Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft
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- Ferdinand Kruse
- vor 6 Jahren
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1 WS Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft Bistra Andreeva (nach Materialien von Bill Barry)
2 Mögliche Antworten zu den Aufgaben 1 Suchen Sie Beispielausdrücke, in denen ein stimmhafter Laut in wortinitialer Position durch den Einfluß des vorhergehenden Kontextes entstimmt wird. Sie lässt grüßen Er trank Wein Lass' mich gehen! Es sieht süß aus. Er stand einfach da. [zi l st ry sn ] [ tra k v a n] [ las m e n] [ s z i t z y s a s] [ tant a nfax d a ]
3 Mögliche Antworten zu den Aufgaben 2 Suchen Sie Wortkombinationen, die die Veränderung eines wortfinalen Alveolaren (/t, d, n, s/) in einen verwandten Laut mit einer anderen Artikulationsstelle zur Folge haben kann Eins scheint mir klar zu sein [a n a mp m kla tsu za n] Ich hab' den Mann nie gesehen. [ hap d m man ni ze n] Es geht mir gut, danke. [ s ep m u t da k ] Mein guter Ruf ist gefährdet. [ma u t u f s f d t
4 Mögliche Antworten zu den Aufgaben 3 Suchen Sie Ausdrücke, die schwache Formen von Funktionswörtern (z.b. für, von, und, Artikel, Hilfsverben, usw.) enthalten. Schreiben Sie die phonetische Form auf. 22 (zweiundzwanzig) [ tsva n tsvants ] Er kam von hinten. Er hat es für mich getan. Es ist kaum zu glauben. [ ka m f n h n n ] [ hats f m ta n] [ z s ka m ts la bm ]
5 Sitzung 4: Phonologische Grundlagen Zu lesen: Kapitel 5 (den Rest) Phonology: The Sound Patterns of Language
6 Rekapitulation Wortpaare, die sich in genau einem Laut voneinander unterscheiden heißen Minimalpaare. Phoneme sind die distinktiven (wortunterscheidenden) Laute einer Sprache. Definition:Die kleinste bedeutungsunterscheidende Lauteinheit Die Realisierungen eines Phonems variieren in ihrer phonetischen Form (freie oder kontextuell bedingte Variation) Die phonetischen Varianten eines Phonems sind Allophone.
7 Minimalpaare, Phoneme, Allophone Durch das Finden von Minimalpaaren lässt sich eindeutig eine Bedeutungsunterschiedung zweier Laute feststellen. Tante / tant / Matte / mat / satt /zat/ Kante / kant / Macke / mak / Sack /zak/ z.b. sind /t/ und /k/ bedeutungsunterscheidend, da wir entsprechende Minimalpaare gefunden haben. Man sagt auch, die beiden Laute kontrastieren. Damit gehören /t/ und /k/ zu unterschiedlichen Phonemen.
8 Minimalpaare, Phoneme, Allophone Tante [ t ant ] Matte [ mat ] satt [zat] Kante [ k ant ] Macke [ mak ] Sack [zak] Die aspirierten Plosive sind nicht bedeutungsunterscheidend bzgl. der unaspirierten im Deutschen. [t ] und [t] vs. [k ] und [k] sind nur Aussprachevarianten (Allophone) eines Phonems. [t ] [t] [k ] [k] /t/ /k/ /t/ /k/
9 Minimalpaare, Phoneme, Allophone Im Gegensatz zur freien Variation kann die Realisierung eines Phonems aber auch vom Kontext abhängen und durch diesen bestimmt sein.
10 Minimalpaare, Phoneme, Allophone Die beiden Laute sind komplementär verteilt
11 Minimalpaare, Phoneme, Allophone Laute mit komplementärer Verteilung kommen also nie im selben Kontext vor. Deshalb können sie auch nicht kontrastieren und einen Bedeutungsunterschied ausmachen. Damit kann man komplementär verteilte Laute prinzipiell als Allophone eines Phonems ansehen. Im Falle von [ ] und [x] macht das Sinn: Sprecher des Deutschen haben nur ein Phonem /x/ im mentalen Lexikon, das je nach Kontext (siehe oben) als [ ] oder [x] realisiert wird. Damit ist die Verteilung der beiden Laute vorhersagbar.
12 Minimalpaare, Phoneme, Allophone Komplementäre Verteilung alleine reicht allerdings nicht aus, um auf den Allophonstatus zweier Laute zu schließen. Beispielsweise stehen im Deutschen [h] und [ ] in komplementärer Verteilung: [h] steht nur im Silbenanlaut (Silbengrenze durch. gekennzeichnet), [ ] nur am Silbenende. Damit sind [h] und [ ] komplementär verteilt, d.h. kontrastieren nie,und könnten damit Allophone eines Phonems sein.
13 Minimalpaare, Phoneme, Allophone ABER: Beide Laute haben aus phonetischer Sicht nichts gemeinsam: [h] ist ein stimmloser glottaler Frikativ, [ ] ist ein (stimmhafter) velarer Nasal. Die einzige Gemeinsamkeit der beiden Laute ist ihr Konsonantenstatus. Was man also zusätzlich zur komplementären Verteilung von Allophonen verlangt ist phonetische Ähnlichkeit.
14 Generative Phonologie: Repräsentationen Die generative Phonologie wurde 1968 mit dem Standardwerk The Sound Pattern of Englisch (SPE) von Noam Chomsky und Morris Halle begründet. Die generative Phonologiekomponente ist ein Bestandteil der generativen Grammatik, die der Syntax nachgeschaltet ist und deren Ausgabe weiterverarbeitet. Die Eingabe der Phonologiekomponente nennt man die zugrundeliegende Repräsentation/Form, die durch phonologische Regeln in die Oberflächenrepräsentation (phonetische Repräsentation/Form) überführt wird.
15 Generative Phonologie: Repräsentationen
16 Generative Phonologie: Phonologische Regel Beispielsweise steht im mentalen Lexikon für das Wort <Blech> der phonemische Eintrag /bl x/. Dass dieses Wort z.b. mit einem /b/ beginnt, ist eine idiosynkratische Eigenschaft der Sprache und nicht herleitbar. Dass das /x/ im Kontext dieses Wortes als [ ] realisiert wird (und nicht als [x]), ist eine vorhersagbare Eigenschaft und kann abgeleitet werden. Das Lexikon und die zugrundeliegende Struktur enthalten also nur die wirklich notwendigen Informationen, die nicht hergeleitet werden können.
17 Generative Phonologie: Phonologische Regel Formal schreibt man eine solche Regel wie folgt: /x/ [ ] / [i ǫ ǫy ø œ a l n] Allgemein sind solche Regeln von folgender Form: A B / X Y A ist die Eingabe (Input) der Regel, B die Ausgabe (Output). Der Pfeil bedeutet etwa wird realisiert durch. Der Schrägstrich / gibt an, in welchem Kontext die Regel anwendbar ist, wobei der Unterstrich als Platzhalter für den Input steht. Solche Regeln kann man damit folgendermaßen lesen: Nach X und vor Y wird A durch B realisiert
18 Generative Phonologie: Phonologische Regel Die folgende Ableitung ergibt sich somit beim Wort Blech: /bl x/ zugrundliegende Repräsentation Regelanwendung: ich/ach-alternation [bl ] Oberflächenrepräsentation Was passiert nun bei einem anderen Wort wie z.b. Buch? /bu x/ zugrundliegende Repräsentation - Regelanwendung: ich/ach-alternation [bu x] Oberflächenrepräsentation In diesem Falle ist die Regel nicht anwendbar (sie appliziert nicht), da [ ] nicht den erforderlichen linken Kontext darstellt.
19 Generative Phonologie: Phonologische Regel Wichtige Punkte bzgl. phonologischer Regeln: Kontexte können auch leer sein. Input/Output können mehrere Elemente enthalten. Regeln können disjunktive Kontexte enthalten ( mittels { ). Vorkommen von Vokalen/Konsonanten werden mit V und C abgekürzt. Regeln operieren innerhalb einer Domäne, wie z.b. dem Wort. Andere wichtige Regeldomänen sind das Morphem und die Silbe. Wortgrenze: # Morphemgrenze: + Silbengrenze: $
20 Generative Phonologie: Phonologische Regel Betrachten Sie folgende Verteilung des 'clear l' [l] und des 'dark l' [l ] im Englischen: Was lässt sich über den Phonemstatus von [l] und [l ] sagen?
21 Generative Phonologie: Phonologische Regel Betrachten Sie folgende Verteilung des 'clear l' [l] und des 'dark l' [l ] im Englischen: Was lässt sich über den Phonemstatus von [l] und [l ] sagen? [l] kommt nur am Wortanfang vor, [l ] nur am Wortende. Damit sind die beiden Laute komplementär verteilt (und können deshalb nicht kontrastieren). Außerdem sind sie phonetisch ähnlich, da [l ] die velarisierte Variante von [l] ist. Aus diesem Grund sind beide Allophone eines Phonems /l/. /l/ [l ] / #
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