Einführung in die germanistische Sprachwissenschaft
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- Gerhard Schulz
- vor 6 Jahren
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1 University of Vechta Universität Vechta Prof. Dr. J. A. Bär Fakultät III Germanistische Sprachwissenschaft Vorlesung Einführung in die germanistische Sprachwissenschaft Sitzung 1: Anmerkungen zur Organisation; Einführung
2 Die Einführung in die Germanistische Sprachwissenschaft ist die einzige Lehrveranstaltung im Modul GR-1 und soll laut Studienplan im 1. Semester belegt werden wird abgeschlossen durch eine Klausur in der letzten Sitzung des Semesters Organisationsform Vorlesung mit Diskussionsteilen ( können prinzipiell am Ende jeder Sitzung, bei Bedarf auch jederzeit gestellt werden)
3 Material zur Vorlesung: Dort finden Sie sämtliche relevanten Informationen zur Vorlesung, z. B. den Semesterplan Skripte zu den einzelnen Stunden (mit Definitionen, Schaubildern, Literaturhinweisen usw.) ein Literaturverzeichnis Übungsaufgaben und Anleitungen zur selbständigen Arbeit eine Probeklausur Wichtige Links, z. B. einen Leitfaden zum Bibliographieren den sprachwissenschaftlichen Lektürekanon
4 Begleitende Lektüre (zur Anschaffung empfohlen) Angelika Linke / Markus Nussbaumer / Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5., erweiterte Auflage Tübingen 2004.
5 Die Einführung vermittelt linguistische Grundkenntnisse verschiedene theoretische und methodische Perspektiven auf das Thema Sprache (als Charakteristikum geisteswissenschaftlicher Arbeit) Problembewusstsein bezüglich sprachlicher Phänomene und linguistische Lösungsansätze Anregungen zum Transfer (auf literaturwissenschaftliche, historische, philosophische usw. Themen)
6 Die Einführung vermittelt n i c h t Kenntnisse der deutschen Sprache (Orthographie, Grammatik, Stilistik) Gegenstände einer fundierten Allgemeinbildung die Fähigkeit und die Bereitschaft zu eigenständiger Arbeit All dies wird hier wie sonst im Germanistikstudium prinzipiell vorausgesetzt. Einige Anregungen und Hilfestellungen finden sich auf der Homepage der Abteilung Sprachwissenschaft ( Hilfestellungen bieten auch die Tutorien.
7 Tutorien (Teilnahme freiwillig) dienen der Vertiefung des Vorlesungsstoffs in klein(er)en Lerngruppen bieten auch sonstige Hilfestellungen zum Studium Termine Stud.IP
8 Was ist Sprache? Sprache ist ein komplex strukturiertes, polyfunktionales System lautlicher Zeichen Erläuterungen zur Definition Definitionsmuster: Genus proximum + differentia specifica (Aristoteles) Genus proximum: System spätlat, systema, grch. σύστημα, aus mehreren Teilen zusammengesetztes und gegliedertes Ganzes, speziell: Menge von Elementen, zwischen denen bestimmte Beziehungen bestehen (Duden-Universalwörterbuch) Strukturelle Sprachbeschreibung (Strukturalismus) oder Systemlinguistik: Beschäftigung mit Sprache als System (: regelhafte Beziehungen der Zeichen untereinander)
9 Was ist Sprache? Sprache ist ein komplex strukturiertes, polyfunktionales System lautlicher Zeichen Erläuterungen zur Definition Definitionsmuster: Genus proximum + differentia specifica (Aristoteles) Genus proximum: System Differentia specifica (1): lautliche Zeichen (als Elemente) Differentia specifica (2): komplex strukturiert komplexe Beziehungen (Beziehungsbündel) zwischen den Elementen (Zeichen) unterschiedliche Elemente bilden gemeinsam Elemente höherer Ordnung Differentia specifica (3): polyfunktional Sprache hat (nach O. Reichmann) vier Funktionen (drei nach K. Bühler, sechs nach R. Jakobson)
10 kombinierbar zu Thematische komplexere Einheiten weniger komplexe Einheiten Hierarchische Ebenen des Sprachsystems analysierbar in Text-/Diskurseinheiten (Wortverbünde) Syntagmen (Wortgruppen) Lexeme (Wörter) Morpheme (Wortelemente) Phoneme (Laute) / Grapheme Phonologie / Graphematik Lexikologie Syntax Textik oder Textlinguistik / Diskurslinguistik Das Sprachsystem gliedert sich in fünf hierarchische Ebenen oder Ränge (Phonem-/Graphem-, Morphem-, Wort-, Syntagmenund Text-/Diskursebene
11 Sprachliche Äußerungen erfüllen in der Regel immer mehrere dieser Funktionen auf einmal. Sprachliche Funktionen (nach O. Reichmann) Darstellungsfunktion Sprache dient dazu, die Realität (mittels Symbolen) zu fassen und auf sie Bezug zu nehmen. Erkenntnisfunktion Sprache dient dazu, die noch nicht erkannte Realität kognitiv zu erfassen die kognitiven Muster erwirbt das Individuum im Rahmen des (Erst-)Spracherwerbs, wobei (je nach Sichtweise) die Realität entweder abgebildet (erkenntnistheoretischer Realismus) oder konstituiert (erkenntnistheoretischer Idealismus) wird. Kommunikations- oder Handlungsfunktion Sprache dient dazu, Menschen zu bestimmten Handlungen oder Empfindungen zu bewegen. Symptomfunktion Sprache dient dazu, Sprecher (Schreiber) aufgrund der Spezifik ihres Sprachgebrauchs bestimmten sozialen Gruppen zuzuordnen (und dann bestimmte Wahrnehmungs- oder Behandlungsmuster, -stereotypen oder -klischees auf sie anzuwenden).
12 Man unterscheidet drei Aspekte von Sprache menschliche Sprache / Sprachfähigkeit als solche ( Langage) historische Einzelsprache, z. B. Deutsch, Englisch, Latein (Langue) konkrete sprachliche Äußerung, Sprechakt ( P a r o l e )
13 Es gibt nicht eine Sprache wie Deutsch oder Englisch, sondern konkrete sprachliche Äußerungen können je nach Interesse in unterschiedlicher Weise zusammengefasst werden. Empirische Realität von Sprache Die empirische Realität der Sprache besteht nur im konkreten Sprechakt (Parole); das sprachliche System (Langue) ist ein kognitives, ggf. wissenschaftliches Konstrukt, eine Abstraktion von einer Menge sprachlicher Äußerungen. Dieses Konstrukt kann je nach erkenntnisleitendem Interesse völlig unterschiedlich ausfallen. Man kann verschiedene Systeme, die unter bestimmten Aspekten als konvergent (ähnlich, verwandt ) erscheinen, als Ausprägungen so genannte Va r i e t ä t e n eines Gesamtsystems betrachten. Als eine solche Gesamtheit von Varietäten erscheint jede historische Einzelsprache.
14 Deutsche Gesamtheit von Varietäten Dialekte (räumliche bzw. regionale Varietäten, z. B. Alemannisch) Historiolekte (historische Sprachstufen, z. B. Mittelhochdeutsch) Soziolekte (Schicht- bzw. Gruppensprachen, z. B. Jugendsprache) Funktiolekte (Funktional- bzw. Fachsprachen, z. B. Amtsdeutsch) Situalekte (situative Register, Textsorten, z. B. Stammtischgespräch) Idiolekte (Individualstile, z. B. der Satzbau Heinrich von Kleists)... Deutsche öffentlicher Diskussion (Sprachreflexion, Sprachkritik)
15 Es gibt nicht eine Sprache wie Deutsch oder Englisch, sondern konkrete sprachliche Äußerungen können je nach Interesse in unterschiedlicher Weise zusammengefasst werden. Definitionen und Denkanstöße im Überblick Sprache ist ein komplex strukturiertes, polyfunktionales System lautlicher Zeichen Strukturelle Sprachbeschreibung (Strukturalismus) oder Systemlinguistik: Beschäftigung mit Sprache als System (: regelhafte Beziehungen der Zeichen untereinander) Das Sprachsystem gliedert sich in fünf hierarchische Ebenen oder Ränge (Phonem-/Graphem-, Morphem-, Wort-, Syntagmen-, Textebene Die empirische Realität der Sprache besteht nur im konkreten Sprechakt (Parole); das sprachliche System (Langue) ist ein kognitives, ggf. wissenschaftliches Konstrukt, eine Abstraktion von einer Menge sprachlicher Äußerungen (das je nach erkenntnisleitendem Interesse völlig unterschiedlich ausfallen kann).
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