Erwerbstätige mit privater Pflegeverantwortung Arbeits- und Pflegezeiten gestalten
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- Babette Berger
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1 Erwerbstätige mit privater Pflegeverantwortung Arbeits- und Pflegezeiten gestalten Erwerbsarbeit und familiäre Pflege 10. November 2011 Verden (Aller), Kreishaus
2 Gliederung 1. Die Pflegesituation in Deutschland 2. Die (Un-)Vereinbarkeitssituation von Beschäftigten mit privater Pflegeverantwortung 3. Das Projekt Pflegesensible Arbeitszeiten 1. Projektarchitektur 2. Eckpunkte für ein Konzept Pflegesensibler Arbeitszeiten 4. Betriebliche Handlungsfelder für eine bessere Vereinbarkeit ein Fazit 2
3 1. Die Pflegesituation in Deutschland 3
4 Pflegebedürftige in Deutschland: Aktuelle Zahlen (2009) Plus ca. 3 Millionen hauswirtschaftlich Hilfsbedürftige, die weniger als 14h Pflege/ Betreuung pro Woche benötigen (und daher bisher keine Pflegestufe haben) Brauchen Hilfe: 46% täglich 36% wöchentlich 19% selten Pflegestatistik
5 Pflegebedürftige m. Leistungsbezug aus Pflegeversicherung - Berlin M.A. Sozialwis. Katrin Menke 5
6 Demenz: Stand und Entwicklung Aktuell leben in Deutschland 1,2 Mio. Menschen mit einer Demenz sind es vermutlich 1,7 Mio. Menschen Quelle: Dr. Oliver Zobel, Paritätischer 6 Wohlfahrtsverband (LV Berlin)
7 2. Die (Un-)Vereinbarkeitssituation von Beschäftigten mit privater Pflegeverantwortung 7
8 Wer pflegt? Pflege ist weiblich: Hauptpflegende sind zu 3/4 Frauen, bei allen Pflegenden sind es immerhin 2/3 Pflegende sind meist zwischen 40 und 64 J. alt Pflegende gehören häufig zur Sandwich Generation, haben also gleichzeitig Kinder & zu pflegende Angehörige & einen Beruf 8
9 Wie wird gepflegt? Gepflegt wird nicht allein, sondern in Netzwerken M.A. Sozialwis. Katrin Menke 9
10 Pflege-Alltag: Keine Kleinigkeit! Eine Pflegetätigkeit in Deutschland dauert im Durchschnitt 8,2 Jahre Umfasst im Ø 37 Std./Wo. Studien belegen: 80% der Pflegenden fühlen sich durch die Pflegetätigkeit (sehr) stark belastet Hohe Anforderungen an die Vereinbarkeit! 10
11 Gesundheitliche Folgen für Pflegende Pflegende leiden unter Zeitnot & nicht passfähigen Zeitstrukturen Belastungen & negative Erlebnisse überwiegen gegenüber positiven Erfahrungen Pflegende Angehörige sind häufiger krank (SBK 2011) Die Zahl der chronischen/schwerwiegenden Krankheiten liegt um bis zu 51 % höher! Gesamte Leistungsausgaben für pflegende Angehörige liegen 18 % über dem Durchschnitt! 11
12 Folgekosten mangelnder Vereinbarkeit Gesamtkosten in deutschen Betrieben: 18,94 Mrd. / Jahr ,20 pro Beschäftigtem und Jahr Abschätzung der Kosten Fehlzeiten d. Pflege (Tage): 3,84 Mrd. Erhöhter Krankenstand: 0,95 Mrd. Verminderte Produktivität: 8,96 Mrd. (verminderte Bruttowertschöpfung) Fluktuation: 2,79 Mrd. (Wiederbeschaffung/ Eingliederung) VZ TZ: 1,95 Mrd. (Wechselkosten) Zusätzliche Koordinationsleistung d. Führungskräfte 0,45 Mrd. Eckpunkte d. Berechnung: Pflegebedürftige: 1,59 Mio. Hilfebedürftige: 2,98 Mio. Erwerbstätige Pflegende: 0,41 Mio. (für Pflegebedürftige) & 0,92 Mio. (für Hilfebedürftige) VZ-beschäftigte Pflegende: 0,19 Mio. (PB) + 0,59 Mio. (HB) TZ-beschäftigte Pflegende: 0,22 Mio. (PB) + 0,33 Mio. (HB) Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigem und Std. = 28,66 12
13 Folgekosten mangelnder Vereinbarkeit Die Expertise sagt aber auch. dass es sich nicht um unveränderbare Kosten handelt, sondern dass diese [ ] durch betriebliche Bemühungen um bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege reduzierbar sind. Expertise: Schneider/Heinze/Hering, Uni Münster, Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik,
14 3. Das Projekt Pflegesensible Arbeitszeiten 14
15 Pflegesensible Arbeitszeitgestaltung Instituts für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster SowiTra, dem Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer (Berlin), gefördert durch die Hans-Böckler- Stiftung 15
16 Pflegesensible Arbeitszeitgestaltung Zentrale Fragestellung: Welche Wechselbeziehungen bestehen zwischen der Pflegetätigkeit und den Arbeitszeiten von Beschäftigten mit Pflegeaufgaben? Untersuchungssample umfasst 90 pflegende Beschäftigte: 2/3 Frauen und 1/3 Männer, Haupt- und Nebenpflegende Aus 13 Bundesländern, unterschiedliche Wohnumfelder Mehrheitlich 46 bis 55 Jahre alt In allen Pflegekonstellationen (Ältere, gleiche, jüngere Generation) und Pflegestufen (Stufe I-III sowie Stufe Null ) Im gemeinsamen/getrennten Haushalten 16
17 Eckpunkte für ein Konzept pflegesensibler Arbeitszeiten Ziele Vereinbarkeit statt Ausstieg Parallelitätskonzept Gute Balance zwischen Beruf, Pflege und den weiteren Lebensbereichen Beruf als Entlastung zur Pflege sehen Gesunderhaltung / Gesundheitsschutz Eigenzeiten sowie Sozialzeiten (Partner/innen, Familie, Freunde, Ehrenamt ) Existenzsicherung / ökon. Absicherung Gute Pflege 17
18 Eckpunkte für ein Konzept pflegesensibler Arbeitszeiten 18
19 Konkretisierung Zu Beginn einer Pflegesituation (1) Freistellungen / Auszeiten Kurzfristig / spontan Tage bis wenige Wochen Über Zeitguthaben, Urlaub, Sonderurlaub, Kurzsabbaticals, kurzfr. Arbeitsverhinderung nach PflegeZG Wunsch: bis 4 Wochen + Finanzierung (gesetzl., TV, BV) Arbeitsunterbrechungen im Tagesverlauf Telef. Erreichbarkeit sicherstellen Aufzeigen betriebl. Möglichkeiten, z.b. über betriebliches Pflegegespräch 19
20 Konkretisierung Zu Beginn einer Pflegesituation (2) Informationsbereitstellung Verfahren/Anträge, Beratungsstellen, Infrastruktur, Unterstützung durch Vorgesetzte sichern Verständnis durch KollegInnen befördern Betriebl. Gesundheitsfürsorge: Coaching Wie pflege ich (mich) richtig 20
21 Konkretisierung Im weiteren Verlauf der Pflege (1) Pflegegerechte Vollzeit Vertragliche AZ-Dauer zw. 30 und 40 h/wo. - befristet Befristete Teilzeitmodelle Nach Ablauf der Befristung ggf. erneute Befristung Freistellungen / Auszeiten Kurzfristig / spontan, aber auch geplant Gesetzl. Freistellungen als Stundenguthaben auf dem AZK Betriebl. Pflege-Frei-Tage, z.b. 10 Tage/p.a. Notwendig: mindestens Teilfinanzierung (gesetzl., TV, BV) Befreiung / Lockerung von: Betriebl. Kernzeiten, Anwesenheitspflichten Befreiung von WE- und Nachtarbeit 21
22 Konkretisierung Im weiteren Verlauf der Pflege (2) Arbeitszeitkonto Bereitstellung/stärkere Verfügungsgewalt über AZ-Kontos Gezielter Aufbau von Zeitguthaben durch Umwandlung von Prämien, Zusatzgratifikationen, Umschichtung von Urlaubstagen, Möglichkeit der Mehrarbeit, Ergebnisorientierung in der Arbeit statt Anwesenheitskultur Telearbeit / Home-Office Kurzfristige Unterbrechungen im Tagesverlauf Vertretungsroutinen etablieren 22
23 Konkretisierung Im weiteren Verlauf der Pflege (3) Vorträge und Beratung Coaching Selbstsorge, Employability Workshops, Referate externe Expert/innen (Pflege, Recht, Finanzen, ) Führungskräfteschulungen Besondere Herausforderungen der Pflege Einbettung in betrieblichen Ablauf Unterstützung durch KollegInnen befördern Pflegestammtisch 23
24 Konkretisierung Zum Ende einer Pflegesituation / Sterbebegleitung Freistellungen / Auszeiten Kurzfristige / spontane Vollfreistellung Kombination aus betriebl. Freitagen + gesetzl. Anspruch auf bezahlte Auszeit (z.b. 15 Tage) u./o. Kurzsabbaticals Über das Sterbeereignis hinausgehend Befristete Teilzeit, ggf. vorgezogener Wiedereinstieg Wiedereingliederungsgespräch Themen: AZ-Wünsche, Weiterbildungsbedarf, Karriereplanung Führungskräfte Begleitung der beruflichen Entwicklung Austausch unter KollegInnen befördern 24
25 4. Betriebliche Handlungsfelder für eine bessere Vereinbarkeit ein Fazit 25
26 Betriebliche Handlungsfelder ein Fazit Vereinbarkeit statt Ausstieg - Parallelität Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist gestaltbar Drei zentrale Handlungsfelder für Betriebe: Arbeitszeit Arbeitsorganisation Betriebskultur Neues Leitbild entwickeln: Abkehr vom Bild des fürsorgebefreiten Beschäftigten Erster Schritt: Pflege zum Thema machen 26
27 Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf eine spannende Diskussion! M.A. Sozialwis. Katrin Menke "Pflegesensible Arbeitszeiten" 27
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