Infektiöse und nicht-infektiöse Transfusionsrisiken HÄMATOLOGIE HEUTE Berlin, 27. April 2012
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1 Infektiöse und nicht-infektiöse Transfusionsrisiken HÄMATOLOGIE HEUTE Berlin, 27. April 2012 Dr. med. Beate Mayer Spezielles Immunhämatologisches Labor Institut für Transfusionsmedizin U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N
2 aktuelles Infektionsrisiko: Ø HBV 1 : HCV 1 : 10 Mio. HIV 1 : 4 Mio. Hourfar, Transfusion 2008 Ø weitere Infektionsrisiken: CMV, HAV, Parvovirus B19, WNV, HTLV-1, Chikungunya, Dengue, SARS, Influenza, Bakterien Infektionsrisiken bei Hämoglobinopathien unterscheiden sich nicht von andern polytransfundierten Patienten
3 Alloimmunisierung Ø Def.: Bildung von Antikörpern gegen Erythrozytenantigene die Pat. selbst nicht besitzt Ø Risiko steigt mit Anzahl der transfundierten EK - Zalpuri, Vox Sang 2012 Ø Alloimmunisierung bei Pat. mit Hämoglobinopathien (insbes. Sichelzellerkrankung) besonders hoch: - im Mittel 25% - 30% (bis zu 76%) bei SCD - ca. 5-mal so hoch wie bei anderen Polytransfundierten
4 Alloimmunisierung: klinische Relevanz Ø hämolytische Transfusionsreaktion - verzögert, u. U. schwer verlaufend Ø Entwicklung einer Autoimmunhämolyse Ø Morbus haemolyticus neonatorum Ø zukünftige Versorgbarkeit: - erschwerte serologische Diagnostik (multiple AK) - elektive Konservenbereitstellung - Notfalltransfusionen Vermeidung der Immunisierung ist vorrangiges Ziel!
5 Fallbericht 1: Ø 27-jährige Pat., Gravida 1 bisher keine Transfusionen, keine AK, BG 0D, K- Ø 22. SSW: 1. Transfusion (2 EK AB0-, Rh-Formel und K- kompatibel gemäß Standard RiLiBÄK) Ø 28. SSW: 2. Transfusion, AKS positiv! Anti-Jk(a), Anti-S, Anti-M => Jk(a-), S-, M- kompatible Versorgung nur 1% der Blutspender (3% aller 0 EK) sind kompatibel
6 Fallbericht 1: Ø 32. SSW: 3. Transfusion weiterer neuer AK: Anti-Fy(b) Ø Konsequenz: Jk(a-), S-, M- und Fy(b-) Versorgung nur 0,2% aller 0 EK sind kompatibel (2/1000); überregionale Versorgung mit 1 bis mehren Tagen Latenz kompatible Versorgung im Notfall nicht mehr möglich!
7 Ursachen für häufigere Alloimmunisierung AK-Bildung bei SCD vs. sonst. Polytransfundierten Schwarzafrikaner mit SCD Kaukasier ohne SCD mit chron. Anämie n Anzahl EK / Patient AK-Bildung p =<0,001 30% 5% Vichinsky, NEJM 1990 sign. Unterschiede in der Verteilung der Blutgruppen zwischen SCD-Patienten und kaukasischen Spendern!
8 Ursachen für häufigere Alloimmunisierung AK Bildung nach Transfusion: Jamaika vs. Manchester n (SCD Patienten) Anzahl EK / Patient Jamaika Manchester AK-Bildung 2,6% 76% Olujohungbe, Brit. J. Haem Ethnische Übereinstimmung (Spender / Empfänger) reduziert die Immunisierung
9 relevante Unterschiede in den BG-Systemen Blutgruppen- System: Phänotyp: Häufigkeit (%) des Phänotyps bei Kaukasiern: Afrikanern: Rhesus C ccd.ee 3 42 ccddee 15 7 Duffy Fy(a+) Fy(b+) Fy(a-b-) Rarität 68 Kidd Jk(a+) Jk(b+) MNS S U
10 Vermeidung von Immunisierungen bei SCD blood matched for race or antigens matching AG-Kompatibilität Reduktion Alloimmunisierung standard: AB0, RhD Vermeidung Anti-D partial: AB0, RhD,RhCE, K äß Ä 50% extended: AB0, RhD, RhCE, K, FY, JK, MNS Vorgehen Charité Richtlinie NL >70%
11 Vermeidung von Immunisierungen bei SCD blood matched for race or antigens matching AG-Kompatibilität Reduktion Alloimmunisierung Verfügbarkeit Spender (Kaukasier) standard: partial: AB0, RhD AB0, RhD,RhCE, K äß Ä 50% 14% extended: AB0, RhD, RhCE, K, FY, JK, MNS Vorgehen Charité Richtlinie NL >70% 0,6%
12 Fallbericht 2: Ø 60-jähriger schwarzafrikanischer Pat. mit SCD, keine AK Ø Transfusion wegen Sichelzellkrise (2 EK AB0-, Rh- Formel und K-kompatibel gemäß Standard RiLiBÄK) Ø Nach 9 Tagen erneuter Transfusionsbedarf: AKS pos: Anti-U (MNS-System) (keine EK verfügbar) U- nur unter Schwarzafrikanern 1 kryokonserviertes EK aus Amsterdam In Deutschland nur ein U- Blutspender bekannt
13 Aquise schwarzafrikanischer Spender
14 Zusammenfassung Ø Bis zu 76% Alloimmunisierung bei SCD Ø Hauptursache sind ethnische Unterschiede zwischen Spendern und Empfängern Ø Extended matching senkt die Immunisierung erheblich. Ø Aquise schwarzafrikanischer Spender insbesondere für die SCD Patienten ist sinnvoll.
15 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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