Der Landkreis Lüchow-Dannenberg

Transkript

1 Der Landkreis Lüchow-Dannenberg Der Landkreis Lüchow-Dannenberg liegt im Osten des Bundeslandes Niedersachsen. Vielen ist er durch das atomare Zwischenlager in Gorleben bekannt. Er ist aber auch eine sehr innovative Region für erneuerbare Energien. Im Jahr 1999 beschloss der Kreistag, die Energieversorgung des Landkreises auf 100 % erneuerbare Energien umzustellen. Damals betrug der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtversorgung lediglich 1 %. Inzwischen wurde das Ziel weitgehend erreicht: über 100 % des benötigten Stromes und ca. 20 % der Wärme stammen aus erneuerbaren Energien. Quelle: Dannenberg#mediaviewer/Datei:Municipalities_in_DAN.svg Hier eine kurze Zusammenstellung über die Errungenschaften erneuerbarer Energien im Landkreis Lüchow- Dannenberg: 35 Biogasanlagen, die MWh elektrische Energie produzieren. 630 Photovoltaikanlagen und 70 Windkraftanlagen (Stand 2010) mit einem Stromertrag über MWh. Vier Bioenergiedörfer, die einen Großteil ihres Strom- und Wärmebedarfs selbst decken. Vier Biogastankstellen für umweltfreundliche Mobilität. Die Akademie für erneuerbare Energien, an der über ein Fernstudium Master-Abschlüsse erworben werden können.

2 Bioenergieregion Wendland-Elbetal Die Bioenergieregion Wendland-Elbetal ist eine von 25 Modellregionen in Deutschland, die vom Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert werden. Ihre sechs Aufgabenschwerpunkte sind: forschen und lernen: Hier geht es vor allem um den effizienteren Einsatz von Wärme und der Aufbereitung von Gärresten aus der Biogasproduktion. Wissen nutzen: Die Akademie für erneuerbare Energien in Lüchow soll zur Plattform für Wissenstransfer und Bildung weiterentwickelt werden. Erfahrung mobilisieren: Der Ausbau des Tankstellennetzes soll gefördert und regionale Vermarktungspartner sollen gewonnen werden. voneinander lernen: Mit gezieltem Fachtourismus soll der Wissensaustausch mit anderen Regionen und Institutionen gefördert werden. Modelldörfer: Weitere Dörfer sollen auf ihrem Weg zum Bioenergiedorf unterstützt werden. für Vielfalt und Landschaft: Durch kontroverse Diskussionen sollen Landwirte, Anlagenbetreiber, Kommunen und Naturschützer zu einer gemeinsamen Position gelangen. Quelle:

3 Bioenergiedörfer Bei uns im Landkreis Lüchow-Dannenberg gibt es inzwischen vier so genannte Bioenenergiedörfer: Volkfien, Breese in der Marsch, Quickborn und Jameln. Ein Bioenergiedorf deckt seinen Energiebedarf (Strom und Wärme) mindestens zu 50% aus regional erzeugter Bioenergie. Die Bürger werden in die Entscheidungsprozesse eingebunden und tragen den Gedanken des Bioenergiedorfs aktiv mit. Die Bioenergieanlagen befinden sich mindestens teilweise im Eigentum der Wärmekunden oder der Landwirte vor Ort, die nachhaltig bereitgestellte Biomasse stammt aus der unmittelbaren Umgebung. Dadurch steigt die Wertschöpfung vor Ort. Maßnahmen der Energieeffizienz und Energieeinsparung werden regelmäßig geprüft und umgesetzt. Die Erzeugung von Wärme und Strom aus Biomasse kann durch die Nutzung anderer erneuerbarer Energien ergänzt werden. Volkfien: In dem Bioenergiedorf werden seit Einwohner und 24 Haushalte zu 90 % vom Wärmenetz einer Biogasanlage (500 kw el.) versorgt. Als Substrate werden Grassilage, Maissilage, Rinder-& Schweinegülle, Festmist aus der Rinderhaltung eingesetzt. Die Biogasanlage beheizt auch einen Schweinestall im Winter und eine Getreidetrocknung im Sommer. Das Energiekonzept von Volkfien wurde im Jahr 2010 von der Bioenergieregion Wendland-Elbetal prämiert. Seitdem ist Volkfien eines der Bioenergie-Modelldörfer der Region. Breese in der Marsch: Auch der Ort Breese in der Marsch mit seinen 220 Einwohnern und 90 Haushalten wird vom Wärmenetz einer Biogasanlage (500 kw el.) versorgt. Der Strombedarf wird zu 100 % von der Biogasanlage sowie mehreren Fotovoltaik-Anlagen gedeckt. Seit dem Herbst 2011 ist auch der Nachbarort Gümse an das Wärmenetz angeschlossen. Hierfür wurden die vorhandenen Anlagen unter anderem um eine zusätzliche Holzhackschnitzel-Heizanlage erweitert. Insgesamt versorgt das Breese-Gümser Wärmenetz derzeit 100 Wohneinheiten, zwei Schweinemastställe sowie den Kindergarten, eine Gastronomie und das Sportheim mit Wärme. Das entspricht einer theoretischen Spitzenlast von beachtlichen zwei Megawatt. Quickborn: Quickborn mit seinen 420 Einwohnern besitzt sogar zwei Biogasanlagen. Eine davon versorgt seit Haushalte mit Wärme und ist mit einer Holzhackschnitzelheizung abgesichert, die andere versorgt ein Wohnhaus und Ställe. 220 Einwohnern und 90 Haushalten wird vom Wärmenetz einer Biogasanlage (500 kw el.) versorgt. Der Strombedarf wird zu 100 % von der Biogasanlage sowie mehreren Fotovoltaik-Anlagen gedeckt. Seit dem Herbst 2011 ist auch der Nachbarort Gümse an das Wärmenetz angeschlossen. Hierfür wurden die vorhandenen Anlagen unter anderem um eine zusätzliche Holzhackschnitzel-Heizanlage erweitert. Jameln: In Jameln wurde 2005 von einem landwirtschaftlichen Genossenschaftsbetrieb eine Biogasanlage in Betrieb genommen, die auch die Geschäftsräume mit Wärme versorgte. Da das Unternehmen auch eine Tankstelle betrieb, kam es schon bald auf die Idee, dort auch Biogas als Kraftstoff anzubieten. Inzwischen wurde das Wärmenetz weiter ausgebaut und versorgt mehrere anliegende Wohngebäude sowie die Räumlichkeiten eines Kulturvereins.

4 Biogasanlagen Im Landkreis Lüchow-Dannenberg gibt es 35 Biogasanlagen mit einer installierten Leistung von etwa kw. Davon verfügen 22 Anlagen über Wärmenutzungskonzepte, wiederum 15 davon stellen Wärme über Nahwärmenetze bereit. Die anderen 7 Anlagen nutzen Wärme für Gärresttrocknung oder für die Beheizung von Stall- und Nebengebäuden. Im Jahr 2009 stellten Biogasanlagen 45% des Gesamtstroms aus erneuerbaren Energien, die eingespeiste Menge betrug MWh und wuchs im Jahr 2010 auf MWh. Die Dichte mit NaWaRo- Biogasanlagen liegt mit 0,24 kwel/ha Landfläche über dem niedersächsischen Durchschnitt von 0,18 kwel/ha. Zwei Anlagen in Dannenberg und Lüchow speisen ihr Methan direkt ins Erdgasnetz ein. Die Abbildung zeigt eine solche Anlage, bei der man im Vordergrund den ballonförmigen Gasspeicher erkennen kann. Quelle:

5 Biogas-Tankstellen Derzeit gibt es in Deutschland rund 900 Biogas-Tankstellen, Tendenz steigend. Fast monatlich folgen neue Tankstellen und auch im Ausland gibt es immer mehr neue Gas-Tankstellen (Österreich, Schweiz, Niederlande, Schweden und sogar Italien). Die erste deutsche Biogas-Tankstelle gibt seit Juni 2006 bei uns, hier in Jameln. Bei der Tankstelle handelt sich um ein Pilotprojekt, das von der Region Aktiv Wendland/Elbetal, der RWG Jameln und der E.ON Avacon AG betrieben. Die zweite war die Tankstelle in Dannenberg von der Firma Kraft und Stoff GmbH. Inzwischen gibt es bereits zwei weitere Biogas-Tankstellen in Clenze und in Lüchow. Schließlich ist in unserem Landkreis die Dichte an Biogasfahrzeugen vier Mal höher als im Bundesdurchschnitt. Quelle: <a title="by user:mattes (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons" href=" width="512" alt="tanke" src="//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d8/tanke.jpg/512px-tanke.jpg"/></a> Mittlerweile gibt es längst ausgereifte und bewährte Serienmodelle von nahezu fast allen Automobilherstellern wie z.b. Mercedes, Ford, Opel und Volkswagen. Denn Biogas ist mit Erdgas kompatibel. Und im Vergleich zu Benzin verursacht Biogas bis zu 25 Prozent weniger CO2 und trägt bis zu 80 Prozent weniger zur Smogbildung bei. Zudem ersparen Biogasautos der Umwelt bis zu 75 Prozent des Ausstoßes von Kohlenmonoxid im Vergleich zum Benziner und 60 Prozent von Kohlenwasserstoffen. Darüber hinaus werden bei der Verwendung von Biogas als Kraftstoff keine Partikelfilter wie etwa beim Diesel benötigt, da die Verbrennung von Biogas keine Feinstaubpartikel erzeugt. In Sachen Stickoxide stehen Biogasautos ebenfalls glänzend da; sie produzieren rund 70 Prozent weniger Stickoxide als vergleichbare Diesel. Auch ökonomisch gesehen ist Biogas ein echter Fortschritt gegenüber den üblichen Brennstoffen wie Benzin, Diesel und selbst Autogas. Für einen Kraftstoffpreis von 10 Euro kann ein Mittelklasse-Pkw mit Biogas 186 km fahren, mit Superbenzin nur 72 km. Von daher gilt, dies zu unterstützen und zu fördern wo es geht.

6 Windkraft Ein Großteil des regenerativ erzeugten Stroms stammt in Lüchow-Dannenberg aus Windenergie. Die Tabelle gibt zeigt eine Übersicht über die 71 Windkraftanlagen im Landkreis (Stand 2011) mit einer installierten Gesamtleistung von kw. Standort Anzahl der Anlagen Installierte Leistung je Anlage (kw) Jeetzel Klennow Luckau-Steine/Bülitz Luckau-Beesem (Fuchsb.) Woltersdorf-Thurau Lüchow-Tarmitz/Künsche I Lüchow-Tarmitz/Künsche II Trebel-Tobringen Lemgow-Schweskau Lübbow-Bösel Schnega-Oldendorf Lichtenberg Quelle: <a title="by Philip May (Own work) [CC-BY-SA-3.0 ( or GFDL ( via Wikimedia Commons" href=" Turbine.jpg"><img width="512" alt="windrad-wind-turbine" src="//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f5/windrad-wind- Turbine.jpg/512px-Windrad-Wind-Turbine.jpg"/></a>

7 Photovoltaik Auf vielen Privathäusern und öffentlichen Gebäuden sind Photovoltaik-Anlagen installiert. Eine sehr große Freiflächenanlage mit einer Leistung von 1 MW befindet sich in Grabow auf einer Fläche von 2 ha. Quelle:

8 Brennholz Geheizt wird in in vielen Wohnhäusern der waldreichen Region Lüchow-Dannenberg mit Brennholz in Form von Pellets, Scheitholz oder Holzhackschnitzeln. Es gibt zahlreiche Lieferanten, die ihre Rohstoffe auch aus den heimischen Wäldern gewinnen. Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2010 gab es zu dieser Zeit im Landkreis 75 Holzhackschnitzel- und 581 Holz-Pellet- Heizungen sowie Heizungen, die mit Scheitholz befeuert wurden. Holz-Pellets Holzhackschnitzel Scheitholz Quelle: <a title="by Tom Bruton [Public domain], via Wikimedia Commons" href=" APellets_hand.jpg"><img width="256" alt="pellets hand" src="//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0 /0c/Pellets_hand.jpg"/></a> Quelle: <a title="von Florian Gerlach (Nawaro) (Eigenes Werk) [GFDL ( oder CC-BY-SA-3.0 ( via Wikimedia Commons" href=" File%3AHolzhackschnitzel.jpg"><img width="512" alt="holzhackschnitzel" src="//upload.wikimedia.org/wikipedia/com mons/thumb/6/64/holzhackschnitzel.jpg/51 2px-Holzhackschnitzel.jpg"/></a> Quelle: 6ddd0385/medium_image/0/brennholz_als_sc heitholz_fuer_2013.jpg

9 Unternehmen, Organisationen und Institutionen Anlagentechnik Dreyer & Bosse Kraftwerke GmbH Die Firma Dreyer und Bosse Kraftwerke GmbH mit Sitz in Gorleben produziert maßgeschneiderte Blockheizkraftwerke und Anlagen zur Biogasaufbereitung für Kunden weltweit. Das Unternehmen wurde 1997 gegründet und hat über 100 Mitarbeiter. Regionen Aktiv Wendland/ Elbetal e.v. Dieser Verein setzt sich für verschiedene Ziele ein: Wandel der regionalen konventionellen Landwirtschaft hin zum ökologischen Landbau (50% Flächenanteil) in Verbindung mit einer Stärkung der Verbrauchsorientierung (100% artgerechte Tierhaltung). Versorgung der Region zu 100% mit regenerativen Energien u. a. durch die Nutzung von Biogas und nachwachsende Rohstoffe. Konflikten zwischen Landwirtschaft und Naturschutz sollen abgebaut und eine ökologisch ausgerichtete Fischerei bzw. Forstwirtschaft soll etabliert werden. Durch Vernetzung, Verbesserung und Vermarktung der touristischen Angebote soll deren Qualität und die des aktiven öffentlichen Lebens gesteigert werden. Ausbildung Akademie für erneuerbare Energien An der Akademie für erneuerbare Energien wird berufsbegleitend der Master-Studiengang Erneuerbare Energien angeboten. Er wird akademisch von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg begleitet. Das Studium vermittelt ein breites und umfassendes Wissen in den Themengebieten Wind-, Solarund Bioenergie. Dabei ist es interdisziplinär ausgerichtet und betrachtet alle erneuerbaren Energien sowohl aus technischer als auch ökonomischer Perspektive.

10 Berufsbildende Schulen Lüchow An den Berufsbildenden Schulen Lüchow werden Auszubildende verschiedener Branchen ausgebildet. Im Bereich der erneuerbaren Energien wird der Beruf des Technischen Assistenten für die Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe angeboten. Hierbei handelt es sich um eine zweijährige Ausbildung im Bereich Bioenergie, bei der man über einen Ergänzungsbildungsgang auch die Fachhochschulreife erwerben kann.