PREDIGT ZU JOHANNES 3,16+17 Christvesper 2016 Burgheimer Kirche und Stiftskirche Lahr von Markus Luy

Transkript

1 PREDIGT ZU JOHANNES 3,16+17 Christvesper 2016 Burgheimer Kirche und Stiftskirche Lahr von Markus Luy Liebe Gemeinde heute am Heiligen Abend, wir haben eben die Geschichte dieser Nacht gehört, die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas. Vom Stall und von der Krippe, die das Christkind birgt. Von den Engeln und den Hirten, von himmlischem Gesang und menschlicher Furcht, vom Eilen und Schauen der Hirten und von der Mutter des Heilands, die alles Geschehene in ihrem Herzen bewahrt. Die Geschichte dieser Nacht. Unser Predigttext gehört zu jenen Worten der Bibel, die die Weihnachtsgeschichte wie ein Kranz umgeben. Er mag uns helfen, tiefer zu sehen. Ich lese aus Johannes 3, die Verse 16+17: Text Manche nennen Weihnachten das Fest der Liebe. Fest der Liebe: Was das heißt, wirklich und für jeden heißt dem möchte ich mit Ihnen nachdenken. Weihnachten ist das Fest der Liebe weil es da etwas geschenkt gibt. Ich weiß, oft ist Schenken ziemlicher Stress, wenn einem nichts einfällt und man zu spät dran ist und wenn man s dann hat, sich zweifelnd fragt: Ja, hätte man denn besser noch was anderes suchen sollen Der Stress der Adventszeit ist auch Geschenkestress. Da hat man seine liebe Not mit dem Fest der Liebe. Ja Aber, im Ernst: Hinter unserem Schenken steckt doch der Gedanke, dass ich dem Beschenkten etwas Gutes will. Ihm zeigen, dass ich ihn mag. Manchmal auch, dass ich ihn lieb habe. Wer beim Schenken zu sehr in Stress gerät, der kann sich vielleicht bei den Kindern etwas abschauen, wie die schenken: So zum Beispiel: Ich hab dich lieb. Und, zack, habe ich ein kleines Bild in die Hand gedrückt bekommen. Ein Herz vielleicht mit einem Lachgesicht. Und meine Kleine ist schon wieder weg, noch bevor ich mit dem Anschauen fertig bin. Aus Liebe schenken. Das tut Gott. Zuerst er. Und mehr, als ich das ermesse. 1

2 Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzig geborenen Sohn gab. Von unseren Geschenken wird vom Gegenüber manchmal gesagt: Mensch, das war aber teuer. Ahnen wir, wie teuer Gott das ist? Das einziggeborene Kind. Und teuer wird es für das Kind in seinem Leben. Sehen wir uns wieder, in dieser Kirche, auch am Karfreitag, um zu hören, wie teuer Gott und Jesus dieses Lebens und Liebesgeschenk wirklich wurde. Unsere Weihnachtsgeschenke sie sind eigentlich wie ein kleines Zeichen. Es ist damit so: Mit unseren Geschenken für den anderen schenken wir dem großen Geschenk des lieben Gottes quasi unser kleines Geschenk hinterher. Im Dialekt meines Vaters heißen Weihnachtsgeschenke: Chreaskinncher. Zuerst schenkt Gott. Wie wir es heute Abend ja singen: Der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn. Warum ist das Christkind selbst unser größtes Geschenk? Weil es unser Heiland ist. Heiland. Das Wort ist aus der Mode gekommen. Und ist doch so ein schönes Wort. Wir haben es noch im Ohr aus den Worten des Engels von Bethlehem: Euch ist heute der Heiland geboren! Es ist auch in unserem Predigttext versteckt im letzten Satz: Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, dass die Welt durch ihn gerettet werde. Und dieses letzte Wort retten kann auch heißen heil machen. Und der Retter ist der Heiland. Er rettet die Welt, indem er sie heil macht: Heilt, was zerbrochen ist, zusammenführt, was Versöhnung braucht, sucht und sammelt, was verloren ist. Ich habe den letzten Vers nur zum Teil wiedergegeben. Ganz heißt er so: Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet und heil werde. nicht, dass er die Welt richte. Gottes Sohn, der Heiland, kommt, nicht um zu richten, zu scheiden und zu trennen, sondern er kommt, um zu verbinden. 2

3 Ich glaube, was damit gemeint ist, das ist tatsächlich vielen von uns sehr nahe: Frage ich Schüler, was für sie das Wichtigste an Weihnachten ist, dann sagen sie: die Familie. Da, an diesem Tag sind mal wirklich alle beieinander. Sehen sich im ganzen Jahr vielleicht nur an diesem Tag, feiern, einmal wenigstens, gemeinsam. Wir suchen an diesem Abend die heile Welt im Kleinen, und die heile Welt im Kleinen ist doch meistens die kleine gemeinsame Welt. Da, am Tisch, unterm Baum, zusammen. Singen, wer sich traut, essen, erzählen, Spaß machen, befreites Lachen, und die Kinder machen es uns Alten wieder vor. Aber wir merken an diesem Abend auch, wer noch fehlt. Wer jetzt nicht da ist. Wieder andere merken: Ich wollte so gerne, dass heute alle fröhlich sind und tatsächlich kippt die Stimmung. Und wieder andere ziehen sich mindestens innerlich zurück. Was scheidend und was trennend ist, das bricht an diesem Abend manchmal auf. Und mancher feiert ohne alle. Und mancher feiert gar nicht mehr. Verstehen wir, was es heißt, wenn das große Geschenk Gottes darauf zielt, dass die Welt heil wird die große Welt und die kleine Welt auch. Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. alle, die an ihn glauben. (Stift:) / Die SchützMotette unseres Chores, die wir nachher hören, macht es so, dass sie das Alle alle, alle, alle gar nicht oft genug singen kann, damit sich keiner vorschnell daraus verabschiede. Die Musik, die wir gleich hören, sie singt und spielt uns hinein alle, alle, alle, alle, die an ihn glauben. / Aber was heißt nun an ihn glauben? Glauben an Jesus Christus glauben, heißt, dass ich die Welt zusammensehe mit dem Geschenk, das der liebe, liebende Gott ihr macht. Das ist, dass ich die Welt niemals so ganz ohne ihren Heiland verstehen kann. An Jesus Christus glauben heißt, die Welt zu sehen, wie sie bei Gott ist: die geliebte Welt mit der Gott in seiner Liebe noch nicht fertig ist. 3

4 Gottes geliebte Welt. Meine kleine Welt auch. Und der Mensch, der nächste darin. Der ist mit hineingeliebt, wenn Gott die Welt liebt. Mein Partner. Und meine Kinder, wie sie sind und wo sie sind, heute Abend. Die Eltern, die Geschwister. Und meine Freunde. Die geliebte Welt Gottes. Auch der eine, der heute fehlt. Er ist doch da er ist doch nicht weg und herausgefallen aus der Liebe Gottes. Mein Nachbar. Der Kollege. Oder jener Mensch, der mir immer mürrisch begegnet. Das Gesicht in meinem Spiegel. Gottes geliebte Welt. Es rutschten harte Worte raus. Da war es schon mal wie ein Knacken im Gebälk der alten Ehe. Und dann Besann er sich. Zu einer feinen Schokolade. Oder als der Anlass besonders war zu einer besonderen Kette. Und sie trug ihr Geschenk. Trug es auch längst noch, als er schon gestorben war. Ich glaube nicht, dass das Schmuckstück dazu gedacht war, die Ehe einfach irgendwie zu kitten. Ich glaube, dass diese Kette ein Zeichen war: Nicht nachtragen, was trennt. Sondern: Ich liebe dich. Ich kann das so mit meinen Worten nicht sagen aber zeigen tu ich s dir. Und so schenken wir, wenn wir schenken, dem lieben Gott hinterher. Ich kannte gut ein altes Ehepaar. Er war mitunter unwirsch. Bestimmt auch, weil er von einer Krankheit gezeichnet war. Und bestimmt auch wegen seines Temperaments. Nicht nachtragen, was trennt Das Trennende tragen tut ja ein ganz anderer. Der liebt, damit ich lieben kann, und der schenkt, damit ich s ihm nachtue. Amen. 4

5 (Burgheim): Lied Lobt Gott, ihr Christen alle gleich (Stiftskirche): Chor: Also hat Gott die Welt geliebt Lied: Des lasst uns alle fröhlich sein Für das Fürbittgebet: è Für Gottes geliebte Welt im Großen è Für Gottes geliebte Welt im Kleinen à Fürbittgebet: Lieber Gott, unser Vater, hilf uns ermessen, was du uns schenkst. Deinen Sohn, den du liebst, für deine geliebte Welt. So bitten wir dich für unsere Welt, die Welt im Großen. Wir haben noch die Bilder dieser Woche bei uns. Den Terroranschlag von Berlin. Wir bitten dich für die Opfer und für ihre Angehörigen. Hilf ihnen und schenke ihnen alle Kraft, die sie nun brauchen. Wir bitten dich für jene, die Hass predigen und für die, die in ihrer Verblendung zu Tätern werden. Hilf ihnen zur Besinnung und wehre ihrem Treiben. Wir haben die Bilder von Aleppo bei uns, von den vielen anderen Orten im Krieg des Nahen Ostens. Von Belagerung und Hunger, von Vertreibung und Flucht. Wie bitten dich, woran in Syrien und im Irak kaum einer mehr glauben mag: Wir bitten dich um wirklichen Frieden für diese Länder. Und auch darum, dass deine Kirche dort ihre Heimat behält. 5

6 Wir bitten dich, lieber, liebender Gott, für die vielen in der Welt, von deren Not kaum eine Nachricht uns erreicht. Sieh mit deinem Erbarmen dorthin, woran unsere Augen vorbeischauen. Wir bitten dich auch für unsere Welt im Kleinen. Für unsere Familien. Für jede und jeden darin. Im Licht deiner Liebe, lass uns verbunden sein und bleiben. Für unsere Kranken an Leib oder Seele bitten wir dich und für unsere Sterbenden. Du hast deinen Stern mitten in der Dunkelheit aufgehen lassen. Sende ihnen dein Licht, deinen Trost, deine Nähe. Wir bitten dich für alle in unserer Stadt, denen es nicht nach Feiern zu Mute ist. Denke in dieser Nacht auch an unsere Trauernden. Denke an unsere Einsamen. Denke an die, die keinen Ort mehr haben, an dem sie sich zuhause fühlen. Und hilf uns, dass wir deinen Gedanken und deinen Augen folgen. Schenke uns selbst den Blick für denjenigen Menschen, der ein gutes Wort, eine helfende Hand heute nötig hat. In der Stille befehlen wir dir die Menschen, von denen wir wissen, dass sie dich und dein Licht, deine heilende Gegenwart in dieser Nacht besonders brauchen. Lieber Gott, unser Vater, in deiner Liebe schenkst du uns deinen Sohn. In seinem Namen und mit seinen Worten sprechen und beten wir: Vaterunser 6