150 Jahre Schule für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn Festakt am 1. Oktober 2010 Grußwort OB

Transkript

1 150 Jahre Schule für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn Festakt am 1. Oktober 2010 Grußwort OB Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist bis Uhr Meine sehr geehrte Damen und Herren, liebe Festgäste, gestatten Sie, dass ich meine Anrede auf diese Weise abkürze, um Zeit für das Inhaltliche zu gewinnen. Herr Bernhard hat mir nämlich mit einem bekannten Bonmot aufgegeben, über alles, nur nicht über fünf Minuten zu sprechen! Dieser Aufforderung komme ich natürlich pflichtbewusst nach und habe deshalb, um es profaner auszudrücken, eine so genannte Bikinirede vorbereitet. Sie soll knapp sein, aber das Wesentliche abdecken! Zunächst bedanke ich mich für die Einladung und die Möglichkeit, ein Grußwort zu sprechen. Als Berittschultis möchte ich insbesondere die auswärtigen Gäste im Schramberger Stadtteil Heiligenbronn herzlich begrüßen. Die Heiligenbronner, meine sehr geehrten Damen und Herren, bezeichnen diesen ihren Stadtteil als den schönsten in unserer Stadt. Diplomatisch lasse ich dies zumeist unkommentiert so stehen, anerkenne aber ohne weiteres, dass Heiligenbronn fraglos eine besondere Bedeutung für uns hat. Dies ist natürlich auf die Klostergründung zurückzuführen. 1

2 Denn die Gründung des heutigen Franziskanerinnen-Klosters, welche auf den 1855 zugezogenen Pfarrverweser David Fuchs zurückgeht, hat dem deutlich älteren Flecken landesweite Beachtung gebracht und das Ortsbild stark geprägt, wie in unserer Stadtchronik zu lesen ist. Seine karitativen Einrichtungen, - inzwischen in die Trägerschaft der Stiftung St. Franziskus eingebracht -, so der Autor Ulrich Windhab weiter, verändern den Ort noch heute durch beeindruckende Bautätigkeit und ergänzen das Leben des Ortes in vielfältiger Weise. Heiligenbronn ist bis heute durch das Kloster und inzwischen durch die Stiftung St. Franziskus mit ihren vielfältigen Behinderteneinrichtungen wahrhaft ein Ort des Trostes und der Hilfe geworden und geblieben. Denn es war bereits zur Gründerzeit der klösterlichen Gemeinschaft wichtig, sich nicht nur auf das eigentliche klösterliche Leben zu konzentrieren, sondern das Kloster damals auch als Rettungshaus für katholische Mädchen, die verwahrlost oder von Verwahrlosung bedroht waren, auszubauen. Was daraus geworden ist und nach der Stiftungsgründung 1991 weiteren Auftrieb erfuhr, lässt sich auch in nüchternen Zahlen erfassen. Die Stiftung St. Franziskus beschäftigt an unterschiedlichen Standorten über Beschäftigte, allein in Heiligenbronn davon über 500. In den unterschiedlichsten Einrichtungen der Behinderten-, Alten- und Jugendhilfe sind der Stiftung nahezu Menschen anvertraut, davon über 500 in den Einrichtungen Schramberg. Der historischen Entwicklung dieser Bildungs- und Sozialeinrichtung gemäß, liegt der Schwerpunkt der Arbeit der Stiftung nach wie vor auf der Betreuung und der Bildung für sinnesbehinderte Menschen. 2

3 Dazu zählen seit 1860 insbesondere auch taubstumme Menschen, die heute sprachlich korrekter und präziser als Hörgeschädigte bezeichnet werden. Und so werden nunmehr seit 150 Jahren hörgeschädigte Kinder und Jugendliche in Heiligenbronn beschult und betreut. In der Tat ein freudiger Anlass, der mit dem heutigen Festakt und dem morgigen Tag der offenen Tür, mit einem Festgottesdienst und anderen Veranstaltungen zu Recht gefeiert wird. Zu diesem Jubiläum möchte ich persönlich, für unseren Gemeinderat und für unsere Bürgerschaft sehr herzlich gratulieren. Ich möchte der Stiftung St. Franziskus und dem Kloster Heiligenbronn aber auch danken, dass sie nach wie vor alle Anstrengung unternehmen, den Menschen mit Behinderungen eine zu Heimat bieten. Selbstverständlich wird den Menschen in all den karitativen Einrichtungen und Diensten der Stiftung nicht nur Liebe und Heimat gegeben; die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen auch optimal und bieten ihnen damit eine Berufs- und Lebensperspektive. Dies gilt nicht nur für die Jubilarin, der Schule für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche, sondern ebenso für alle anderen Einrichtungen der Stiftung. Speziell aber das Förderzentrum Hören und Sprechen mit seinen Einrichtungen und Fachpädagogen legt seit langem Wert darauf, dass hörgeschädigte Menschen noch lange nicht stumm und damit von jeder Kommunikation und Bildung ausgeschlossen sein müssen. Im Gegenteil: Sie können durchaus gesellschaftlich Mittendrin statt außen vor sein, um einmal mehr die Losung aus dem Jahr der Behinderten 2003 in Baden-Württemberg aufzugreifen. 3

4 Obwohl hierzu Berufenere als ich es bin sprechen werden und bereits gesprochen haben, möchte ich hervorheben, dass der Schule die Umsetzung der Inhalte der Inklusionspädagogik längst wichtig war, als dies noch nicht verordnet war. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Einrichtung von inzwischen sieben Außenklassen mit 50 Schülern, also die wohnortnahe Unterrichtung der Schülerinnen und Schüler durch Lehrer der Schule, die Dezentralisierung von Kindertageseinrichtungen wie im Martin- Luther-Kindergarten der evangelischen Kirchengemeinde in der Talstadt beispielsweise. An runden Tischen zwischen Schule, Eltern und Kostenträgern wurde bereits früh vorweggenommen, was in dieser Richtung heute als Standard gilt. Die Schule und alle für die Schule Verantwortlichen können mit Stolz auf das Erreichte zurück- und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Zuversichtlich auch deshalb, weil mit dem Bauprojekt St. Benedikt eine neue Schule für die Hörgeschädigten im Entstehen begriffen ist. Diese und andere ehrgeizige Projekte der Stiftung bedürfen angesichts zunehmender Finanzierungsprobleme einer fähigen Führung eines Stiftungsmanagements, wie ich dies aus anderem Anlass formuliert habe, das sich zwischen McKinsey und Nell- Breuning bewegen muss! Die Stiftung ist zur Verwirklichung ihrer Vorhaben auch auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Sie hat deshalb die Aktion Wir machen Schule. Machen Sie mit. ins Leben gerufen. Gerne unterstütze ich diese Aktion weiterhin als Botschafter und hoffe, nach Abschluss der an die Fußball-WM 2010 gebundenen Aktion Wir helfen Afrika wieder mehr Zeit für das Stiftungsprojekt aufwenden zu können. 4

5 Damit, meine sehr geehrten Damen und Herren, komme ich zum Schluss. Die Zeit, sehr geehrter Herr Bernhard, vergeht ja nicht nur bei Sportplatzeinweihungen wie im Fallschirmflug, um an dieses, nicht nur für mich adrenalinreiche Ereignis zu erinnern. Die Zeit, um nochmals zu gratulieren und zu danken, ist aber sicherlich noch drin. Aber auch die Zeit für die Übergabe eines mit Sachkundigen des Förderzentrums abgesprochenen Geschenkes. Denn Sie wissen ja, lieber ein Onkel, der etwas mitbringt, als eine Tante die Klavier spielen kann! 5