Ableitung von alternativen Bekämpfungsstrategien gegen Rapserdfloh und Kohlfliege im Herbst 2014
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- Eleonora Fleischer
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1 Rapool-Fachtagung 2014 Ableitung von alternativen Bekämpfungsstrategien gegen Rapserdfloh und Kohlfliege im Herbst 2014 Dr. Ralf-Rainer Schulz
2 Gliederung Aktuelle Situation Schadwirkung Rapserdfloh, Kleine Kohlfliege Ableitung von Bekämpfungsstrategien aus der Biologie Chemische Bekämpfung Feldhygienemaßnahmen Schlussfolgerungen
3 Aktuelle Situation Neonikotinoidhaltige Rapsbeizen ab aus Gründen des Bienenschutzes zunächst für 2 Jahre von Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit verboten Fachausschuss Pflanzenschutzmittelresistenz Insektizide, Akarizide : Gegen Rapserdfloh sind zurzeit nur Pyrethroide in der Spritzanwendung zugelassen. Eine Antiresistenzstrategie kann also leider nur sein, auf jede unno tige Anwendung zu verzichten. Es deutet sich an, dass alle Pyrethroide gleichermaßen von der Minderwirkung vor allem im o stlichen Schleswig- Holstein und westlichen Mecklenburg-Vorpommern betroffen sind. Kontrolle von Rapserdfloh und Kleiner Kohlfliege zukünftig problematisch 3
4 Schadwirkung u. chemische Bekämpfungsmöglichkeiten Rapserdfloh Imago Ei Larve Puppe Schadwirkung: Blattfraß - Beizung Insektizidspritzung Minierfraß Blattstiel, Spross parasitäre Auswinterung Förderung Phoma - (Insektizidspritzung) - - Kleine Kohlfliege Schadwirkung: - - Bekämpfungsmöglichkeiten: Bekämpfungsmöglichkeiten: Imago Ei Larve Puppe Beizung (Insektizidspritzung) Wurzelfraß parasitäre Auswinterung Förderung Phoma, Verticillium
5 Gülzow,
6 Schadwirkung der Käfer Nagefraß der Käfer kann zum Absterben von Blätter und Pflanzen führen Schon im Keimblattstadium bonitieren, da kein Beizschutz mehr! Bei hohem Befallsdruck Dünnsaaten vermeiden 6
7 Blattschäden durch Käferfraß, andere Schadursachen ausschließen! 7
8 Kohlmotte Ackerschnecken Weißlingsraupen Gülzow,
9 Rapserdflohlarve und Blattstielbefall 9
10 Welchen Larvenbefall verträgt eine Pflanze? Besonders gefährlich ist der Endknospenbefall: 2-3 Larven dort können Pflanze zum Absterben bringen 3-5 Larven/Pflanze = kritischer Befall Larvenbefall kann parasitäre Auswinterung verursachen Larvenbefall schafft Eintrittspforten für Pilzkrankheiten 10
11 Zusammenhang zwischen Rapserdfloh-Larvenbefall und Phoma- Befall (Bonitur im Frühjahr) Anzahl Rapsblattstiele mit Phoma-Pycnidien ohne Phoma-Pycnidien ohne Rapserdflohlarven mit Rapserdflohlarven 11
12 Kohlfliegenmaden und Schadbild Kohlfliegenlarvenbefall kann auch Befall mit Verticillium longisporum und Wurzelbefall mit Phoma lingam erhöhen (Keunecke, 2009). 12
13 Gliederung Aktuelle Situation Schadwirkung Rapserdfloh, Kleine Kohlfliege Ableitung von Bekämpfungsstrategien aus der Biologie Chemische Bekämpfung Feldhygienemaßnahmen Schlussfolgerungen
14 Laborversuche 2009 zur Ermittlung der Beizwirkung beim Rapserdfloh 14
15 Einfluss der Beizung auf den Blattfraß des Rapserdflohs (Laborversuche 2009, Bonitur 4 Tage nach Einsetzen der Käfer) durchschn. Anzahl Fraßstellen pro Pflanze Premium ungebeizt ungebeizt Premium+DMM Anzahl Tage zwischen Aussaattermin und Einsetzen der Käfer in Versuchsgefäße 15
16 Einfluss der Premium-Beizung auf Rapserdfloh-Käfer (Laborversuche 2009, Bonitur 4 Tage nach Einsetzen der Käfer) 100% 90% 80% 70% 60% 50% tot geschwächt 40% vital 30% 20% 10% 0% Anzahl Tage zwischen Aussaattermin und Einsetzen der Käfer in Versuchsgefäße 16
17 Beizversuch Selmstorf (Bonitur Larvenbefall ) 17
18 Wirkung der insektiziden Rapsbeize Rapserdfloh Letale Wirkung gegen Käfer im frühen Keimblattstadium Behinderung des Reifungsfraßes (weniger Blattschäden) Geringere (verzögerte) Eiablagen Kohlfliege Verhinderung von Starkbefall
19 Vermehrungspotenzial von Rapsschädlingen (n. Hoffmann u. Schmutterer, 1983) Schaderreger Anz. Eier pro Weibchen Anz. Generationen/a Gr. Rapsstängelrüssler bis 60 1 Gefl. Kohltriebrüssler Kohlschotenrüssler 60 1 Rapsglanzkäfer Kohlschotenmücke 60 2 (3) Rapserdfloh * 1 Kleine Kohlfliege * max. 470 nach eigenen Untersuchungen 19
20 Witterungseinflüsse auf die Entwicklungsstadien des Rapserdflohs (eigene Versuche u. Literatur) Käfer Entwicklungsstadien Temperatur Besiedlung: ab 16 C Nahrungsaufnahme: ab 2 C Eiablage: 4-16 C, optim. 8 C Kälte: -13 C erhöhte Mortalität Ei Entwicklung: ab 4 C Larven Pronymphen und Nymphen Entwicklung: ab 5 C Kälte: -16 C erhöhte Mortalität Entwicklung: ab 10 C Wasser Trockenheit (> 2 d): reduz. Larvenschlupf wassergesättigter Boden: reduzierter Käferschlupf 20
21 Befallsverlauf Rapserdfloh in MV Quelle: LALLF 0,4 0,3 0,3 Larven/Pfl. 0,2 0,2 0,1 0,1 nicht messbar nicht messbar nicht nachweisbar 0,
22 Befallsverlauf Rapserdfloh in MV (Herbst) Quelle: LALLF % bef. Pflanzen Temperaturen im Jan. bis < -20 C
23 Temperatursumme > 5 C vom Wetterstation Gülzow Grad
24 Tiefsttemperaturen Laage, Januar 2014 (Quelle: wetteronline.de) 24
25 Kleine Kohlfliege- relevante Fakten für Bekämpfung/Überwachung 3. Generation im Raps schädigend Lebensdauer der Imagines nur 8-15 Tage Überwachung mittels Gelbschale für Praxis schwierig (Artbestimmung) Eier sind empfindlich gegenüber Trockenheit (wie beim Rapserdfloh) 25
26 Bekämpfungsrichtwerte Rapserdfloh 10 % der Blattfläche durch Fraß zerstört oder Käfer (K)/m² oder 75 K/ Gelbschale (GS) im Zeitraum 1. bis oder 50 K/ GS im Zeitraum 10. bis oder 50 K/ GS in 10 Tagen nach dem bis Ende Oktober 26
27 Erfassung der Käferdichte problematisch Käfer bei kühler Witterung häufig unter Erdkluten versteckt 27
28 Überwachung des Rapserdflohs mit Gelbschalen Erfordert konsequente Pflege (2x wöchentlich Wasseraustausch, Auszählung) nicht immer repräsentativ Käfer reagiert nicht auf die Farbe gelb, Fänge sind daher Resultat der Bewegungsaktivität 28
29 Wann Insektizide gegen REF einsetzen? Quelle: proplant Zeitfenster für Bekämpfung vergleichsweise groß 29
30 Rapserdfloh- Vorkommen der Entwicklungsstadien Monat Entwicklungsstadien Aufenthalt August Käfer Stoppel, Sommerlager, Rapsschläge mögliche Bekämpfung September Käfer, Ei Sommerlager, Rapsschläge Oktober Käfer, Ei, Larve Rapsschläge November Käfer, Ei, Larve Rapsschläge Dezember Käfer, Ei, Larve Rapsschläge Januar Käfer, Ei, Larve Rapsschläge Februar Käfer, Ei, Larve Rapsschläge März Käfer, Ei, Larve Rapsschläge April Käfer, Ei, Larve Rapsschläge Mai Larve, Puppe Rapsschläge Juni Puppe, Käfer Rapsschläge Juli Käfer Stoppel, Sommerlager 30
31 Anteil Weibchen mit Eiablage (eigene Käferzuchtversuche) % Rapserdflohweibchen mit Eiablage Aug 03. Sep 23. Sep 13. Okt 02. Nov 22. Nov 12. Dez 31
32 Wirkung von Insektizidmaßnahmen auf Rapserfloh- Larvenbefall (Sarmstorf, , Premium-Beizung einheitlich) Larven/Pfl.: 2,6 1,5 32
33 Wirkung von Insektizidmaßnahmen auf Kohlfliegen- Larvenbefall (Sarmstorf, , Premium-Beizung einheitlich) Schadklassenindex:
34 Insektizide zur Rapserdflohbekämpfung (Hahn, 2013) 34
35 Wo ist stärkerer Befall zu erwarten? 35
36 REF-Zuflug aus angrenzenden Sommerlagern Gülzow,
37 Dispersion von Rapserdflohlarven im Frühjahr von hier einseitige Besiedlung 37
38 Dispersion von Rapserdflohlarven im Frühjahr frühe Saat stärker befallen 38
39 Befallssituation Rapserdfloh in Saatterminversuchen Gülzow, Bonitur Larven/Pfl.: 1,4 0,7 0, , Befallene Pflanzen (%) , , August 22. August 12. September Aussaattermin 39
40 Befallssituation Kohlfliege in Saatterminversuchen Gülzow, Bonitur Angaben in % befallene Pflanzen Schadenklassenindex August 22. August 12. September Aussaattermin kein Befall 40
41 Viele Jungkäfer während/nach der Rapsernte oder in den Rapslägern sind Anzeichen für stärkeren Befall Nach der Ernte: Käfer in hohlen Rapsstoppeln, danach Abwanderung in Sommerlager Käfer bevorzugen Berührungsreiz (Thigmotaxis) sowie kühle, schattige Plätze 41
42 Rapserdflöhe in hohlen Rapsstoppeln Ansatzpunkt für eine Bekämpfung? Von jeweils 50 eingegrabenen Käfern erreichten die Bodenoberfläche*: 11 aus 5-10 cm Tiefe 7 aus cm Tiefe und 4 aus cm Tiefe. These: Rechtzeitiges Unterpflügen der Rapsstoppel könnte ein Teil der Rapserdflohpopulation vernichten. * Quelle: MEYER (1944) 42
43 Kohlfliegen-Puppen in oder an Rapsstoppeln 43
44 Summe geschlüpfter Kohlfliegen in nach einer flacher Stoppelbearbeitung nach Raps (Dohms et. al 2013) Rechtzeitige Stoppelbearbeitung! ( Vergraben der Puppen) 44
45 Was kann sonst noch getan werden? Ausfallraps zügig umbrechen, um eine Besiedlung der 2. Kohlfliegengeneration von diesen Flächen auf die Neuansaaten zu verhindern Düngung mit ca. 250 kg/ha Kalkstickstoff vor der Saat kann befallsmindernd wirken (auch Effekte gegen Schnecken und Kohlhernie) Andere kruzifere Wirtspflanzen (Unkräuter) wirksam bekämpfen Einhaltung der Anbaupausen (max. 33 % Raps in der FF) Frühsaaten werden zuerst beflogen, daher dort besonders sorgfältig überwachen, ev. Saatmenge erhöhen (mit Azolfungiziden absichern) 45
46 Saatmengenversuche Gülzow Frühsaatversuche Jahr (Anz. Sorten) Kornertrag (dt/ha 55 kf. Kö./m² 35 kf. Kö./m² GD 5 % 2010 (n = 5) 61,0 60,9 1,3 n. sign (n = 4) 55,7 54,6 1,0 sign (n = 5) nicht auswertbar 2013 (n = 5) 56,4 55,9 1,3 n. sign. Mittelwert 57,7 57,1 Spätsaatversuche Jahr (Anz. Sorten) Kornertrag (dt/ha 65 kf. Kö./m² 45 kf. Kö./m² GD 5 % 2010 (n = 5) 58,2 57,7 2,0 n. sign (n = 4) 45,9 46,4 1,6 n. sign (n = 5) 57,4 58,5 1,3 n. sign (n = 5) 60,5 59,2 1,6 n. sign. Mittelwert 55,5 55,4 46
47 Schlussfolgerungen für Bekämpfung REF Aktuelle Befallssituation beachten (Warnhinweise, Jungkäferauftreten während u. nach der Rapsernte) Bekämpfungsrichtwerte konsequent anwenden unter Nutzung aller Überwachungsmöglichkeiten Rechtzeitige Bonituren (schon im Keimblattstadium) Behandlungstermin möglichst nach vollständigem Käferzuflug und vor Eiablage platzieren (in der Regel Ende September), spätere Behandlungen noch möglich Frühe Larvenstadien sollen nach Johnen (2002) bekämpfbar sein Bei starken Larvenschäden kann zusätzlicher Fungizideinsatz sinnvoll sein Im Frühjahr in der Regel keine gesonderte Maßnahme gegen Erdflohbefall notwendig (mit erfasst bei der Bekämpfung des Großen Rapsstängelrüsslers) 47
48 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Gülzow,
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