der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe über den Personenunfall bei Zug vom Dienstag, 05. Oktober 2010

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1 Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe UUS Service d enquête sur les accidents des transports publics SEA Servizio d inchiesta sugli infortuni dei trasporti pubblici SII Reg. Nr Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe über den Personenunfall bei Zug vom Dienstag, 05. Oktober 2010 in Weinfelden Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe UUS Monbijoustrasse 51A 3003 Bern Tel ; Fax info@uus.admin.ch

2 Allgemeine Hinweise zu diesem Bericht Dieser Bericht wurde ausschliesslich zum Zweck der Verhütung von Unfällen beim Betrieb von Eisenbahnen, Seilbahnen und Schiffen erstellt. Die rechtliche Würdigung der Umstände und Ursachen von Unfällen ist nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung gemäss Art. 25 der Verordnung über die Meldung und Untersuchung von Unfällen und schweren Vorfällen beim Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel (VUU, SR ). Es ist daher auch nicht Zweck dieses Berichts, Schuld- oder Haftungsfragen zu klären. 0. ALLGEMEINES 0.1 Kurzdarstellung Lokzug (Gossau Frauenfeld) kollidierte am Dienstag, 05. Oktober 2010 in Weinfelden Gleis 13 um Uhr Höhe Weiche 1 mit einer Person. Der Mann erlitt dabei tödliche Verletzungen. Ereignisstelle Gelber Pfeil = Fahrrichtung Zug Bahnhof Weinfelden 0.2 Untersuchung Die Unfalluntersuchungsstelle UUS wurde um Uhr durch die Meldestelle REGA über das Ereignis informiert. Aufgrund der klaren Unfalllage rückte der unterzeichnende Untersuchungsleiter nicht an den Ereignisort aus. Der Bericht wurde aufgrund der vorliegenden Akten und Unterlagen erstellt. Der Untersuchungsbericht der UUS fasst die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen zusammen. 2/8

3 1. FESTGESTELLTE TATSACHEN 1.1 Vorgeschichte Lokzug (bestehend aus 2 Loks des Typs Re 420) verkehrte normal bis Weinfelden. Beide Lok waren durch je einen Lokführer (Lf) besetzt. Gemäss Aussage des Lf der Spitzenloks wurde vor Zugsabfahrt eine Zusatzbremsprobe, nach Zugsabfahrt eine Bremsprobe auf Wirkung durchgeführt. In Weinfelden fand in dieser Woche die WEGA (Weinfelder Gewerbeausstellung) statt. Der später Verunfallte fuhr am Abend des 4. Oktobers mit dem Zug von Hüttlingen-Mettendorf nach Weinfelden um sich hier mit einigen Kollegen zu treffen. 1.2 Verlauf der Fahrt Der später Verunfallte besuchte zusammen mit Kollegen die WEGA. Nach dem gemeinsamen Nachtessen wollte er mit dem letzten Zug zurück nach Hüttlingen- Mettendorf reisen. Da er aber diese letzte Verbindung verpasst hatte kehrte er zur WEGA zurück und wechselte mit dem einen Kollegen noch einige Worte. Danach muss er sich erneut zum Bahnhof begeben haben. Vermutlich wollte er zu Fuss dem Bahntrassee entlang nach Hüttlingen-Mettendorf wandern. Zug fuhr mit 120 km/h durch den Bahnhof Weinfelden in Richtung Frauenfeld. Ungefähr Höhe Weiche 1 verspürte der Lf einen Schlag. Praktisch gleichzeitig kam es zu einer automatisch eingeleiteten Zwangsbremsung durch Luftverlust. Der Bremsweg von Zug betrug 513 m. Bei der visuellen Kontrolle der Lok sah der Lf der Spitzenlok Blutflecken. Er verständigte den zuständigen Fahrdienstleiter (Fdl) in St.Gallen und suchte nach Absprache mit dem Lf der zweiten Lok das Gleis und die Böschung nach weiteren Spuren ab. Nach einem weiteren Telefon mit dem Fdl St. Gallen kehrte er zu den beiden Loks zurück. In der Zwischenzeit waren durch den Fdl St. Gallen die Rettungskräfte aufgeboten worden. 1.3 Personenschäden Bahnpersonal Reisende Drittpersonen Tödlich verletzt: Sachschäden am Rollmaterial und an der Infrastruktur des Bahnunternehmens Infrastrukturanlagen: An den Infrastrukturanlagen der SBB AG, Division Infrastruktur entstanden keine Schäden. Rollmaterial: Am Rollmaterial der SBB Cargo AG wurde die fahrzeugseitige ETCS-Einrichtung (Antenne) beschädigt. 1.5 Sachschäden Dritter Weitere Dritte kamen beim Ereignis keine zu Schaden. 1.6 Beteiligte Personen Lokpersonal, Lokführer SBB P Depot St. Gallen. BAV-Ausweis Nr. (Lokführer Spitzenlok Re ), Lokführer SBB Cargo (Lokführer 2. Lok) 3/8

4 Zugbegleiter Zug verkehrte ohne Zugpersonal. Dritte 1.7 Schienenfahrzeuge Eigentümer: Zugskomposition: Zugreihe / Bremsverhältnis: R 125% Ausgeschaltete Bremsapparate: 1.8 Strassenfahrzeuge SBB Cargo AG, Elsässertor, Centralbahnstr. 4, 4065 Basel) Lokzug bestehend aus den Loks Re und Re (in Vielfachsteuerung). Keine Strassenfahrzeuge waren keine am Ereignis beteiligt. 1.9 Wetter, Schienenzustand Nacht. Regen. Schienen nass Bahnsicherungssysteme Die Bahnsicherungssysteme haben normal funktioniert. Sie sind für den Verlauf des Ereignisses nicht relevant Zug- und Rangierfunk Die Funkgespräche sind für den Unfallablauf nicht relevant Bahnanlagen Im Bereich der Unfallstelle im Bahnhof Weinfelden Seite Frauenfeld befindet sich eine Weichenverbindung (Weichen 1 und 2, Gleis 23 Gleis 11). Gleisplan siehe Anlage Fahrdatenschreiber Die Lok ist mit einer elektronischen Geschwindigkeitsmessanlage Hasler Teloc 2550 ausgerüstet. Die Fahrdaten werden elektronisch aufgezeichnet. Sie wurden durch die Verkehrsunternehmung ausgelesen und durch die Verkehrsunternehmung und die UUS ausgewertet. Die Auswertung der Fahrdaten ergab, dass der Lf unmittelbar vor dem Ereignis mit einer Geschwindigkeit von 123 km/h gefahren ist und somit die für diesen Streckenabschnitt vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h nicht überschritten hat Befunde an den Bahnfahrzeugen Die am Ereignis beteiligten beiden Loks wurden durch die UUS nicht kontrolliert. Die Zwangsbremsung wurde durch die Beschädigung an der ETCS-Antenne automatisch ausgelöst. Der Anhalteweg betrug 513 m. 4/8

5 1.15 Medizinische Feststellungen In Bezug auf medizinische Beschwerden der am Unfall beteiligten Mitarbeitern der SBB AG ist nichts bekannt. Ueber die medizinischen Abklärungen beim tödlich Verunfallten geben die Akten der Staatsanwaltschaft Auskunft Feuer Beim Ereignis trat kein Feuer auf Informationen über Organisation und Verfahren - Bei Zug handelt es sich um einen regelmässig verkehrenden Lokzug von Gossau SG nach Frauenfeld. - Das Ereignis wird seitens der Strafverfolgungsbehörden durch die Kantonspolizei Thurgau untersucht Verschiedenes - Bei der Untersuchung des Ereignisses durch die UUS sind bei den Mitarbeitern der Verkehrs- und Infrastrukturunternehmungen keine Verstösse gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen festgestellt worden. 2. BEURTEILUNG 2.1 Technisches - Die Schnellbremsung wurde durch die Beschädigung an der ETCS-Antenne eingeleitet. - Die Bahnsicherungsanlagen haben normal funktioniert. Sie sind für den Verlauf des Ereignisses nicht relevant. 2.2 Betriebliches - Nach dem Auslösen der Schnellbremsung und dem Halt des Zuges hat der Lokführer der Spitzenlok den Fahrdienstleiter über den Vorfall verständigt. Er hat den Führerstand verlassen und die Lok sowie ca. 300 Meter des Gleises Richtung Weinfelden nach Spuren abgesucht. - Die vorgeschriebene Fahrgeschwindigkeit für diesen Streckenabschnitt (125 km/h) wurde durch den Lokführer nicht überschritten. Die aufgezeichnete Fahrgeschwindigkeit beträgt 123 km/h. 3. SCHLUSSFOLGERUNGEN 3.1 Befunde - Die Bahnsicherungsanlagen funktionierten einwandfrei. - Der Lokführer von Zug spürte Höhe Weiche 1 in Weinfelden einen Schlag. Praktisch gleichzeitig kam es zu einer automatisch ausgelösten Schnellbremsung (Ursache war die beschädigte ETCS-Antenne). 3.2 Ursache Das Ereignis ist darauf zurückzuführen, dass sich der Verunfallte aus unbekannten Gründen im Bereich von Gleis 13 aufgehalten hat. 5/8

6 4. SICHERHEITSEMPFEHLUNGEN Keine. Schlieren, 28. März 2011 Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe 6/8

7 Gleisplan Weinfelden Anlage 1 (Seite Frauenfeld) Ereignisstelle Höhe Weiche 1 7/8

8 Fahrdaten Zug Anlage 2 Re 420 Nr /8