Information für Werkstatträte
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- Walther Hermann
- vor 6 Jahren
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1 Information für Werkstatträte Verantwortlich: Burkhard Roepke Nr Werkstätten Messe Offenbach 2004: Aussagen und Ergebnisse der Informations- und Gesprächsrunden von Bildungsprofis mit Werkstatträten: Faire Chancen für alle! Lernen und Arbeiten für behinderte Menschen Die BAG:WfbM hatte sich im Jahr 2003 vorgenommen, daß die Werkstätten Messe auch ein Marktplatz für die Werkstattbeschäftigten werden muß. Im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen wurde daher erstmals eine eigene Veranstaltung für Werkstatträte im Messeablauf geschaffen: eine Sprecherecke über die Erfahrungen mit Mitwirkung in der Werkstatt, nach dem englischen Vorbild daher auch Speaker s Corner genannt. Im Jahr 2004 wurde im Messegeschehen der Marktplatz für berufliche Bildung ausgebaut. Da die Fragen von Fort- und Weiterbildung auch zum Mitsprachebereich der Werkstatträte gehören, sollte hierzu speziell eine Informationsmöglichkeit für Werkstatträte gestaltet werden. Damit sollten Werkstatträte weitergehende Informationen für ihre Mitwirkungsarbeit im Bereich der beruflichen Bildung bekommen können, daß sie mögliche Ansprechpartner kennenlernen und mit den Bildungsprofis auch über deren Angebote diskutieren können. Am Donnerstag und Freitag wurden daher Informations- und Gesprächsrunden von Bildungsprofis mit Werkstatträten angeboten. Edith Münch von der BAG:WfbM eröffnete die Veranstaltungsrunde: Sie begrüßte die Teilnehmer, die aus verschiedenen Bundesländern zum Messebesuch angereist waren. Frau Münch stellte nochmals die Wichtigkeit eines Angebotes für die Werkstattbeschäftigten im Rahmen der Messe dar und ebenso die Bedeutung des Themas für die Arbeit des Werkstattrates. Da berufliche Bildung an verschiedenen Orten für Werkstattbeschäftigte stattfinden kann, wurden Vertreter in folgenden Bereichen eingeladen:
2 1. Als Vertreter aus dem Bildungsbereich in den Werkstätten selbst: Rolf Röhm (Gemeinnützige Werkstätten Sindelfingen), Magnus Schneider (Lebenshilfe Gießen), Jürgen Emisch (Boxdorfer Werkstatt Nürnberg). 2. Als Vertreter für Fortbildungsanbieter außerhalb der Werkstatt: Olaf Stapel (GDW Hessen-Thüringen), Verena Karches (Bundesvereinigung Lebenshilfe). 3. Als Vertreter für die Qualifizierung in Integrationsprojekten, die im Übergangsbereich von Werkstatt und allgemeiner Arbeitsmarkt tätig sind: Anton Senner (Bundesarbeitsgemeinschaft Integrationsfimen), Alfred Czermak (Landeswohlfahrtsverband Hessen). 4. Als Vertreter für Unterstützungsangebote im Bereich Übergang zum allgemeinen Arbeitsmarkt: Frau Woltersdorf (Bundesarbeitsgemeinschaft Unterstützte Beschäftigung), William Burggraff (Integrationsfachdienst Behinderten-Werk Main-Kinzig). 5. Als Vertreter des Bundesmodellprojektes aktionbildung: Jens König; Herr König stellte zu Beginn der Veranstaltung heraus, wie wichtig berufliche und persönliche Bildung in der Werkstattarbeit und für jeden Einzelnen geworden ist. aktionbildung hat die Erfahrung gemacht, daß in den Werkstätten große Anstrengungen gemacht werden, um das Angebot im Berufsbildungsbereich weiterzuentwickeln und auch die Bildungsmaßnahmen im Arbeitsbereich der Werkstatt zu verbessern. Nacheinander stellten die geladenen Vertreter das Angebot vor, das sie mit ihrer Einrichtung für Werkstattbeschäftigte machen oder für behinderte Menschen, die aus Werkstätten kommen. Folgende Fragestellungen wurden im Verlauf der Veranstaltung von den anwesenden Werkstatträten/ Werkstattbeschäftigten in die Runde eingebracht, beantwortet und diskutiert. Die 10 wichtigsten Fragen aus dem Kreis der Werkstatträte 1. Was bedeutet und heißt berufliche Bildung für Werkstatträte? Folgende Antworten gab es dazu: Die Schulung für berufliche Bildung muß auch in der Werkstatt gut sein. Es muß eine Vorbereitung auf Arbeit, auf Arbeitsbereiche geleistet werden, auch auf Arbeitsbereiche des allgemeinen Arbeitsmarktes. Berufliche Bildung in der Werkstatt heißt, daß wir ernst genommen werden. Wir wollen und müssen Abschlußnachweise haben, in Form von Zertifikaten, die bescheinigen, was wir gelernt haben. 2. Wer finanziert den Berufsbildungsbereich und wie wird weitergehende berufliche Bildung finanziert? Die Antworten dazu: Der Berufsbildungsbereich wird für die meisten Teilnehmer vom Arbeitsamt finanziert. Für die weitergehende berufliche Bildung muß die Werkstatt
3 Gelder einplanen, die vom Sozialhilfeträger mit dem Kostensatz für den Arbeitsbereich der Werkstatt bezahlt werden. 3. Was für Möglichkeiten haben behinderte junge Menschen, wenn sie aus der Schule kommen? Antwort dazu: Wenn der junge Mensch in die Werkstatt kommt, muß genau geschaut werden, was er mitbringt und kann und wo er gefördert werden kann. Die Werkstatt soll dazu ja viele Möglichkeiten einer beruflichen Grundbildung in verschiedenen Berufsfeldern im Berufsbildungsbereich anbieten. Je nach den Fähigkeiten des Einzelnen wird die Entscheidung getroffen, in welchem Bereich er dann ausgebildet werden sollte. Diese Entscheidung ist zusammen mit dem jungen Menschen zu treffen. Herr Röhm dazu: In den CAP-Märkten der GWW Sindelfingen wurde sogar eine Ausbildung zum Verkäufer eingerichtet, die dann durchlaufen werden kann, wenn der Interessierte für sich festgestellt hat, daß Verkaufen wirklich seinen Fähigkeiten und Interessen entspricht. 4. Welche Angebote gibt es denn im Rahmen der weitergehenden beruflichen Bildung im Arbeitsbereich? Antworten von Herrn Röhm und Herrn Schneider: In der GWW gibt es zum Beispiel die Schulung für das Verhalten am Telefon, es gibt die Fortbildung Gablerstapler- Führerschein und vieles andere. Wichtig ist dabei, daß die geschulten Menschen dann hinterher auch im Arbeitsbereich diese Aufgaben ausführen nur so hat die Weiterbildung auch einen Sinn und kann Freude an der Weiterbildung erzeugen. Wichtig ist auch für die Werkstattarbeit, daß das Lernen das ganze Arbeitsleben begleitet, so wie in anderen Betrieben am allgemeinen Arbeitsmarkt auch. 5. Wie können leistungsschwächere Menschen die Anforderungen von beruflicher Bildung erfüllen? Antwort dazu: Berufliche Bildungsangebote können auch für Menschen mit starken Einschränkungen entwickelt werden, damit diese ihre Fähigkeiten soweit wie möglich entwickeln können. Die Bildungsmaßnahmen müssen immer so gestaltet werden, daß sie für den einzelnen Menschen passen. 6. Wo finden Angebote statt, die helfen, das eigene Selbstbewußtsein zu stärken? Antwort dazu: Solche Angebote kann die Werkstatt machen, oder aber Sie suchen sich ein Angebot von einem Fortbildungsanbieter dazu und sprechen dies mit Ihrer Werkstatt ab. Bildungsangebote können auch außerhalb der Werkstatt wahrgenommen werden. Als Werkstattrat können Sie darüber mit Ihrer Leitung sprechen, wie das umgesetzt werden kann. 7. Wird der Werkstattrat in Entscheidungen zur beruflichen Bildung in der Werkstatt einbezogen? Wie wird berufliche Bildung mit dem Werkstattrat besprochen?
4 Antwort dazu von Herrn Röhm und Herrn Schneider: Bei uns wird der Werkstattrat informiert und gefragt, welche Angebote gemacht werden können und sollen. - und außerdem: Ist es möglich, daß diese Fragen in jeder Betriebsstätte vom Werkstattrat behandelt werden, sollte es dafür überall einen eigenen Werkstattrat geben? Jede einzelne Betriebsstätte wird von den Verantwortlichen direkt befragt, welcher Bedarf für eine berufliche Weiterbildung vorhanden ist. Dabei sind die Sprecher dieser einzelnen Werkstätten wichtige Ansprechpartner. - außerdem: Wie werden die Teilnehmer des Berufsbildungsbereiches einbezogen, wenn Fragen der beruflichen Bildung zu klären sind: Antwort aus dem Publikum, aus Werkstätten: Bei uns ist ein Vertreter aus dem Berufsbildungsbereich mit dabei in den jeweiligen Sitzungen. 8. Wer darf in der Werkstatt Fortbildung für sich fordern? Mit wem muß ich dazu sprechen, wenn ich Fortbildung machen möchte? Antwort dazu: Grundsätzlich darf jeder Beschäftigte für sich Fortbildung verlangen. Dann werden die Arbeitsanforderungen im Arbeitsbereich und die Fähigkeiten des Einzelnen und auch dessen Arbeitswünsche gegenübergestellt. In der Zielvereinbarung wird mit dem einzelnen Beschäftigten festgelegt, was für ihn wichtig und umzusetzen ist. Ansprechbar muß dafür die jeweilige Gruppenleitung, die Fachkraft zur Arbeitsund Berufsförderung sein. Es kann aber auch mit dem begleitenden Dienst besprochen werden. Außerdem haben die Werkstatträte für ihre Arbeit ein Recht auf Fortbildung für 10 Tage (und 20 Tage für neue Werkstatträte). 9. Frage zu den Angeboten der Integrationsbetriebe: Welche Voraussetzungen sind mindestens zu erfüllen, damit eine Beschäftigung im Integrationsbetrieb stattfinden kann? Antwort von Herrn Senner: Integrationsbetriebe schauen nicht auf das Alter, aber auf die beruflichen Fähigkeiten, die Ausbildung. Integrationsbetriebe können 60% Menschen mitarbeiten lassen, die nicht behindert sind. Aber das gesamte Gehalt muß über die Arbeit hereinkommen, daher muß eine bestimmte Leistungsfähigkeit vorhanden sein, die ein dauerhaftes Arbeiten möglich macht. Es muß aber im Einzelfall entschieden werden, ob die Arbeit im Integrationsbetrieb möglich sein könnte. - und außerdem: Welche Tätigkeitsfelder bieten Integrationsbetriebe an? Integrationsbetriebe gibt es in verschiedenen Bereichen, häufig im Dienstleistungsbereich: im Verkauf, im Bereich Café / Restaurant, als Umzugs- und Renovierungsfirma,
5 im Landschaftsbau und andere. 10. Frage zum Angebot der Begleitung im Übergang auf einen Arbeitsplatz in einem Unternehmen am ersten Arbeitsmarkt: Was passiert mit dem ehemaligen Werkstattbeschäftigten, wenn die Firma pleite macht? Welche Möglichkeiten habe ich dann? Antwort von Frau Woltersdorf: Der ehemalige Werkstattbeschäftigte kann sich danach beim Arbeitsamt arbeitslos und arbeitssuchend melden für eine neue Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Er kann aber auch in die Werkstatt zurückkehren, wenn er das möchte; da gibt es in Hamburg keine Schwierigkeiten. - und außerdem: Welche Chancen haben Werkstattbeschäftigte denn, daß sie auf dem ersten Arbeitsmarkt bleiben können, wie kann das gehen? Die ehemaligen Werkstattbeschäftigten erhalten bei der Arbeitsaufnahme Begleitung und Unterstützung bei Schwierigkeiten. Damit werden Probleme frühzeitig erkannt, angegangen und wenn möglich auch gelöst. So werden die Chancen vergrößert, daß die Arbeit erhalten werden kann. Die BAG UB möchte auf die Einstellung der Unternehmen einwirken, so daß sich auf dem ersten Arbeitsmarkt die Situation für Menschen mit Beeinträchtigungen positiv verändert. Die Bildungsprofis stellten außerdem Informationsmaterial zur Verfügung und luden dazu ein, sie am Stand in Halle A1 zu besuchen, damit weitere Einzelfragen vertieft besprochen werden konnten. Wichtige Anmerkung: Die Veranstaltungsecke für den Bildungsdialog wurde uns von der Messe kostenfrei zugeteilt (alle anderen Plätze waren belegt). Die BAG:WfbM hatte keinen Einfluß auf die räumlichen Bedingungen. Bei der 1. Runde am Donnerstag sind viele Beschäftigte enttäuscht worden, da der Platz zu eng war, die Umgebung zu laut und die Technik außerdem einen Streich spielte. Am Freitag war der Platz dann glücklicherweise ausreichend, aber der Geräuschpegel immer noch etwas zu hoch. Auch die BAG:WfbM ist mit diesen Rahmenbedingungen nicht einverstanden und entschuldigt sich bei denjenigen, die enttäuscht wurden. Für zukünftige Veranstaltungen für und mit Werkstattbeschäftigten im nächsten Jahr bei der Messe in Offenbach und nicht nur dort müssen die Bedingungen besser werden. Zusammenfassung: Edith Münch, BAG:WfbM - Frankfurt, den 6. April 2004
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