Predigt über Römer 3,21-28 am in Altdorf (Pfarrer Bernd Rexer)
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- Nadine Schulz
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1 1 Predigt über Römer 3,21-28 am in Altdorf (Pfarrer Bernd Rexer) mit Blitz und Donner beginnt die Reformation. Der Jurastudent Martin Luther wird auf dem Weg von Mansfeld nach Magdeburg von einem heftigen Sommergewitter überrascht. Ein Blitz schlägt direkt neben ihm in die Erde. Er wird zu Boden geschleudert und ruft in seiner Todesangst: "Hilf, Heilige Anna, ich will ein Mönch werden." Luther fühlt sich verfolgt und bedroht von Gott. Er spürt, dass er mit seinem Leben vor Gott nicht bestehen kann. Deshalb sucht er einen Weg, um Gottes Zorn zu entkommen. Er geht ins Kloster, um ein heiliges und Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Mit ständiger Beichte und Buße. Kann Luther damit vor Gott bestehen? Er versucht s aber er scheitert. Er findet keine innere Ruhe. Auch mit dem heiligsten Mönchsleben. Abgeschottet von der bösen Welt da draußen, gelingt es Luther nicht. Er kommt nicht zu Rande mit der Frage: "Kann ich mit meinem Leben vor Gott bestehen?" Ihr Lieben, ist das heute noch eine Frage, die uns umtreibt? Kann ich mit meinem Leben vor Gott bestehen?
2 2 Fragt ihr Konfirmanden so? Fragt ihr Eltern so, ihr Jungen oder ihr Älteren? Fragt heute überhaupt noch jemand so? Oh ja. Vielleicht formuliert man es heute ein bisschen anders. Vielleicht so: Was ist der Sinn meines Lebens? Oder: Wohin mit meiner Schuld? Oder: Wie führe ich ein sinnvolles Leben? Alle diese Fragen sind in Luthers Frage bereits enthalten: Kann ich mit meinem Leben vor Gott bestehen? Luther sieht sich auf die Anklagebank gesetzt. Er sieht sein Leben in Frage gestellt. Luther fängt im Kloster an, Gott dafür zu hassen. Ja, Gott dafür zu hassen, dass er ein vollkommenes Leben von ihm verlangt. Und er schafft es doch nicht. Kann ich vor Gott bestehen? Luther studiert den Römerbrief, und er entdeckt bei Paulus überraschende Antworten. Ich lese als Bibelwort für die heutige Predigt, Römerbrief Kapitel 3, 21-28: 21 Doch nun hat Gott uns unabhängig vom Gesetz einen anderen Weg gezeigt, wie wir in seinen Augen gerecht werden können - einen Weg in Übereinstimmung mit dem Gesetz und den Propheten. 22 Wir werden von Gott gerecht gesprochen, indem wir an Jesus Christus glauben. Dadurch können alle ohne Unterschied gerettet werden. 23 Denn alle Menschen haben gesündigt und das Leben in der Herrlichkeit Gottes verloren. 24 Doch Gott erklärt uns aus Gnade für gerecht. Es ist sein Geschenk an uns durch Jesus Christus, der uns von unserer Schuld befreit hat. 25 Denn Gott sandte Jesus, damit er die Strafe für unsere Sünden auf sich nimmt und unsere Schuld gesühnt wird.
3 3 Wir sind gerecht vor Gott, wenn wir glauben, dass Jesus sein Blut für uns vergossen und sein Leben für uns geopfert hat. Gott bewies seine Gerechtigkeit, als er die Menschen nicht bestrafte, 26 die in früheren Zeiten gesündigt haben. Er handelte so, weil er Geduld mit ihnen hatte. Und er ist auch jetzt, in dieser Zeit, vollkommen gerecht, indem er die für gerecht erklärt, die an Jesus glauben. 27 Können wir nun stolz darauf sein, dass wir irgendetwas dazu getan haben, von Gott angenommen zu werden? Nein, denn das geschah nicht aufgrund unserer guten Taten, sondern allein aufgrund unseres Glaubens. 28 Wir werden durch den Glauben vor Gott gerechtfertigt und nicht durch das Befolgen des Gesetzes. Diese Verse sind die Quelle für die Reformation. Wer kann denn vor Gott bestehen?, fragt sich Paulus. Dabei hat er unterschiedliche Menschen im Blick. Er sieht zum einen skrupellose Menschen. Menschen, die ganz offensichtlich von Gott abgewandt leben. Diebe und Räuber und Mörder. Menschen, die Kriege anzetteln und Abertausende oder gar Millionen ins Unglück stürzen. Kinderschänder und Sexualverbrecher, die anderen unheilbaren Schaden an Leib und Seele zufügen. Ganz offensichtlich ist das Leben solcher Menschen in Gottes Augen unwürdig. Paulus sagt: "Sie führen ein Leben voller offensichtlicher Sünde, losgelöst von Gott und können vor ihm nicht bestehen." Aber Gott sei Dank ist das nicht bei allen Menschen so. Darum richtet Paulus seinen Blick auf eine zweite Gruppe. Er nennt sie die anständigen Heiden.
4 4 dasind wir uns sicher einig. Es gibt auch ehrliche und anständige Menschen unter denen, die nicht an Gott glauben. Solche, die ehrlich ihre Steuern bezahlen und ein moralisch und sittlich hochanständiges Leben führen. Auch ohne, dass sie jeden Sonntag im Gottesdienst sind. Paulus hat Menschen vor Augen, die ihre Pflicht tun als aufrichtige Politiker. Als zuverlässige Handwerker, als leistungswillige Angestellte. Er spricht im Blick auf ihre Lebensführung von ihnen - mit großer Hochachtung. Nur im Blick auf die Frage, ob wir damit schon vor Gott bestehen können, sagt Paulus: "Nein, ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen." Darum richtet Paulus seinen Blick noch auf eine dritte Gruppe, auf die Gläubigen, Frommen. Er hat hier besonders seine jüdischen Mitbürger vor Augen, die in Sachen Religion sehr kompetent waren. Sie kennen die 10 Gebote. Sie kennen sich in der Bibel aus und beten regelmäßig. Sie können das Glaubensbekenntnis und noch einige andere Stücke auswendig hersagen. usw., usw.
5 5 Nur sagt Paulus: Leider gibt es auch unter den Frommen hartgesottene und ungerechte Chefs. Eltern, die ihre Kinder lieblos erziehen und gnadenlose Lehrer. Auch unter den Frommen gibt es Seitensprünge, und Menschen, die ehrverletzend über andere reden. Geiz, Stolz, Ehrsucht und Überheblichkeit gibt es auch. Denn wer schafft es schon, ein wirklich vollkommenes Leben zu führen, wie es Gott zurecht von uns verlangt? Weil er selbst ja auch zu dieser Gruppe gehört, zieht Paulus zerknirscht das Fazit: "Ich habe keinen Vorzug vor den anderen bei Gott. Ich bin auch nicht besser als sie. Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer! Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte." Jetzt, liebe Gemeinde, befinden wir uns freilich in einer schrecklichen Zwickmühle. Weil nun natürlich jeder sich fragt: "Ja, wer kann dann überhaupt vor Gott bestehen, wenn es nicht einmal dem Apostel gelingt?" Deshalb schreit Paulus in größter Verzweiflung die Not hinaus, die seither jedes Menschenleben zutiefst bewegen muss: "Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen, wer wird mich retten und herausziehen aus dieser tödlichen Gefahr?"
6 6 "Wer wird mich erlösen?" Auf diese Urfrage der Menschheit gibt Gott eine überraschende Antwort. Paulus formuliert sie so: "Ich finde keinen Ausweg aus diesem Dilemma. - aber Gott schon! Er hat sich in Jesus Christus auf den Weg zu mir gemacht. Er hat in Jesus eine Brücke über den Abgrund geschlagen, der mich von Gott trennt. Und zwar ohne dass ich das verdient hätte. Rettung wird mir zuteil ohne mein Verdienst, allein durch Gottes Gnade!" ich darf zu Gott kommen, so wie ich bin. Als verlorener Sohn, als verlorene Tochter - und Gott rennt mir entgegen. Er nimmt mich in die Arme mit all den schmutzigen Sachen, die an mir kleben. Martin Luther hat erkannt, dass er nicht mehr auf der Anklagebank Gottes sitzt. Darauf hat ein anderer an seiner Stelle Platz genommen: dieser Jesus von Nazareth. Der nimmt alles auf sich, was ich an Strafe verdient hätte. Das ist es, ihr Lieben, was Martin Luther mit der Reformation wieder entdeckt hat: Zwischen mir und Gott ist Frieden, und Gott hat dafür gesorgt. Zwischen mir und Gott herrschen Liebe und Vertrauen, und das ist sein Geschenk an mich.
7 7 Zwischen mir und Gott steht keine Mauer mehr. keine Schuld und keine Anklagebank. Das hat Jesus mit seinem Tod am Kreuz besiegelt. wer könnte diesem gnädigen Gott jetzt noch die kalte Schulter zeigen? Aus Dankbarkeit für dieses Geschenk fange ich an, Gott wieder oder noch viel mehr als bisher zu vertrauen. Weil er mit mir Frieden gemacht hat, kann auch ich mit ihm Frieden machen. Weil ich weiß, dass er mich liebt, kann auch ich ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller meiner Kraft. Weil ich so vor Gott bestehen kann, kann ich mich auch selbst annehmen. Und meinen Nächsten wie mich selbst. Wer die Liebe und die Versöhnung annimmt, die ihm in Jesus Christus angeboten ist, der kann vor Gott bestehen. Lasst uns als versöhnte Menschen in Liebe miteinander leben - jeden Tag neu. Amen.
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