Die Dreikönigskirche Bad Bevensen

Transkript

1 Die Dreikönigskirche Bad Bevensen Ein kleiner Kirchenführer

2 Herzlich willkommen in der Dreikönigskirche Bad Bevensen! Auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Eindruck macht; sie befinden sich an einem Ort, an dem seit fast 1200 Jahren Menschen Gott suchen und Gottesdienst feiern! Um ca. 833 n. Chr. dürfte an dieser Stelle eine schlichte Holzkirche gestanden haben. Schon der Ort auf einem Hügel nahe am Wasser der Ilmenau weist auf die wichtigste Funktion dieses Baus hin: Er wird vor allem eine Taufkirche gewesen sein. Nach dem Sieg Karls des Großen über die Sachsen, begann die Christianisierung weiter Teile Niedersachsens. Tausende Menschen mussten im christlichen Glauben unterwiesen und getauft werden. Schon bald reichte der kleine Bau nicht mehr für die schnell steigende Zahl der Gläubigen. Man brauchte jetzt eine Gemeindekirche. Vermutlich um 1025 (diese Zahl findet sich auf Inschriften in der Kirche und an Abendmahlsgeräten) wurde der Bau einer romanischen Kreuzkirche fertig gestellt. Im Museum Schliekau können sie ein Schülermodell dieser Kirche besichtigen. Sie hatte einen mächtigen Turm aus Feldsteinen und war mit 51 Metern Länge etwas größer als die heutige Kirche. Leider musste die mittelalterliche Dreikönigskirche später abgerissen werden. Schon seit dem 16. Jahrhundert gab es erhebliche bauliche Mängel, und nach zeitgenössischen Quellen drohte im 18. Jahrhundert sogar der Einsturz erhielt der Maurermeister Bartold Dietrich Kneese aus Bleckede den Zuschlag für den Bau einer neuen Kirche. Finanziert wurde der Bau mit 4193 Talern, die von Bevenser Bürgern aufgebracht wurden. Beim Bau wurden in großer Zahl auch Steine der älteren romanischen Kirche wiederverwendet, so dass ein Teil des Erbes aus ihrer Zeit auch in der neuen Kirche weiterlebt fand die Kirchweihe statt. 2

3 Beim großen Stadtbrand 1811, dem 47 Häuser der Stadt zum Opfer fielen, wurde auch die Kirche stark beschädigt. Der Innenraum brannte völlig aus. In einer politisch und sozial schwierigen Zeit beschlossen die Bevenser noch einmal, ihre Kirche neu aufzubauen. Große Teile der Mauern konnten wieder hergerichtet werden, so dass die Kirche ihren Grundriss behielt. Am Martinstag 1812 fand eine erneute Kirchweihe statt. Nur der Kirchturm, den man höher baute als beim Vorgängerbau, wurde erst 1869 fertig gestellt. Nach mehren Erneuerungen 1903, 1937, 1964 und 2008 erhielt die Kirche ihr heutiges Gesicht. Der von feierlichem weiß, gold und rot strahlende Innenraum kann mit dem Empire-Stil des 18. Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden. Die Altarwand deutet mit ihren zwei Durchgängen, Säulen in dorischer Form und dem darauf liegenden Giebel die Form eines Tempels an. - Vielleicht der Tempel in Jerusalem, von dem die Bibel erzählt? Die Inschrift Ich bin der Herr, dein Gott leitet die zehn Gebote ein, die Christen bis heute als Richtschnur für das Leben gelten. Auch die römische Zahl zehn auf einem aufgeschlagenen Buch über dem linken Durchgang weist auf die Gesetzestafeln des Mose hin. Über dem rechten Durchgang sind die Anfangbuchstaben des griechischen Wortes Christus (X und P) angebracht. Dadurch kommt zum Ausdruck, dass Jesus Christus allen, die an ihn glauben, hilft, das Gesetz Gottes und seine Forderungen an die Menschen zu erfüllen. 3

4 Über dem Altar erkennt man goldene Kornähren und Weinranken. Sie weisen auf das Heilige Abendmahl hin, in dem Jesus kurz vor seinem Tod mit seinen Jüngern Brot und Wein teilte. Heute feiert die Dreikönigsgemeinde mindestens einmal im Monat das Abendmahl, in dem Jesus selbst den versammelten Christen seine heilsame Gegenwart verspricht. Dabei kommt auch der wertvolle Abendmahlskelch aus dem Jahr 1507 zum Einsatz, der inzwischen mehrmals restauriert wurde. Das wuchtige Standkreuz von 1937 auf dem Altar zeigt Christus nicht als leidenden Menschen am Kreuz, sondern als souveränen Sieger über den Tod. Es steht für die Hoffnung, die in Jesu Worten steckt: Ich gehe ja hin, um die Stätte für euch bereit zu machen. Und ich will euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. (Joh. 14, 3) Zum Glanz der Kirche tragen auch die goldenen Kronleuchter bei, von denen der vordere aus dem 16. Jahrhundert stammt. Ein zweiter Leuchter wurde 1937 als Nachguss hinzugefügt stiftete der Ostpreußenverein einen dritten Leuchter, der heute zwischen beiden Älteren hängt. Erst 1666 erklang zum ersten Mal eine Orgel in der Dreikönigskirche. Vorher musste der Gemeindegesang vom Küster angestimmt werden. Die heutige 4

5 Orgel basiert auf einem Entwurf der Firma Furtwängler und Hammer (Hannover) aus dem Jahr Seit dem ist das Instrument mehrmals erneuert und erweitert worden. Was vor rund 1200 Jahren begann, findet heute seine Fortsetzung. Jährlich feiern ca Menschen in der Dreikönigskirche Gottesdienst. Text: P. Johannes Dieckow nach Vorlagen von Carl-Friedrich Bautsch und P. Hans-Peter Hellmanzik, Fotos: Susanne May, Layout: Axel Raatz 5