein wichtiger Baustein für die Wärmewende sein. Bei der Anwendung der oberflächennahen Geothermie spannt sich der Anwendungsbereich vom Einfamilienhaus bis zur Quartierslösung. Gegenwärtig sind Anwendungen vor allem auf den Objektbereich fokussiert, weil dort durch die Anforderungen für Kühlung und Heizung ein ganz besonders effizienter Anlagenbetrieb möglich ist. Die Wärmepumpe ist jedoch in allen Szenarien zur zukünf - tigen Wärmeversorgung ein wichtiger Bestandteil. Dabei sind Sole-Wasser- Wärmepumpen mit Erdwärmesonden die deutlich effizienteste Technik. Gerade wegen der lokalen Vorbehalte werden gegenwärtig sehr viele Luft-Wasser-Anlagen installiert, die jedoch besonders in den energetisch bedeutsamen Wintermonaten nicht so effizient arbeiten können. Durch die strikte Einhaltung von Qualitätsleitlinien (Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden, LQS EWS) sind in Baden-Württemberg unter Federführung des Landes sehr gute Voraussetzungen geschaffen worden, um eine hohe Sicherheit und Qualität von Erdwärmesonden-Wärmepumpenheizungsanlagen zu gewährleisten. 4
5 Gerade im Zusammenhang mit Wärmenetzen und der Fernwärme ist die Tiefe Geothermie auch für die Versorgung von städtischen Strukturen besonders geeignet. So wird etwa von den Stadtwerken München beabsichtigt, bis 2030 die gesamte Fernwärmeversorgung von München gänzlich auf die Tiefe Geothermie abzustellen. Die Wärmeversorgung einer ganzen Anzahl von Münchner Stadtteilen basiert dort jetzt bereits auf der Nutzung hydrothermaler Energie. Es sind dort 11 solcher Anlagen bereits im Regelbetrieb. Momentan läuft die Einbindung der großen Heizkraftwerke München Nord und München Süd in ein geothermisches Wärmeverbundnetz. Daraus ist ersichtlich, dass die Potenziale der Tiefen Geothermie ganz erheblich sein können. In Baden-Württemberg sind insbesondere das Rheintal und der oberschwäbische Malmhorizont sehr gut für die Nutzung mittels hydrothermaler Doubletten geeignet. So existiert in Brühl im Rheintal eine Bohrung mit hervor - ragenden technischen Ergebnissen, die jedoch wegen mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung und eines Insolvenzverfahrens bisher nicht genutzt wird. Mit der Umsetzung erfolgreicher Projekte wären die positiven Aspekte der Nutzung Tiefer Geothermie auch vor Ort deutlicher sichtbar. Gerade bei der Anwendung erneuerbarer Wärme mit lokalen Wärmenetzen ergeben sich für die Nutzer positive Effekte wie etwa die langfristig kalkulierbaren Preise. Die tiefe Geothermie sollte dabei mit dem Fokus Wärmenutzung angelegt sein. Die Stromerzeugung hat untergeordneten Charakter und sollte auf Zeiten schwacher Wärmelast beschränkt bleiben. Die Anlagen können dann, wie das Beispiel München zeigt, wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden. Außerhalb des Rheintals und Oberschwabens sind die Aufwendungen und Erschließungsrisiken für die Tiefe Geothermie deutlich höher, weil tiefer gebohrt und teilweise mittels des Hot-Dry-Rock-Verfahrens eine energetische Nutzung des Grundgebirges erforderlich ist. Um dazu weitere Aussagen zu tätigen, sind jedoch noch erhebliche Forschungsarbeiten erforderlich. Im französischen Soultzsous-Forets ist eine derartige Anlage im Forschungsbetrieb. 10. welche Potenziale sie sieht, Abwärme als Ressource zu nutzen und über eine Zwischenspeicherung wieder zur Beheizung zu nutzen. Die Nutzung tieferer Aquifere zur saisonalen Speicherung von Wärmeenergie steht erst am Anfang und bedarf noch in erheblichem Umfang der Forschung und Entwicklung. Am Landesforschungszentrum Geothermie am KIT in Karlsruhe steht gegenwärtig ein derartiges Vorhaben am Anfang theoretischer Betrachtungen. Es soll anhand bestehender Anlagen die potenziellen Möglichkeiten dieser Technik ausloten. Inwieweit dann daraus die konkrete Umsetzung eines Vor - habens resultiert, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Untersteller Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft 5
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