17 Einband im Welschen Stil

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "17 Einband im Welschen Stil"

Dagmar Bösch
vor 6 Jahren
Abrufe

1 17 Einband im Welschen Stil Braunes Kalbsleder auf Pappdeckeln, Handvergoldung, Pressvergoldung, Spuren von vier Verschlussbändern, geheftet auf fünf doppelte Bünde, gepunzter Farb- und Goldschnitt. 330 x 225 x 25 mm Werkstatt: Jakob Krause, Dresden, um 1573 Provenienz: Hans Harrer Gnodalius, Petrus: Der peürisch und protestierende Krieg/Schlusser, Jacob (Übers.). Basel: Henricpetri, XXV : 124 Jakob Krause hat als Geselle bei Anton Ludwig in Augsburg gelernt, der als Hausbuchbinder bei Johann Jakob Fugger tätig war. Anschließend ging er als Meister 1563 für kurze Zeit nach Jena und trat schließlich ab 1566 die Stelle des Hofbuchbinders bei Kurfürst August I. von Sachsen an, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1585 arbeitete. In dieser Zeit stellte er mehr als tausend prachtvolle Einbände her. Seine Arbeiten für August I. von Sachsen zählen zu den bekanntesten Beispielen für deutsche Einbände der Spätrenaissance nach italienischem und französischem Vorbild. 1 Der vorliegende Einband im Welschen Stil wurde von Krause für den kursächsischen Finanzminister Hans Harrer angefertigt und ist ein Beispiel für eine hervorragende technische und künstlerische Einbandgestaltung. Harrer ließ sich mehrere Bücher von Jakob Krause einbinden, der dieses Werk über den Bauernkrieg auch für Kurfürst August I. ähnlich gestaltete, indem er zum Beispiel Eckstücke mit freiem Hintergrund einsetzte. Vermutlich sind beide Einbände etwa zeitgleich um 1573 entstanden. 2 Die Buchdeckel des Weimarer Exemplares zeigen jeweils drei mit Rollen- und Einzelstempeln gebildete Außenrahmen. Im Mittelfeld sind die vier Eckstücke mit einem weiteren Rollenstempel verbunden. Einzelstempel fl ankieren die Wappen von Harrer und seiner Gattin. Wahrscheinlich ist der Einband mit der Bibliothek von Konrad Samuel Schurzfl eisch im frühen 18. Jahrhundert nach Weimar gekommen. 3 1 Zur Biographie und zum Werk von Jakob Krause vgl. Schunke, Stempelnachweise vgl. bei Schmidt, 1932, Tafel Eine ausführliche Einbandbeschreibung liefert Strübing, 1941,

2 51

3 32 Umschlag aus Kattunpapier Kattunpapier, Positivdruck, mehrfarbig auf weißem Grund. 440 x 580 mm Verleger: unbekannt, deutsch, 1752 Provenienz: Herzog Ernst August II. Konstantin von Sachsen- Weimar-Eisenach Winkler, Johann Nikolaus: Zu dem durch GottesGuete den 1 Janu abermahls gluecklichst erlebten NeuJahrs- Tag wolte Dem Durchlauchtigsten Fursten u. Herrn Herrn Ernst August Constantin Herzoge zu Sachsen Juelich, Cleve und Berg, [Handschrift]. [Weimar], [ca. 1752] J 1 Der Begriff Kattunpapier 1 leitet sich vom englischen cotton (Baumwolle) ab und verweist auf die aus dem Textildruck kommenden Kattunmodel. Bei der Herstellung dieser Papiere konnte man sich in der Regel ausgemusterter Model aus dem Textildruck bedienen, da die Mode schnell wechselte. Die ursprünglich für Stoffe entworfenen Muster waren für Kattunpapiere oft überdimensioniert und für Bucheinbände zu groß. Das Druckmodel des Umschlages aus Kattunpapier beispielsweise war 440 mm breit. Das in den Farben karminrot, blau und gelb gedruckte Muster vermutlich deutscher Herkunft zeigt Papageien zwischen Zweigen mit Früchten. Erste Kattunpapiere entstanden zwischen 1735 und 1740, ihren künstlerischen Höhepunkt erreichten sie zwischen 1760 und Ab Mitte des Jahrhunderts waren Kattunpapiere in ganz Europa verbreitet und lösten in Deutschland die künstlerisch und technisch zunehmend an Qualität verlierenden Brokatpapiere als Einbandmaterial ab. Das Kattunpapier wurde 1752 als Umschlag für ein Huldigungsgedicht anlässlich des Neujahrstages für Herzog Ernst August II. Konstantin von Sachsen-Weimar-Eisenach verwendet, der wenige Jahre später Anna Amalia von Braunschweig-Lüneburg heiraten sollte. 1 Vgl. Haemmerle 1971, S

4 83

5 46 Einband nach einem Entwurf von Henry van de Velde Ockerfarbenes Maroquin leder auf Pappdeckeln, Handvergoldung auf vier Bünde geheftet, allseitiger Goldschnitt. 235 x 162 x 35 mm Werkstatt: Else von Guaita, nach 1910, Einbandgestalter: Henry van de Velde Provenienz: Elisabeth Förster-Nietzsche Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra Tsd. Leipzig: Naumann, 1910 C 2950 Else von Guaita war von 1906 bis 1914 Schülerin in der Buchbinderei der Kunstgewerbeschule Weimar. Während Otto Dorfner schon früh dazu überging, auf seinen Einbänden eigene Stempel zu verwenden, gebrauchte Guaita selbst bei ihren eigenen Entwürfen überwiegend die Stempelgarnituren Henry van de Veldes. Beide hatten ein freundschaftliches Verhältnis und standen auch nach Guaitas Weggang aus Weimar in engem Briefkontakt. Einige in Weimar von van de Velde angefertigte Stempelgarnituren gingen später in Guaitas Besitz über. Der Dekorationsentwurf des vorliegenden Einbandes stammt ebenfalls von van de Velde. Als Bezugsstoff verwendete Guaita ockerfarbenes geglättetes Maroquinleder. Beide Deckel sind ähnlich gestaltet. Das Dekor besteht aus überwiegend pfl anzlichen Formen in weich gekrümmten bewegten Linien. Während die Ränder lediglich von einer schmalen Rahmenleiste verziert sind, setzen sich im Zentrum des Deckels Bogensatz, Blattstempel 1 und kleine ovale Stempel zu einem komplex verschlungenen Gebilde zusammen. Dabei werden zwei spiegelverkehrt angeordnete zwiebelförmige Elemente durch ein ovales Bindeglied miteinander verbunden. Auf dem Einband vorn ist in der freien Deckelfl äche der dreizeilige Buchtitel im Versaliensatz eingefügt. Der Rücken wird durch vier erhabene Bünde in fünf Kompartimente gegliedert und das zweite Rückenfeld von oben trägt einen vierzeiligen Titelaufdruck. Die Bünde und die Stehkanten werden von einer Stempelreihe aus kleinen, ovalen Stempeln geschmückt. Alle Schnittfl ächen wurden vergoldet, und für das Vorsatz fand braunes Buntpapier Verwendung. Beide Spiegel geben Auskunft über die Herkunft des Einbandes. Während der hintere Spiegel unten mit den Prägestempeln»E. v. Guaita ex.«und»v. d. Velde inv.«signiert ist, verrät die goldgeprägte Widmung auf dem vorderen Spiegel, dass der Einband für Elisabeth Förster-Nietzsche zum 70. Geburtstag angefertigt wurde. 2 1 Stempel B 61-P abgebildet in: Weber, 1994, S Vgl. Weber, 1994, S

6 115

Ähnliche Dokumente

! # % &! # % ( ) +, ...,

! # % &! # % ( ) +, ..., ! # % &! # % ( ) +,..., DEUTSCHE MÜNZEN AB 1871 DEUTSCHES KAISERREICH 2129 Taler 1630. Madonna mit Zepter und Kind über Wappen / Kniebild des hl. Rudbertus mit Attributen über Wappen. Dav.3504; Probzst