Argumentationstheorie 4. Sitzung
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- Lucas Seidel
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1 Noch ein Beispiel Argumentationstheorie 4. Sitzung Prof. Dr. Ansgar Beckermann Wintersemester 2004/5 empirische Hypothese (P1) echte Noch ein Beispiel Noch ein Beispiel empirische Hypothese (P1) Ein metaphysischer Satz ist ein Satz, der vorgibt, eine echte [Das gilt aufgrund von Definition.] empirische Hypothese (P1) Ein metaphysischer Satz ist ein Satz, der vorgibt, eine echte [Das gilt aufgrund von Definition.] (P2) Tautologien und empirische Hypothesen bilden die vollständige Klasse bedeutsamer Propositionen.
2 Noch ein Beispiel Argument empirische Hypothese (P1) Ein metaphysischer Satz ist ein Satz, der vorgibt, eine echte [Das gilt aufgrund von Definition.] (P2) Tautologien und empirische Hypothesen bilden die vollständige Klasse bedeutsamer Propositionen. Ein Argument ist eine Folge von Aussagesätzen*, in der ein Satz (die Konklusion) in dem Sinne auf andere Sätze (die Prämissen) zurückgeführt wird, dass beansprucht wird, dass die Wahrheit der Prämissen für die Wahrheit der Konklusion spricht. *Aussagesätze sollen hier Sätze im Sinne von Satztypen sein, deren Wahrheit nicht von den Äußerungsumständen abhängt und die daher keine indexikalischen Ausdrücke enthalten. Analyse von Argumenten 1. Schritt: Identifizierung Handelt es sich beim vorliegenden Text überhaupt um einen argumentativen Text? 2. Schritt: Rekonstruktion Herausarbeiten der Prämissen und der Konklusion des Arguments. Was ist der Zweck eines Arguments? Mit jedem Argument sollen wir dazu gebracht werden, seine Konklusion für wahr zu halten und zwar dadurch, dass epistemische Gründe für die Konklusion angeführt werden. 3. Schritt: Bewertung Ist das so rekonstruierte Argument ein gutes Argument?
3 Was ist der Zweck eines Arguments? Ein Argument ist also nur dann ein gutes Argument, wenn in ihm der Anspruch, dass die Wahrheit der Prämissen für die Wahrheit der Konklusion spricht, nicht nur erhoben wird, sondern wenn dies auch tatsächlich so ist. D.h., wenn die Wahrheit der Prämissen tatsächlich für die Wahrheit der Konklusion spricht. Ein krasses Gegenbeispiel (P1) Im Jahre 79 wurde Pompeji durch einen Ausbruch des Vesuv zerstört. (K) Albert Einstein starb 1955 in Princeton. Die Prämisse (P1) ist zwar wahr. Aber: Die Wahrheit von (P1) hat mit der Wahrheit von (K) nicht das Geringste zu tun. Auch wenn (P1) wahr ist, ist das also kein Grund, die Konklusion (K) für wahr zu halten. Definition Ein Argument, bei dem die Wahrheit der Prämissen tatsächlich für die Wahrheit der Konklusion spricht, nennt man gültig. Das Beispielargument ist offenbar nicht gültig. Zwei weitere Beispiele (P1) Alle Menschen sind sterblich. (P2) Sokrates ist ein Mensch. (K) Sokrates ist sterblich. (P1) Alle Fische können fliegen. (P2) Heringe sind Fische. (K) Heringe können fliegen.
4 Merke Dass ein Argument gültig ist, ist hypothetisch zu verstehen: Wenn die Prämissen wahr sind, dann spricht das für die Wahrheit der Konklusion. Oder: Wenn die Prämissen wahr wären, dann spräche das für die Wahrheit der Konklusion. Konsequenz Dass ein Argument gültig ist, ist noch keine hinreichende Bedingung dafür, dass es auch ein gutes Argument ist. Jedes gute Argument muss eine zweite Bedingung erfüllen: Seine Prämissen müssen alle wahr sein. Definition Ein Argument, das gültig ist und dessen Prämissen alle wahr sind, nennt man schlüssig. Merke Nur in einem schlüssigen Argument liefern die Prämissen wirklich epistemische Gründe für die Konklusion. Nur ein schlüssiges Argument ist ein gutes Argument. Das Argument (P1) Alle Menschen sind sterblich. (P2) Sokrates ist ein Mensch. (K) Sokrates ist sterblich. ist gültig und seine Prämissen sind alle wahr. Also ist es auch schlüssig.
5 Das Argument (P1) Alle Fische können fliegen. (P2) Heringe sind Fische. (K) Heringe können fliegen. ist gültig; aber seine Prämissen sind nicht alle wahr. Also ist es zwar gültig, aber nicht schlüssig. Und deshalb ist es kein gutes Argument. Frage Ist Schlüssigkeit eine hinreichende Bedingung dafür, dass ein Argument ein gutes Argument ist? Anders ausgedrückt Sind alle schlüssigen Argumente auch gute Argumente? Ein weiteres Beispiel (P1) Bielefeld ist eine Großstadt, die am Teutoburger Wald liegt. (K) Bielefeld liegt am Teutoburger Wald. Dieses Argument ist zwar schlüssig. Aber es ist in folgendem Sinn zirkulär: Die Prämisse liefert keine unabhängigen Gründe für die Konklusion. Denn die Konklusion ist in gewisser Weise schon in der Prämisse enthalten. Erstes Fazit Bei der Beurteilung von Argumenten kann und muss man immer zwei Fragen stellen: 1. Würden die Prämissen für die Wahrheit der Konklusion sprechen, wenn sie wahr wären? 2. Sind die Prämissen wahr?
6 Diese beiden Fragen muss man auseinander halten, da sie zwei ganz verschiedene Aspekte der Güte von Argumenten betreffen. Die erste Frage bezieht sich darauf, ob zwischen den Prämissen und der Konklusion eine bestimmte Beziehung besteht, nämlich die Beziehung, dass es für die Wahrheit der Konklusion spräche, falls die Prämissen wahr wären. Bei der zweiten Frage geht es dagegen direkt um die Wahrheit der Prämissen. Wichtig Mit der Gültigkeit eines Arguments ist eine hypothetische Behauptung über die Beziehung der Wahrheit von Prämissen und Konklusion verbunden: Wenn die Prämissen wahr wären, dann würde das für die Wahrheit der Konklusion sprechen. Aus der Wahrheit oder Falschheit der Prämissen allein kann man daher ebenso wenig auf die Gültigkeit oder Ungültigkeit eines Arguments schließen wie aus der Wahrheit oder Falschheit der Konklusion allein. Konsequenz Wie die folgenden Beispiele zeigen, gibt es gültige Argumente mit wahren Prämissen und wahrer Konklusion, sondern auch gültige Argumente mit falschen Prämissen und wahrer Konklusion und ebenso auch gültige Argumente mit falschen Prämissen und falscher Konklusion. (1) (P1) Hans Eichel ist Kanzler oder Minister. (P2) Hans Eichel ist nicht Kanzler. (K) Hans Eichel ist Minister. (2) (P1) Alle Hunde heißen Snoopy. (K) Manche Hunde heißen Snoopy. (3) (P1) 7 ist eine Primzahl und durch 3 teilbar. (K) 7 ist durch 3 teilbar. Alle diese Argumente sind gültig. Denn alle erfüllen die Bedingung: Wenn die Prämissen wahr wären, dann spräche das für die Wahrheit der Konklusion.
7 Außerdem gibt es auch nicht gültige Argumente mit wahren Prämissen und wahrer Konklusion. (4) (P1) Einige Hunde sind bissig. (P2) Einige Hunde sind Schäferhunde. (K) Einige Schäferhunde sind bissig. (5) (P1) Einige Dreiecke sind gleichseitig. (K) Einige Rechtecke sind gleichseitig. Noch mehr Beispiele (P1) Wale sind Säugetiere. (P2) Seesterne sind keine Wale. (K) Seesterne sind keine Säugetiere. (P1) Schon Platon lehrte, dass der Leib ein Kerker der Seele ist. (K) Der Leib ist ein Kerker der Seele. (P1) Schon Platon wusste, dass der Leib ein Kerker der Seele ist. (K) Der Leib ist ein Kerker der Seele. Noch mehr Beispiele (P1) Das Breitmaulnashorn ist vom Aussterben bedroht. (K) Es regnet oder es regnet nicht. (P1) Es regnet und es regnet nicht. (K) Das Breitmaulnashorn ist vom Aussterben bedroht. (P1) Das Breitmaulnashorn ist vom Aussterben bedroht. (K) Das Breitmaulnashorn ist vom Aussterben bedroht. Noch einmal 1. Ein gutes Argument muss nicht nur gültig, es muss auch schlüssig sein. 2. Ein Argument ist gültig genau dann, wenn es die Bedingung erfüllt: Wenn die Prämissen wahr sind, dann spricht das für die Wahrheit der Konklusion. 3. Ein Argument ist schlüssig genau dann, wenn es gültig ist und alle seine Prämissen wahr sind.
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