Seite 1 von 5. Mobile Payment im Zahlungsverkehr der Banken. Steffen Rummel und Michael Jesch, bankon Management Consulting
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1 Seite 1 von 5 Mobile Payment im Zahlungsverkehr der Banken Autoren: Steffen Rummel und Michael Jesch, bankon Management Consulting Die entschlossene Positionierung deutscher Finanzinstitute als Early Mover in diesem neuen Segment ist für die zukünftige Verteilung der Marktanteile entscheidend Die Entwicklung des Mobile Payment-Marktes (z. B. Bezahlen mit Mobiltelefonen) zeigt international einen stabilen Entwicklungstrend, vor allem nach den Technologiesprüngen bei mobilen Endgeräten. Der deutsche Markt läuft hier Gefahr, der internationalen Konkurrenz das Feld zu überlassen bzw. die Chancen eines frühen Einstiegs zu verpassen, anstatt sich als Early Mover frühzeitig mit strategischen Kooperationen Marktanteile aus der wachsenden Substitution des Kartengeschäfts bzw. Zahlungsverkehr-Kleinstbetragsgeschäfts zu sichern. Technisch gesehen besteht ein geringes Umsetzungsrisiko, da bereits ausgereifte Technologien mit internationalen Sicherheitsstandards am Markt im Einsatz sind. Die Institute haben hier als Sponsoren die Möglichkeit, ihre Position am Markt zu untermauern. Bei den Verbänden gibt es zwar schon erste Ansätze in die richtige Richtung, jedoch bisher ohne richtungsweisende Rolle. Ob das Tempo reicht, muss sich erst noch herausstellen. Welche Interessengruppen treiben aktuell die Entwicklung im mobilen Zahlungsverkehr und welche Zukunft wird diesem Segment prognostiziert? Kartenbetreiber, Softwarefirmen, Banken und Telekomanbieter gelten national wie international als Markttreiber auf Basis gezielter Kooperationen. Der Schritt vom klassischen Mobile Banking ist hin zum kontaktlosen Bezahlen lediglich als Zwischenschritt zu sehen. Abbildung 1: Interessensgruppen als Markttreiber im mobilen Zahlungsverkehr
2 Seite 2 von 5 Mobiles Bezahlen über mobile Endgeräte, wie z. B. das Handy, gelten als der nächste logische Schritt in der weiteren Entwicklung des mobilen Zahlungsverkehrs. Abgesehen von den herausragenden technologischen Neuerungen in den letzten Jahren muss vor allem der Erwartungshaltung des Kunden entsprochen werden. Im Fokus stehen hier insbesondere folgende Aspekte: Nutzerkomfort (entsprechende Funktionen bieten im Ausland bereits nachweisbaren Mehrwert) Schnelligkeit (leistungsfähige Geräte sind bereits im Einsatz) Geringe Kosten (Preise für den Endkunden müssen noch sinken) Sicherheit (effiziente Sicherheitskonzepte bzw. Vermeidung einer Weitergabe sensibler Daten schaffen Vertrauen) Die mittelfristige Markterwartung geht bis 2015 von einem prognostizierten ZV-Anteil für das Mobile Payment von ca. 5% aus (Quelle: Juni per Research/England). Der Markt für mobile Zahlungen wächst demnach die nächsten 4 Jahre auf 670 Milliarden US-Dollar weltweit. Bereits heute werden digitale und physische Produkte im Wert von 240 Milliarden US-Dollar über die NFC-Technologie mobil bezahlt. Die wesentlichen Treiber werden vor allem Westeuropa, Asien und Nordamerika sein. Wer sind die Profiteure und welche Angebote gibt es bereits? Die Aufteilung des Marktes erfolgt aktuell zwischen Banken, Telekommunikationsfirmen, Kartenbetreibern und Softwarefirmen. Über strategische Partnerschaften sind bestimmte Kooperationen in der Lage, die gesamte Prozesskette zu versorgen. In den meisten Fällen verfügen die beteiligten Firmen bereits über praktische Erfahrungen, was die Rüstzeit des Markteintritts deutlich verkürzt. Die Entwicklung von Near Field Communication (NFC) Handys und der entsprechenden Bezahlfunktionen ist eine komplexe Aufgabe, bei der höchsten Sicherheitsanforderungen an die Hard- und Software Rechnung getragen werden muss. Deshalb werden derzeit mobile Bezahllösungen im Rahmen einer Kooperation von Netzbetreibern, Handyherstellern und Kreditinstituten entwickelt. Abbildung 2: Aktuelle Kooperationen (Auszug), die international bereits vom mobilen ZV profitieren
3 Seite 3 von 5 Der Knackpunkt für den deutschen Markt liegt bisher vor allem am mangelnden Angebot für mobiles Bezahlen beim Händler. Die Schlüsseltechnologie für kontaktlose Zahlungen NFC ist zwar bereits seit Jahren vorhanden, ohne die entsprechend ausgerüsteten Point of Sale (POS) werden die Handyhersteller die NFC-Technologie jedoch vorerst kaum in Deutschland integrieren (bekanntes Henne-Ei-Problem ). Der deutsche Markt scheint nun jedoch langsam in Bewegung zu kommen, wie dies jüngere Entwicklungen zeigen. So gründen laut einem Bericht des Handelsblattes drei Mobilfunkanbieter (Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica O2) das Gemeinschaftsunternehmen mpass, um dem Bezahlen mit dem Handy zum Durchbruch zu verhelfen. Zudem wird darüber berichtet, dass sich Geldinstitute bereits in direkten Gesprächen mit Mobilfunkanbietern befinden. Das Ausland (z. B. die Schweiz, Belgien, Niederlande, Spanien, sowie Länder in Osteuropa und Afrika) ist hier schon deutlich weiter bzw. hat die Technologie bereits im Einsatz. Welchen Stand hat die technologische Entwicklung? Neben der NFC-Technologie gibt es weitere Ansätze für Überbrückungslösungen. Beispielsweise ist ein Prozess auf Barcode-Basis denkbar, der neben der Artikelnummer auch zusätzliche Informationen wie POS, Preis, Name usw. übertragen kann. So ermöglichen die schweizerische PostFinance und die Unisys AG (Schweiz) seit 2005 die Zahlung per Handy beim Einkaufen. Die Handynummer wird mittels Barcode an der Kasse eingelesen. Über eine Kunden-ID werden der Kontostand und das Limit geprüft und dem Kunden per SMS ein Barcode an das Handydisplay geschickt, der dann mittels Scanner an der Kasse eingelesen wird. Moderne Kassensysteme lassen sich durch ein entsprechendes Software-Update leicht aufrüsten. In den USA z. B. bietet Starbucks bereits eine Bezahl-App für das iphone an. Das internationale Angebot wird weiter deutlich zunehmen. Die Vorteile der NFC-Technologie liegen jedoch vor allem im Bereich der Datenübertragung. Hierzu zählen unter anderem folgende Mehrwerte: Die Benutzung ist intuitiv Vielseitige Anwendungsmöglichkeit Offene und standardisierbare Technologie Hohe Sicherheit durch Übertragung im Nahbereich Interoperabilität mit bestehender Technologie Ein NFC-fähiges Handy wird mit einem LTE (RFID)-Chip und ggf. der nötigen Anwendungssoftware ausgestattet. Die wichtigste Funktion eines NFC-Handys wird die Bezahlfunktion sein, d. h. das NFC-Handy soll den Konsumenten in Zukunft ermöglichen, mittels Mobiltelefon bargeldlos bezahlen zu können. Hierzu wird das NFC-Handy beim Bezahlvorgang im Geschäft einfach nahe an ein NFC-Zahlungsterminal gehalten und die Zahlung, evtl. noch durch Eingabe einer PIN, bestätigt. Was sind die Chancen und damit verbundene Risiken für die Banken? Mobile Payment eröffnet durch seine vielseitige Einsetzbarkeit neue Chancen bei der Gestaltung von Absatzkanälen. Der moderne Kunde wählt beim Bezahlvorgang das, was am schnellsten, sichersten und vor allem am einfachsten funktioniert. Transaktionsgebühren müssen sinken: Hohe Transaktionsgebühren werden im Ausland derzeit noch geduldet, hauptsächlich auch aus Mangel an Alternativen. Dort werden das 3- bis 4- fache an Transaktionskosten gegenüber dem deutschen Markt akzeptiert, der quasi eine kostenfreie Abwicklung fordert. Mit der Lösung des Henne-Ei-Problems sollte auch Bewegung in das Preis-
4 Seite 4 von 5 gefüge kommen. Sollten die Transaktionsgebühren sinken, würde das Mengengerüst entsprechend steigen, wodurch die Kreditinstitute vor allem aus Gebühreneinnahmen bei Kleinstbetrags-Zahlungen profitieren würden. Der aktuelle Trend geht in diese Richtung. Gewinnung von Marktanteilen aus dem Kartengeschäft: Als Alternative zu den Kartenzahlungen bietet Mobile Payment klare Vorteile für Kunden und Banken. Sobald die Bedenken der Verbraucher gegenüber dem mobilen Bezahlen zerstreut sind, ein stimmiges Business Modell etabliert ist und alle Beteiligten an einem Strang ziehen, wird sich das neue Bezahlverfahren durchsetzen. Damit wird sich der Anteil der Kartenzahlungen zugunsten der kontaktlosen Bezahlmethode nach und nach verringern. Die Banken, die sich bereits frühzeitig strategisch positioniert haben, werden als Profiteure Marktanteile aus dem Kartengeschäft hinzugewinnen. Gezielte Kundenansprache über einen neuen Absatzkanal: Um Kunden für das neue Bezahlverfahren zu gewinnen und das mobile Bezahlen attraktiver zu machen, könnten Kunden mit entsprechenden Bonusprogrammen, Sponsorings oder Rabatten geködert werden. Bei Aktionen und Rabatten bestünde dann auch die Möglichkeit, Kunden mittels Mobile Couponing direkt per SMS anzusprechen. Kompensation: Durch die einfachere Gestaltung von Zahlungsprozessen und Reduzierung des teuren Bargeldhandlings lassen sich die aktuellen Kostenblöcke weiter reduzieren. Die noch weit verbreitete Bargeldkultur in Mitteleuropa lässt sich aus Sicht der Banken aber wohl erst mittelfristig vollständig ersetzen. Vertrauensvorsprung: Bei der Rechnungsabwicklung wird den Banken und Sparkassen großes Vertrauen entgegengebracht. Neben den bereits etablierten Payment-Anbietern wird die Vertrauensbasis weiter gestärkt, wenn sich bereits bekannte Marktakteure am Gesamtprozess beteiligen. Weiterhin sinkende Preise und technischer Fortschritt verbessern zudem die zukünftige Akzeptanz dieser Innovation. Ausblick und weiteres Vorgehen Um den Kunden die Nutzung des mobilen Bezahlens schmackhaft zu machen, sind zuvor noch einige offene Aspekte zu berücksichtigen. Beseitigung des Informationsmangels: Den Unsicherheiten bzgl. Kostenstrukturen, Sicherheitsvorkehrungen und Funktionalitäten ist entgegenzuwirken. Die Klärung von Haftungsfragen und die Information über Maßnahmen gegen Risiken können laut Experten eine Vertrauensbasis schaffen. Chancen und Vorteile vor Augen führen: Die bereits erwähnten Vorteile für die Nutzer wie Einfachheit, Zeitersparnis und intuitive Bedienbarkeit sind hervorzuheben. Mobiles Bezahlen von Kunde-zu-Kunde ( P2P ) ermöglichen: Sehr großes Potenzial sehen die Experten bei Zahlungen zwischen Kunden. Mit den zu erwartenden hohen Mengengerüsten bei P2P-Zahlungen würde sich das Massengeschäft auch bei niedrigen Gebühren bzw. Flatrates rechnen. Technischer Standard: Festlegung eines einheitlichen technologischen Standards und Beseitigung der Heterogenität potenzieller Anbieter von Netzbetreibern, Geräteherstellern, Banken und ZV-Dienstleistern. Ein gemeinsam getragenes Produkt stärkt das Vertrauen und die Akzeptanz. Für Kreditinstitute besteht trotz einiger ungeklärter Fragestellungen jetzt die Chance, sich frühzeitig in dem Wachstumsmarkt Mobile Payment zu positionieren und so zu den Profiteuren in diesem Segment zu gehören.
5 Seite 5 von 5 Sondierungsgespräche und Experten-Workshops können den Meinungsbildungsprozess unterstützen. Sobald die Rolle des Instituts und die strategische Positionierung definiert sind, hilft eine Potenzialanalyse, einen institutsindividuellen Business Case zu ermitteln. Die Konzeption und die Umsetzung erfolgen dann in Abhängigkeit der strategischen Ausrichtung in der Regel in Projektform durchgeführt. Abbildung 3: Prozess der strategisch individuellen Entscheidungsfindung Unsere Expertise: Als erfahrener Partner bei komplexen Themenstellung an der Schnittstelle zw. Fachlichkeit und IT im Finanzdienstleitungsbereich setzen wir operative wie auch strategische Projekte effektiv und präzise unter Berücksichtigung projektspezifischer Einflussfaktoren um. Für den Bereich des Mobile Payments verfügen wir durch Kooperationen mit ausländischen Anbietern bereits über Erfahrungen aus anderen Märkten. bankon Management Consulting begleitet Sie im Prozess der strategischen Positionierung und unterstützt bei der Prüfung der individuellen Optionen. Um insgesamt den Projekterfolg sicherzustellen, ist die kostenoptimierte Transformation der Anforderungen in effiziente Maßnahmen und strukturierte Aktivitäten entscheidend. Aschheim, den 24. August 2011 bankon Management Consulting GmbH & Co. KG Max-Planck-Str Aschheim/München Tel. (089) Fax (089) Web: research@bankon.de
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