Tinnitus News XXXXIII
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- Joseph Franke
- vor 6 Jahren
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1 Tinnitus News XXXXIII Die Internetzeitung nicht nur für Hörgeschädigte Schwerhoerig News Sie finden uns unter Die Vizepräsidentin des DSB, Frau Renate Welter, hat das Wort: Das Projekt GINKO From: To: Subject: AW: Text für deinen Newsletter in Bayern Date: Mon, 23 Aug :12: Hallo Erich, du wolltest von mir einen Text für deinen Newsletter in Bayern. Wenn du willst, kannst du über das Projekt GINKO berichten. Ich setze den Dr. Weber von der Forschungsstelle in Halle direkt auf Kopie, falls du Fragen hast. Hier meine Textempfehlung. 1. Einleitung: Zum 1. Oktober 2009 ist das Projekt GINKO gestartet. In dem Projekt geht es um Gesetzeswirkungen bei der beruflichen Integration schwerhöriger, ertaubter und gehörloser Menschen durch Kommunikation und Organisation. Das Projekt wird gemeinsam durchgeführt vom DSB, DGB und der Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung (FST) e.v. Ziel des Projektes ist: Kommunikations- und Organisationsbarrieren zu identifizieren zu zeigen, wo das Sozialrecht hilft und wo noch nicht
2 positive Beispiele aufzuzeigen Arbeitgeber zu informieren, was schwerhörige, ertaubte und gehörlose Menschen leisten können, wenn Teilhabe ernst genommen wird. So können wir Umsetzungs-Empfehlungen für die Politik erarbeiten! Hintergrund: In den letzten Jahren gab es für behinderte und schwerbehinderte Menschen verschiedene Aktivitäten zur (Re-)Integration in Arbeit. Dies gilt insbesondere auch für schwerhörige, ertaubte und gehörlose Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Durch das Sozialgesetzbuch SGB IX sind rechtliche Grundlagen verändert und weiter verbessert worden. Es ist aber unsicher, inwieweit die Gesetze die Situation der Betroffenen tatsächlich verbessern: Kommen diese Informationen bei den betroffenen Menschen an? Wirkt sich das SGB IX positiv auf den (Arbeits-)Alltag von Menschen mit Hörbehinderung aus - besonders auf dem ersten Arbeitsmarkt? Fördern oder hemmen unterstützende Maßnahmen die Eigeninitiative schwerhöriger, ertaubter und gehörloser Menschen? Welchen Einfluss haben Schule, Ausbildung, Studium und Weiterbildung auf den beruflichen Erfolg? Welche neuen oder anderen Unterstützungen sind wichtig in einer sich stark wandelnden technologiebestimmten Informationsgesellschaft? Wie funktioniert die Kommunikation am Arbeitsplatz? 2. Zuletzt den Hinweis auf den Fragebogen: Machen Sie mit!!! Sie können sich gerne persönlich an die FST wenden unter der -Adresse oder der Telefonnummer 0345/ und den Fragebogen bestellen. Am schnellsten geht es, wenn Sie den Fragebogen direkt online ausfüllen. Klicken Sie dazu einfach auf die Web-Seite des DSB und von dort auf den Fragebogen. Ich gebe die Hoffnung mit, dass sich die Leute die Schwerhoerigen-Netz Adresse merken, neugierig werden und zukünftig öfter dort hin klicken. Viele Grüße Renate Deutscher Schwerhörigenbund e.v. Renate Welter Vizepräsidentin
3 Im Steeler Rott 36, Essen T: +49 (0) F: +49 (0) E: renate.welter@schwerhoerigen-netz.de INTERVIEW MIT FRAU WELTER, VIZEPRÄSIDENTIN DSB 1. Sehr geehrte Frau Welter, vielen Dank dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben. Was ist aus Ihrer Sicht das besondere an dem Projekt GINKO? Mit dem Projekt GINKO soll erreicht werden, dass die berufliche Integration hörgeschädigter Menschen verbessert wird. Nachdem bereits im Jahr 2001 das Sozialgesetzbuch IX in Kraft getreten ist, das neue Möglichkeiten der Teilhabe behinderter Menschen in allen Lebensbereichen eröffnete, sollte man meinen, dass die Integration hörbehinderter Menschen im Berufslaben längst verwirklicht wurde. Wir stellen aber fest, dass das nur in Einzelfällen zutrifft und fragen uns, ob die Hilfen bei den berufstätigen hörbehinderten Menschen tatsächlich ankommen. 2. Wie wird das Projekt praktisch umgesetzt? Unser Projektpartner, die Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung (FST) e.v. arbeitet zur Zeit an einem Fragebogen, der ab April an 5 10 Tausend hörgeschädigte Menschen in ganz Deutschland verteilt werden soll. Es soll also eine repräsentative Befragung hörgeschädigter Menschen zwischen 18 und 65 Jahren durchgeführt werden, um Verbesserungspotential zu erkennen. 3. Wie haben Sie es erreicht, in diesem Projekt mit der FST zu kooperieren und warum war Ihnen das so wichtig? Die FST und den DSB verbindet seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit. Es lag also nahe, auch für diese dem DSB so wichtige Aufgabenstellung mit der FST zu kooperieren und die unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Christa Schlenker-Schulte arbeitenden hervorragenden Fachkompetenzen zu nutzen. 4. Gibt es weitere Kooperationspartner aus der Praxis in diesem Projekt?
4 Neben der FST und dem DSB ist auch der Deutsche Gehörlosenbund (DGB) am Projekt beteiligt. Die Finanzierung des Projektes erfolgt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). 5. Denken Sie, es ist möglich, die Bedürfnisse und Probleme von Schwerhörigen, Gehörlosen und CI-Trägern in diesem Projekt zu vereinen? Das Gesetz unterscheidet nicht zwischen den Rechten gehörloser, ertaubter oder schwerhöriger Menschen. Lediglich die Hilfen mögen unterschiedlich sein. Die am Projekt beteiligten Hörgeschädigtenverbände setzen sich dafür ein, dass alle Bedürfnisse berücksichtigt werden. Wichtig erscheint mir, dass alle hörgeschädigten Menschen über Möglichkeiten erfahren, in ihrem Berufsalltag besser integriert zu werden. Als stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft der Hörgeschädigten Selbsthilfe und Fachverbände erlebe ich es darüber hinaus in den letzten Jahren zunehmend, dass sich die Bedürfnisse der Hörgeschädigten immer mehr annähern. Das Projekt kann somit auch dazu beitragen, die gemeinsamen Bedürfnisse hörgeschädigter Berufstätiger stärker hervorzuheben. 6. Warum ist es wichtig, die Arbeitssituation schwerhöriger Menschen zu verbessern? Hörgeschädigte Menschen sind häufig sehr gut ausgebildet und zudem hoch motiviert. Häufig sind sie aber nicht an Arbeitsplätzen eingesetzt, die ihre Kompetenzen nutzen. Daher fühlen sie sich unterfordert. Das liegt aus unserer Sicht sehr oft an nicht vorhandenen Kommunikationshilfen. Dem in Deutschland beklagten Fachkräftemangel kann daher auch entgegengewirkt werden, in dem das vorhandene Potential gut ausgebildeter hörgeschädigter Menschen intensiver genutzt wird. Darüber hinaus werden immer mehr Menschen im Laufe ihres Arbeitslebens schwerhörig. Ziel muss es sein, dass sie ihren Arbeitsplatz erhalten können und der Gesellschaft weiterhin mit ihrem Fachwissen zur Verfügung stehen. 7. Auf der Internetseite des DSB ist das Gedicht Der Vorsprung zu lesen über Hörbehinderte im Berufsleben. Können Sie ein positives Firmen-Beispiel aufzeigen, bei dem die Integration schwerhöriger Menschen am Arbeitsplatz sehr gut funktioniert? Bei dieser Frage denke ich natürlich sofort an meinen eigenen Arbeitsplatz bei RWE IT in Essen. Ich arbeite als IT Quality Managerin für alle internationalen Standorte unserer Gesellschaft. Um dieser kommunikativen Herausforderung gewachsen zu sein, beschäftige ich 2 Arbeitsassistenten, die mich beim Telefonieren und in Sitzungen durch Oraldolmetschen und Schriftdolmetschen in Deutsch und Englisch unterstützen und auch mit mir auf Dienstreisen gehen. Die Gehälter und Reisekosten der Arbeitsassistenten finanziere ich aus einem vom Integrationsamt zur Verfügung gestellten Jahresbudget. Da Kommunikationsassistenz täglich zur Verfügung steht, kann ich alle Aufgaben erfüllen wie ein
5 nicht Hörgeschädigter auch. Mein Arbeitgeber eröffnet mir die gleichen Chancen, ich habe aber auch die gleichen Pflichten. 8. Wie kann die Politik von der Relevanz dieses Themas überzeugt werden? Wichtig ist, dass die Untersuchung repräsentativ ist, d.h. dass sich viele hörgeschädigte Menschen an der Befragung beteiligen. Nur mit breit angelegten und aussagekräftigen Ergebnissen kann man die Politik überzeugen und nur so bekommen die verantwortlichen Stellen in unserer Gesellschaft einen Handlungsauftrag, um Schwachstellen im System zu beseitigen und Verbesserungen herbeizuführen. 9. Wo kann man sich als schwerhöriger Mensch melden, wenn man an diesem Projekt teilnehmen möchte? Bei der FST oder beim DSB. Sie bekommen dann den Fragebogen zugeschickt. 10. Welches Ziel soll mit dem Projekt erreicht werden? Wo stehen die schwerhörigen Arbeitnehmer in 5 Jahren? Das Ziel ist bereits vorgedacht durch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung als staatlicher Handlungsauftrag (siehe dazu auch den Beitrag von Dr. Ulrich Hase im DSB-Report ). Hier wird nicht mehr von Integration gesprochen sondern von Inklusion. In einer inklusiven Gesellschaft wird Vielfalt in der Kommunikation als Bereicherung geschätzt und gefördert und somit die notwendigen Voraussetzungen selbstverständlich geschaffen. Dies bedeutet für den Berufsbereich, das Hörgeschädigte tatsächlich so arbeiten können wie nicht hörgeschädigte Menschen auch.
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