Hygiene Objektreinigung in stationären Einrichtungen und bei ambulanten Pflegediensten
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- Eduard Holzmann
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1 Hygiene Objektreinigung in stationären Einrichtungen und bei ambulanten Pflegediensten - Bildquelle: designed by Kjpargeter - Freepik.com
2 Schlagzeilen aus der Presse Europa: Klinikkeime verursachen 2,6 Millionen Infektionen SPIEGEL ONLINE
3 Gesetzliche Grundlagen Krankenhaus- und Heimhygiene ist Aufgabe der Bundesländer Rechtsgrundlagen für die Hygiene Infektionsschutzgesetz (IfSG) Hygiene-VO der Bundeländer (HYV) Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (RKI) Arbeitsstättenrichtlinie (ASR) Arbeitsstätten-VO(ArbStättV) Chemikaliengesetz Biostoff-VO(BioStoffV)
4 Gesetzliche Grundlagen
5 Hauptübertragungswege Durch die Hände von Patienten und Personal Durch unzureichend oder falsch gereinigte Geräte oder Instrumente
6 Personalhygiene bei der Reinigung Händereinigung, ggf. Händedesinfektion Arbeitskleidung bei C waschbar Schutzkleidung gemäß TRBA 250 (Handschuhe, ggf. flüssigkeitsdichte Schürze oder Einwegschürze, Mund-Nasen-Schutz) Arbeitsschuhe Schutzbrille lt. Sicherheitsdatenblatt Besondere Schutzkleidung beim Auftreten von Besiedelung oder Infektionskrankheiten
7 Personalhygiene bei der Reinigung Reinigungspersonal muss sachgerecht geschult und eingewiesen werden Es müssen feste, desinfektionsmittelbeständige Handschuhe getragen werden Bei großflächiger Nutzung von Desinfektionsmitteln ist eine ausreichende Lüftung zu gewährleisten Unter Umständen ist ein Atemschutz zu tragen (z.b. bei behördlich angewiesener Desinfektion)
8 Flächenreinigung und Desinfektion Primäres Ziel der Reinigung optisch saubere Flächen Erreichbarkeit durch: frisch gewaschene Tücher Einsatz von alkalischen oder sauren Reinigern
9 Flächenreinigung und Desinfektion Vorrangiges Ziel der Objektreinigung Keimreduktion durch saubere Tücher entsprechende Chemie sachgerechte Ausführung der Reinigung Es kann eine Keimreduktion von ma. 80% auf glatten Flächen durch Reinigung erreicht werden!
10 Reinigung bei Infektionen Reinigung bei infektionsanfälligen, mit multiresistenten Keimen besiedelten oder bei besiedelten Bewohnern Desinfektion der Flächen erforderlich, insbesondere der Hand- und Hautkontaktstellen Diese Zimmer immer zum Schluss reinigen Schutzkleidung tragen so verhindern Sie die Kontamination weiterer Flächen oder Räume Unmittelbar nach Beendigung der Reinigung, Aufbereitung der Reinigungsutensilien Keimverschleppung muss verhindert werden
11 Definitionen Reinigung Entfernen des sichtbaren Schmutzes Entfernen der Nährstoffe für Keime Reduktion der Gesamtkeimzahl Desinfektion gezielte Abtötung bzw. irreversible Schädigung pathogener Keime
12 Desinfektionsfehler Folgen einer falschen Vorgehensweise bei der Desinfektion Eiweißfehler Wirkungsverlust durch Reaktion des Desinfektionswirkstoffes mit dem Eiweiß des Schmutzes Seifenfehler Wirkungsverlust durch Reaktion eines Reinigungsmittels mit dem Desinfektionsreiniger
13 Reinigungs- und Desinfektionsplan Was? Wann? Wie? Womit? Wie viel? Wie oft? Wer? Grundlage der Reinigung ist der Reinigungs- und Desinfektionsplan Zu reinigende Gegenstände und Flächen Zeitpunkt der Reinigung und Desinfektion Reinigungsverfahren Mittel- und Materialeinsatz Dosierung / Mischverhältnis Häufigkeit Zuständige Fachkraft
14 Bayerischer Rahmenhygieneplan für Infektionsprävention in Heimen Stand Juni 2014
15 + gereinigt o leichte Mängel - nicht gereinigt Beispiel für Reinigungskräfte Leistungsverzeichnis und Qualitätssicherung Objekt: Stadtkrankenhaus Schwabach Verteiler: Kunde Reinigungsklasse: I Objektleitung/RK Bereich: Sanitäre Einrichtungen WC, Dusche 7wö Akte Papier-, Abfallkörbe entleeren und mit Entsorgungsbeuteln bestücken, sichtbare Verschmutzungen reinigen, Inhalt entsorgen Waschbecken, Armaturen und Ablagen (frei geräumt) reinigen Mo Di Mi Do Fr Sa So + o - Spiegel und Lichtleisten reinigen Fliesen im Spritzbereich reinigen Fliesen komplett reinigen 1. Freitag im Monat Griffe und Halterungen reinigen Toilette reinigen WC Bürstenhalterung Lüftungsgitter abstauben Dusche mit Armaturen reinigen s Duschkabine innen und außen reinigen Lichtschalter und Steckdosen aussen abwischen Türen im Griffbereich abwischen Türen und Türstöcke Nassreinigen Hartbodenbeläge Nassreinigen Verbrauchsmaterial ergänzen (Handpapier,Seife, Desinfektionsmittel,Toilettenpapier) Desinfektions-und Seifenspender beim Austausch einer neuen Flasche komplett reinigen, Haltbarkeitsaufkleber Spinnenweben entfernen Gundreinigung Abfluss und Fußboden Qualitätsprüfung: Durchgeführt von: Durchgeführt am: Intervall DSS S Sichtreinigung Revier: Reinigungskraft: 1. Freitag im Monat s
16 Auszug Bayerischer Rahmenhygieneplan In Einrichtungen oder Bereichen, in denen überwiegend soziale Betreuung erfolgt, ist in der Regel eine routinemäßige Nass-Reinigung ausreichend. Für die Pflege tetiler Beläge sollten Geräte mit wirkungsvollen Staubfiltern verwendet werden. Die tetilen Beläge sollten in regelmäßigen Abständen staubgesaugt und in längeren Zeitabständen grundgereinigt werden.
17 Wann Desinfektion? in Risikobereichen in sensiblen Bereichen mit überwiegend pflegerischer Betreuung beim Auftreten von übertragbaren Erkrankungen bei sichtbarer Verschmutzung
18 Desinfektionsarten Routinemäßige Desinfektion auch vorbeugende, laufende, prophylaktische Desinfektion genannt Sinn und Zweck Verbreitung von Krankheitserregern und potentiellen Krankheitserregern während der Behandlung der Patienten einzuschränken Flächen, von denen anzunehmen ist, dass sie mit erregerhaltigem Material kontaminiert wurden werden desinfizierend gereinigt
19 Wo routinemäßige Desinfektion? an Flächen mit häufigem Hand- oder Hautkontakt, z.b. Untersuchungsliege ohne Papierauflage, medizinische Geräte, Kontaktflächen von Geräten und Hilfsmittel an Flächen, die für aseptische Arbeiten vorgesehen sind, z.b. Arbeitsflächen für die Zubereitung von Infusionslösungen und das Aufziehen von Spritzen, Arbeitsflächen für die Ablage von desinfizierten Instrumenten
20 Wo routinemäßige Desinfektion? an Fußböden in Bereichen mit besonderem Infektionsrisiko (z.b. Eingriffsraum, Aufbereitungsraum, Labor) in Eingriffs- und Operationsräumen an patientennahen Flächen, an allen sichtbar kontaminierten Flächen, an benutzten Armaturen und Waschbecken, am Fußboden
21 Gezielte Desinfektion Desinfektionsarten ist die Behandlung von Flächen mit Desinfektionsmitteln bei sichtbarer Kontamination oder nach Tätigkeiten, die auch ohne sichtbare Verschmutzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Kontaminationen geführt hätten
22 Wo gezielte Desinfektion? wenn eine erkennbare Kontamination von Flächen vorhanden ist, z.b. durch Blut, Eiter, Ausscheidungen Schlussdesinfektion in Räumen und Bereichen in denen infizierte oder mit Erregern kolonisierte Patienten behandelt wurden bei Ausbrechen oder Auftreten spezieller, z. B. multiresistenter oder hochinfektiöser Erreger (MRSA, ESBL, Noro-Vieren, Rota-Viren, Salmonellen, Clostridium difficile )
23 Desinfektionsarten Behördlich angeordnete Entseuchung bei behördlich (durch das Gesundheitsamt) angeordneten Desinfektionsmaßnahmen (Entseuchung nach 18 IfSG) mit Mitteln und Verfahren aus der RKI-Liste
24 Wann ist eine Desinfektion erforderlich? Risikobereiche zur Festlegung von Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen nach RKI Bereiche ohne Infektionsrisiko¹ Bereiche mit möglichem Infektionsrisiko Bereiche mit besonderem Infektionsrisiko Bereiche mit Patienten, die Erreger so in oder an sich tragen, dass im Einzelfall die Gefahr einer Weiterverbreitung besteht Bereiche, in denen v.a. für das Personal ein Infektionsrisiko besteht Treppenhäuser, Flure, Verwaltung, Büros, Speisenräume, Hörsäle, Unterrichtsräume, technische Bereich Allgemeinstationen, Ambulanzbereiche, Radiologie, Physikalische Therapie, Sanitärräume, Dialyse, Entbindung, Intensivtherapie/- überwachung OP-Abteilungen, Eingriffsräume Einheiten für: - Besondere Intensivtherapie, z.b. Schwerstbrandverletzte - Transplantationen - Hämato-Onkologie z.b. (Chemotherapie, Frühgeborene Isolierbereiche/- Pflege, Funktionsbereiche, in denen di o.g. Patienten behandelt werden Mikrobiologische Laboratorien, Pathologie, Entsorgung, Unreine Bereiche von: - Wäschereien - Funktionseinheiten, z.b. ZSVA Alle Flächen Reinigung Flächen mit häufigem Hand- /Hautkontakt: Desinfektion Fußböden: Reinigung Sonstige Flächen: Reinigung Flächen mit häufigem Hand- /Hautkontakt: Desinfektion Fußböden: Desinfektion Sonstige Flächen: Reinigung Flächen mit häufigem Hand- /Hautkontakt: Desinfektion Fußböden: Desinfektion Sonstige Flächen: Reinigung Maßnahmen entsprechend der Risikobewertung nach TRBA 250 (Technische Regeln Biologische Arbeits-stoffe)² festlegen ¹ in Bezug auf das allgemeine Risiko in der Bevölkerung ² nähere Angaben zur Risikobewertung enthalten die Technischen Regeln Biologische Arbeitsstoffe (z.b. TRBA 250 Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege )
25 Risikobewertung Direkter oder enger Kontakt unwahrscheinlich Fußböden Wände Lampen Heizkörper unter Umständen allgemeines Mobiliar Reinigung ausreichend
26 Risikobewertung Häufiger Hautkontakt der Bewohner, Kontamination möglich Bettgestell mit Haltegriff (Galgen) Nachttisch mit bewohnernahen Ablagen Sanitärbereich, Toilettenstuhl etc. Tür und sonstige Haltegriffe Reinigung häufig ausreichend
27 Risikobewertung Häufiger Hautkontakt der Bewohner, Kontamination möglich Desinfektion abhängig von: Pflegeintensität Kontaminationsgrad Auftreten von Krankheitserregern oder Resistenzen Immunstatus der Bewohner
28 Professionelles Vorgehen bei der Desinfektion Schulung und Einweisung des Personals Kaltes Wasser Genaue Dosierung Nur frisch aufbereitete Wischutensilien verwenden Kein Abmischen von Reinigungsmitteln mit Desinfektionsmitteln Vollständige Benetzung der Flächen
29 Professionelles Vorgehen bei der Desinfektion Kein Nachwischen oder Nachtrocknen Einwirkzeit einhalten Wirkungsverlust beim Auftragen von Desinfektionsreinigern auf stark verschmutzte Oberflächen
30 Professionelles Vorgehen bei der Desinfektion Desinfektionserfolg erhöht sich bei Scheuer-Wisch- Desinfektion Desinfektionsmitteln nicht großflächig im Sprühverfahren Vernebeln vermeiden Saubere Hilfsmittel Schutzausrüstung Besser zweistufig als einstufig
31 Hygieneverantwortliche Ärztliche Direktoren, aber auch Geschäftsführer eines Krankenhauses und von Pflegeeinrichtungen sollten demnach in Zeiten von zunehmenden 4 MRGN die Worte der DGKH ernst nehmen und einen gut geschulten Reinigungsdienst als unbedingte Notwendigkeit sehen. Auszug aus dem Leitfaden für Hygieneverantwortliche Reinigungsdienste und Hygiene in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen von Ludwig C. Weber, Springer Verlag
32 Hygiene braucht Zeit!
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