Der religiöse Pluralismus Deutschlands und seine Auswirkungen auf den Religionsunterricht
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- Johann Hoch
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1 Pädagogik Klaudia Kock, geb. Buczek Der religiöse Pluralismus Deutschlands und seine Auswirkungen auf den Religionsunterricht Essay
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3 1 Ruhr-Universität Bochum Bochum, den Katholisch-Theologische Fakultät Wintersemester 2012/2013 Lehrstuhl für Liturgiewissenschaften Vorlesung: Liturgie in pluralistischer Gesellschaft Essay: Der religiöse Pluralismus Deutschlands und seine Auswirkungen auf den Religionsunterricht. Klaudia Kock 9. Fachsemester/Master of Education Geschichtswissenschaften Katholische Theologie
4 2 Unsere moderne deutsche Gesellschaft ist in vielerlei Hinsicht pluralistisch. In unserem Land leben viele Angehörige verschiedener Nationen, Ethnien, Kulturen und Religionen zusammen. In den letzten Jahrzehnten hat sich vor allem der Markt der Religionen und des Spirituellen in Deutschland stark gewandelt. Einerseits kamen neue spirituelle und religiöse Angebote zu den bereits fest in der Gesellschaft etablierten christlichen Konfessionen hinzu, andererseits erlebten die eingesessenen christlichen Konfessionen einen erheblichen Bedeutungszuwachs. Die Religion in Deutschland gibt es heute nur noch im Plural. Auf der einen Seite ist dieser Pluralismus durchaus positiv zu betrachten, weil er für alle Menschen (gläubig oder nicht) etwas bietet, auf der anderen Seite birgt er ein großes Konfliktpotenzial, weil er in seiner Unüberschaubarkeit an religiösen und spirituellen Angeboten auch Verunsicherung und Angst stiftet, vor der manch einer in die vermeintliche Sicherheit fundamentalistischer Orientierungen flieht. Vor allem die Auseinandersetzung mit fremden, nicht christlichen Religionen und religiösen bzw. spirituellen Vorstellungen sorgt immer wieder für Konfliktzündstoff. Diese Sachlage stellt die christlichen Kirchen Deutschlands vor neue Probleme und Herausforderungen. Besonders der Islam, der längst zum festen Bestandteil der deutschen Gesellschaft gehört, führt immer wieder zu Unstimmigkeiten. Neben den Hürden des täglichen Lebens stellt der Religionsunterricht die wohl größte Herausforderung für die christlichen Kirchen dar. Er zeichnet sich heute nicht mehr durch Schülerinnen und Schüler der zwei christlichen Konfessionen aus, sondern durch Lehrgruppen die von Kindern/Jugendlichen verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen gebildet werden, die meisten davon muslimischen Glaubens. Trotzdem ist der Religionsunterricht in Deutschland in den meisten Bundesländern nach wie vor nach den zwei christlichen Konfessionen getrennt, auch wenn die neuen Lehrpläne auf die Bedeutung des interkulturellen und interreligiösen Lernens verweisen. Doch kann diese Form des Religionsunterrichts der multireligiösen Gesellschaft der BRD überhaupt noch gerecht werden? Eine Horizonterweiterung des konfessionellen Religionsunterrichts scheint mir unausweichlich. Gleichzeitig aber drängt sich mir die Frage nach der praktischen Umsetzung eines Religionsunterrichts der die ganze multireligiöse Vielfalt umfassen soll, auf. Ich möchte anhand ausgewählter Beispiele aufzeigen wie schwierig es ist einen Religionsunterricht, der der ganzen religiösen Vielfalt unserer Gesellschaft gerecht werden soll, in der Praxis umzusetzen. Ich möchte hier auf bereits bestehende Modelle eines solchen Religionsunterrichts für alle, seine Stärken und Schwächen, aber auch auf die aktuellen Lösungen eingehen.
5 3 Die dem Christentum angehörenden Konfessionen der evangelischen und römischkatholischen Kirche sind die traditionellen Anbieter von Religionsunterricht an den meisten öffentlichen deutschen Schulen. Sie verfügen über zahlreiche Ausbildungsinstitute für Religionslehrerinnen und Religionslehrer und verwalten neben dem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen auch zahlreiche konfessionelle Schulen in denen die Teilnahme am Religionsunterricht für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend ist. Die Frage nach sinnvoller Gestaltung und Praktizierung des konfessionellen Religionsunterrichts als ordentliches Schulfach ist in Anbetracht der Teilnahme konfessionsfremder und konfessionsloser Kinder und Jugendlichen nicht erst ein Merkmal unserer Zeit, sondern wurde bereits auf der Würzburger Synode diskutiert. Schon damals forderte man eine unmittelbare Rückwirkung konfessionsfremder und konfessionsloser Kinder und Jugendlichen auf die Gestaltung eines bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts wurde für den katholischen Religionsunterricht bundesweit ein grundlegender Zielfelderplan eingeführt. So wurde unter anderem der Islam in Klasse 8 im Kontext der Weltreligionen vorgestellt, jedoch ohne spezifische Lerninhalte. 1994/95 bis 1996/97 wurde im Religionslehrplan der Gymnasien die Thematik der Weltreligionen ausführlicher behandelt. Der Schwerpunkt lag bei den 3 monotheistischen Religionen: dem Christentum, dem Judentum und dem Islam. Allerdings wurde auch hier nicht näher auf die nichtchristlichen Religionen eingegangen, da diese neben dem Christentum als Wahlthemen zur Wahl standen und die meisten Schülerinnen und Schüler sich den ihnen bereits aus dem traditionellen, nach christlichen Konfessionen geteilten Religionsunterricht Bekannten wandten. Nach den aktuellen Richtlinien und Lehrplänen der katholischen Religionslehre für die Sekundarstufe II an Gymnasien und Gesamtschulen in Nordrhein Westfalen von 1999 ist der katholische Religionsunterricht in der gymnasialen Oberstufe dem Leben und der Lehre der katholischen Kirche verpflichtet. 1 Demnach wird dieser in dem Bewusstsein erteilt, dass der christliche Glaube auf unverwechselbare Weise daran mitwirkt, dass Schülerinnen und Schüler zur mündigen Gestaltung des Lebens in einer demokratische verfassten Gesellschaft fähig werden. 2 Weiter liest man, dass die katholische Religionslehre die Jugendlichen dazu befähigen soll den Herausforderungen unserer Zeit (Pluralisierung, Globalisierung, Sinnverlust) gerecht werden zu können. Inhaltlich werden folgende Themenschwerpunkte 1 vgl. Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein Westfalen. Katholische Religionslehre, Ministerium für Schule und Weiterbildung Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Frechen 1999, S vgl. Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein Westfalen. Katholische Religionslehre, Ministerium für Schule und Weiterbildung Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Frechen 1999, S. 5.
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