Weizenallergie erkennen

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2 Zöliakie erkennen 19 Ähnliche Symptome mit einer veränderten Darmoberfläche treten auch bei Laktoseintoleranz (Seite 20) auf, deshalb macht der Arzt in der Regel etwa nach einem halben Jahr mit glutenfreier Ernährung eine zweite Biopsie. Wenn die Nahrungsumstellung Erfolg hat und es sich also wirklich um Zöliakie handelt, erholt sich die Darmschleimhaut nämlich wieder und der Arzt sieht, dass sich neue Zotten gebildet haben. Seitdem man festgestellt hat, dass der Körper bei Zöliakie auch bestimmte Antikörper bildet, untersuchen manche Ärzte zur Erstdiagnose das Blut auf diese Abwehrstoffe. Dabei handelt es sich um Antikörper gegen das glutenspaltende Enzym Transglutaminase oder gegen Endomysium, dem Gewebe, das die Muskelzellen verbindet. Die Ergebnisse sind zwar nicht so deutlich wie die der Biopsie, aber es ist eine angenehmere Methode. Auch um einen Erfolg der Umstellung auf glutenfreie Ernährung zu kontrollieren, kann ein Antikörpertest herangezogen werden, denn dann müsste der Nachweis negativ ausfallen. Eltern, die vermuten, dass ihr Kind Zöliakie hat, sollten nicht auf gut Glück und aus Angst vor einer Biopsie die Ernährung umstellen. Sie erschweren damit lediglich eine klare Diagnose, wenn doch eine Untersuchung ansteht. Denn die Schleimhaut kann sich dann schon wieder regeneriert und die Antikörpermenge abgenommen haben. Vor einer Biopsie oder einem Bluttest muss dann erst wieder eine Weile Gluten gegessen werden. Auch der Nachweis bestimmter Antikörper kann bei der Diagnose helfen. Weizenallergie erkennen Weizenallergiker sind nicht zwangsläufig glutenintolerant, haben aber manchmal auch mit Ma-

3 20 Zöliakie erkennen Bei einer Weizenallergie reagiert der Körper nur auf Eiweiße im Weizen, nicht auf andere Getreidearten. Zum Nachweis einer Nahrungsmittelallergie sind Blutuntersuchungen und Provokationstests wichtig. gen-darm-beschwerden zu kämpfen. Eine Weizenallergie kann einerseits durch die Pollen von Weizenpflanzen und andererseits durch eingeatmetes Mehl ausgelöst werden, bekannt als Heuschnupfen bzw. Bäckerasthma. Als Nahrungsmittelallergie wird sie durch Eiweiß im Weizen ausgelöst, allerdings nicht nur durch das Klebereiweiß Gluten. Im Gegensatz zur Zöliakie reagiert der Körper aber nur auf die Eiweiße im Weizen. Die Allergie tritt beim Verzehr anderer Getreidearten, inklusive Dinkel, nicht auf. Außerdem bilden sich bei der Weizenallergie die typischen IgE- und IgG-Antikörper und die allergische Reaktion setzt sofort ein. Unter einer Weizenallergie leiden vermehrt Säuglinge und Kleinkinder, zudem besteht ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Asthma und Neurodermitis. In der Regel weist man die Weizen- Nahrungsmittelallergie durch einen Hauttest oder eine Blutuntersuchung nach. Klarheit bringt dann ein Provokationstest, bei dem der Patient nach einer Zeit weizenfreier Ernährung ganz gezielt und unter ärztlicher Aufsicht das verdächtige Lebensmittel isst. Treten zum Beispiel nach dem Verzehr einer Scheibe Weizenbrot die Symptome wieder auf, deutet das auf die Allergie hin. Um die Symptome zu meiden, müssen die Betroffenen Weizenprodukte meiden, können aber meist Dinkelprodukte vertragen. Manchmal betrifft das jedoch nur rohen Weizen, z. B. im Frischkornmüsli, und nicht gut durchgebackenes Brot. Laktoseintoleranz Die körperlichen Symptome, die durch die Zöliakie hervorgerufen werden, ähneln den Anzeichen einer Intoleranz von Fruktose (Fruchtzucker) oder von

4 Zöliakie erkennen 21 Laktose (Milchzucker). Manchmal treten Laktoseintoleranz und Zöliakie aber auch gemeinsam auf. Bei der Unverträglichkeit von Laktose fehlen dem Körper die laktosespaltenden Enzyme. Dadurch kommt es beispielsweise zu Blähungen und Durchfall, wenn nicht auf Milch und Milchprodukte verzichtet wird. Da es sich nicht um eine Allergie, sondern eine Nahrungsmittelunverträglichkeit handelt, ist das Ausmaß der Beschwerden häufig abhängig von der Menge des aufgenommenen Milchzuckers. Manche vertragen Sauermilchprodukte oder gereiften Käse, da hier die Laktose bereits weitgehend abgebaut wurde. Teilweise werden kleine Mengen Milch vertragen, teilweise ist auch schon der Schuss Milch im Kaffee zu viel. Wenn auch andere Zucker und Fett Probleme bereiten, kann man deren Verzehr einschränken und zunächst Spezialfette verwenden, die der Körper leichter aufnimmt. Je nach Ausmaß der Zottenatrophie besteht der Mangel am Enzym Laktase in der Regel aber nur vorübergehend. Mit zunehmender Regeneration der Zotten normalisiert sich die Enzymaktivität, so dass Milch und Milchprodukte dann auch wieder vertragen werden. Bei Laktoseintoleranz findet keine Immunreaktion statt, daher kann sie auch nicht durch einen Allergietest nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf eine Unverträglichkeit wird meist ein Laktose-Belastungstest durchgeführt. Dazu wird eine bestimmte Menge Laktose verabreicht und danach in kurzen Abständen der Blutglukose-Gehalt bestimmt. Ist ausreichend laktosespaltendes Enzym vorhanden, wird der Milchzucker in die Bausteine Fruktose und Glukose zerlegt und der Blutglukose-Spiegel steigt an. Bei der Laktoseintoleranz fehlen dem Körper milchzuckerspaltende Enzyme. Manchmal tritt die Unverträglichkeit gemeinsam mit Zöliakie auf.

5 22 Zöliakie erkennen Alternativ gibt es einen Atemtest, bei dem vor und nach der Aufnahme von Milchzucker der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen wird. Eine hohe Wasserstoffkonzentration deutet darauf hin, dass der Milchzucker im Dünndarm nicht gespalten, sondern im Dickdarm vergoren wird. Als Stoffwechselprodukte fallen verschiedene Gase, unter anderem vermehrt Wasserstoff, an. Das Gas wird teilweise über die Lunge abgeatmet und kann deshalb über die Atemluft gemessen werden. Zöliakie wird bei Kleinkindern meist schnell erkannt. Muttermilch ist in den ersten 6 Monaten besonders wichtig. Eintreten und Verlauf Zöliakie kommt in den skandinavischen Ländern und Irland wesentlich häufiger vor als in Deutschland, hier wird die Häufigkeit offiziell mit 1:1000 angegeben. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft geht jedoch ebenso wie die österreichische und schweizerische Arbeitsgemeinschaft davon aus, dass mindestens einer von 200 Menschen von der Krankheit betroffen ist. Denn da die Zöliakie wie erwähnt schwer zu diagnostizieren ist, ist die Dunkelziffer hoch. Und vielfach verläuft die Zöliakie stumm, das heißt, die Symptome treten nur im Verdauungstrakt und nicht äußerlich auf. Zudem gibt es eine so genannte latente Form, bei der die Darmschleimhaut sogar normal aufgebaut ist und zunächst nur bestimmte Antikörper im Blutserum auf die Krankheit hinweisen. Tritt Zöliakie im Kleinkindalter auf, ist sie noch am einfachsten festzustellen. Schon kurz nach der Ernährungsumstellung des Babys von Muttermilch auf getreidehaltige Breie kann sich die Zöliakie mani festieren. Besonders wenn bereits weitere Familienmitglieder unter der Krankheit leiden, sollten Mütter daher versuchen, mindestens sechs Monate lang zu stillen. Denn Muttermilch besitzt vermut-

6 Zöliakie erkennen 23 lich einen schützenden Effekt. Als Alternative bieten sich industriell gefertigte Säuglingsmilchen bzw. Beikost an, die als glutenfrei ausgezeichnet sind. Wenn Sie die Milch selber herstellen, sollten Sie nur Reis- oder Maisstärke verwenden. Auch die ersten Getreidebreie sollten mit glutenfreien Getreidearten, z. B. aus Reisflocken, zubereitet werden. Steigen Sie möglichst erst nach dem ersten Lebensjahr auf glutenhaltige Lebensmittel um und beobachten Sie das Befinden Ihres Kindes. Für den ersten Getreidebrei sind Reis- oder Hirseflocken gut geeignet. Zum Beispiel Katrin: Katrin konnte mit 12 Monaten immer noch nicht die Beine belasten, zudem hatte sie häufig starke Durchfälle. Als sie mit 13 Monaten nur 6800 g wog, versuchten es ihre Eltern mit glutenfreier Ernährung. Katrins Zustand besserte sich sofort. Bestätigend für den Verdacht auf»zöliakie«war dann die Blutuntersuchung auf Antikörper. Heute ist das Mädchen acht Jahre alt und für die Familie stellt die besondere Ernährung kein Problem mehr dar. Ihre Mutter meint:»man wird sogar immer experimentierfreudiger.«bei einem Diätfehler reagiert Katrin sofort: Ein angeblich glutenfreier Schokoriegel ruft schon nach einer Stunde Übelkeit hervor, was dann aber glücklicherweise meist wieder nachlässt. Bei schweren Fehlern wird es jedoch schlimm für Katrin, sie kann dann richtig apathisch werden. Die Zöliakie verläuft von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Obwohl sie als dosisabhängig gilt, ist es sehr unterschiedlich, wie stark und schnell die Beschwerden auftreten. Manche Betroffene vertragen zum Beispiel Weizenstärke, die nur noch geringe Eiweißmengen enthält, während andere jegliche Glutenspuren meiden müssen. Klassisch ist das sofortige Eintreten von Symptomen, nachdem bei Kindern glutenhaltige Speisen eingeführt wurden. Es gibt aber auch Fälle, bei denen die Schleimhaut erst nach ein bis zwei Jahren deutliche Schäden auf-