Erfahrungsbericht. Auslandssemester an der Universidad de Guadalajara. Centro Universitario de Ciencias Económico Administrativas (CUCEA)

Transkript

1 Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Universidad de Guadalajara Centro Universitario de Ciencias Económico Administrativas (CUCEA) Im WS 11/12 (15. August 2011 bis 1. Februar 2012) Von Claudia Lorenz Universität Stuttgart Studienfach: technisch orientierte BWL (B.Sc.) im 5. Fachsemester

2 Da ich nach dem Abitur bereits einige Monate in Mittelamerika und Mexiko verbracht habe, stand für mich bereits am Anfang des Studiums fest, dass ich unbedingt ein Auslandssemester in einem spanisch sprachigem Land machen wollte. Da ich während meines Mexikoaufenthaltes auch die Stadt Guadalajara sowie einige Austauschstudenten der UdG kennen lernte, fiel meine Wahl auch ziemlich schnell darauf, das 5. Fachsemester in Guadalajara zu verbringen. Da die Prüfungstermine der Universität Stuttgart immer relativ spät liegen, stellte sich zudem auch heraus, dass die UdG eine der wenigen lateinamerikanischen Partneruniversitäten ist die von den Semesterterminen her für mich in Frage kamen. Vorbereitung des Aufenthaltes Die Bewerbung für ein Auslandssemester in Lateinamerika ist zwar nicht besonders schwierig. Aber man sollte rechtzeitig damit anfangen die nötigen Bewerbungsunterlagen wie Lebenslauf und Motivationsschreiben sowie 2 Gutachten von Professoren und Nachweis der Sprachkenntnisse zusammen zu stellen bzw. zu organisieren. Im Januar, etwa 6 Monate vor meinem Auslandsaufenthalt musste ich die nötigen Unterlagen dann beim Auslandsamt einreichen. Im Februar kam dann auch schon die Zusage aus Stuttgart. Die endgültige Zusage aus Guadalajara lies aber noch einige Monate auf sich warten und kam erst Mitte Juni. Man sollte sich deshalb aber nicht verunsichern lassen, das ist normal. Nachdem die Zusage aus Guadalajara dann endlich da war, musste ich noch das mexikanische Studentenvisum beantragen. Dafür musste ich die nötigen Unterlagen, wie Reisepass, Antragsformular, Passbilder und Zulassungsbestätigung aus Mexiko an das Konsulat nach Frankfurt schicken. 3 Wochen später durfte ich das Visum dann persönlich in Frankfurt abholen. Da die endgültige Zusage aus Mexiko ziemlich lange gebraucht hat, habe ich meinen Flug bereits vorher gebucht. Für mich war es dabei am günstigsten mit British Airways zu fliegen. Man sollte bei der Flugbuchung auch beachten, dass man für die USA ein Visum braucht, wenn man mit einer amerikanischen Gesellschaft fliegt, die ESTA-Genehmigung reicht zumindest theoretisch nicht aus. Wesentlich günstiger ist es nach Mexiko Stadt zu fliegen und von dort mit dem Bus oder einer der zahlreichen mexikanischen Billigfluggesellschaften wie Vivaaerobus, Volaris oder Interjet weiterzureisen.

3 Studium im Gastland Die Universidad de Guadalajara ist die zweitälteste Universität des Landes und auch eine der größten. Für die verschiedenen Studienrichtungen gibt es jeweils eigene Zentren, die alle in der ganzen Stadt, teilweise auch in ganz Jalisco verstreut liegen. Die CUCEA ist dabei eines der größten und schönsten Zentren. Die Bibliothek ist relativ neu und gut ausgestattet und es gibt WLAN auf dem ganzen Campus sowie die Möglichkeit kostenlos Laptops auszuleihen. Ich belegte Kurse aus dem Finanzbereich sowie Fächer wie Projektmanagement und angewandte Software. In meinen Kursen waren wir jeweils nur ca. 40 Studenten und ich war immer die einzige Austauschstudentin. Die Professoren nehmen eigentlich alle Rücksicht auf anfängliche Sprachprobleme und die Kommilitonen sind in der Regel auch alle sehr hilfsbereit. Das Niveau der Kurse ist ziemlich lehrerabhängig, allgemein aber wesentlich niedriger als in Deutschland. Allerdings sollte man die täglichen Hausaufgaben und Anwesenheitspflicht nicht unterschätzen und deshalb nicht zu viele Kurse wählen. Allgemein gilt, dass die Kurse im VWL-/ und Finanzbereich ein wesentlich höheres Niveau haben, als Fächer aus den Bereichen Marketing oder Negocios Internacionales. Im Sprachenzentrum der CUCEA gibt es die Möglichkeit am Computer Spanisch zu lernen, diese Programme vermitteln allerdings nur die Basics und so gut wie keine Grammatik. Auf Anfrage hat das Sprachenzentrum aber auch einige Spanischkurse für uns Austauschstudenten organisiert die von engagierten Studenten geleitet wurden. An der CUCEA gibt es zudem ein Patenprogramm. Man bekommt dabei auf Anfrage einen Socio zugeteilt der einem am Anfang hilft sich in der Stadt und auf dem Campus zurechtzufinden und einem auch bei Wohnungssuche, etc. zur Seite steht. Ich persönlich habe meinen Socio leider erst am Semesterende kennengelernt, aber viele andere Austauschstudenten haben in ihren Socios gleich ihre ersten mexikanischen Freunde gefunden. Aufenthalt im Gastland Guadalajara ist mit ca. 5 Millionen Einwohnern die 2 größte Stadt des Landes und ist der Ursprungsort vieler mexikanischer Traditionen, wie etwa Mariachis oder dem Tequila. Sie hat ein schönes Stadtzentrum und großes Angebot an Kultur- und Sportangeboten. So findet hier z.b. jährlich die zweit größte Buchmesse der Welt statt war das Gastland

4 Deutschland da gehörte ein Besuch natürlich zum Pflichtprogramm. Zudem war Guadalajara während meines Aufenthaltes Gastgeber der Panamericanos, den Kontinentalmeisterschaften von Amerika, dies war DAS sportliche Ereignis während meines Aufenthaltes. Die Stadt gilt als relativ sicher und ich habe mich nie unwohl gefühlt oder schlechte Erfahrungen gemacht. Natürlich sollte man aber besonders als Ausländer manche Stadtviertel meiden und nachts lieber nicht alleine durch die Straßen laufen. Die Tapatios, die Einwohner Guadalajaras sind alle sehr freundlich und sehr aufgeschlossen gegenüber Ausländern. Somit fällt es nicht schwer neue Kontakte zu knüpfen und Einladungen zu Haus- und Geburtspartys sind sehr zahlreich. Ich hatte bei meiner Ankunft in Guadalajara noch keine Unterkunft und wohnte die ersten Tage im Hostel. Dies war ein guter Ort um weitere Austauschstudenten kennenzulernen und eine gute Möglichkeit um sich in der Stadt erst einmal zu recht zu finden. Im Hostel lernte ich auch meine zukünftigen Mitbewohner kennen mit denen ich dann zusammen auf Wohnungssuche ging. Ein guter Startpunkt für die Wohnungssuche ist die Internetseite compartodepa.com.mx, mit WG Gesuchen und Angeboten. Ansonsten gibt es mittlerweile auch zahlreiche Studentenorganisationen wie Integrate, Conexion oder Mexperience die gerne bei der Suche helfen. Ich wohnte die meiste Zeit in einem Haus im Zentrum. Der Vorteil war die Nähe zur Metrostation Juarez. Von dort aus kommt man mit dem Zug relativ schnell zur CUCEA und die Weggehmöglichkeiten an der Avenida Chapultepec sind auch nicht allzu weit weg. Ich zahlte umgerechnet ungefähr 120. Der Nachteil war, dass das Haus mit 10 Mitbewohnern einfach zu groß war und so bin ich für den letzten Monat noch einmal umgezogen. Freizeit und Reisen Natürlich hatten wir an den Wochenenden und den zahlreichen Feiertagen auch genug Möglichkeiten das Land zu bereisen und weitere mexikanische Traditionen kennenzulernen. So reisten wir zum Beispiel im November nach Patzcuaro um dort den Tag der Toten zu feiern oder besichtigten Kolonialstädte wie Guanajuato und San Miguel de Allende. Der Pazifik ist auch nicht allzu weit weg und innerhalb von 4-5 Stunden ist man in Puerto Vallarta oder San Blas, für mexikanische Verhältnisse sind dies fast schon Kurzstrecken. Es gibt auch die Möglichkeit mit einer der vielen Studentenorganisationen zu verreisen. So reiste ich zum Beispiel zu Semesterbeginn mit über 200 nationalen und internationalen Studenten nach Boca de Iguanas an den Pazifik. Dies war eine gute Gelegenheit um weitere

5 Freundschaften zu schließen, allerdings sagte uns die Organisation der Reise nicht ganz zu weshalb wir die restlichen Wochenenden lieber privat mit anderen Austauschstudenten verreisten. Ein Highlight des Aufenthaltes war für mich die Reise an die Barrancas del Cobre im Norden des Landes. Dort machten wir eine Zugfahrt durch die berühmte Kupferschlucht, dies war sehr beeindruckend und ist auf jedenfall eine Reise wert. Praktische Tipps Zum Geld abheben kann ich ein Konto bei der DKB sehr empfehlen. Das Konto und die Abhebungen sind kostenlos und man bekommt auf Anfrage sogar die Gebühren der mexikanischen Bank zurücküberwiesen. Am Anfang ist der öffentliche Verkehr in Guadalajara etwas verwirrend. An den Bussen stehen an der Windschutzscheibe in der Regel die Busnummer und die wichtigsten Orten die auf der Route liegen. Sobald man sich in der Stadt einigermaßen orientieren kann, ist das Busfahren eigentlich kein Problem mehr. Eine sehr gute Seite um Busverbindungen in der Stadt herauszusuchen ist außerdem die Seite: Die mexikanischen Billigfluglinien Volaris und Vivaaerobus haben immer wieder interessante Flugangebote, es lohnt sich also die Internetseiten regelmäßig zu überprüfen. Wir sind zum Beispiel für unter 30 nach Mexico City geflogen, ein Busticket kostet genauso viel. In den Ferien zahlen Studenten nur den halben Preis für den Bus, aber man sollte rechtzeitig buchen, da es jeweils nur wenige Studententickets pro Bus gibt. Persönliches Fazit Der Aufenthalt in Guadalajara hat mir sehr gut gefallen. Ich habe eine neue Kultur und ein neues Studiensystem kennen gelernt und ich werde demnächst mit vielen guten Erinnerungen und vielen neuen Freunden aus Mexiko und der ganzen Welt nach Deutschland zurückkommen. Mein Dank gilt dem Auslandsamt der Universität Stuttgart und der Baden-Württemberg Stiftung die mir diesen Aufenthalt organisatorisch und finanziell ermöglicht haben!

6 Hiermit stimme ich einer Veröffentlichung meines Berichtes auf den Internetseiten der Baden-Württemberg Stiftung zu. Claudia Lorenz