Schräggestreifter Rock

Transkript

1 Schräggestreifter Rock Dieser Rock hat sich 2009 aus meinen Pulswärmern und Babyschühchen ohne Ferse entwickelt: Wenn schrag Gehakeltes eine Babyferse ausgleichen kann, dann sollte es auch für die Kurven gut sein, die ein Rock braucht. Der Rock wird quer in Reihen gearbeitet. besonders gut anschmiegt und sitzt. Die diagonal verlaufenden Rippen sorgen dafür, dass er sich 1. Schritt: Welches Garn? An sich kann man beliebiges Garn für diesen Rock nehmen. Allerdings ist es ein Rock; man sitzt drauf. Also sollte man ein Garn wahlen, das die Belastung aushalt und nicht sofort zerfusselt. Es sollte stabiler sein als für eine Jacke oder einen Pulli. Meine drei Lieblingsrocke habe ich aus jeweils etwa 500g von einem Rayon/Baumwoll/Leinengemisch gemacht, aus normaler Sockenwolle und Sockenwolle, die auf Baumwolle basiert. Für die Sockengarne habe ich drei bzw. zwei Faden zusammen verhakelt, damit es nicht so dünn wurde. 1

2 2. Schritt: Welche Maschenart? Den Rock kann man mit jeder Maschenart machen, die sich vertikal dehnt - zur Not konnte man ihn auch stricken. Diese Maschen geben z.b. gute Ergebnisse: hfm: hinten eingestochene feste Maschen hinten eingestochene Kettmaschen (die habe ich für den grünen Rock auf dem Photo benutzt) Stabchen, die hinten eingestochen werden und in den horizontalen Faden darunter 3. Schritt: die Maschenprobe Wolle liegt bereit, Maschenart ausgesucht? Nun geht es an die Maschenprobe (und ja, sie ist unerlasslich für diesen Rock). Bei der Maschenprobe geht es darum, die richtige Häkelnadel zu finden (der Rock sollte nicht lochrig sein, aber natürlich auch nicht total steif) und auch die richtige Dicke des Stückes. Wenn es zu dünn ist, kann man den Faden ggf. mehrfadig verhakeln. Bei der Häkelnadel kann man mit dem anfangen, was auf der Banderole steht (bei Kettmaschen kann man gleich 1-2mm größer werden). Die Banderole gibt nur einen Hinweis, was vielleicht gut ist - die Leute, die die verfasst haben, müssen den Rock nicht tragen. Die Maschenprobe wird gleich im Muster gehäkelt, also mit den Zu- und Abnahmen wie in Schritt 6 beschrieben. Etwa 30Lm sollten für die Maschenprobe reichen. 4. Schritt: die eigenen Maße Zwei Maße werden benotigt: 1. Die Lange des Rockes wird von der Taille/ Hüfte (je nachdem, wo der Rock sitzen soll) abwarts gemessen. Da der Rock sehr elastisch ist, kann sich die Lange ein bisschen andern beim fertigen Rock. Weiter unten beschreibe ich aber noch ein paar Anpassungen, die man wahrend des Hakelns vornehmen kann, um die Lange exakter hinzubekommen. Und generell kann man den Rock auch einfach ein bisschen hoher oder tiefer tragen, um die Lange zu justieren. Um sich für eine Lange zu entscheiden, empfiehlt es sich, Röcke anzuziehen, die man schon hat und den mit der Lange zu wahlen, die den Beinen schmeichelt am meisten schmeichelt. Dann braucht man auch nicht am Korper messen, sondern kann die Lange vom Rock abnehmen. Meine Röcke gehen bis knapp übers Knie. Für einen deutlich längeren Rock muss man mehr Platz für Bewegung einplanen; bei den Varianten unten habe ich zwei Versionen dafür geschildert. 2. Das zweite Maß ist der weiteste Umfang, den der Rock haben soll. Dafür misst man an der weitesten Stelle - ob das nun Hüfte, Po oder Oberschenkel sind. Wer sich unsicher ist, kann aus nicht-elastischem Garn eine Schlinge machen und diese quasi anprobieren und anpassen und dann die Lange messen. 2

3 5. Schritt: Ausrechnen Nun wird die Maschenprobe ausgemessen. Dafür muss man sie ein bisschen dehnen, so, wie man den Rock nachher tragen will. Man legt sie so hin, dass die Seitenrander oben und unten sind und die Schrage von links unten nach rechts oben verlauft (vgl. Photo). Dann werden drei Stecknadeln gesetzt: Zwei in zehn Zentimeter Abstand, parallel zur unteren Kante, und die dritte zehn Zentimeter über der zweiten. Nun zahlt man die Reihen zwischen den ersten beiden Nadeln (auf der roten Linie im Photo). Das ergibt die Anzahl der Reihen, die der Rock hat. Die Maschen von der dritten Nadel bis auf die Höhe der ersten beiden (die gelbe Linie auf dem Photo) ergeben die Anzahl der Maschen, mit denen man anfangt. Figure 1: die Maschenprobe auszählen Mit diesen beiden Werten werden nun die Maschen und Reihen für die Maße aus Schritt 4 ausgerechnet. Ein Beispiel: Angenommen, der Rock soll einen Meter Umfang haben und 60cm hoch werden. Die Reihenzahlung ergab acht Rippen, also 16 Reihen auf 10cm und die Maschenzahlung 24M für 10cm Höhe. Damit hat der Rock 10 x 16 Reihen = 160 Reihen und 6 x 24 Maschen = 144 Maschen. All das (insbesondere die Reihenanzahl) kann auch nachher noch angepasst werden. Aber je besser die ersten Werte sind, desto weniger Anpassungen sind nachher notig. 6. Schritt: Rock häkeln Die im fünften Schritt berechnete Maschenanzahl an Luftmaschen machen (ich nenne sie n), plus eine Wendeluftmasche (jede Reihe wird mit einer Lm gewendet). Im Folgenden schreibe ich M für Masche ; man mag da die Maschenart einsetzen, die man sich ausgesucht hat. Noch etwas zu den Wendeluftmaschen: Der Rock hat eine diagonale Kante, also braucht man im Zweifelsfall mehr Wendeluftmaschen als für eine gerade Kante. D.h. mit Kettmaschen hakelt man eine WLm, mit festen Maschen zwei, mit halben Stabchen drei etc. Das ist nur eine grobe Richtlinie, aber man muss aufpassen, dass die Seitenrander (die dann beim fertigen Rock die obere und untere Kante bilden) nicht fester werden als der Rest. 1. Reihe: nm 3

4 2. Reihe: 2M zushakeln, M bis zum Ende der Reihe, 1M in die Wendeluftmasche der Vorreihe Diese beiden Reihen wiederholen, bis der Rock fertig ist. Mit einer ersten Reihe enden. 6a: Anprobe und Anpassung Sobald der Rock soweit ist, dass man eine Kante um die Hüften ziehen kann, sollte man ihn ab und an anprobieren. Dafür wird der Rock provisorisch geschlossen, also die Anfangsluftmaschenkette mit der aktuellen Reihe verbunden (z.b. durch Bandchen, die man alle paar Maschen einknüpft). Wenn der Rock perfekt sitzt, kann man die Naht schließen (Schritt 6a). Wenn er zu eng ist, noch ein paar Reihen mehr hakeln. Wenn er zu kurz ist, auch ein paar Reihen mehr hakeln; je weniger er sich zieht, desto länger wird er. 6b: Naht schließen Der Rock ist nun ein großes Parallelogramm (s. Photo). Man schließt die Naht, indem man die Anfangsluftmaschenkette mit der letzten gehakelten Reihe verbindet (das sind die Seiten A und B in der Skizze). Dafür muss man sich entscheiden, welche Seite außen sein soll, und kann dann auf der anderen Seite die Naht schließen. Welche Methode man dafür nimmt, nahen oder Kettmaschen, hangt davon ab, welche Maschenart man benutzt hat und welche Optik man bevorzugt. Damit keine Kante entsteht, muss man an einem Ende zwei M mit einer verbinden und am anderen eine M mit zweien; damit bleibt man im Muster der Ab- und Zunahmen des Rockes. Figure 2: Parallelogramm 6c: Fertigstellen Faden abschneiden und Faden vernahen. Als Verschluss kann man einfach eine lange Luftmaschenkette machen und die oben durch den Rock fadeln und zur Schleife binden. 4

5 Varianten Rüsche 1: mit verkürzten Reihen Eine Art, Rüschen zu erzeugen, ist durch verkürzte Reihen. Bei dem grünen Rock habe ich die Rüsche zehn Maschen hoch gemacht und alle sechs Reihen (also nach drei Rippen) gearbeitet. Im Detail: Nach einer zweiten Reihe, 10M Hakeln, wenden, 2M zushaklen, 8M hakeln, 1M in die Wendeluftmasche der Vorreihe. In der nachsten Reihe alle M hakeln, dabei für die elfte M in die Wendeluftmasche der verkürzten Reihe einstechen und dann in die erste nicht gearbeitete M dahinter. Bei hoheren M, also z.b. St, geht man am Ende der verkürzten Reihe zu kleineren M über, um eine Ausbeulung zu vermeiden. Um die Rüsche zu betonen, kann man auch eine glatte Maschenart dafür wahlen, also z.b. vorn eingestochene fm oder Km. Damit ist der untere Rand weniger elastisch und rüscht sich mehr. Rüsche 2: mit mehr Schräge Die zweite Art, eine Rüsche zu machen, greift die Konstruktionsidee des Rockes auf: wenn man die Reihen noch mehr anschragt, werden die Reihen kürzer und geben mehr Umfang. Die Grundanleitung wird dafür wie folgt verandert: 1. Reihe: 1Zun., 10M, 2M zuhakeln, bis zum Ende hakeln (1 Zunahme, 1 Abnahme) 2. Reihe: 2M zushakeln, bis 11M vorm Ende hakeln, 2M zushakeln, bis zum Ende hakeln, 2M in die Wendeluftmasche der Vorreihe (2 Abnahmen, 2 Zunahmen) Für mehr Rüsche kann man die Anzahl der Zu- und Abnahmen pro Reihe erhohen. Rock länger machen 1: gerüscht Die einfachste Variante, den Rock langer zu machen, besteht darin, eine sehr breite Rüsche anzufügen. Dafür berechnet man die Reihenanzahl für den Rock, also würde er überm Knie enden und ab dieser Stelle macht man über die restliche gewünschte Lange eine Rüsche mit genug Zunahmen, so dass man bequem darin gehen kann. Rock länger machen 2: Schlitz Alternativ kann man den Rock eng lassen und einen Schlitz einbauen. schragen, elastischen Muster ordentlich wird. Ich habe aber Zweifel, ob das bei dem oben gerade häkeln Wenn die Taille schmaler sein soll, kann man die Reihen oben auch gerade hakeln. Dafür verschiebt man die Abnahme am Reihenanfang, damit sieht die zweite Reihe im sechsten Schritt z.b. so aus: 5M, 2M zushakeln, bis zum Ende hakeln, 1M in die Wendeluftmasche der Vorreihe. 5

6 gerader Rock Wer das Schrage gerade nicht mag, kann den Rock auch gerade arbeiten. Dafür lässt man dann alle Zu- und Abnahmen weg. Allerdings schmiegt sich der Rock dann weniger an die Kurven des Korpers an - und man muss viel genauer messen am Anfang, damit er auch sitzt. schräger In jeder Reihe ab- und zunehmen (alle Abnahmen an einer Seite und alle Zunahmen auf der anderen). Das bietet sich generell an, wenn man mit hoheren Maschen arbeitet, wie den hinten eingestochenen Stabchen. weniger schräg Der Rock hat weniger Schrage, wenn man weniger Reihen mit Zu- und Abnahmen arbeiten; also nicht jede zweite Reihe, sondern jede nte. 6