Erfahrungsbericht (WS 12/13 FK06) an der Metropolia University of Applied Sciences Helsinki, Finnland

Transkript

1 Erfahrungsbericht (WS 12/13 FK06) an der Metropolia University of Applied Sciences Helsinki, Finnland

2 Bewerbungsprozedere der Partnerhochschule: Alle Unterlagen, die sowohl von der Metropolia als auch von der Hochschule München benötigt werden, sind relativ einfach und schnell gemacht und sehr übersichtlich dargestellt, wann was abgegeben werden muss. Notwendig waren ein englisches Motivationsschreiben, Notenbestätigung, Learning Agreement und ein paar Formulare, die ausgefüllt werden müssen, nachdem man eine Zusage von der Partnerhochschule bekommen hat. Dabei bekommt man ein Passwort, womit automatisch ein Account erstellt wird, wo nach und nach verschiedene Formulare hochgeladen werden müssen. Dies ist alles sehr übersichtlich und die Fristen genau angegeben. Das Learning Agreement kann unter Umständen nicht zu dem gewünschten Zeitpunkt vollständig ausgefüllt werden, da die angebotenen Kurse erst zu Beginn des Semesters veröffentlicht werden. Dies ist aber kein Problem, das endgültige Learning Agreement kann auch zu Beginn des Semesters abgegeben werden. Ein Sprachnachweis wird von der Metropolia nicht verlangt. Kurswahl an der Partnerhochschule Wie bereits erwähnt, konnte ich meine Kurse erst direkt vor Ort wählen, dabei haben mir Tutoren von dem Studiengang geholfen und hilfreiche Tipps gegeben, welche sinnvoll sind und welche eher weniger. Dies geschah in der Orientierungswoche, wo man alle hilfreichen Anweisungen und allgemeine Infos zum Land und Leben in Finnland bekommt. An der Orientierungswoche sollte man auf alle Fälle teilnehmen. Ich habe mich im Studiengang Electronics eingeschrieben und wusste davor jedoch nicht, dass der Studiengang relativ neu ist und die ältesten im dritten Semester sind. Also habe ich Kurse aus den ersten drei Semestern gewählt. Wie auch bei uns werden in diesen Semestern die Grundkurse angeboten, z.b. Mechanik, Mathematik, Physik, Elektrotechnik aber auch einige Labore. Vom Schwierigkeitsgrad her sind die Kurse nicht so anspruchsvoll und einfacher zu bestehen. Jeder kann die Klausur ohne Probleme zweimal wiederholen. Auch wenn man bestanden hat, kann bei einigen Professoren die Note dadurch verbessert werden. In Finnland gibt es vier Perioden in einem Jahr, das heißt, zwei Perioden in einem Semester und nach jeder Periode werden Prüfungen geschrieben. Dies macht es manchmal einfacher, da nicht so viel Lernstoff auf einmal abgefragt wird. Auch die Kurse können nach einer Periode neu gewählt werden. Die Professoren, die in meinem Kursen unterrichtet haben, sprachen sehr klares, langsames gut verständliches Englisch. Da mein Englisch zu Beginn relativ schlecht war, war ich sehr froh, dass ich nicht überrollt wurde. Die Finnen sprechen im Allgemeinen eher langsam und deutlich, was ich als angenehm empfunden habe. An der Metropolia werden sowohl in Englisch als auch in Finnisch Sprachkurse angeboten. Da Finnisch zu den schwierigsten Sprachen überhaupt gehört und keine Ähnlichkeiten zum Deutschen hat, werden in dem Semester nur Grundkenntnisse vermittelt. Ich habe diesen Kurs nicht gewählt, aber die meisten

3 Austauschstudenten nehmen teil. Die Englischkurse werden eher weniger von dem Austauschstudenten gewählt, da man sowieso relativ schnell die Sprache annimmt und somit auch immer mehr Fachbegriffe in den Vorlesungen aneignen kann. In den Vorlesungen werden häufig Hausaufgaben aufgegeben, die gemacht werden können oder auch nicht. Nur selten sind diese Pflicht oder Voraussetzung dafür, dass man die Prüfung schreiben darf. Jedoch kann ich diese Aufgaben sehr empfehlen, erstens bekommt man Bonuspunkte, wenn diese richtig gelöst wurden und zweitens ist das die Miete um eine Prüfung zu bestehen. Die Aufgaben können meistens mit dem Skript gut gelöst werden. Sollte es mal zu Schwierigkeiten kommen, sind die Professoren sehr hilfsbereit und freundlich. Auch das Verhältnis von Studenten und Professoren ist deutlich entspannter und freundschaftlicher als bei uns. Anreise an die Partnerhochschule Im Voraus kann ein Formular von der Metropolia ausgefüllt werden, wenn man einen Tutor möchte. Dieses Angebot nimmt eigentlich jeder in Anspruch und kann ich auch nur empfehlen. Die Tutoren bekommen dann deine Mail Adresse und melden sich vor deiner Ankunft. Dies ist sehr hilfreich, da vor der Reise schon alle möglichen Fragen gestellt werden können und somit die Angst vor dem Ungewissen genommen wird. In dem Service mit einbegriffen ist unter anderem auch ein kostenloses Taxi vom Flughafen zum Zimmer, wo dich dein Tutor am Flughafen empfängt. Ich wurde jedoch von meiner Tutorin persönlich mit dem Auto abgeholt. Wenn man zum Beispiel außerhalb der Geschäftszeiten von dem Wohnheimbüro ankommt und somit die Schlüssel für das Zimmer nicht abgeholt werden können, kann dies auch der Tutor übernehmen. In den ersten Tagen hat mich meine Tutorin in die Stadt mitgenommen und mir ganz grob alles gezeigt, was ich wissen muss. Auch bei der Beantragung der Fahrkarten oder des Studierendenausweises bekam ich Hilfe. Neue Leute kennenlernen ist überhaupt gar kein Problem, das geht sehr schnell. Was ich jedoch ein bisschen schade fand, die Austauschstudenten sind gerne unter sich und man hat oft nicht die Möglichkeit viele Finnen kennenzulernen. Aber dazu später mehr. Für den Flug (hin und zurück) muss man mit ungefähr rechnen, je nach dem wie lange im Voraus gebucht wird. In zwei bis zweieinhalb Stunden ist man in dort.

4 Unterkunft Ich habe im Studentenwohnheim von HOAS gewohnt. Wenn man in einem Studentenwohnheim wohnen möchte, hat man keine andere Möglichkeit als HOAS, denn es gibt nur einen Anbieter. Jede Hochschule in Helsinki hat ein Kontingent an Apartments für ihre Austauschstudenten. Die Bewerbung um einen Wohnheimplatz muss allerdings schon bevor der Zusage von der Hochschule erfolgen. Dies kann man unkompliziert auf der Homepage tun. Wünsche zum Wohnort oder sonstigem werden nicht berücksichtigt. Nach einer gewissen Zeit bekommt man ein Angebot, das man annehmen sollte, denn man hat keine andere Wahl. Der Großteil der Wohnungen sind Zimmer in einer 3er bis 6er WG mit gemeinschaftlicher Küche und Bad. Die Kosten belaufen sich auf knapp 400 im Monat. Die Kaution liegt bei 500. In jedem Wohnheim befindet sich eine Sauna, die an drei Tagen in der Woche kostenlos genutzt werden kann. HOAS besitzt Wohnheime in Helsinki, Espoo und Vantaa und meistens bekommt man ein Zimmer zugeteilt, das nicht weit entfernt von der Uni liegt. Auch das öffentliche Verkehrsnetz ist sehr gut. Einziger Schwachpunkt ist, dass unter der Woche in der Nacht zwischen zwei und fünf Uhr nichts fährt. Freizeitgestaltung Neben dem Studium habe ich genügend Zeit gefunden für Reisen, Land und Leute näher kennenzulernen und Party. Die Studentenorganisation ESN METKA kümmert sich speziell um Austauschstudierende. Diese plant Reisen, Partys, Events und Veranstaltungen. Es stand immer irgendetwas an und man bekommt ständig irgendwelche Informationen, wo was wann los ist. Manchmal ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Dies macht das Leben dort so besonders und aufregend. Dadurch, dass alle im selben Boot sitzen und gerade das Gleiche durchmachen, entwickeln sich so sehr schnell Bekanntschaften und Freundschaften unter den Austauschstudenten. Während meinem Aufenthalt habe ich auch die ein oder andere Reise gemacht. Drei gingen von ESN METKA aus, die ich gemacht habe. Der Stockholm Trip, bei diesem treffen sich Studenten von ganz Finnland um mit der Fähre nach Stockholm zu fahren. Die Fährenfahrt ist für ihren hohen Alkoholkonsum bekannt, da man auf der Fähre im Vergleich zu Helsinki relativ günstig an Alkohol kommt. Es waren ca 1600 partywütige Studenten. Auch Stockholm ist eine sehr schöne Stadt, bei der es sich auf alle Fälle lohnt, einen Tag zu verbringen. Der zweite Trip war der Lappland Trip. Dieser zählt zu den besten, die ich jemals gemacht habe. Egal ob Nordlichter schauen, Schlittenhundefahrten, Rentierfarm Besuch, Eisfischen oder die unglaubliche Landschaft zu genießen. Trotz der Kälte und des Preises sollte man diese Reise über den Polarkreis nicht verpassen. Aber auch der Tallin Trip ist sehr zu empfehlen. Ansonsten habe ich mit den anderen Studierenden auf eigene Faust Reisen in die umliegenden Städte und Orte gemacht. Aber auch Besuche in Nationalparks, Eishockey Spiele oder mit Finnen für ein paar Tage auf eine

5 abgelegene Hütte fahren um Sauna, das gemütliche Zusammensitzen und in den eiskalten See springen zu genießen. Was man nicht außer Acht lassen darf, Finnland ist ein relativ teures Land, vor allem Lebensmittelpreise und Alkoholpreise sind sehr preisintensiv und läuft sehr schnell ins Geld. Im Vergleich zu Deutschland habe ich ungefähr das Doppelte pro Monat ausgegeben. Integration und Kontakt Die Finnen sind sehr ruhige aber zugleich unglaublich nette und ehrliche Leute, wenn man sie mal näher kennengelernt hat. Die meisten sprechen gutes Englisch, auch die Älteren. Sogar Deutsch sprechen dort einige. Viele Studenten hatten Deutsch in der Schule oder im Studium. Allerdings kann es passieren, dass die Busfahrer kein Englisch verstehen, da es oft keine Finnen sind. Wie schon erwähnt, sind die Austauschstudenten gerne unter sich, was ich ein bisschen schade finde. Deswegen hatte ich von Anfang an versucht, bewusst einige Kontakte mit Finnen zu knüpfen und mit denen ein bisschen was zu unternehmen. Somit habe ich am Schluss sogar mehr mit den Finnen unternommen als mit den ausländischen Studierenden, womit ich einen stärkeren Einblick in die Lebensweise und Charaktere bekommen habe. Da die Finnen nicht so kontaktfreudig und eher etwas zurückhaltend sind wenn sie neue Leute kennenlernen, ist es manchmal nicht so einfach mit ihnen warm zu werden. Das ändert sich jedoch, wenn man sie näher kennt. Fazit Mein Auslandssemester in Helsinki war unvergesslich. Unglaublich viele schöne Momente erlebt und Erfahrungen fürs Leben gemacht, nicht nur im Hinblick aufs Studium. Ich habe viele tolle Menschen getroffen, die ein oder andere Freundschaft auch über meinen Auslandsaufenthalt geschlossen, wunderschöne Landschaften und Städte gesehen, viel gefeiert, mein Englisch deutlich verbessert und natürlich einige überraschende Erfahrungen gemacht. Alles in allem kann ich jedem empfehlen, sein Auslandsaufenthalt in Helsinki zu machen.

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