Übersicht. 1 Nutzenkategorien. 2 Ansätze zur Nutzenmessung. 3 Revealed preferences. 4 Stated preferences. Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 1/25
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- Jasper Siegfried Kramer
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1 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 1/25 Übersicht 1 Nutzenkategorien 2 Ansätze zur Nutzenmessung 3 Revealed preferences 4 Stated preferences
2 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 2/25 Nutzenkategorien von Umweltgütern Direkter Nutzen (use value) (Quasi-) Optionswert ((quasi-) option value) Existenzwert (existence value)
3 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 3/25 Ansätze zur Nutzenmessung Revealed preferences Aus beobachtetem Verhalten (i.d.r. Marktverhalten bzgl. verbundener Güter) wird auf die Wertschätzung von Umweltgütern geschlossen Travel Cost Method Hedonic Price Method Stated preferences Die Wertschätzung von Umweltgütern wird mit erfragt Contingent Valuation Choice Modelling
4 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 4/25 Bewertung von Mengenänderungen von Umweltgütern Für Umweltgüter existieren häufig keine Preise und die konsumierte Menge ist oftmals nicht individuell optimierbar (z.b. Luft- oder Wasserqualität). Die Bewertung von Mengenänderungen findet mit folgenden Massen statt: CS ( compensating surplus ): Einkommensänderung, die eine gegebene Mengenänderung des Umweltgutes kompensiert (Nutzen nach Mengen- und Einkommensänderung unverändert). ES ( equivalent surplus ): Einkommensänderung, welche die Mengenänderung ersetzt (Nutzen nach Einkommensänderung gleich dem Nutzen, der mit der Mengenänderung erzielt worden wäre).
5 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 5/25 Bewertung von Mengenänderungen von Umweltgütern Andere Darstellung: WTP: Willingness to pay WTA: Willingness to accept compensation Zusammenhang CS: WTP für eine Umweltverbesserung oder WTA für eine Umweltverschlechterung, ES: WTA für das Ausbleiben einer Umweltverbesserung oder WTP für die Verhinderung einer Umweltverschlechterung.
6 Bewertung von Mengenänderungen von Umweltgütern: Indirekte Messung Annahmen: 1 Die Mengenänderung eines Umweltgutes verursacht eine Veränderung des Nachfrage nach einem Gut i (Bsp. Wasserqualität und Nachfrage nach Fischfanglizenzen). 2 Das Gut i ist nicht essentiell 3 Das Umweltgut und das Gut i sind schwache Komplemente, d.h. wenn das Gut i nicht konsumiert wird, hat eine Mengenänderung des Umweltgutes keine Auswirkung auf den Nutzen. Dann gilt CS = CV, siehe Mäler (1974). CV bezeichnet hierbei die CV für eine Preissteigerung auf den Prohibitivpreis entlang der veränderten Nachfrage (neue Menge Umweltgut) abzüglich der CV für eine Preissteigerung auf den Prohibitivpreis entlang der ursprünglichen Nachfrage (alte Menge Umweltgut). Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 6/25
7 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 7/25 Bewertung von Mengenänderungen von Umweltgütern Somit kann im Prinzip die Bewertung von Umweltgütern an Hand der offenbarten Präferenzen für schwache Komplemente durchgeführt werden. Allerdings kann häufig nur MCS beobachtet werden. Achtung: Die 3. Annahme schliesst Existenzwerte aus.
8 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 8/25 Revealed Preferences Bewertungen von Umweltgütern können aus Verhaltensbeobachtungen erschlossen werden. Vielfach verwendet werden Reisekosten Ansatz, Travel Cost Method (TCM) Hedonic Prices, insbesondere Immobilienpreise, Mieten, Übernachtungspreise in Urlaubsorten Mit diesen Ansätzen kann nur der direkte Nutzen (use value) ermittelt werden. Ergebnis der Betrachtungen ist i.d.r. die Konsumentenrente.
9 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 9/25 Travel Cost Method Es wird die Nutzungshäufigkeit eines Umweltgutes in Abhängigkeit von den Kosten der Nutzung (typischerweise Reisekosten, aber z.t. auch Nutzungsgebühren) ermittelt. Hierzu werden Daten über die Nutzer des Gutes und ihre Nutzungskosten (Reiseweg) benötigt. Mittels dieser Daten wird eine Nachfragefunktion geschätzt. Aus der Nachfragefunktion wird die Konsumentenrente je Besuch ermittelt und auf die Gesamtnutzung hochgerechnet. Der Ansatz wird typischerweise zur Bewertung von Schutz- und Erholungsgebieten oder Naturmonumenten verwendet.
10 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 10/25 Travel Cost Method Es werden potentiell wichtige Nutzenkategorien nicht erfasst. Häufig werden nur die Präferenzen eines kleinen Anteils der Bevölkerung erfasst (Selbstselektion). Die Bewertung ist abhängig von der gegebenen Einkommensverteilung, z.t. Selektion von Einkommensgruppen. Die Reisekosten sind z.t. schwierig zu bestimmen (Opportunitätskosten der Reisezeit, Kosten abhängig von der Wahl des Verkehrsmittels, Reisen mit mehreren Zielen).
11 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 11/25 Hedonic Prices Es wird ermittelt, wie Marktpreise von den Nutzungsmöglichkeiten von Umweltgütern abhängen. Hierzu werden Preise für geeignete Güter (Immobilienpreise, Mieten) in Regionen mit unterschiedlicher Verfügbarkeit von Umweltgütern verglichen. Mittels einer multiplen Regression wird der Beitrag der Verfügbarkeit der Umweltgüter zur Erklärung der Preisunterschiede bestimmt. Hieraus wird eine Wertschätzung für das Umweltgut abgeleitet. Der Ansatz wird häufig zur Bestimmung des Nutzens Lärmminderner Massnahmen oder zur Bewertung von Luftqualität verwendet.
12 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 12/25 Hedonic Prices Wie bei der TCM wird nur ein Teil der Nutzenkategorien erfasst. Die Ergebnisse hängen stark von der Einkommensverteilung ab. Insbesondere bei Immobilienpreisen werden fast ausschliesslich Präferenzen von Personen mit hohem Einkommen erfasst. Die Ergebnisse hängen stark von den berücksichtigten Variablen ab; da räumlich disaggregierte Daten benötigt werden, sind die Analyse-Möglichkeiten hier zum Teil sehr beschränkt. Der Ansatz eignet sich nur für einige Umweltgüter.
13 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 13/25 Revealed Preferences: Diskussion Revealed preference basierte Ansätzen liegen tatsächliche (nicht fiktive) Entscheidungen zu Grunde. Damit wird eine Vielzahl von Problemen umgangen. Die Ansätze messen aber nur den direkten Nutzen (use value) von Umweltgütern. Sie auf gegebenen Einkommensverhältnissen. Vorteilhaft ist allerdings, dass qualitativ hochwertige und (z.t.) gut zugängliche Datenquellen verwendet werden können.
14 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 14/25 Stated Preferences Es wird direkt eine Wertschätzung für ein Umweltgut erfragt. Dadurch können im Prinzip alle Nutzenkategorien erfasst werden. Es können diverse Einflussfaktoren miterhoben und in der Auswertung berücksichtigt werden. Es gibt jedoch Einwände gegen diese Methodik.
15 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 15/25 Contingent Valuation: Methodik In der Regel wird ein Szenario entworfen, in dem die Verfügbarkeit (in Bezug auf Qualität oder Quantität) eines Umweltgutes von einer Massnahme abhängt. Zur Bewertung werden Informationen über die Zahlungsbereitschaft für diese Massnahme erfragt open-ended: Frage nach einer Zahl ( Wie viel wären Sie bereit pro Monat für diese Massnahme zu zahlen? ) closed-ended: Intervall wird erfragt ( Wie viel wären Sie bereit pro Monat für diese Massnahme zu zahlen? 0-10 Fr, Fr, Fr ) Alternativfrage ( Wären Sie bereit pro Monat 25 Fr für diese Massnahme zu zahlen? Ja/Nein ) In der Regel werden zahlreiche weitere Informationen erfragt (demographische Merkmale, Einkommensgruppe, Informationsstatus bzgl. des Umweltgutes, Nutzung des Umweltgutes).
16 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 16/25 Contingent Valuation: Methodik Das Szenario sollte einfach verständlich sein, die relevanten Informationen vermitteln dabei aber keine Bewertung vorwegnehmen. Die Bewertungsfrage(n) sollte(n) unmissverständlich formuliert sein. Die Bewertungsfrage(n) sollte(n) einfach zu beantworten sein, dabei aber die Bewertung nicht vorab beschränken Der Bezahlungsmechanismus muss glaubwürdig sein. Es sollten möglichst viele zusätzliche Informationen erfragt werden, die von Bedeutung für die Erklärung der Varianz der Antworten sein könnten.
17 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 17/25 Contingent Valuation: Methodik open-ended: schwierig zu beantworten, aber ohne Beschränkung der Bewertung, eher einfache ökonometrische Auswertung closed-ended, Intervall: einfacher zu beantworten, bei ungünstigen Intervallen: Beschränkung oder Verzerrung der Bewertung, ökonometrische Auswertung benötigt spezielle Verfahren closed-ended, Alternativfrage: sehr einfach zu beantworten, Variation der Frage im Sample oder sequentielle Fragen notwendig, ökonometrische Auswertung benötigt spezielle Verfahren
18 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 18/25 Contingent Valuation: Erhebung In der Regel wird eine für die relevante Grundgesamtheit repräsentative Stichprobe angestrebt. Typischerweise werden 500 oder mehr (z.t. viel mehr) Personen befragt. Die Befragung wird schriftlich, online, telefonisch oder persönlich durchgeführt. Ein Pretest ist i.d.r. sinnvoll. Die Ergebnisse werden aggregiert und ergeben die Gesamtbewertung des Umweltgutes.
19 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 19/25 Contingent Valuation: Probleme Framing-Effekte Embedding-Effekte Warm-Glow Mangelnde Konsistenz, Informationsdefizite Berücksichtigung des Existenzwerts?
20 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 20/25 Inkonsistenzen, Informationsdefizite Häufig verfügen die befragten Personen nicht über die Informationen, die für eine sachgerechte Bewertung notwendig erscheinen. Dieses Problem tritt vor allem bei der Bewertung von komplexen Zusammenhängen geprägten Umweltschäden auf. Häufig sind die Ergebnisse nicht konsistent mit Rahmenbedingungen, wie dem verfügbaren Einkommen und der Bewertung anderer Güter.
21 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 21/25 Berücksichtigung des Existenzwerts Im Zuge der juristischen Aufarbeitung des Exxon Valdez Unfalls wurde intensiv über die Verwendung von Existenzwerten in Schadensberechnungen (die Grundlage für Strafen oder Schadensersatzleistungen sind) diskutiert. NOAA-Panel (U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration): CV studies can produce estimates reliable enough to be the starting point for a judicial or administrative determination of natural resource damages including lost passive-use value (Arrow et al. (1993, p. 4610))
22 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 22/25 WTP vs. WTA Aus theoretischer Sicht, können WTP- und WTA-basierte Befragungen deutlich unterschiedliche Ergebnisse liefern. In der Praxis beträgt ein WTA-basierter Wert mitunter ein mehrfaches des WTP-basierten Wertes. Die Verwendung des einen oder anderen Ansatzes impliziert unterschiedliche Besitzrechte und somit ein Werturteil. In der Praxis stossen WTA-basierte Fragen häufig auf Probleme. Daher werden überwiegend WTP-basierte Werte ermittelt, die dann als Untergrenze des Wertes des Umweltgutes interpretiert werden.
23 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 23/25 Choice Modelling Im Gegensatz zu contingent valuation erhalten die befragten Personen mehrere Alternativen aus denen sie auswählen können. Die Alternativen werden über Indikatoren und Kosten beschrieben. Der Status Quo ist immer eine Alternative. Die befragten Personen wählen entsprechend ihren Präferenzen eine der Alternativen aus. Die Zuordnung eines monetären Wertes erfolgt indirekt. Es können Ergebnisse bzgl. eines Spektrums an Alternativen hergeleitet werden.
24 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 24/25 Diskussion: Stated Preferences Stated Preference Methoden erlauben die Erfassung von Wertkategorien, die nicht mit revealed preference basierten Ansätzen erfasst werden können. Dafür entstehen bei der Befragung Probleme, welche die Qualität der ermittelten Werte beeinträchtigen können. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass viele der verfügbaren Daten (auch die, mit denen revealed preference basierte Ansätze arbeiten) durch Befragungen ermittelt werden.
25 Vorlesung 12: Messung von Umweltschäden 25/25 Diskussion Der Wert von Umweltgütern wird seit mehreren Jahrzehnten mit ökonomischen Verfahren bestimmt. Die Methoden sind mittlerweile gut etabliert und werden in einigen Ländern als (eine) Grundlage für die Bestimmung von Schäden in Gerichtsverfahren eingesetzt. Es wird i.d.r. aber eher eine Untergrenze für den Wert von Umweltgütern bestimmt als der tagsächliche Wert. Die Bestimmung beinhaltet relativ grosse Unsicherheiten. Häufig ist aber eine ungefähre Grössenangabe bereits hilfreich, da kleine Änderungen eher selten zu einer Änderung des Rankings von Politikalternativen führen.
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