MARKT- UND ZINS- NEWSLETTER 25/2011
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- Johanna Günther
- vor 8 Jahren
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1 MARKT- UND ZINS- NEWSLETTER Überblick Wochenvergleich Trend Woche Monat Jahr Dax 7.164,05 MDax ,47 EONIA 1,34% Umlaufrendite 2,66% Dow Jones ,36 S&P ,50 EUR/ USD 1,4296 Gold in EUR 1.076,45 Öl in EUR 65,27 Allgemeines Eigentlich gibt es zu Griechenland seit fast zwei Jahren keine Veränderungen. Die Notwendigkeit eines Kapitalschnitts haben wir bereits vor dem ersten Hilfspaket im Jahr 2010 dargestellt. Dennoch sorgt der Staat, der 1,6% der EU-Wirtschaftsleistung erbringt, für massive Kursausschläge. Etwas pointiert formuliert, haben die weltweiten, auf Griechenland zurückzuführenden Ausschläge zwischenzeitlich eine fast den Staatsschulden entsprechende Summe an Marktkapitalisierung der Unternehmen gekostet. Es ist also beeindruckend, wie stark ein so kleines Land die internationalen Märkte bis zu den USA beeinflussen kann. Besorgniserregend ist allerdings, dass eine angebliche Einigung zum weiteren Vorgehen für weitere Hilfen Griechenlands zwischen Frankreich und Deutschland zu deutlich steigenden Kursen führt, sich aber jeder fragt, welchen Neuigkeitswert die Vereinbarung zwischen dem französischen Staatschef Sarkozy und der deutschen Bundeskanzlerin Merkel hat. Schließlich war die Beteiligung privater Gläubiger an einer weichen Umschuldung Griechenlands immer als freiwillig eingestuft worden. Dieses Modell hat wie in der letzten Woche dargestellt keine Erfolgsaussichten, weil die Entlastung Griechenlands deutlich höher sein muss und kaum Gläubiger bereit sein werden, einem solchen Modell zuzustimmen, wenn nicht die Sicherheiten deutlich erhöht werden. Nun gibt es Vorschläge, in denen dann die Europäische Zentralbank (EZB) oder alle Staaten der EU gemeinsam für diese umgeschuldeten Anleihen garantieren sollen. Nur unter solchen Voraussetzungen, die dann mindestens der bislang von Deutschland abgelehnten Variante der Euro-Bonds entsprechen, könnten beispielsweise französische Kreditinstitute einer Umschuldung zustimmen und daran teilnehmen, weil sie sonst in existenzbedrohende Schwierigkeiten kämen, da das Engagement in griechischen Anleihen dort traditionell hoch ist. Eine solche Entwicklung würde den gesamten Bankensektor weltweit ins Wanken bringen. Dabei gibt es ohnehin wenig Initiativen, hier regulierend einzugreifen. Positiv tun sich nur die Schweiz, die die Eigenkapitalanforderungen für dort beheimatete Kreditinstitute auf 19% hinaufsetzen will übrigens ein Wert, der mehr als die Hälfte der deutschen Sparkassen vor sehr schwerwiegende Probleme stellen würde, und Großbritannien hervor. Dort sollen Investmentbanken abgetrennt werden, um so die Möglichkeit geordneter Insolvenzen zu schaffen, ohne die Kreditversorgung der Unternehmen und Haushalte dort zu gefährden. In allen anderen Staaten ruhen diese Bemühungen nach dem Ende der Finanzkrise. Insofern sind die Befürchtungen einer Ansteckung eines möglichen Schuldenschnitts auf andere Staaten nicht von der Hand zu weisen. Die diskutierten Staaten Irland, Portugal und Belgien stellen dabei aufgrund ihrer überschaubaren Größe kein Problem dar. Aber selbst um diese Folgen abzufedern, müsste der EU-Rettungsschirm deutlich aufgestockt werden. Auch hierzu gibt es bereits Gespräche. Wie allerdings Italien auf die Liste der gefährdeten Staaten kam, erschließt uns nicht. Realwirtschaftlich steht Italien solide dar, politisch ist die Situation desaströs.
2 Wesentlich dramatischer sieht es allerdings in Spanien aus. Der Staat hat strukturelle Probleme, die Arbeitslosigkeit verfestigt sich trotz beginnender Urlaubssaison auf über 20%, der Bankensektor ist instabil und die Quote variabler Kredite ist so hoch, dass jede Zinserhöhung der EZB zur Existenzfrage nicht weniger Unternehmen und Haushalte wird. Den Zusammenbruch Spaniens preisen nun auch zunehmend die Märkte ein. Während die Platzierung von hoch verzinsten Geldmarktanleihen als Erfolg gefeiert wird, rentieren zehnjährige spanische Anleihen inzwischen bei knapp 6% p. a. Auf diesem Niveau erfolgten die Hilfsanfragen aus Griechenland und Portugal. Daher scheint ist nicht mehr die Frage zu sein, ob Spanien EU-Hilfen benötigt, sondern wann dies notwendig wird. Nach unserer Einschätzung ist Spanien nach Griechenland der ausfallgefährdeste Staat in der Eurozone. Etwas Entspannung ist zu erwarten, wenn die EU-Finanzminister bei den aktuell stattfindenden Verhandlungen die Auszahlung von Hilfsgeldern aus dem ersten Rettungspaket von 12 Mrd. EUR für Griechenland freigeben. Dann ist die Zahlungsunfähigkeit des Staats bis September 2011 erst einmal aufgeschoben. Die Unsicherheit geht allerdings weiter, weil es zunehmend politisch schwierig wird, weitere Einschnitte durchzusetzen. In der Folge wird die Volatilität an den Aktienmärkten relativ hoch bleiben. Da jedoch die Liquiditätsversorgung auch weiterhin nahezu uneingeschränkt gegeben sein wird, rechnen wir mit moderat steigenden Kursen, wie wir im Bereich Aktienmarkt darstellen. Das Thema der näheren Zukunft wird neben drohenden Staatspleiten auch die Inflationsproblematik werden, die in der Eurozone inzwischen 2,7% auf Jahressicht beträgt, die EZB aber kaum größeren Zinsspielraum hat. In Großbritannien, den USA nach neusten Zahlen 3,6% auf Jahressicht und China wie in der letzten Woche dargestellt 5,5% stellt sich die Situation nochmals dramatischer dar. Die Entschuldung der Staaten über Inflation steht nicht bevor, sie hat bereits eingesetzt. Dies wird sich fortsetzen, weil beispielsweise die US-Notenbank aufgrund der schwachen Wachstumsprognose trotz der leicht besseren Arbeitsmarktdaten und des sich auf niedrigem Niveau stabilisierenden Immobilienmarkts keine Alternativen hat, die lockere Geldpolitik fortzusetzen. Verstärkt wird es, weil politisch Einsparungen erforderlich sind, wenn eine Erhöhung der US- Schuldengrenze und damit die Vermeidung einer US-Staatspleite durchgesetzt werden soll. Erfolgt diese Einigung nicht, würde dies dann das Ende der bisherigen Weltwirtschafts- und Finanzmarktsystematik bedeuten. Insofern ist eine Einigung sehr wahrscheinlich. Neben diesen wenig erbaulichen Nachrichten sorgten zwei Börsengänge für ebenfalls negative Stimmung. So verlor der Kofferhersteller Samsonite bei seinem Börsenstart am ersten Handelstag 11% und selbst der Luxusgüterkonzern Prada konnte die Erwartungen nicht erfüllen, obwohl das Luxussegment aufgrund der hohen Nachfrage in Asien in diesem Jahr voraussichtlich um 8% wachsen wird. Alternativen bleiben LVMH und Bang&Olufsen. Sehr stark präsentierte sich zunächst das Internetradio Pandora aus den USA, das ebenfalls in der letzten Woche an die Börse ging und in der Spitze mit dem 100-fachen des Umsatzes bewertet wurde. Bei diesen Entwicklungen fühlt man sich z. T. an die Jahrtausendwende und den Neuen Markt erinnert. Glücklicherweise hat der Markt diese Übertreibungen nun z. T. relativiert und die Aktie hat deutlich an Wert verloren. Wie risikoreich dieses Segment insgesamt ist, zeigt sich bei der Entwicklung des BlackBerry-Herstellers Research in Motion, dessen Aktie nach enttäuschenden Zahlen um 15% einbrach. Nach dem Verpassen des Trends zu touch-screen (s. Apple) droht dem US- Konzern ein ähnlicher Abstieg wie derzeit Nokia, dessen Bonität nach einer Herabstufung nicht mehr weit von Ramsch eingestuft wird. Blickt man auf die gesamten Entwicklungen, bleibt festzuhalten, dass die Unsicherheit sehr groß ist, weil die Politik z. T. nicht wettbewerbsfähige Strukturen erhält und so eine Wettbewerbsverzerrung zulässt, die eine Marktbereinigung verhindert. Gleichzeitig sind beispielsweise die USA von einem selbsttragenden Aufschwung weit entfernt. Das Arbeitsplatzwachstum kommt nicht aus der sich schwach entwickelnden US-Industrie, sondern aus dem Gesundheitssektor, der dort allerdings auch nicht besonders gut vergütet wird und damit die Impulse für den Konsum überschaubar sind. Daher wird sich der Trend zu einer weiteren Stimulierung durch eine zügellose Geldpolitik fortsetzen, die dann die Inflation treiben wird, deren Gefahren kurz- und mittelfristig deutlich stärker sind als durch einen Zahlungsausfall Griechenlands. Dies wäre eine kurze, unerfreuliche Schockwelle, während Marktteilnehmer, die sich nicht auf eine stetige Geldentwertung strategisch einstellen, zu den großen Verlierern gehören werden.
3 Geldmarkt Auf den Geldmarkt strahlt diese Unsicherheit teilweise ab. So bleibt die Tagesgeldverzinsung zwischen Kreditinstituten mit 1,34% p. a. auf hohem Niveau und gleichzeitig steigt das lange Ende des Geldmarkts nicht an. Die von uns schon mehrfach beschriebene und seit längerem als wahrscheinlich eingestufte Verflachung der Geldmarktkurve ist nun klar zu erkennen. Für den hohen EONIA-Satz sind die Marktteilnehmer verantwortlich, die nicht bereit sind, ihr Geld Kreditinstituten länger anzuvertrauen und somit kurzfristige Liquidität zu einem knappen Gut machen, das adäquat verzinst werden muss. Dies muss man sich vor Augen führen: In diesem Segment der EONIA-Konditionierung sind i. d. R. professionelle Anleger unterwegs, die ihre Liquidität ausschließlich bei erstklassigen Adressen niedrig verzinst, aber jederzeit verfügbar anlegen, während Privatanleger teilweise trotz schlechter Erfahrungen ihre Liquidität zu Instituten bringen, die deutlich über 2% p. a. für Liquidität zahlen (müssen). Trotz Einlagensicherung ist das Risiko sehr hoch und von diesen Anlagen dringend abzuraten, weil man im Geldmarkt nicht spekuliert. Am langen Ende ziehen die Konditionen weiter nicht an, weil der längerfristig ausgerichtete Rentenmarkt Steigerungen begrenzt. Dort werden zweijährige Anlagen mit ca. 2% p. a. verzinst, während eine zwölfmonatige Geldmarktanlage knapp 2,15% p. a. Rendite ermöglicht. Daher wandert wieder vermehrt Liquidität, die in einem normalen Marktumfeld in den Rentenmarkt fließt, in den Geldmarkt. Dieses Überangebot begrenzt das Zinssteigerungspotenzial. Da die Auswirkungen möglicher Zinserhöhungen auf den Rentenmarkt gering ausfallen, würden wahrscheinliche, aber fundamental falsche Leitzinserhöhungen dazu führen, dass der Bereich bis drei Monate deutlicher steigt und im Weiteren die Verzinsung nur moderat hinzugewinnen wird. Sollte es zu einer Zinserhöhung im Juli 2011 kommen, mit der sich die EZB immer stärker von der Geldpolitik anderer Industriestaaten entfernt, ist die Wahrscheinlichkeit eines Geldmarkts mit Renditen zwischen 1,50% p. a. am kurzen Ende bis 2,25% p. a. am langen Ende wahrscheinlich. Insofern würde eine Leitzinserhöhung am kurzen Ende deutlich mehr Wirkung entfalten, ohne allerdings die Inflationsgefahren zu reduzieren. Rentenmarkt Die Entwicklung ist eine Bestätigung unserer Strategie, auch wenn wir die Veränderung der EONIA-Verzinsung auf 1,20% p. a. zu skeptisch beurteilt hatten. Wer aber zu lange auf steigende Zinsen gehofft hat, kann im zweiten Halbjahr den so entstandenen Nachteil kaum aufholen, während unsere Strategie, bereits im ersten Quartal diesen Jahres, längere Laufzeiten beizumischen, deutliche Überrenditen ermöglicht hat. Diese Strategie sollte man gerade vor dem Hintergrund der moderaten Marktpotenziale fortsetzen und den weit überwiegenden Teil der Liquidität in Laufzeiten von vier Monaten zu nun mindestens 1,57% p. a., sieben Monate zu mindestens 1,80% p. a., zehn Monate zu 2,01% p. a. und insbesondere für sehr konservative Anleger zwölf Monate zu 2,15% p. a. interessant. In der Gewichtung sollte man weiterhin den Schwerpunkt bei sieben Monaten (konservative Anleger) bzw. vier Monate mit höherem EONIA-Anteil legen. Bei der EONIA-Verzinsung, an die man kurzfristig benötigte Liquidität und laufende Konten koppeln sollte, ist die Untergrenze von 1,20% p. a. gut durchsetzbar. Der Abschlag auf darüber hinausgehende EONIA-Anlagen sollte 10 Basispunkte nicht überschreiten. Aufgrund der Unsicherheit, die sich besonders am Aktienmarkt zeigte, war der Rentenmarkt ebenfalls sehr volatil. Bei fallenden Aktienkursen aufgrund schlechter Nachrichten stiegen die Kurse für als angeblich sicher eingestufte Staatsanleihen und Pfandbriefe. Als am Freitag die im allgemeinen Teil beschrieben Einigung zu Griechenland die Märkte erreichte, stieg die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer wieder spürbar und entsprechend deutlich gaben die Kurse der entsprechenden Anleihen, die als sicherer Hafen galten nach.
4 Wie irrational dies ist, zeigt der Blick in die USA. Dort waren die US-Staatsanleihen stark gefragt, als eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands wahrscheinlicher wurde. Die USA selber unterliegen der Gefahr einer Ratingherabstufung und einer (temporären) Zahlungsunfähigkeit, wenn nicht bis August 2011 eine Einigung zur Anhebung der Schuldengrenze gefunden wird. Dieses Risiko und die Auswirkungen werden nicht nur vor der potenziellen US-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin, sondern auch von dem republikanischen Haushaltsexperten im US-Kongress als gering eingestuft, wobei eine solche Entwicklung das Weltfinanzsystem mindestens an den Rand des Zusammenbruchs führen würde. Dieses Horrorszenario ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber US-Anleihen gerade vor dem Hintergrund einer nur noch knapp unter 4% liegenden Inflation als sichere Anlagen einzustufen, geht schon weit an der Realität vorbei. Deswegen war es nicht verwunderlich, dass zwischenzeitlich die von uns favorisierten Unternehmensanleihen unter Druck kamen. Nachvollziehbar war dies zwar nicht, aber augenscheinlich nahmen die Marktteilnehmer an, dass bei einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands auch Dax-Konzerne ihre Anleihen nicht mehr bedienen könnten und vielleicht keine Unternehmen, aber die Staaten fortbestehen würden. Diese Entwicklung hat sich am Freitag wieder relativiert und beispielsweise die von uns ebenfalls favorisierte RWE-Anleihe konnte deutlich hinzugewinnen und profitierte damit von den Gerüchten um eine Kapitalerhöhung. So gibt es in dem unsicheren Marktumfeld nun den Vorteil, dass bestehende Unternehmensanleihen zumindest tageweise und selektiv attraktive Kaufkurse aufweisen, aber den Nachteil einer großen Zurückhaltung bei Neuemissionen. Im allgemeinen Teil haben wir die Entwicklung im Aktienbereich bei Börsengängen dargestellt. Das Risiko, eine Anleihe nicht vollumfänglich platzieren zu können, will nun aber kein Unternehmen eingehen, so dass Neuemissionen eher verschoben oder Finanzierungsalternativen gesucht werden. Aktienmarkt Für Anleger ist dies nur begrenzt unerfreulich, weil es derzeit Anleihen von Allianz über Bayer, Linde, Freenet und Siemens bis hin zu RWE gibt, die zwar im Kurs höher notieren als bei unserer Erstempfehlung, aber wieder soweit im Kurs abgegeben haben, dass dort Neu- bzw. Nachkäufe sinnvoll sein können. Eingeschränkt gilt dies auch für Charlottenburg Capital, deren Kurs aber nun schon knapp unter 98% notiert. Interessant ist die Anleihe des Rohstoffkonzern Glencore, der nach seinem Börsenstart in London und Hongkong nun für das laufende Jahr einen deutlichen Gewinnsprung ankündigte. Aufgrund der weiterhin hohen Unsicherheit rechnen wir auch in der kommenden Woche mit einer geringen Neuemissionstätigkeit, so dass sich dort wenig gute neue Anlagealternativen ergeben werden. Keine Alternative ist das als angeblich sicher eingestufte Segment der (deutschen) Staatsanleihen und Pfandbriefe, da dort die Renditen trotz des Kursrückgangs zum Wochenschluss nicht sehr attraktiv sind. Selbstverständlich sollte man sämtliche Anleihen staatlicher oder öffentlicher gläubiger aus Griechenland, Irland, Portugal und Spanien meiden. Wir behalten zwar unsere zu einer durchschnittlichen Anlageduration mit 3 ½ Jahren bei, sehen aber eine Entwicklung dies aufgrund des weltweit deutlich zu niedrigen Zinsniveaus kurzfristig moderat anzupassen, um eine Überrendite dauerhaft zu sichern. Einzelanlagen mit Laufzeiten von bis zu sieben Jahren sind selbstverständlich weiterhin möglich. Trotz des großen Verfallstermins am letzten Freitag, an dem derivative Instrumente auf Aktien und Indices ausgelaufen sind, war das beherrschende Thema die weitere Entwicklung in Griechenland. Dies sorgte auch für eine Volatilität, an die man sich zunehmend gewöhnt, die aber vor weniger als zehn Jahren einer Schwankungsbreite eines gesamten Handelsjahres entsprach. So hat der deutsche Leitindex beispielsweise an einem Tag zwischenzeitlich mit über 1,3% im Minus gestanden, um dann noch im positiven Bereich zu schließen.
5 Zu den Gewinnern gehören vor allem wieder Automobilwerte, die von der weiterhin hohen Wachstumsdynamik in China profitieren. Die Bedeutung machen Zahlen des deutschen Sportwagenherstellers Porsche deutlich, der inzwischen 20% seiner Fahrzeuge in China verkauft. Damit wird die Bedeutung des US-Markts für die Premium-Hersteller zwar geringer, aber die politischen und marktwirtschaftlichen Begrenzungen in Staaten wie China oder Indien machen dieses Wachstum auch unsicher, zumal Anleger diese Staaten und Schwellenländer nun zunehmend meiden. Dies ist beispielsweise an der Abwärtsbewegung einzelner asiatischer Indices abzulesen, die bis zu 20% ihres Werts seit Jahresanfang verloren haben. Relativ gut gehalten haben sich in dem aktuellen Umfeld auch weitere konjunktursensible Werte wie K+S, Hamburger Hafen und Logistik, Lanxess und Vossloh, die aufgrund ihrer robusten Kursentwicklung unsere ebenso bestätigen wie die Wertentwicklung von Werten wie Bayer und BASF, die zumindest teilweise weniger konjunktursensibel sind. Eine Besonderheit stellt die Aktie der Deutsche Lufthansa dar, deren Aktie wenig von einem drohenden Fluglotsenstreik beeinträchtigt wird, aber massiv von dem Rückgang des Ölpreises profitiert, der im Wochenvergleich fast 5% verloren hat. Mit RWE fand sich temporär eine von uns favorisierte Anleihe auf der Verliererseite. Neben dem schwierigen Handelsumfeld und der Atomdiskussion sorgte das Gerücht einer Kapitalerhöhung bei dem Energieversorger für Abschläge, von denen dann wiederum wie im Rentenmarkt beschrieben die RWE-Anleihen profitieren konnten. Die internationalen Übernahmen gehen weiter und ermöglichen nach Tognum durch Daimler und Royce-Rolls eine weitere Übernahme eines MDax-Unternehmens. Der US-Krankonzern übernimmt seinen deutschen Wettbewerber Demag Cranes zu einem durchaus ambitionierten Preis. Aber auch auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Entwicklungen, die für Schlagzeilen sorgen. So meldete mit Teldafax einer der größeren, unabhängigen Energieanbieter Insolvenz an. Davon sind über Kunden betroffen, wobei dies vor allem zeigt, wie schwierig die Wettbewerbssituation für unabhängige Anbieter im Spannungsfeld regionaler, kommunaler Anbieter und der großen Energieversorger ist. Für Schlagzeilen sorgte auch die politische Entscheidung, die Solarförderung nicht zu kürzen und damit ein hochsubventioniertes Feld zu erhalten. Fraglich ist, ob die Argumentation, es seien weniger Anlagen als erwartet installiert worden, wirklich zielführend ist. Hier wird ein marktwirtschaftlich nur knapp überlebensfähiges Geschäftsmodell gefördert, ohne tatsächlich zu neuen technologischen Innovationen zu führen. Bei Werten wie aus der Solarbranche sollte man also weiterhin nicht engagieren. Ähnliches gilt für Unternehmen, die über kein überzeugendes und wirtschaftlich nachhaltiges Geschäftsmodell verfügen. Hierzu gehören weiterhin die Commerzbank, AirBerlin und Sat1ProSiebenMedia, von denen wir seit längerem abraten. Sonst sind wir für die nächste Handelswoche verhalten optimistisch. Zwar wird die Schwankungsbreite sehr groß, aber beispielsweise Dax und MDax leicht aufwärtsgerichtet sein. Insgesamt sind wir bei Werten wie Bayer, BASF, Hamburger Hafen und Logistik, K+S, Klöckner&Co, Lanxess, Linde Lufthansa, RWE, Salzgitter, Siemens und Vossloh sowie international Bang&Olufsen, LVMH sowie Statoil optimistisch eingestellt. Besonderes Potenzial sehen wir in den nächsten Tagen bei K+S, Lanxess, Salzgitter und Vossloh. Zudem erscheint die Aktie der Deutsche Telekom wieder attraktiver. Ebenfalls als richtig herausgestellt hat sich unsere, die short- Positionierung zu verkaufen. Dies hat eine attraktive Überrendite ermöglicht.
6 Kredit Wenn man auf den Rentenmarkt blickt, hat man den Eindruck, die Refinanzierungskonditionen hätten sich im Wochenvergleich spürbar verbilligt. Durch die Volatilitäten täuscht dieser Eindruck. Die moderate Verbesserung der Refinanzierungszinsen führt nicht dazu, dass sich die Kreditkonditionen ermäßigen. Dies ist für (potenzielle) Kreditnehmer eine positive Nachricht, weil sich damit das nach unserer Einschätzung fundamental deutlich zu niedrige Zinsniveau weiter verfestigt. Dies erhöht zum einen den Verhandlungsspielraum und zum anderen steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass sich Zinssteigerungen deutlich langsamer realisieren lassen, als dies die Trendumkehr zu steigenden Zinsen am Jahresanfang noch vermuten ließ. Darüber hinaus scheinen die bisherige und die geplante Leitzinserhöhungen weder im Rentenmarkt noch damit auf der Kreditseite den gewünschten Einfluss zu haben. Insofern ist von einer Stabilisierung der Kreditkonditionen beispielsweise für zehnjährige Zinsbindungen von knapp unter 4% p. a. zu erwarten. Daher bleibt unsere im Vergleich zur letzten Woche unverändert. Währung Vorhandenen Kreditbedarf sollte man schnellstmöglich eindecken. Weiterhin sollte man verschiedene Anbieter idealerweise aus unterschiedlichen Kreditinstitutsgruppen miteinander vergleichen. Neben den Konditionen und der Unveräußerlichkeit der Kreditforderung gehören Sondertilgungsmöglichkeiten ebenso zu einem guten Finanzierungsangebot wie ebenfalls kostenfreie Ratenanpassungen, Forward-Angebote u. ä. Für erfahrene Kreditnehmer bleibt es attraktiv, ihren Kreditbedarf über variable Zinsen mit enger Euribor-Kopplung abzudecken und die Zinsänderungsrisiken über derivative Instrumente abzufedern. Entscheidend bleibt jedoch, die eigene Bonität und die des Finanzierungspartners zu kennen. Auch eine möglichst realistische Beurteilung der zur Verfügung stehenden Sicherheiten ist notwendig, um die bestmögliche Kondition zu erhalten, ohne zu viele Sicherheiten zur Verfügung zu stellen. Kreditart Zinsbindungsempfehlung Nominalzinssatz Besonderheiten Privat 10 Jahre 3,76% p. a. inkl. 10% p. a. Sondertilgungsoption Gewerblich 6 Jahre 3,62% p. a. inkl. 10% p. a. Sondertilgungsoption Besonderen Eindruck hinterließ die neuerliche Diskussion um Griechenland beim EUR. So verlor die europäische Gemeinschaftswährung nicht nur gegen USD, sondern nahezu jede andere, international bedeutende Währung. Daran änderte auch die Einigung zwischen Frankreich und Deutschland vor dem aktuell stattfindenden EU-Finanzministertreffen nichts. Die Märkte gehen momentan von einer dauerhaften Schwächung des EUR aus. Nicht wenige erwarten inzwischen das Auseinanderbrechen der gesamten Eurozone mit dann allerdings unkalkulierbaren wirtschaftlichen Folgen. Überraschend kann der Goldpreis ähnlich wie die angeblich sicheren Staatsanleihen - hiervon nur moderat profitieren. Dies zeigt, dass die Marktteilnehmer nicht bereit sind, jeden Preis zu bezahlen, um entweder wenig oder keine laufende Rendite zu erhalten. Umgekehrt bedeutet dies, dass der Schutzmechanismus, den die Anleger noch vor einiger Zeit in diesen sicheren Häfen gesehen haben, bei weitem nicht mehr so stark ausgeprägt ist und damit gerade in Segmenten wie Edelmetallen das Rückschlagspotenzial groß ist.
7 Dies gilt zunehmend für den gesamten Rohstoffsektor, der deutliche Risiken entwickelt. Als Beispiel kann Australien dienen, wo der Rohstoffbereich boomt, während andere Wirtschaftszweige unter einer Wirtschaftsflaute leiden. Dies ist besonders ernst zu nehmen, weil Australien in der Grundstruktur ähnlich zu Deutschland ist und nach einer starken Betonung des Sozialstaats nach einigen Reformen deutlich marktliberaler aufgestellt ist, was aber zu einer Ausdünnung der Mittelschicht geführt hat. Diese wendet sich nun der traditionellen Wirtschaft ab und ausschließlich dem Rohstoffsektor zu. Damit führt dies zu einem Konzentrationsprozess auf den Rohstoffsektor, der wiederum Australien in einer Abschwungphase der Weltwirtschaft doppelt stark treffen könnte. Diese Abschwungrisiken sind durch die katastrophenbedingte Rezession in Japan, die zur erwartenden Maßnahmen gegen die Inflation in China und durch die weiterhin schwache wirtschaftliche Entwicklung in den USA, auf die wir im allgemeinen Teil eingegangen sind, weiterhin nicht zu unterschätzen. Auch diese Entwicklungen, aber auch die in der letzten Woche beschriebene Uneinigkeit der OPEC- Staaten zur Ölförderpolitik, haben zu einem spürbar gefallenen Ölpreis beigetragen, obwohl sich die Unruhen im arabischen Bereich fortsetzen und beispielsweise Libyen auch längerfristig als Lieferant ausfallen dürfte. Sollte sich dieses fast 5% niedrigere Niveau wiederum verfestigen, verdienen die Ölkonzerne weiterhin hervorragend und die wirtschaftliche Dynamik wird damit deutlich positiv beeinflusst. Inwieweit dies dann eine positive Nachricht ist, bleibt abzuwarten. Schließlich sind einige Schwellenländer wirtschaftlich an der Grenze zu einer Überhitzung. Daher ist ein höherer Ölpreis sicherlich sinnvoll und fundamental weiterhin gerechtfertigt. Wir rechnen daher mit einer Gegenbewegung in den nächsten Tagen Richtung EUR 70. Dies wird mit einem gegenüber dem USD moderat fallenden EUR und einem fallenden Goldpreis einhergehen. Etwas positiver beurteilen wir den Silberpreis, weil dieser Rohstoff industriell benötigt wird. Daher kann man Silber, USD und Öl zur Diversifizierung z. T. auch mittelfristig beimischen, während man ggf. vorhandene Goldbestände eher abbauen sollte. Ähnliches gilt für AUD, bei dem man nun sukzessive Gewinne mitnehmen sollte und eher in NOK umschichten sollte. Auf der Währungsseite bleiben auch DKK, CNY und RUB interessant. Zu hoch bewertet ist der CHF, der als sicherer Hafen gilt, der dortige Kapitalmarkt auch aufgrund der geplanten Eigenkapitalforderungen an die Kreditinstitute von 19% - nur noch begrenzt aufnahmefähig ist. Disclaimer Der DVAM Markt- und Zins-Newsletter ist für die Information der Ecclesia-Unternehmensgruppe und deren Kunden vorgesehen. Die DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH hat diese Veröffentlichung auf Basis von Informationen und Auswertungen vorgenommen, die als verlässlich eingeschätzt werden. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben oder Prognosen wird nicht übernommen. Die Informationen können eine Beratung nicht ersetzen. Die im DVAM Markt- und Zins-Newsletter enthaltene Analyse genügt nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen. Die Analyse unterliegt zudem nicht dem Verbot des Handelns vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen. Verantwortlich für den DVAM Markt- und Zins-Newsletter ist Markus Schön, Geschäftsführer der DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH. Die zuständige Aufsichtsbehörde der DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Lurgiallee 12 in Frankfurt. DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH Klingenbergstraße 4 Telefon +49 (0) Detmold info@dv-am.de
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