Wolfgang Amadeus Mozart: Begegnungen mit der Jagd

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1 Wolfgang Amadeus Mozart: Begegnungen mit der Jagd Als Wolfgang Amadeus Mozart am 27. Jänner 1756 geboren wurde, war die Jagd ein Bestandteil des höfischen Lebens, stand die Jagdmusik in der ersten großen Hochblüte ihrer Geschichte, war die Entwicklung des Jagdhorns vom reinen Signalinstrument des Weidwerks zum vollwertigen Orchesterinstrument entscheidend vorgezeichnet. Mozart kannte also beide Verwendungsmöglichkeiten des Horns, sowohl die der Jägerhornisten als auch die der modernen Hornisten mit ihrer Stopftechnik. Wissenschaftliche Betrachtungen zu Ende des Mozartjahrs. Mag. Bernhard Paul Die Salzburger Hofkapelle der Zeit Leopold Mozarts ( ) bestand aus etwa 23 Orchestermusikern (1777: 16 Streicher und 7 Bläser, davon 3 Hornisten). Zeitweilig waren sogar vier Hornisten (zumindest aber zwei) engagiert, die laut Hofschematismus unter der Bezeichnung Jägerhornisten geführt wurden. In einem Salzburger Künstlerlexikon wurde noch 1821, als die Hofkapelle längst aufgelöst war, über die Hornisten berichtet: Von den angenehmen Stunden, welche [Michael] Mayer und Gutschera [Jakob Kutschera] vielen ausgesuchten Gesellschaften auf Bergen, Wasser= und Berg=Fahrten etc. durch den melodischen Klang ihrer Blasinstrumente verschafften, hört man zu Salzburg wohl nicht selten mit der sehnsuchtsvollsten Rückerinnerung sprechen. Leopold Mozart Etwa 1756 schrieb Leopold Mozart, der Vater von Wolfgang Amadeus Mozart, eine Jagdsinfonie, in der er verständlicherweise die Möglichkeiten, die ihm durch die Salzburger Hofkapelle offen standen, nützte. Leopold musste gewusst haben, welch enorm bläserische Leistung er seinen vier Hornisten abverlangte! Auf dem Wiener Stimmmaterial war folgende Anweisung beigefügt: Erstlich müssen die g horn ganz rauh geplossen werden, wie es nemlich bey der Jacht gewöhnlich und so forte als immer möglich item kann auch ein Hifthorn da bey sein. Dann soll man etliche Hunde haben die bellen, die übrigen aber schreyen zusam ho ho etc. nur aber 6 Tact lang. Eine andere Quelle verzeichnet nur im ersten Satz noch fucile di caccia ( Kugelbix ), was an eine Aufführung im Freien bei einem Jagdfest in Hellbrunn? denken lässt. Der erste Satz des dreisätzigen Werks enthält Jagdmelodik, deren Charakter noch besonders herausgestrichen wird, indem die fanfarenartigen Klänge zum Teil frei, d. h. ohne Begleitung, gestellt sind. Das Streichensemble übernimmt nur in den kurzen Zwischenspielen die führende Rolle. Die Hauptthematik liegt in den Hornpartien. Als Seitenthema wählte Mozart ein französisches Volkslied, das auch schon Johann Sebastian Bach in seine Bauernkantate aufnahm, und das mit dem Text Frisch auf zum fröhlichen Jagen mit Franz Anton Graf v. Sporck in Verbindung gebracht wird. Für das Hornwerk auf der Feste Hohensalzburg (der sogenannte Salzburger Stier ) schrieb Leopold Mozart für den Herbstmonat ein Jagdstück. Leopold Mozart setzte in seinem Konzert für zwei Hörner und Streicher der Jagd ein weiteres musikalisches Denkmal. Das Hauptmotiv des letzten Satzes über titelt mit la caccia geht auf eines der ältesten französischen Jagdsignale La Vue (der Anblick) zurück. In den Seitenmotiven wich Leopold Mozart in die Clarinlage des Hornes aus. Leopold Mozart hatte ein untrügliches Gefühl für Populärmusik. Aus diesem Verständnis kommt seine Ermahnung an seinen Sohn Wolfgang keineswegs überraschend, wenn er in einem Brief vom 11. Dezember 1780 nach München schrieb: Ich empfehle dir Bey deiner Arbeit nicht einzig und allein für das musikalische, sondern auch für das ohn- 8

2 musikalische Publikum zu denken, du weist es sind 100 ohnwissende gegen 10 wahre Kenner, vergiß also das so genannte populare nicht, das auch die langen Ohren Kitzelt. Begegnungen mit der Jagd Von einer Reise schrieb Leopold Mozart am 4. November 1763 an Johann Lorenz Hagenauer nach Salzburg: Nun sind wir schon bald 3 wochen in Brüssel aufgehalten, und der Prinz Carl [Alexander von Lothringen, Generalgouverneur der Niederlande, Bruder von Kaiser Franz Stephan] hat mit mir selbst gesprochen, und gesagt, daß er in einigen Tagen meine Kinder hören will, und doch ist noch nichts geschehen. ja, es hat das Ansehen, daß gar nichts daraus wird, denn der Hr: Prinz thut nichts als jagen, fressen und sauffen, und am Ende kommt heraus, daß er kein geld hat. Am 26. September 1777 berichtete Wolfgang aus München an seinen Vater: [...] Wir stunden doch schon um 7 uhr auf den 25 ten ; meine haar waren aber in einer solchen unordnung, daß ich vor ½11 uhr nicht zum graf Seeau kamm. als ich hinkamm, hiesse es, er seye schon auf die Jagd gefahren: gedult! Und in der Nachschrift zum 30. September 1777: heüte als den 30.ten gieng ich nach abrede mit M.r Wotschicka um 9 uhr nach hof. da war alles in jagd uniform. [...] um 10 uhr führte er mich in ein enges Zimmerl so, wo S: Ch: Durchleicht durchgehen müssen, um vor der jagd Mess zu hören. Graf Seau [Seeau] gieng vorbey, und grüste mich sehr freündlich. Und etwas später im Brief: heut Nachmittag gieng ich zum graf Salern, seine gräfin tochter ist nun kammerfreülle, sie ist mit auf die jagd. Am 16. Februar 1778 berichtete Vater Mozart an seinen Sohn in Mannheim: der Cammerdiener vom Fürst Breuner Martin Grassl [gest. 16. Feber 1778] ist heut begraben worden, der wolfg: wird sich erinnern, daß er ihm ein Waldhornstückl gemacht. Die hier genannte Komposition, KV (Köchel-Verzeichnis) 33h, gilt nach wie vor als verschollen. Auf dem Briefumschlag vermerkte er noch: Im Hellbrunn ist nächtlicher Zeit ein zahmer Hirsch, der jedermann das Brod aus der Hand nahm, und dem Fürsten sehr lieb war, Todgeschlagen und ausser dem Hellbrunn ausgezogen worden. Aus Hochfürstlich-Salzburgischer Hof=Kalender des Jahres 1777: Salzburger Hofkapelle und Oberjägermeistereyamt Foto Erzabtei St. Peter, Salzburg Wolfgang Amadeus Mozart (Silberstiftzeichnung) Foto Internationale Stiftung Mozarteum (ISM) Bei allen Briefzitaten und Anmerkungen in den Kompositionen darf nicht vergessen werden, dass viele der boshaften oder anzüglichen Aussagen dem vertrauten Familien- oder Freundeskreis und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Die leider zu oft zitierten groben Scherze aber verdecken den Blick auf den feinen, subtilen Humor, der in vielen seiner Kompositionen wirklich steckt. Eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen Mozarts, die überliefert sind, war das Bölzlschießen, wo kleine gefiederte Bolzen mit einem Luftgewehr auf bemalte Scheiben geschossen wurden. Die Teilnehmer dieser privaten Schießwettbewerbe ließen eigene Schützenscheiben mit mitunter boshaften Motiven bemalen. Auch Wolfgang Amadeus Mozart erwähnte in seinen Briefen mehrfach dieses Bölzlschießen. Trotz der intensiven Präsenz der Jagd zur Zeit und im Umfeld Mozarts wird man eine Sinfonie La chasse, wie sie u. a. ein Joseph Haydn (1780/81) geschrieben hat, vergeblich suchen. Er, der wusste, wie man Instrumente optimal einsetzt und guten effect erzielt, hat kein größeres Orchesterwerk der Jagd gewidmet, keinen Jagdchor komponiert. Dennoch gibt es eine Reihe von jagdmusikalischen Spuren in seinen Werken. Nur sind diese vordergründig nicht so sichtbar, aber dennoch deutlich zu erkennen. 9

3 Ascanio in Alba, KV 111 Kaiserin Maria Theresia selbst beauftragte Mozart im Oktober 1771, für die Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog Ferdinand mit Prinzessin Maria Beatrix von Este eine Serenata Teatrale zu komponieren: Ascanio in Alba. Diese wurde am Abend des 17. Oktobers 1771 im herzoglichen Theater mit großem Erfolg aufgeführt. Die Handlung spielt im Genre der Hirten, keineswegs der Jagd erschien in einem Wiener Verlag ein Jagdlied aus der Mozart-Oper Ascanio in Alba. Der Text mit dezitiert jagdlichem Inhalt ( Lenke, o hehre Göttin den Schritt des frohen Jägers ) hat absolut nichts mit dem des Originaltextbuches von Giuseppe Parini zu tun. Chasse, KV 299d Das Orchesterfragment (2 Flöten, 2 Oboen, 2 Hörner und Streicher) wird heute in seiner Entstehungszeit in die Nähe der Ballettmusik zur Pantomime ( Les petits riens ) eingeordnet. Dafür sprechen das formatgleiche Notenpapier, die gleiche Anlage der Handschrift, die große Ähnlichkeit der Schriftzüge und eine stilistische Verwandtschaft. Vermutlich entstand das Werk im Sommer oder Herbst des Jahres 1778 in Paris. Als kleines Indiz kann auch die Wahl der Tonart A-Dur, als verwandte Tonart zur trompe de chasse, die in D steht dienen, weiters auch der Titel in französischer Sprache. Warum Mozart den Minore-Abschnitt nicht komplett ausgeführt hat (nur die 16 Takte der 1. Violine und 6 Takte der Fagottstimme sind geschrieben, Hornstimmen gar nicht vorgesehen gewesen), bleibt ungewiss. Ebenso unbeantwortet bleibt die Frage, ob dieser Einzelsatz als Teil eines größeren Werks gedacht gewesen ist. Bescheiden sind auch die Hornstimmen ausgefallen. Es gibt viele Kompositionen Mozarts, wo die Hornisten mit weit anspruchsvolleren Parts bedacht worden sind. Klavierkonzert B-Dur, KV 456 dein Bruder spielte ein herrliches Concert, das er für die Paradis nach Paris gemacht hatte, berichtete Leopold Mozart 10 Mozarts Handschrift des Orchesterfragments Chasse ( Jagd ), KV 299d, entstand im Sommer oder Herbst des Jahres 1778 in Paris am 16. Februar 1785 aus Wien an seine Tochter. Maria Theresia von Paradis, die früh erblindet war, gab den Anstoß zur Komposition des Klavierkonzerts KV 456. Und Vater Leopold weiter: Ich war hinten nur 2 Logen von der recht schönen würtemb: Prinzessin neben ihr entfernt und hatte das vergnügen alle Abwechslungen der Instrumente so vortrefflich zu hören, daß mir vor Vergnügen die thränen in den augen standen. als dein Bruder weg gieng, machte ihm der kayser mit dem Hut in der Hand ein Compl: hinab und schrie bravo Mozart. Auch hier sind die jagdmusikalischen Elemente ausschließlich im letzten Satz enthalten. Jagdquartett, KV 458 Am 12. Februar 1785 wurden in Anwesenheit Joseph Haydns drei der neuen Streichquartette (KV 458, 464 und 465, die mit KV 387, 421 [417b] und 428 [421b] Joseph Haydn gewidmet waren) im Hause Mozarts aufgeführt, wobei Vater Leopold und Wolfgang am Pult waren. H: Haydn sagte mir: ich sage ihnen vor gott, als ein ehrlicher Mann, ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und den Nahmen nach kenne: er hat geschmack, und über das die größte Compositionswissenschaft. berichtete Leopold Mozart nicht ohne Stolz. Foto Internationale Stiftung Mozarteum (ISM)

4 Weder das Autograf noch die frühen Drucke des Streichquartetts KV 458 führen den Hinweis als Jagdquartett. Diese Titulierung muss also zu einem weit späteren Zeitpunkt erfolgt sein. Ausschlaggebend sind wohl die einleitenden Takte gewesen, die aber keineswegs diese Zuordnung rechtfertigen. Figaros Hochzeit, KV 492 In Le nozze di Figaro erwähnt Figaro (im Rezitativ) gegenüber der Gräfin und Susanna zu Beginn des zweiten Aktes: Der Graf ist auf die Jagd geritten, er wird nicht so bald wiederkommen. Kaum beachtet wird der Hinweis, dass bei den handelnden Personen der Chor aus Bauern, Bäuerinnen, Jägern und Dienern besteht. Im letzten Auftritt des dritten Aufzuges findet sich im Textbuch der Vermerk, dass auch caccatori con fucile in spalla, also Jäger mit Gewehr auf der Schulter auf der Bühne erscheinen. Sonate in D für Klavier, KV 576 Am 12. Juli 1789 schrieb Mozart an Michael Puchberg: unterdessen schreibe ich 6 leichte Klavier=Sonaten für die [preußische] Prinzessin Friederika und 6 Quartetten für den König [Friedrich Wilhelm II von Preussen], welches ich alles bey Kozeluch auf meine Unkosten stechen lasse; nebstbei tragen mir die 2 Dedicationen auch etwas ein. Mozart erhoffte sich vom Briefempfänger gleichzeitig ein Darlehen von 500 Gulden. Gewisse Zweifel, ob die Entstehung der Klaviersonate KV 576 mit diesem Zitat in Verbindung zu bringen ist, sind angebracht, denn das Werk zählt zu den anspruchsvolleren Klavierwerken Mozarts. Vielleicht liegt der Schlüssel auch im Kopfmotiv, das unverkennbar jagdliche Züge trägt. Was hingegen auffällt, ist die spielerische Verarbeitung eines Motivs, das uns in der Pastoralmusik immer wieder begegnet und auf ein Alphornmotiv zurückgeht. Quintett in Es, KV 614 Datiert mit 12. April 1791 trug Mozart ein Quintett für 2 Violinen, 2 Violen und Violoncello in sein Werkverzeichnis ein. Die beiden Anfangstakte der Violen eröffnen mit einem Jagdmotiv, das von der Anlage her einem Jagdhornthema entspricht: Es-Dur (typische Jagdtonart in Mitteleuropa); Hornquinten (!); mit einem kleinen Triller (signifikant für französische Jagdmusik). Dieses Motiv durchzieht in unterschiedlichen Varianten spielerisch den gesamten Satz. Die Zauberflöte, KV 620 Emanuel Schikaneder ( ) kam erst im Frühjahr 1789 endgültig nach Wien und übernahm im Sommer das Freihaustheater an der Wieden. Jahre nach dem großen Erfolg der Oper meinte Schikaneder 1795 zur Zauberflöte: Eine Oper, die ich mit dem seligen Mozart fleißig durchdachte. Die primäre Regieanweisung lautet: Das Theater ist eine felsige Gegend, hie und da mit Bäumen überwachsen; auf beiden Seiten sind gangbare Berge, nebst einem runden Tempel. Und setzt fort: Tamino kommt in einem prächtigen javonischen Jagdkleide rechts von einem Felsen herunter, mit einem Bogen, aber ohne Pfeil. Im Dialog des 14. Auftrittes erwähnt Papageno: Ja, ich liefere Deiner Mutter und ihren Jungfrauen schon seit vielen Jahren alle die schönen Vögel in den Palast. Pamina: Wie hoch mag wohl die Sonne sein? Papageno: Bald gegen Mittag. Pamina: So haben wir keine Minute zu versäumen. Um diese Zeit kommt Sarastro gewöhnlich von der Jagd zurück. Sowohl Schikaneder als auch Mozart kannten die nachweislich seit 1579 bestehende Tradition des Vogelfangs im Salzkammergut. Ich Vogelfänger bin bekannt, bei Alt und Jung im ganzen Land. Nicht zufällig wurde der Typus des lustigen Gesellen, des Wiener Kasperls, des Mannes aus dem Volk als Pendant zum hochadeligen Tamino mit der Figur des Vogelfängers Papageno vereint. Das Auftrittslied des Papageno zählt zu den bekanntesten und populärsten Melodien Mozarts. Hornkonzerte 1763 wurde Joseph Leutgeb ( ) als Hornist an die Salzburger Hofkapelle engagiert. Er zählte zu den wenigen Hofmusikern, der auch aus künstlerischen Kostüm-Entwurf für die Figur des Papageno zu Mozarts Zauberflöte die Gesichtszüge sollen jene von Emanuel Schikaneder darstellen, der bei der Uraufführung am diese Rolle selbst übernahm Gründen mit der Familie Mozart auch nach seiner Übersiedlung nach Wien freundschaftlich verbunden war. Alle seine Solowerke für Horn schrieb Mozart für Leutgeb. Die boshaften Eintragungen und Anspielungen in den autografen Partituren sind dennoch ein Beweis dafür, dass Mozart seinen Leibhornisten sehr schätzte, denn er konnte ja davon ausgehen, dass niemand außer Leutgeb und der Kopist die Originale sehen würden. Mozart überschrieb das Hornkonzert KV 417: Wolfgang Amadé Mozart hat sich über den Leitgeb Esel, Ochs und Narr erbarmt zu Wien den 27: ten Maÿ Und am linken oberen Rand vermerkte Mozart noch mit Rötelstift: Leitgeb Esel. Von allen Schlusssätzen kommt das Rondothema dieses Konzerts Jagdhornmelodik am nächsten. Weit interessanter Foto Österr. Theatermuseum 11

5 Stopfhorntechnik zur Zeit Mozarts hingegen erscheinen zwei Passagen (vor der 1. und der 3. Wiederkehr des Themas), wo Mozart eine typische Spielweise eingefügt hat, die nur in der französischen Jagdmusik angewendet wird. Das musikalische Kichern der Violinen im Mittelteil sowie der unvermutete Einschub einer Generalpause mitten im Rondothema sind unüberhörbare Scherze, die Mozart hier verewigt hat. Der Chronologie der Hornkonzerte nach folgt das Konzert KV 495, das Mozart unter Ein Waldhorn konzert für den Leitgeb. mit 26: ten Juni 1786 in sein Verzeichnüß aller meiner Werke eintrug. Es ist das Werk mit bläserisch höherem Anspruch, auch was die Stopfhorntechnik 1 ) betrifft. Die blockweise Niederschrift in unterschiedlichen Farben (mit roter, grüner, blauer und schwarzer Tinte) galt lange Zeit als einer der üblichen Scherze, die Mozart mit Leutgeb machte. Mittlerweile ist man überzeugt, einen raffiniert ausgedachten Farbcode vor sich zu haben, der Leutgeb die gewünschten dynamischen Feinheiten signalisieren sollte. Beim jagdlich gehaltenen Rondothema kommt Mozart auch nicht ohne Stopftöne 1 ) aus, was aber den Charakter kaum tangiert. Die Entstehungszeit des Hornkonzerts KV 447 ist weit später anzusetzen als lange vermutet, etwa zwischen 1787 und 1789, nicht Namentlich die Romanze zählt zu dem Schönsten, was jemals für Horn komponiert worden ist. Beim jagdlich gehaltenen Rondo thema hat Mozart doch nicht ganz auf (gestopfte) Durchgangsnoten verzichten wollen. Hingegen finden sich in den Zwischenspielen einzelne Passagen von unerhörter Schlichtheit, die an einen Jägerhornisten W. A. Mozart machte sich im sogenannten Dorfmusikantensextett ( Ein musikalischer Spass ), KV 522, sowohl über die ausführenden Musiker als auch über die Komponisten lustig erinnern, der gerade einfache Signale bläst, und Takte später folgen Stellen, die eine exzellente Stopftechnik abverlangen. Das Hornkonzert KV 412 in D-Dur es hat nur 2 Sätze! hat bis vor 20 Jahren als das älteste Solokonzert Mozarts gegolten, quasi der Probegalopp für die anderen Solowerke für Horn, bis Untersuchungen der Wasserzeichen und eine Analyse des Manuskripts völlig neue Erkenntnisse gebracht haben: Das jüngste der vier verwendeten Notenblätter (enthaltend das Ende des 1. Satzes) stand laut Wasserzeichenuntersuchung erst im März 1791 zur Verfügung. Damit ist die vermutete Entstehungszeit 1782 falsch! Mozart hat dieses Konzert nicht vollendet. Es fehlt der Orchestersatz im Rondo ab Takt 40, von da an ist nur mehr Hornstimme bzw. Violine ausgeführt. Eine komplette und mit Vienna Venerdì Santo li 6 Aprile 792 datierte Rondofassung (KV 514) ist als Neukomposition von Franz Xaver Süßmayer identifiziert worden, die wohl vom Fragment ausgeht, aber dann immer eigenständigere Züge annimmt. Damit ist die Datierung des Manuskripts auf simple Art gelöst, sie stammt von Süßmayer! Auch die weit geringer angelegte Virtuosität des Konzerts erhält eine einfache Erklärung: Leutgeb war 1791 bereits 59 Jahre alt und beendete im folgenden Jahr seine künstlerische Laufbahn. Von ungemeiner Köstlichkeit sind die Anmerkungen, die Mozart in das Rondofragment eingetragen hat. Joseph Leutgeb hat sie spätestens beim ersten Durchspielen sicherlich auch verstanden. Aber das trübte keineswegs die Freundschaft, denn er übernachtete mehrmals bei seinem Leibhornisten, und Leutgeb besuchte mit Mozart im Oktober 1791 eine Vorstellung der Zauberflöte. Vielfältig sind die Spuren der Jagd in den Werken Mozarts, so vielschichtig wie Wolfgang Amadeus Mozart als Persönlichkeit eben war. Fotos privat 1) Durch Abdecken des Schallloches konnte jeder Naturton um einen Halbton erniedrigt oder erhöht werden. Klangliche Einbußen wurden notgedrungen in Kauf genommen. Ein Vierteljahrhundert nach Mozarts Tod wurde durch die Erfindung der Ventile der letzte wesentliche Schritt zum vollwertigen Orchesterinstrument vollzogen. Die Briefzitate wurden entnommen aus Mozart Briefe und Aufzeichnungen, Wilhelm A. Bauer/ Otto Erich Deutsch, Gesamtausgabe. 12