Schnellkurs Literaturrecherche

Transkript

1 Schnellkurs Literaturrecherche Timo Guter Oktober 2017

2 Inhalte des Schnellkurses Literaturrecherche Vorbereitung Suchstrategie Werkzeuge Quellenbewertung Wahl des Sucheinstiegs langsam annähern Oberfläche kennenlernen Schneeball- vs. systematische Recherche Treffer sichern Feldwahl Drill-Down Operatoren Wer ist verantwortlich? Wissens- vs. Datenquellen Aufwärtsregel Rankings rechtzeitig aufhören und dokumentieren

3 Warum sollte ich mir überlegen? Wahl des Sucheinstiegs Mit den n steht und fällt eine Recherche Beim Ermitteln von n merken Sie unter Umständen, dass Sie Ihr Thema bisher nicht klar definiert haben, und können noch mal nachjustieren. wenige verwendete viele gute Treffer fallen durchs Raster

4 Welche Arten von n gibt es? Wahl des Sucheinstiegs Synonyme verwandte Begriffe Oberbegriffe / Unterbegriffe Übersetzungen Sie sind dran: Suchen Sie online nach n zum Thema Outsourcing.

5 Wo finde ich? Wahl des Sucheinstiegs Thesauri (z. B. Standard-Thesaurus Wirtschaft) (Online-)Nachschlagewerke weitere Schlagworte der bereits gefundenen Bücher mehrsprachige Abstracts

6 Wie gehe ich effizient mit den n um? Wahl des Sucheinstiegs Sie können die Literaturrecherche nicht in einem einzelnen Gewaltakt erledigen: Sie werden in jeder einzelnen Woche Ihrer Bearbeitungszeit recherchieren. Deshalb: Dokumentieren Sie Ihre : In einer Tabelle (Beispiel) oder formlos auf einem leeren Blatt (Tipp: ähnliche Begriffe gruppieren, so entsteht eine Art Tag Cloud ) Streichen Sie Begriffe, die nicht funktionieren, und heben Sie diejenigen hervor, die besonders gute Treffer ergeben. Notieren Sie auch, welche Treffer Sie wo schon verwendet haben.

7 Wo beginne ich mit der Suche? Wahl des Sucheinstiegs Das kommt darauf an, was Sie suchen: Bücher und E-Books (sog. selbständige Literatur) Setzen wenig Vorwissen voraus Fachartikel, Statistiken etc. (sog. unselbständige Literatur) Setzen viel Vorwissen voraus Führen die Lesenden in ein Thema ein, dann linear durch das Thema und geben zum Schluss einen weiterführenden Ausblick. Werfen die Lesenden direkt ins Thema, behandeln einen spezifischen Aspekt davon und enden abrupt. Gehen wenig in die Tiefe, behandeln alles eher breit. Inhaltlich älter (langer Veröffentlichungsprozess) Behandeln einen einzelnen Aspekt sehr tief. Inhaltlich neuer (kurzer Veröffentlichungsprozess)

8 Wo beginne ich mit der Suche? Wahl des Sucheinstiegs Bibliothekskatalog (Link) Fachdatenbanken (Link) Inhalt Bücher und E-Books Fachartikel und Statistiken Zusatzfunktionen Benutzerkonto (Verlängerung) Vormerkung Fernleihe (kostenlos) Fernleihkopie ( 1,50) Export nach Citavi oder EndNote Alerts Tipp: Sie können alle E-Books und fast alle Datenbanken auch von zu Hause nutzen.

9 Ein guter Ablauf wäre folgender: Wahl des Sucheinstiegs Internet einen ersten Überblick erhalten finden relevante Institutionen entdecken Bibliothekskatalog einführende Bücher nutzen, um sich Zusammenhänge zu erschließen theoretische Grundlagenliteratur für das Fundament der Arbeit nutzen Datenbanken wissenschaftliche Fachartikel für spezifische Teilfragen heranziehen (die nicht mehr in Büchern behandelt werden) praxisnahe Artikel, Statistiken und sonstige Rohdaten als Beispiele aus der Praxis heranziehen

10 Weitere mögliche Sucheinstiege Wahl des Sucheinstiegs Sucheinstieg Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) HNU-Abschlussarbeitendatenbank Inhalt alle wissenschaftlichen Fachzeitschriften der Welt, die einen elektronischen Zugang haben (samt Link zum Volltext) Nachweis jeder Abschlussarbeit, die seit 1997 an der HNU geschrieben wurde. Arbeiten ohne Sperrvermerk kann man in der Bibliothek bestellen. Tipp: Auch diese Quellen lassen sich von zu Hause nutzen.

11 Wie gehe ich bei der eigentlichen Suche vor? langsam annähern Oberfläche kennenlernen 1. Versuchen Sie zuerst einzelne relevante Begriffe aus Ihrem Thema. (Kommen schon jetzt keine oder sehr wenige Treffer, beinhaltet die Recherchequelle wahrscheinlich keine guten Treffer für Sie.) Schneeball- vs. systematische Recherche Treffer sichern 2. Verkleinern Sie die Treffermenge nach und nach (durch die Werkzeuge). 3. Wenn Sie noch ca. 100 bis 200 Treffer übrig haben, haben Sie Ihr Ziel für diese Suchanfrage erreicht. rechtzeitig aufhören und dokumentieren Tipp: Eine große Treffermenge ist schneller und leichter durchgearbeitet als 20 kleine Treffermengen. Außerdem sind Sie dann sicher, dass Sie nicht zu speziell gesucht und dadurch Treffer verloren haben.

12 Wie gehe ich bei der eigentlichen Suche vor? langsam annähern Oberfläche kennenlernen Schneeball- vs. systematische Recherche Treffer sichern Wenn Sie merken, dass die Recherchequelle sehr viele gute Treffer für Sie bereithält, lohnt sich ein genauerer Blick auf ihre Oberfläche: 1. Schauen Sie einmal mit wachem Auge über die Recherche-Startseite. Kennen Sie jede der Funktionen, die dort genannt wird? 2. Schauen Sie in die Hilfe / die Suchtipps / die Datenbankanleitung und suchen Sie dort nach Tabellen mit den Werkzeugen/Tools. rechtzeitig aufhören und dokumentieren

13 Wie gehe ich bei der eigentlichen Suche vor? langsam annähern Schneeballrecherche systematische Recherche Oberfläche kennenlernen Schneeball- vs. systematische Recherche Treffer sichern rechtzeitig aufhören und dokumentieren Man nimmt bereits gefundene Treffer und sichtet deren benutzte Literatur, um weitere Treffer zu bekommen. + Schnelles Erkennen von zentralen Werken (werden häufig zitiert) - Nur ältere Literatur wird gefunden - Gefahr der Sackgasse Man überlegt sich vorher, welche man wie verknüpft, und wendet diese Suchanfragen auf jede einzelne Recherchequelle an. + aktuelle Literatur wird gefunden + breiter Überblick, keine Gefahr der Sackgasse - zeitintensiv Tipp: Nutzen Sie beide Methoden abwechselnd, um ihre Vorteile zu vereinen.

14 Wie gehe ich bei der eigentlichen Suche vor? langsam annähern Oberfläche kennenlernen Wenn Sie einen vielversprechenden Treffer finden, sichern Sie ihn sofort! Jede Recherchequelle hat eine Merklisten-Funktion. Schneeball- vs. systematische Recherche Treffer sichern rechtzeitig aufhören und dokumentieren Nahezu jede Recherchequelle hat eine Export-Funktion für Citavi und EndNote. Oder kopieren Sie die Trefferangaben in ein Word- oder Excel- Dokument. Tipp: Überfliegen Sie vielversprechende Treffer nur kurz, gehen Sie noch nicht ins detaillierte Lesen über. Das würde den Ablauf Ihrer Recherche stoppen und Sie bräuchten letztendlich mehr Zeit, weil Sie ständig neu ansetzen müssten.

15 Wie gehe ich bei der eigentlichen Suche vor? langsam annähern Oberfläche kennenlernen Schneeball- vs. systematische Recherche Treffer sichern Sobald Sie 5 bis 10 vielversprechende Treffer haben, hören Sie auf! Schreiben Sie sich kurz auf, wo und wie Sie gesucht haben. Highlighten Sie, welches Vorgehen besonders ergiebig war. Das hilft Ihnen bei der nächsten Recherche. Widmen Sie sich Ihren wenigen Treffern, lesen Sie sie aufmerksam. Mit dem neu gewonnenen Wissen können Sie Ihren wissenschaftlichen Text fortsetzen und danach noch effizienter recherchieren. rechtzeitig aufhören und dokumentieren

16 Was sind meine Tools bei der Recherche? Feldwahl Drill-Down Operatoren Ihr wichtigstes Hilfsmittel sind die, die Sie verwenden. [Ab Folie 4 wird erläutert, wie man mit n umgeht.] Wenige verwendete? Viele gute Treffer fallen durchs Raster

17 Was sind meine Tools bei der Recherche? Feldwahl Die Felder (oder Kategorien oder Suchkästen ) bestimmen, wo Ihre gesucht werden: Drill-Down Operatoren Nutzen Sie von Anfang an die Suche im Feld Alle Felder (oder Freitextsuche oder Stichwortsuche ), um möglichst keine Treffer auszuschließen Nur wenn Sie zu viele Ballasttreffer erhalten, wählen Sie ein spezifischeres Feld (z. B. Titel) Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass nahezu alle Felder (bis auf Jahr und Titel) bei manchen Treffern der Recherchequelle nicht befüllt sein könnten. Wenn Sie also in einem speziellen Feld suchen (z. B. Schlagwort), schließen Sie unter Umständen Teilbestände aus!

18 Was sind meine Tools bei der Recherche? Feldwahl Drill-Down Operatoren Der Drill-Down (oder der nachträgliche Filter ) lässt Sie die Treffermenge kontrolliert verringern und gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die inhaltliche Zusammensetzung der jeweiligen Datenbank. Wählen Sie Drill-Down-Optionen immer erst nach erfolgter Suchanfrage, um ein besseres Gefühl für die Datenbankinhalte zu bekommen. Behalten Sie auch hier immer im Hinterkopf, dass Sie mit dem Drill-Down wahrscheinlich Treffer ausschließen, die nicht korrekt katalogisiert worden sind. Sie sind dran: Testen Sie den Drill-Down bei den Fachzeitschriften in der Datenbank wiso. Wie tief kommen Sie? Wozu könnte das nützlich sein?

19 Was sind meine Tools bei der Recherche? Feldwahl Drill-Down Operatoren Die Operatoren sind mächtige Werkzeuge, wenn Sie mit Ihren n nicht weiterkommen. Jede Datenbank hat andere Operatoren. Sie finden sie immer in Tabellen unter Hilfe / Suchtipps. Beispiele: Die booleschen Operatoren AND, OR und NOT Phrasensuche mittels Trunkierungen (Platzhalter): häufig * oder? Nähe-Operatoren: ndj4, NEAR/4, N/4

20 Wie schätze ich die Qualität meiner Treffer ein? Wer ist verantwortlich? Prüfen Sie im ersten Schritt, wer für die Information verantwortlich ist. Wissens- vs. Datenquellen Aufwärtsregel Rankings Gibt es einen klar identifizierbaren Autor oder eine Institution? Hat diese Person/Institution einen Ruf zu verlieren? Ist diese Person/Institution einer gewissen Denkströmung zuzuordnen? Zu welchem Zweck wurde die Information verfasst? Faustregel: Wer würde darunter leiden, wenn die Information schlecht wäre?

21 Wie schätze ich die Qualität meiner Treffer ein? Wer ist verantwortlich? Wissens- vs. Datenquellen Aufwärtsregel Rankings Wissensquellen Geben das Fach- und Methodenwissen zu einem Thema aus theoretischer Sicht wieder. z. B. Fachzeitschriften, Fachbücher, Dissertationen, veröffentlichte Forschungsberichte Dienen als theoretisches Fundament der Arbeit. Dürfen unter keinen Umständen weggelassen werden. Datenquellen Beschreiben Sachverhalte in der realen Welt, also die Praxis. z. B. Veröffentlichungen von Behörden/Institutionen, Geschäftsberichte, interne Dokumente (z. B. Prozessbeschreibungen) Dienen als Illustration, schaffen den Bezug zur Praxis. Können je nach Typ der Arbeit entfallen. Quelle: vgl. Träger, 2016, S. 6-9

22 Wie schätze ich die Qualität meiner Treffer ein? Wer ist verantwortlich? Wissens- vs. Datenquellen Aufwärtsregel Rankings Die sogenannte Aufwärtsregel ( Zitiere nur höherwertige Literatur ) gilt nur für Sekundärliteratur. Bei Primärliteratur (jemand erhebt Daten, jemand erfindet eine Methode) stellt sich die Frage nicht man kann ja nur diese zitieren. Wenn aber jemand diese Primärliteratur verwertet, erzeugt er Sekundärliteratur. Und bei dieser Sekundärliteratur sollte man darauf achten, nichts vom gleichen Rang oder darunter zu zitieren (d. h. bei Bachelorarbeiten keine anderen Bachelorarbeiten oder gar Hausarbeiten zitieren).

23 Wie schätze ich die Qualität meiner Treffer ein? Wer ist verantwortlich? Wissens- vs. Datenquellen Aufwärtsregel Rankings Für viele Fachdisziplinen gibt es Rankings, in denen die Zeitschriften nach Wissenschaftlichkeit und/oder Relevanz angeordnet werden. Die Kriterien sind aber von Ranking zu Ranking unterschiedlich. Beispiele: VHB-JOURQUAL-Ranking: frei zugängliches Ranking der Betriebswirtschaft (erstellt durch den Verband der Hochschullehrer der Betriebswirtschaft) Journal Citation Reports: von der HNU-Bibliothek lizenziertes interdisziplinäres, internationales Ranking (erstellt von Thomson Reuters, Hersteller von Web of Science und EndNote) RePEc: frei zugängliches Ranking der Volkswirtschaft und verwandten Disziplinen (internationales Open-Access-Projekt)

24 Weiterführende Literatur Kornmeier, Martin (2013): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht: Für Bachelor, Master und Dissertation, 6., aktualisierte Aufl., Bern: Haupt Standort im Lesesaal: AK K84 (6) (Verfügbarkeit prüfen) Theisen, Manuel René (2017): Wissenschaftliches Arbeiten: Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit, 17., aktualisierte und bearbeitete Aufl., München: Vahlen Standort im Lesesaal: AK T377 W8 (17) (Verfügbarkeit prüfen) Träger, Thomas (2016): Zitieren 2.0: Elektronische Quellen und Projektmaterialien richtig zitieren, München: Vahlen Standort im Lesesaal: AK T764 (Verfügbarkeit prüfen) Diese Präsentation finden Sie als PDF online unter: