Inhaltsverzeichnis. Gottesdienst anlässlich eines runden Geburtstages 2

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1 Inhaltsverzeichnis Gottesdienst anlässlich eines runden Geburtstages 2 Anregungen für die Verkündigung unter Verwendung des Bildes Der große Weg von F. Hundertwasser 2 Vorschlag für den Gottesdienstverlauf 6 Vorschläge für die Liturgie 6 Anregungen für eine Ansprache zu einem Hochzeitsjubiläum 12 Geburtstagsbrief zum 18. Geburtstag 16

2 2 Gottesdienst anlässlich eines runden Geburtstages Der folgende Gottesdienstentwurf ist für die Feier in einer Kirche oder Kapelle vorgesehen. Die Ansprache muss je nach der Lebenssituation und der kirchlichen Sozialisation des Jubilars bzw. der Jubilarin angepasst werden. Anregungen für die Verkündigung unter Verwendung des Bildes Der große Weg von F. Hundertwasser Liebe(r) NN, liebe Geburtstagsgäste, es ist ein schöner Brauch, einem Menschen zum Geburtstag zu gratulieren, wie das bei Ihnen heute auch geschieht. Diejenigen, die Ihnen ganz nahe stehen, können sich gar nicht vorstellen, dass es Sie nicht gibt. So sehr sind Sie Bestandteil auch ihres Lebens. Wer schätzt nicht Ihre ( ) Art! Manchen Menschen sind Sie sehr wichtig geworden. Ein Geburtstag gibt endlich Gelegenheit zu sagen: Gut, dass du da bist! Dies kann in ganz verschiedener Form erfolgen: durch Kartengrüße, durch Blumen, durch persönliche Glückwünsche. Wir gratulieren dem Geburtstagskind (zu sich und uns auch zu ihm). Dies umso mehr, wenn ein Jubiläum gefeiert wird, wie heute der ( ) Geburtstag. Er ist Anlass, einmal über die Vergangenheit und die Zukunft nachzudenken, und Dank und Bitte vor Gott zu bringen. Ich möchte dies anhand eines Bildes tun, das Sie in Händen halten. Es stammt von dem österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser. Es ist vielleicht nicht sofort erkennbar, was der Maler hier eigentlich dargestellt hat. Auf den ersten Blick erscheint ein Gewirr von Linien, die im Kreis zu verlaufen scheinen. Man hat den Eindruck, dass der Zufall mit im Spiele war. Mich erinnern diese Linien an die Jahresringe einer Baumscheibe oder auch an Wellenbewegungen, hervorgerufen durch Steine, die ins Wasser geworfen werden. Wenn wir das Bild aber länger und genauer betrachten, so können wir erkennen, dass es sich nicht um ineinander gelegte Ringe handelt, sondern um eine Spirale. Folgen wir von außen der roten Linie, so

3 nähern wir uns immer mehr der Mitte des Bildes. Hundertwasser hat dem Bild den Titel Der große Weg gegeben. Diese Spirale ist für mich ein Symbol für unseren eigenen Lebensweg. Wir sind ja alle unterwegs auf der Straße des Lebens. Wo die Spirale ihren Anfang hat, ist auf dem Bild kaum auszumachen. Wir Christen wissen aber um den Anfang und Ursprung unseres Lebens. Er liegt nicht im Dunkeln. Unser Leben, das in diese Welt hinein geboren wurde, verdanken wir nicht uns selbst, auch nicht nur unseren Eltern, sondern Gott. Darauf werden wir Christen immer hinweisen, auch wenn sich heute aufgrund der technischen Möglichkeiten die Menschen gerne als die Macher des Lebens hinstellen möchten. Gott hat auch Ihnen, liebe(r) NN, vor ( ) Jahren das Leben gegeben. Was alles auf Sie einmal zukommen würde, das wussten Sie nicht. (Hier können dann konkrete Hinweise aus der Lebensgeschichte des Geburtstagskindes erfolgen.) Wenn wir die Linie der Spirale auf unserem Bild in Gedanken einmal nachziehen, so entdecken wir, dass sie einmal dicker oder dünner, ausgezogen oder gefranst erscheint. An manchen Stellen hat sie Ausbuchtungen, weicht Widerständen aus wie der braunen ovalen Fläche unten links oder dem Quadrat oben links im Bild. Wenn man auf das eigene Leben zurückblickt, wird man feststellen, dass es nicht immer so geradlinig verlaufen ist. Das haben Sie, liebe(r) NN, sicher auch erlebt. Aus dem Augenblick heraus kann man nicht gleich erkennen, welche Bedeutung bestimmte Wege und bestimmte Situationen auf dem Weg gewinnen. Erst im Rückblick kann man sie einordnen. Da gibt es Wege, sozusagen die dünnen Linien in unserer Spirale, die später in Vergessenheit geraten sind, weil sie uns heute nicht mehr wichtig erscheinen. Es gibt aber Wege, die breiten Linien in unserer Spirale, die Sie in Erinnerung behalten haben. Das sind zunächst Situationen, die einen geprägt haben in negativer Hinsicht: etwa eingefahrene Gleise, Sackgassen und Enttäuschungen in Ihrem Leben, Hindernisse wie auf diesem Bild, die ihren Weg blockierten. 3

4 Vielleicht fragten Sie sich manchmal: Warum habe ich es so schwer? oder Warum geht es bei mir nicht so glatt im Leben wie bei den anderen? (Eventuell können hier Beispiele aus der Lebensgeschichte des Jubilars / der Jubilarin eingefügt werden.) Nun gibt es auch viele breite Linien in Ihrem Leben, Situationen, die Sie freuten, z.b. Menschen, die Ihren Weg kreuzten und die zu Ihren Weggefährten wurden, einer der wichtigsten Ihr Mann / Ihre Frau, ihre Kinder. oder Menschen, die Ihnen eine besondere Hilfe waren. (Der folgende eingeklammerte Text sollte mit der Lebenssituation der oder des Gefeierten übereinstimmen.) (Im Fernsehen lief einmal der mit vielen Preisen versehene Film Die grünen Tomaten. Darin wurde der Lebensweg von vier Frauen geschildert. Mich berührte ein Gespräch am Ende des Filmes, das die alte Hauptdarstellerin mit ihrer Gesprächspartnerin hatte. Die alte Frau fragte ihr Gegenüber: Wissen Sie, was das Wichtigste in meinem Leben war? Ein Kopfschütteln erfolgte. Die alte Dame fuhr lächelnd fort: Das Wichtigste in meinem Leben war, dass ich immer wirkliche Freunde hatte. ) Menschen, auf die man sich verlassen kann, besonders in schwierigen Situationen - das ist etwas Wunderbares, das ist ein Geschenk. Wer so etwas von sich sagen kann, dem ist viel im Leben gegeben worden. Schauen wir uns noch einmal die Spirale auf unserem Bild an! Ich überlege mir: An welcher Stelle der Spirale stehst du jetzt wohl? Keiner von uns weiß, weder wir, noch Sie, liebe(r) NN, an welcher Stelle des Lebens wir jetzt gerade stehen, ob wir noch einen weiten Weg vor uns haben oder nicht. Das ist auch gut so. Wichtig ist, dass wir, um im Bild der Spirale zu bleiben, das Ziel, die Mitte, im Auge haben. Wer nämlich kein Ziel hat, wird schwerlich einen Sinn für sein Leben entdecken. Das Ziel ist auf unserem Bild im Zentrum als tiefblaue, rechteckige Fläche zu sehen. Wir finden übrigens dieses Blau auch in der Mitte 4

5 des großen Ovals an der linken Bildseite, ziemlich am Anfang der Spirale. Die Farbe Blau hat in der religiösen Kunst etwas mit Transzendenz zu tun, mit den Dingen jenseits unserer Welt, - mit Gott, - mit Christus. Wenn ich weiß, woher ich komme, dann weiß ich auch, wohin ich gehe. Wenn ich meinen Ursprung in Gott sehe, dann ist er auch das Ziel am Ende meines Weges. Jesus sagt einmal im Johannesevangelium (Joh 14, 6): Ich bin der Weg. Er gibt damit die Richtung an, die wir für unser Leben brauchen, egal, an welcher Stelle unseres Lebensweges wir uns gerade befinden. Lassen wir uns doch auf ihn als den Weg ein, den wir gehen wollen! Es wird dies Bewegung in unser Leben bringen. Das kann uns verändern, und mit uns verändern sich dann auch die anderen. Manchmal ist das sehr wichtig, wenn Beziehungen festgefahren, verhärtet oder blockiert sind. Wenn wir uns auf Jesus als den Weg einlassen, werden wir uns auch führen lassen auf den Wegen, die er will. Auch in den dunklen Stunden unseres Lebens können wir darauf vertrauen, dass einer da ist, der uns dann führt und unseren Weg kennt. Wenn ich weiß, dass Christus mich am Ende meines Weges erwartet, dann kann ich den restlichen Weg meines Lebens gelassen gehen. Dann brauche ich das Älterwerden, das Abnehmen der Kräfte, nicht fürchten. Denn unser Leben ist nun einmal so angelegt. Ein alter Spruch lautet: Ich bin, ich weiß nit: wer. Ich komm, weiß nit woher, ich geh, weiß nit wohin, mich wundert, dass ich fröhlich bin. Martin Luther hat dieses Wort umgewandelt und gesagt: Ich bin und weiß wohl: wer. Ich komm, weiß wohl woher, ich geh, weiß wohl wohin, mich wundert, dass ich traurig bin. Ich wünsche Ihnen, liebe(r) NN, dass Sie Ihren Ursprung und das Ziel Ihres Lebens kennen, dass dieses Wissen Sie getrost und fröhlich macht und dass Sie zuversichtlich in die Zeit hineingehen, die vor Ihnen liegt. 5

6 Vorschlag für den Gottesdienstverlauf Für die mit einem Punkt versehenen Elemente sind Textvorschläge enthalten. Musik Votum: Im Namen des Vaters und des Sohnes Begrüßung Lied Psalm (Gebetsstille) - Psalmenkollekte Lied Ansprache anhand des Bildes Der große Weg von F. Hundertwasser Lied oder Musik Segnung (Flötenmusik) Lied Gebet / Vaterunser Sendung und Segen Lied oder Musik Vorschläge für die Liturgie Liedvorschläge Die folgenden Lieder sind nach den Nummern des EG geordnet: Nun lasst uns gehen und treten (EG 58) Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324) Sollt ich meinen Gott nicht singen (EG 325) Bis hierher hat mich Gott gebracht (EG 329) (Lieder am Ende des Gottesdienstes:) Laß mich dein sein und bleiben (EG 157) Bewahre uns Gott (EG 171) Lobet den Herren (EG 258) 6

7 Begrüßung Ich heiße Sie alle herzlich willkommen zu diesem Gottesdienst. Wir feiern heute den ( ) ten Geburtstag von NN. Fröhlichkeit und Nachdenklichkeit haben an solchen Tagen ihren Platz. In allen Wechselfällen unseres Lebens aber gilt die Zusage Gottes, wie sie beim Propheten Jesaja aufgeschrieben ist: Bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. (Jes. 46, 4) Diese Verheißung gilt heute besonders Ihnen, liebe (r) NN. Ihr Geburtstag ist Anlass, vor Gott zu treten, ihm zu danken, ihn zu loben und um seinen Segen zu bitten. Psalmenvorschläge Psalm 90, Psalm 103, a Psalm 71, Psalm 121 Psalmenkollekten Zu Psalm 90 Ewiger Gott, unsere Tage fahren dahin und unser Leben verwelkt wie Gras, du aber bleibst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Du kennst unsere Wege, und unsere Zukunft liegt in deiner Hand. Mache uns bereit für die Zukunft, die du uns bereitet hast. Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. (Gottesdienstbuch, S. 155, verändert) Zu Psalm 103 Du hast Erbarmen; Gott, mit dem Sünder, wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt. Heile die Gebrechen deiner Kinder und Töchter 7

8 und lass deine Gnade walten über uns, dass wir mit den Heiligen und Engeln dich loben und preisen, Vater und Sohn und Heiliger Geist, jetzt und alle Zeit. (nach: Gottesdienstbuch S. 516) Zu Psalm 71 Herr, du weichst niemals von unserer Seite. Auf dich setzen wir unser Vertrauen. Du gibst uns Sicherheit und Kraft. Du bist unsere Zuversicht und Zuflucht. Dich loben und preisen wir allezeit durch Jesus Christus, unseren Herrn. Zu Psalm 121 Von dir, Gott, kommt unsere Hilfe, auf dich ist Verlass, auch wenn alles ins Wanken gerät. Sei du mit deinem Segen um uns. Schütze uns vor dem Bösen und mache uns stark zum Guten. Durch unseren Herrn Jesus Christus. (Gottesdienstbuch, S. 518) 8

9 Vorschlag für die Segnung (mit Auflegen der Hand) Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen. Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen. Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, und dich aus der Schlinge zu ziehen. Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen. Der Herr sei über dir, um dich zu segnen. So segne dich der gütige + Gott. (Evangelisches Gesangbuch, S. 1544; vgl. auch Evang. Gottesdienstbuch, S. 680) 9

10 Schlussgebet Vorschlag (1) Gott, du bist vor aller Zeit und du lebst in Ewigkeit. Alles, was ist, hast du geschaffen. Millionen Jahre waren es, ehe es uns gab. Jahrmillionen werden nach uns sein. Für die Spanne Zeit, die wir hier auf Erden sind, danken wir dir. Alles, was wir sind und haben alle Liebe, die wir geben oder empfangen, ist dein Geschenk. Alles, was uns gelingt und was uns zufällt, ist deine Gabe. Wir danken dir von ganzem Herzen. Manches liegt auch schwer auf uns und macht uns zu schaffen. Was auch immer geschieht: Wir sind in deiner Hand. Darauf vertrauen wir allezeit. Dir sei Ehre und Lob in Ewigkeit. Vorschlag (2) Herr, unser Gott, wir feiern heute den Geburtstag von NN. Wir danken dir, dass es ihn/sie gibt. Wir danken dir für die Jahre, die du ihm/ihr geschenkt hast und für die Zeit, die wir mit ihm/ihr erlebt haben. Unsere Lebenszeit kommt aus deiner Hand. Wir haben viel Glück und gute Tage erlebt. Manches ist auch anders gekommen, als wir es erwartet oder uns gewünscht haben. Gib uns die Kraft, darüber nicht zu verzweifeln. Hilf uns, in unserem Leben, wie es war und ist, deine Führung zu erkennen. Hilf uns, dass wir das Gute, das wir auch erfahren haben, nicht vergessen. Wir wissen nicht, was die kommende Zeit uns bringen wird. Wir legen das, was vor uns liegt, in deine schützende Hand. Trage uns zu dem Ziel, dass du uns gesetzt hast, und nimm uns einst bei dir auf. Wir vertrauen uns dir an. 10

11 Segenswunsch und Segen Der Herr bleibe bei euch als das Licht in der Dunkelheit. Der Herr bleibe bei euch als die Kraft in der Schwachheit. Der Herr bleibe bei euch als der Trost im Leid. Der Herr bleibe bei euch als der Friede in allem Streit. (Der Herr bleibe bei euch als die Hoffnung im Sterben.) So segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. (Materialsammlung für Gottesdienst in neuer Gestalt, Bd. 1, hrsg. im Auftrag der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden, ) Edith Zwanzger 11

12 Anregungen für eine Ansprache zu einem Hochzeitsjubiläum Bild: Der große Weg von Friedensreich Hundertwasser Text: Hebräer 13, 8 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Anrede, solch ein Festtag ist ein Tag zum Innehalten. Das normale, alltägliche Leben steht einmal still. Alles ist anders: Gäste sind gekommen. Verwandte und Freunde. Reden werden gehalten und Gedichte vorgetragen, vielleicht einige humorvolle Beiträge zu besonderen Erlebnissen in Ihrem Leben erzählt. Erinnerungen tauchen auf, manche von weit her: Ja, damals Weißt du noch? Wie war das gleich? Und dann ist einem vieles aus all den Jahren auf einmal näher als sonst. Man kann sich vergegenwärtigen, was schön war. Oder auch daran denken, was nicht spurlos an einem vorüber gegangen ist. Man kann sich manches ins Bewusstsein rufen und festhalten, dass es nicht vergessen wird. Das ist das Besondere an so einem Jubiläum wie diesem. Zum Nachdenken und Besinnen habe ich Ihnen ein Bild mitgebracht. Es ist von dem österreichischen Maler Friedensreich Hundertwasser. Auch auf diesem Bild scheint mir etwas festgehalten zu sein: eine Bewegung, die sonst ganz schnell vergeht. Mir kommt es so vor, als hätte da jemand in der Mitte einen blauen Stein ins Wasser geworfen. Und wir sehen den kurzen Moment, in dem das Wasser in Bewegung gekommen ist. Außen herum um den Stein haben sich Wellen gebildet: rote, blaue, grüne, weiße, ganz außen dunkelgrüne. Die unterschiedlichen Farben spiegeln die Bewegung des Wassers wider. 12

13 Die Wellen, hervorgerufen durch einen Stein, der ins Wasser fällt Der Augenblick, in dem es "Plumps" macht Wenn Sie sich zurückerinnern: Vor Jahren haben Sie geheiratet Wann war es, dass Sie voneinander gespürt haben: Das könnte er sein, der Mann für s Leben. Das könnte sie sein, die Frau für s Leben. Und was alles ist seither in ihrem Leben in Bewegung gekommen An dieser Stelle können persönliche Stationen des Paares aufgenommen werden: Die Geburt der Kinder, Wechsel des Wohnortes, Schicksalsschläge, Krankheiten, Lebenskrisen, besondere Herausforderungen für die Familie oder innerhalb des Ehelebens. Zu beachten wäre, dass Mann und Frau in den Beispielen ausgewogen vorkommen, besonders dann, wenn im Vorgespräch einer der Ehepartner eher dominant aufgetreten ist. Eine Deutung der Erlebnisse kann auf dem Hintergrund des Kreuzes geschehen, das im Bild eingezeichnet ist (siehe unten). Der Rückblick auf so viele Jahre macht etwas deutlich, was auch an diesem Bild abzulesen ist: Unser Leben läuft nicht einfach ab. Es gliedert sich in Phasen, in Abschnitte. Es setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen. Im Bild sind das die Ringe, die sich um den blauen Stein herum gebildet haben. Sie sind unterschiedlich breit. Manche sind heller, manche sind dunkler. Manche sind blasser, manche sind kräftiger. Manche haben eine ganz eigene Form und sind mit anderen nicht zu vergleichen: zum Beispiel der hellblau-weiße und leuchtend grüne Ring, ziemlich in der Mitte. Manches wiederholt sich auch, kommt wieder in ähnlicher Farbe, in ähnlicher Form, aber doch anders, nie genau gleich. Das eine Mal dominiert der Wechsel von Blau zu Rot. Am Rande des Bildes hat dann eine Veränderung stattgefunden; jetzt wechseln sich Grün und Rot ab, dann Grün und Blau. In der folgenden Passage können konkrete Erfahrungen des Paares zur Sprache gebracht werden. In dem großen Weg von Friedensreich Hundertwasser bildet sich das Wiederkehrende in der Veränderung ab. In der Ehe sind das Abschnitte, in denen man sich näher zueinander hingezogen fühlt, oder Phasen, in denen man mehr auf Distanz zueinander geht, vielleicht auch einmal eine längere Krise bewältigen musste. Aber auch die Veränderungen im Ablauf der Zeit gibt es: Der Lebensrhythmus, als die Kinder klein waren, ist ganz anders, als der zur 13

14 Schulzeit der Kinder. Noch einmal anders wird es, wenn die Kinder aus dem Haus gehen. Oder wenn sich die Frau wieder eine Aufgabe sucht, die ihr Inhalt und Erfüllung gibt, wenn einen die Kinder nicht mehr so brauchen. Irgendwann in der Zukunft wird es einem bewusst werden, dass man ja nicht nur jung war miteinander, sondern älter geworden ist. Und miteinander alt wird. So wie Sie es sich im Trauversprechen gesagt haben: bis dass der Tod uns scheidet. Wenn man einmal in dieser Weise sein Leben als Ganzes in den Blick nimmt, stellt sich die Frage: Was ist eigentlich das Bleibende, was ist das Konstante, das worauf man sich verlassen kann? Auch das ist in diesem Bild, das übrigens den Titel Der große Weg trägt, angedeutet. Auf der linken Seite und unten sieht man es besonders gut. Aber auch nach oben und rechts kann man es sehen, wenn man genau hinschaut. Es ist etwas in diese Wellenbewegung hineinverwoben. Es zieht sich etwas mit hindurch von außen bis in die Mitte. Es ist ein Kreuz. Deshalb, finde ich, passt ein Wort aus dem Hebräerbrief gut zu diesem Bild und gut zu diesem Tag: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Auch das wäre ein interessanter Rückblick auf ihr gemeinsames Leben: zu schauen, welche Rolle der Glaube in Ihrem Leben bis heute gespielt hat. Welche Spuren hat Jesus Christus bei Ihnen hinterlassen? Auch hier ist es hilfreich, das Bild genau anzusehen: Es gibt Phasen, da ist die Linie des Kreuzes gut erkennbar, für jeden sichtbar. Und dann wird die Linie auch einmal schwächer, scheint manchmal schon fast verschwunden, taucht dann aber wie aus dem Nichts wieder auf. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Das ist die Konstante, das Wiederkehrende, das Bleibende. Bei Ihrem Leben, heute an diesem Tag, aber auch all die Jahre vorher und in Zukunft sind Sie nicht allein. Sie sind nicht allein in Ihren Fragen und Ihren Hoffnungen, nicht in Ihrem Schmerz und nicht in Ihrer Freude. Nicht an diesem Festtag und nicht bei allem, was kommt. Gott hat sich durch seinen Sohn Jesus Christus nicht nur mit der Menschheit verbunden, sondern auch mit Ihnen beiden. Und in seiner vieltausendjährigen Geschichte mit den Menschen hat auch Ihre 14

15 Silberhochzeit ihren Platz. Seine Perspektive ist dabei nicht nur das Morgen oder Übermorgen. Seine Perspektive ist die Ewigkeit. Und auch dazu können wir noch einmal einen Blick auf das Bild werfen. An zwei Punkten ist die strenge Symmetrie des Bildes durchbrochen. Jeweils auf der linken Seite. Und zwar oben, mit einem gelben Quadrat. Und unten mit einer ovalen Form, die an ein Ei erinnert, in deren Mitte wiederum ein blauer Stein ist. Mit diesen beiden Formen, dem Oval und dem gelben Quadrat möchte ich den Blick auf die Zukunft richten. Das Ei mit dem lebendigen, blauen Kern mag dafür stehen, dass in unserem Leben, so alt wir auch sein oder werden mögen, immer Lebensmöglichkeiten stecken. Überraschungen, Chancen, Pläne, Träume, Momente der Einsicht, Augenblicke des Glücks, Erfahrungen tief empfundener Liebe. Das gelbe Quadrat scheint auf den ersten Blick unscheinbar. Doch es sticht durch seine Farbe heraus. Und es ist an markanter Stelle platziert. Wenn man das Bild etwas weiter weghält, fällt es umso deutlicher auf. Es ist wie eine Markierung, ein Hinweis, der farblich zu den feinen Linien des Kreuzes passt. Sehen wir das Quadrat im Zusammenhang mit dem Kreuz, dann hieße es: Denken Sie auch daran und vergessen Sie es nicht: Ihr Leben, unser aller Leben, ist verbunden mit Gott: In Harmonie und Dissonanz, himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt, im Alltag oder am Festtag, in Freud und Leid und in Ewigkeit. Christof Hechtel 15

16 Geburtstagsbrief zum 18. Geburtstag Dem Brief wird das Bild Der große Weg von Friedensreich Hundertwasser beigelegt. [Anrede] Ein Brief von Ihrer Kirchengemeinde zu Ihrem 18. Geburtstag Überrascht? Na, Überraschungen gehören doch zum Geburtstag, oder? Die Karte von Friedensreich Hundertwasser mit dem Titel Der große Weg passt unserer Ansicht nach zum Tag der Volljährigkeit: Kraftvolle, lebendige Farben. Blau und Rot. Ein Bild voll Energie. Wäre das etwas für Sie? Unterwegs durch Rot und Blau. Rot ist die Liebe, Blau die Melancholie. Rot ist warm und Blau ist kalt. Rot hat Power und Blau steht für Klarheit. Ein Leben wie auf diesem Bild ist ein abwechslungsreiches Leben. Sie haben es noch vor sich. Aber nur Bewegung, nur Action ist nicht das ganze Leben. Jeder Mensch braucht eine Mitte, einen ruhenden Pol, um den sich sein Leben dreht. Dargestellt ist dies durch das blaue Quadrat im Zentrum unseres Bildes. Da scheint alles konzentriert, ruhig, still. Wo so eine Mitte ist, kann viel Bewegung, viel Lebendigkeit sein, ohne dass alles hektisch wird. Wir als Christen haben so eine Mitte. Sie ergibt sich - wie auf diesem Bild - am Schnittpunkt des Kreuzes: Für uns steht da Jesus Christus. Hier ist der Ort, wo man sich nicht verstellen braucht, wo man sein kann wie man ist. Hier ist der Ort, wo man sich konzentrieren kann auf das, was einem wichtig ist: die Menschen, die einem nahe sind oder die man liebt. Oder die Wünsche und Träume, die man hat. Der blaue Punkt im Bild ist wichtig. Jesus Christus ist es auch für unser Leben. Er möge Sie auf Ihrem weiteren Lebensweg begleiten! Herzlich Ihr (e) 16 Christof Hechtel

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