Definition von LR(k)-Grammatiken
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- Ulrich Hummel
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1 Definition von LR(k)-Grammatiken Ziel: Ein Lookahead von k soll ausreichen um entscheiden zu können, welche Regel angewendet werden muss. Definition: FIRST k (w 1 w n ):= w 1 w k, falls n k, w 1 w n, sonst. (Vereinfachung gegenüber T8.2.4) 620
2 Neues Startsymbol S Ziel: Wir wollen einfach das Ende einer erfolgreichen Herleitung erkennen. Dazu: Modifiziere die Grammatik: Neues Startsymbol S und Regel S S. Dann: Wenn diese Regel erreicht wird und die gesamte Eingabe gelesen wurde, liegt eine erfolgreiche bottom-up Herleitung vor. 621
3 Definition T8.2.5 Eine kontextfreie Grammatik G heißt LR(k)- Grammatik, falls für alle α,β,γ (V T )*, alle A,B V und alle w,x,y T * gilt: * r S αaw αβw S γbx αβy α=γ, A=B und y=x. FIRST k (w)=first k (y) r * r r 622
4 Shift-Reduce-Parser Spezieller DPDA, der zusätzlich eine Rechtsableitung berechnet. Aufbau: Eingabeband Lookahead von k S t a c k Steuerung mit Übergangstabelle Ausgabe 623
5 Übergangstabelle Enthält das Programm des Parsers. Operationen (in Abhängigkeit vom Lookahead und dem obersten Stacksymbol) Shift: Lies nächstes Zeichen der Eingabe ein und schiebe es auf den Stack. Zusätzlich speichere Zustand auf dem Stack. Reduce: Wende eine Regel A α an. Dazu entferne den zu α gehörenden Stackinhalt und lege A u. Zustand auf Stack. Error/Accept: Rechnung verwerfend/akzeptierend beenden. 624
6 Reduce-Operation Anwendung der Regel A β 1 β r Entferne die obersten 2r Symbole vom Stack (β 1,,β r, sowie die Zustände dazwischen) Weicht vom bisherigen Modell ab, da mehrere Zeichen vom Stack entfernt werden. Schreibe A auf Stack. Berechne anhand Tabelle neuen Zustand und lege ihn auf dem Stack ab. 625
7 Bsp: S S, S SaSb, S ε R0 Lookahead T 0 T 1 T 2 T 3 shift shift T 4 T 5 T 4 R2 R2 T 5 a R2 shift R2 R1 R2 R2 Acc R1 T 6 shift shift T 4 T 7 T 7 R1 R1 Alter Zustand R1 Aktion b ε S T 1 T 3 T 6 Oberstes Stacksymbol R2 neuer Zustand a b T 2 626
8 Wie berechnet man die Tabelle? Algorithmus: siehe Kapitel T8.3 und T8.4 oder Aho, A., Sethi, R. und Ullman, J.D. Compilers, Principles, Techniques and Tools, Addison-Wesley, Für LR(0)-Parser: Zu aufwändig für diese Vorlesung. 627
9 Wie berechnet man die Tabelle? Praxis: Verwende Parser-Generator. Eingabe: Kontextfreie Grammatik sowie zusätzliche Befehle, die beim Anwenden der Regeln auszuführen sind. Ausgabe: Parser. Beispiele (für sog. LALR(1)-Gram.): yacc (yet another compiler compiler) bison 628
10 Arbeitsweise e. Parser-Generators Grammatik & Befehle: name.y Parser als C-Programm name.tab.c Ausführb. Programm bison yacc gcc cc 629
11 Aufbau der Datei name.y /* Teil 1: Deklarationen */ %{ #include <stdio.h> int nr; Deklarationen für eigene Prozeduren/Var. %} int yylex(void); void yy (char const *); Deklarationen der Parser-Proz. 630
12 Teil 2: Angabe der Grammatik %% s: 0 s 1 {nr++; $$=nr; printf( Knoten %d, Regel s->0s1 mit Nachfolger %d\n,nr,$2); } ; 0 1 {nr++; $$=nr; printf( Knoten %d, Regel s->01\n,nr); } Ende der Regeln für s /* ggf. weitere Regeln */ C-Code, der beim Erreichen der Regel auszuführen ist 631
13 Teil 3: Angabe von weiteren Proz. %% int yylex(void) { int c; c=getchar(); if ((c!= 0 ) && (c!= 1 )) return 0; return c; } int yy() /* weggelassen */ int main(void) { nr=0; return yyparse(); } Übergabe von einzelnen Zeichen an den Parser Ende der Eingabe Fehlerbehandlung Aufruf des Parsers 632
14 2. Beispiel: L={w w 0 = w 1 } Besprochene Grammatik: S ε, S 0S1S, S 1S0S bison liefert: shift/reduce conflicts bedeutet: es gibt Situationen, wo sich nicht klar ist, ob ein Eingabezeichen zu lesen ist oder eine Regel anzuwenden ist. Ursache: Grammatik nicht eindeutig. Satz T8.4.10: LR(k)-Grammatiken sind eindeutig. 633
15 Eindeutige Grammatik für L S ε S 0T1S, S 1R0S T 0T1T, T ε R 1R0R, R ε erinnert an T (T)T, T ε, also eine eindeutige Grammatik für korrekte Klammerausdrücke, wobei 0=( ^, 1=) ^ 634
16 Korrektheit 1. Grammatik erzeugt nur Wörter aus L offensichtlich 2. Grammatik erzeugt alle Wörter aus L. 3. Grammatik ist eindeutig. Induktion über Wortlänge S ε, S 0T1S, S 1R0S T 0T1T, T ε, R 1R0R, R ε 635
17 Induktion über w w =0: Alle Wörter w L mit w =0 herleitbar. Alle solchen Wörter haben nur eine Herleitung. S ε, S 0T1S, S 1R0S T 0T1T, T ε, R 1R0R, R ε 636
18 w >0, o.b.d.a. beginne w mit 0. Sei i>0 kleinste Zahl m. w 1 w i 0 = w 1 w i 1. Dann gilt: w 1 =0, w i =1, w 2 w i 1 0 = w 2 w i 1 1 und w i+1 w n 0 = w i+1 w n 1 mit Jedes Anfangsstück von w 2 w i 1 enthält nicht weniger Nullen als Einsen T * w 2 w i 1 (eindeutig) w i+1 w n L S * w i+1 w n (nach IV eind.) Also: S 0T1S * 0w 2 w i 1 1w i+1 w n. Regel nicht anders anwendbar. 637
19 3. Bsp: Auswerten v.arithm. Ausdr. Neu: Verwendung von sog. Token. Statt Zahlen explizit herzuleiten, enthält die Grammatik Terminale NUM. Der Parser erzeugt für die Terminale einen semantischen Wert, also den Wert der Zahl. Einlesen der Zahlen in der Prozedur yylex. 638
20 Grammatik Variablen: s: Startsymbol a: additiver Term m: multiplikativer Term f: Faktor Regeln: s a a a+m m m m*f f f (a), NUM 639
21 Grammatik in bison-syntax %token NUM s: a {printf( Ergebnis %d\n,$1);} ; a: a + m {$$=$1+$3;} m {$$=$1;} ; m: m * f {$$=$1*$3;} f {$$=$1;} ; f: ( a ) {$$=$2;} NUM {$$=$1;} ; 640
22 Einlesen der Zahlen int yylex(void) { int c; c=getchar(); if (isdigit(c)) { ungetc(c,stdin); scanf( %ld,&yylval); return NUM; } if (c== \n ) return 0; return c; } C-Prozedur zum Einlesen von Zahlen Übergabe des Wertes an den Parser Rückgabe des Tokens NUM 641
23 Zusammenfassung Kontextfreie Grammatiken ermöglichen die Beschreibung von vielen Konstrukten aus den gängigen Programmiersprachen. Mit Parser-Generatoren kann man auf eine einigermaßen einfache Weise zu speziellen Grammatiken Parser erzeugen. Die Konstruktion von Compilern, die auch sinnvolle Fehlermeldungen liefern, ist aufwändiger. 642
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