Eine Geschichte von. Charlotte Glaser. Für ihre Schwester Luise zum 8. Geburtstag Titelbild. Antonia Glaser
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- Fanny Dittmar
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2 Eine Geschichte von Charlotte Glaser Für ihre Schwester Luise zum 8. Geburtstag Titelbild Antonia Glaser
3 Kapitel 1 Es war ein kalter Dezemberabend. Der kalte Wind blies Schneeflocken vor sich her und verhüllte die kleine Stadt mit einer weißen Decke aus Schnee. Gudrun saß in ihrem Sessel am Kamin und strickte eine rot-grün gestreifte Socke. Sie sah rüber zum Kalender. 4. Dezember. Übermorgen war Nikolaus. Bis dahin musste die Socke fertig sein. Gudrun war 72 Jahre alt, hatte vier Enkel und ihren Mann Heinz. Sie stand auf und trat an das vereiste Fenster. Heinz stand inmitten des Schneetreibens und schaufelte den immer mehr werdenden Schnee weg. Der Nikolaus saß in seiner großen, behaglichen Wohnung. Er freute sich nicht auf den 6. Dezember. Nicht, weil er zu faul war, seine Gaben in die Schuhe der Kinder zu verteilen, sondern weil er die Gaben in ungeputzte Schuhe legen musste. Ab dem Alter von acht Jahren glaubten die Kinder nicht mehr an ihn, sondern dachten, ihre Eltern würden das machen. Das gleiche Problem hatten auch der Weihnachtsmann, der Osterhase und das Christkind. Niemand glaubte mehr an sie. Nur noch Geschichten. Aber er freute sich auf Gudrun und Heinz. Das alte Ehepaar war eines der wenigen Menschen, die ihn persönlich kannten und fest an ihn glaubten. Wenn er bei ihnen war, gab es immer einen Braten oder ähnliches und ein Glas Wein. Sie waren dicke Freunde. Gudrun strickte auch immer diese wunderbaren, schönen, warmhaltenden Socken. In seinen Lieblingsfarben: rot und grün! Auch Antje, die Kindergärtnerin war eine, die ihn kannte. Jedes Jahr besuchte er sie und ihre Schützlinge. Das war immer eine große Freude! Diese Kinder glaubten nämlich noch an ihn! Vielleicht sollte er den Osterhasen, den Weihnachtsmann, das Christkind, die Zahnfeen und wen es sonst noch so gab, mal zu einem Treffen einladen und das Problem mit ihnen besprechen?
4 Kapitel 2 Sie saßen alle bei ihm in der Wohnung: der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee, das Christkind und ein Vertreter der Engel. Die Zahnfee konnte vor Aufregung nicht stillsitzen und zappelte auf ihrem Stuhl und flatterte mit ihren kleinen Flügelchen auf und ab. Der Engel strahlte eine solche Ruhe aus, wie der goldene Schein, der ihn umgab. Unser großes Problem, begann der Nikolaus, sind die Jugendlichen! Sie verlieren mit der Zeit immer mehr den Glauben an uns. So macht uns die Arbeit auch keinen Spaß mehr! Was sollen wir tun? Schweigen trat ein. Vielleicht sollte man sich mal in der Öffentlichkeit zeigen?, fragte der Osterhase unsicher. Mich würden sie sicher für einen dieser Männer halten, die sich wie ein Weihnachtsmann verkleiden. Mit angeklebtem Bart und sowas!, brummte der Weihnachtsmann. Und mich halten die Menschen entweder für einen gewöhnlichen Hoppelhasen oder für einen gefundenen Braten! Stimmt, wir müssen uns etwas anderes ausdenken!, sagte der Osterhase. Wieder trat Stille ein. Wir müssen Botschaften hinterlassen, dass die Menschen wissen, dass sie nur von uns stammen können. Das wäre eine Möglichkeit., sagte der Engel mit seiner sanften, melodiösen Stimme. Wie sollen wir das anstellen?, fragte die Zahnfee, die immer noch auf und ab flatterte. Vielleicht ein Zeichen oder ein Symbol. Ein ganz besonderes Feuerwerk oder Lichterspiel oder irgendetwas Übermenschliches., meinte der Nikolaus. Sie überlegten noch weit bis in die Nacht hinein und fanden auch eine Lösung, doch sie wussten nicht, ob es funktionieren konnte.
5 Kapitel 3 Carla ging in die 6. Klasse und glaubte ganz heimlich noch an Nikolaus und Co. Doch sie traute sich nicht, dass zu sagen. Es wäre zu peinlich. Sie war bestimmt die einzige, die noch an solche Dinge glaubte! Sie hatte es noch nicht einmal ihren Freundinnen erzählt. Doch heute Morgen wachte sie auf, weil etwas Flatterhaftes um ihre Nase flog. Es fühlte sich wenigstens so an. Sie schlug die Augen auf und sah:..nein, das konnte doch gar nicht sein! Da flatterte eine süße, kleine Fee oder Elfe oder weiß der Fuchs was um sie herum! Bestimmt träume ich noch, dachte Carla, oder werde ich gar verrückt? Sie schlug ihre Augen wieder auf, in der Erwartung, das Flatterding würde weg sein, doch es war immer noch da! Unglaublich! Was war das? Sie hatte gestern einen Backenzahn verloren, doch konnte es eine Zahnfee sein? Für solchen Quatsch bist du wirklich langsam zu alt!, sagte sie sich in Gedanken. Es gibt weder Weihnachtsmänner, Zahnfeen, Nikoläuse noch Engel Jetzt reiß dich gefälligst zusammen!
6 Kapitel 4 Gudrun war gerade im Supermarkt und kaufte für das Essen mit dem Nikolaus ein, da tauchte eine Fee vor ihrer Nase auf. Erschrocken blinzelte sie ein paar Mal, vergewisserte sich, dass niemand da war und fragte das kleine Flattervieh: Wer bist Du? Oh!, piepste das kleine Ding, Ich bin eine Zahnfee und bin in einem wichtigen Auftrag unterwegs! Oh ja! Sie reckte stolz das Kinn vor. Wir sollen alle Kinder über acht Jahren überzeugen, dass es uns gibt! Und der werte Herr Nikolaus meinte außerdem, dass du vier Enkel hast. Der werte Herr Nikolaus kennt dich ja und bittet dich inständig, dass du deinen Enkeln davon erzählst!. Sie schnappte nach Luft und sah Gudrun erwartungsvoll an. Ähm, klar doch, kann ich machen., sagte Gudrun etwas verwirrt, Aber glaubt denn niemand mehr an Euch? Nein, das ist ja das große Problem! Sie seufzte theatralisch auf und flatterte eilig davon. Verwirrt schaute Gudrun ihr nach. Auch Antje, die Erzieherin im Kindergarten, wurde von der kleinen Zahnfee besucht und um den gleichen Gefallen gebeten. Auch sie tat es. Doch ihre Schützlinge glaubten ihr sowieso. Da brauchte sie gar nicht lange zu erzählen!
7 Kapitel 5 Der Nikolaus saß weiterhin ratlos in seiner Wohnung. Er wusste immer noch nicht, was sie tun sollten, damit ihnen die Menschen endlich Glauben schenken würden. Sie hatten zwar eine mögliche Lösung gefunden aber würden ihnen die Menschen dann glauben? Da entstand ein Gedanke in seinem Kopf und wurde langsam zu einer Idee. Er stand ruckartig auf und stürzte nach draußen, wollte gerade weiterstürmen, da besann er sich und zog sich noch Schuhe und Jacke an. Beinahe wäre er in Hausschuhen losgerannt! Als er bei den Engeln ankam, war er erschöpft und brauchte erstmal eine Verschnaufpause. Danach erzählte er ihnen seine Idee. Es war nun der Abend des 5. Dezembers. Alle kleinen Kinder freuten sich auf morgen, wenn sie endlich ihre kleinen Gaben und Geschenke in ihren blankgeputzten Schuhen finden würden. Sie waren eifrig dabei, ihre Schuhe auf Hochglanz zu bringen und etwas zu Essen und zu Trinken für den Nikolaus hinzustellen, da flackerten auf einmal alle Straßenlaternen und gingen ganz aus. Erschrocken fragten sich die Menschen, was wohl passiert sei, da sahen sie goldenes Licht. Engel!, flüsterte Gudrun entzückt. Die goldenen Engel fingen an zu singen. So schön, dass die Menschen alles stehen und liegen ließen, um dem wunderschönen Gesang zu lauschen. Verzaubert sahen sie die goldenen Engel an und etwas rührte sich in ihnen. Sie hörten staunend zu, die Kinder mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen. Alle hörten fasziniert und verzaubert zugleich den wunderschönen Gesängen der Engel zu und hatten keinen Zweifel, dass dies echte Engel waren! Der Nikolaus nickte zufrieden. Hoffentlich würden die Menschen jetzt nicht aufhören, an sie zu glauben, sondern ihren Glauben Generation für Generation weitergeben! Carla brauchte es nun nicht mehr peinlich zu sein, dass sie noch an all diese Dinge glaubte. Als die Menschen in ihren Schuhen die Gaben gefunden hatten, waren sie sich einig, dass dies das Werk des Nikolaus war. Ohne Zweifel! Und bald war ja auch Weihnachten..
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