Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Migranten mit Diabetes mellitus in der medizinischen Rehabilitation
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- Dieter Egger
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1 Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Migranten mit Diabetes mellitus in der medizinischen Rehabilitation F. Huth P. Hübner Klinik Niederrhein, Bad Neuenahr-Ahrweiler D. Halm Zentrum für Türkeistudien, Duisburg-Essen Problemdarstellung Erhöhte Diabetes-Prävalenz bei türkischen Migranten im Vergleich zur deutschen Bevölkerung Zahlreiche Hinweise auf schlechte Versorgung von Migranten mit Diabetes Offensichtliche strukturelle Mängel bei der Durchführung von Rehabilitationsmaßnahmen für Migranten Datenlage über Bedürfnisse von Rehabilitanden in der medizinischen Rehabilitation ist unzureichend Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 2 1
2 Wissenschaftliche Daten Stoffwechsellage bei Migranten mit Diabetes ist schlechter als in der Ursprungspopulation (Studien aus USA, F, S, NL) Muttersprachlich und kulturell angepasste Schulungs- und Behandlungsprogramme führen zu verbesserten Behandlungsergebnissen (Studien aus USA, S, A). Kardiovaskuläre Risikosituation türkischer Migranten in Deutschland ist ungünstiger als die deutschstämmiger. Migranten fühlen sich über medizinische Angebote in Deutschland schlecht informiert (ZfT, 2003) Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 3 Fragestellungen Bestehen Defizite in der Versorgung türkischer Diabetespatienten in der stationären Rehabilitation? Unterscheiden sich die Bedürfnisse der türkischen und deutschen Patienten und ihre Erwartungen an die Rehabilitation? Über welche individuellen gesundheitsfördernden Ressourcen verfügen die türkischen Patienten? Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 4 2
3 Studiendesign Offene, qualitative Studie im Rahmen der Versorgungsforschung, multizentrische Querschnittserhebung Leitfadengestützte Interviews mit je 38 türkischstämmigen und deutschen Rehabilitanden der Klinik Niederrhein und der Eleonoren-Klinik mit der Hauptdiagnose Diabetes mellitus Erhebung medizinischer und soziodemographischer Daten Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 5 Inhalte der Interviews I Kommunikationsfähigkeit Wissen über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten des Diabetes Krankheitserleben, Depression, Ängste Inanspruchnahme des Gesundheitswesens Erwartungen und Wünsche bezüglich des Rehabilitationsprozesses Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 6 3
4 Inhalte der Interviews II Allgemeines Gesundheitsverhalten, Sport und Bewegung Lebens- und Essgewohnheiten Freizeitgestaltung Lebensplanung und Alterskonzept Persönliche Ressourcen Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 7 Medizinische und soziodemographische Daten Alter, Geschlecht, Diabetesdauer HbA1c-Werte, BMI, Blutfette, Blutdruckwerte, Organkomplikationen des Diabetes Multimorbidität Bisherige Schulungen und Rehabilitationsmaßnahmen Bildung und beruflicher Status Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 8 4
5 Stichprobe 38 türkischstämmige Rehabilitanden der genannten Kliniken Einschlusskriterien: Hauptdiagnose Diabetes mellitus Ausschlusskriterium: Patienten mit akuten Psychosen Vergleichsgruppe (n=38; matched-pairs) Männer (n=21) Männer (n=21) Frauen (n=17) Frauen (n=17) Alter 49,0 ± 8,7 49,6 ± 8,3 52,2 ± 8,1 52,4 ± 8,4 Diab.dauer in Jahren 6,4 ± 5,3 6,5 ± 6,0 7,8 ± 6,8 6,2 ± 3, Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 9 Stichprobenbeschreibung I Bei folgenden medizinischen Daten zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen: BMI (M = 34,4 ± 8,2) HbA1c (M = 7,8 ± 1,5) Cholesterin (M = 207,9 ± 44,2) Hypertonie (M = 132/77 ± 15,6/8,8) Anzahl der KHK Risikofaktoren (0-6) (M = 2,8 ± 1,3) Anzahl der orthopädischen Diagnosen (0-3) (M = 1,1 ± 1,0) Anzahl diabetischer Folgeerkrankungen (0-4) (M = 0,6 ± 0,9) Anzahl psychische Diagnosen (0-3) (M = 0,3 ± 0,6) Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 10 5
6 Stichprobenbeschreibung II Schulzeit <5 Jahren (n) Schulzeit 6-10Jahre (n) Berufsausbildung (n) Rehamaßn (0-5) Männer ,31±1,70 Männer ,75±1,02 Frauen ,25±0,62 Frauen ,4±1,45 AU-Tage/J 104,0±110,6 61,33±90,0 76,7±114,4 37,7±57,6 Rentenwunsch Kinder im Haushalt (n) alleinlebend (n) Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 11 Ergebnisse aus den Interviews I Wissen vor Diagnose und deutsche Diabetiker wenig/kein Vorwissen viele Bekannte/Angehörige mit Diabetes Kausalitäten Türk. Diabetiker: 1. starke psychische Belastung 2. Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel Deut. Diabetiker: 1. Übergewicht, falsche Ernährung 2. genetisch bedingt Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 12 6
7 Ergebnisse aus den Interviews II Krankheitserleben große Belastung, Bagatellisieren Türk. Diabetiker: Trauer, Lebensbedrohung Einschränkung der Lebensqualität durch Ernährungsvorschriften Deut. Diabetiker: Schock, Angst aktive Akzeptanzverweigerung Ressourcen Türk. Diabetiker: Familienverbund, Religion Deut. Diabetiker: Informationsmöglichkeiten Partner als allg. unterstützende Kraft Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 13 Ergebnisse aus den Interviews III Inanspruchnahme des Gesundheitswesens Türk. Diabetiker: ca. 50% regelmäßige Hausarztkontakte ca. 8% Augenarzt / Psychologe ca. 25% haben türkischen Arzt Deut. Diabetiker: ca. 75% regelmäßige Hausarztkontakte ca. 35% mind. 3 Fachärzte Freizeitgestaltung Pflege sozialer Kontakte, Entspannung Türk. Diabetiker: Spazierengehen (ca.70%), Schwimmen (ca. 20%) Deut. Diabetiker: Spazierengehen (ca. 45%), Sportvereine (ca.30%), Hobbies (ca. 37%) Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 14 7
8 Ergebnisse aus den Interviews IV Schulungserfahrungen Gleicher Anteil ungeschulter Diabetiker Türk. Diabetiker: ca. 30% profitiert von deutscher Schulung Deut. Diabetiker: ca. 66% profitiert von Schulung Rehaerwartungen Türk. Diabetiker: Diabetestherapie, Entspannung, Behandlung anderer Leiden Deut. Diabetiker: Behandlung anderer Leiden, Diabetestherapie, Schulung, Bewegung, Entspannung Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 15 Ergebnisse aus den Interviews V Sexualität Türk. Diabetiker: ca. 53% Störungen der Sexualfunktion türkische Männer eher schamhaft Deut. Diabetiker: ca. 40% Störungen der Sexualfunktion deutsche Frauen eher schamhaft Art der Störung: Bei Frauen Lustlosigkeit Bei Männern erektile Dysfunktion Lebenssplanung Türk. Diabetiker: Im Alter Rückkehr in die Heimat Deut. Diabetiker: Reisen, im Alter unabhängig sein Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 16 8
9 Ergebnisse aus den Interviews VI Psychische Belastungen Türk. Diabetiker: Depressive Stimmungen (ca. 37%) Ängste vor Spätschäden (ca. 10%) Deut. Diabetiker: Depressive Stimmungen (ca. 20%) Ängste vor Spätschäden (ca. 75%) Kommunikationsfähigkeit der türkischen Diabetiker Ca. 32% gute Deutschkenntnisse Ca. 32% schlechte Deutschkenntnisse, haben keine/wenig Hilfe nötig Ca. 37% schlechte Deutschkenntnisse Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 17 Zusammenfassung I Versorgungslage der türkischen Diabetiker Keine relevanten Unterschiede Medizinische Parameter Erlebte Belastung bei Diagnose Teilnahmehäufigkeit an Schulung Unterschiede Schul- und Berufsausbildung AU Tage Rehaerwartungen (Rentenbegehren, Erholungs-, Entspannungswunsch, Informationssuche, Motivation zu Bewegung) Krankheitserleben, Art der psychischen Belastung Lebensplanung Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 18 9
10 Zusammenfassung II Die medizinische Versorgung scheint bei deutschen und türkischen Diabetikern, die zur Rehabilitation kommen, vergleichbar zu sein. Defizite in der Versorgung türkischer Diabetiker Kommunikation Diagnostik +Therapie psychischer Störungen/Belastungen Ausübung der Religion während stationärer Reha Einbeziehen der Familie in die Therapie Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 19 Zusammenfassung III Bedürfnisse der türkischen Diabetiker Diabetiker brauchen Muttersprachliche Behandlung (Diagnostik und Therapie) Bessere Information über Ursachen und Therapiemöglichkeiten des Diabetes Stärkung der eigenen Motivation und Ressourcen Reduzierung der Ängste Sexualberatung, (aber!) nur in Einzelgesprächen Möglichkeiten zur Ausübung der Religion Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 20 10
11 Praxisrelevante Schlussfolgerungen Verbesserung der Diagnostik und Therapie durch türkischsprachige Therapeuten Aufklärung über wirkliche Ursachen und Gefahren sowie mögliche Therapien des Diabetes mellitus Beteiligung der Familie an Schulung und Therapie Unterstützung bei psychischen Belastungen Kultursensible Bewegungs- und Entspannungsangebote Räume und therapiefreie Zeiten zur Ausübung der Religion während des Rehaaufenthalts Verständnis bei deutschen Therapeuten für Stolz, Scham und Ängste der türkischen Diabetiker Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 21 Danksagung Zentrum für Türkeistudien der Universität Duisburg/Essen Eleonoren-Klinik der DRV Hessen Lindenfels-Winterkasten Besonderer Dank an die Förderer Danke für Ihre Aufmerksamkeit Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 22 11
12 Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 23 Stichprobenbeschreibung II Alter Männer(n=21) 49,0 ± 8,7 Männer(n=21) 49,6 ± 8,3 Frauen (n=17) 52,2 ± 8,1 Frauen (n=17) 52,4 ± 8,4 Diab.dauer in Jahren 6,4 ± 5,3 6,5 ± 6,0 7,8 ± 6,8 6,2 ± 3,9 BMI 33,4 ± 7,4 35,0 ± 9,9 35,9 ± 8,2 33,5 ± 7,2 HbA1c 7,7 ± 1,6 7,5 ± 1,3 7,7 ± 1,6 8,2 ± 1,5 Cholesterin 194,95 ±53,8 212,1 ± 49,4 203,5 ±30,7 221,5 ±29,7 Hypertonie(n) Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 24 12
13 Stichprobenbeschreibung Anzahl der Männer Männer Frauen Frauen KHK Risikofaktoren (0-6) 2,75 ± 1,75 2,95 ± 1,28 2,88 ± 1,36 2,53 ± 1,57 orthopäd.diagnosen (0-4) 1,00 ± 1,00 1,00 ± 0,95 1,47 ± 1,07 1,00 ± 0,94 Psych. Diagnosen (0-3) 0,19 ± 0,40 0,40 ±0,60 0,41 ± 0,80 0,33 ± 0,49 diabet. Folgeerkr. (0-4) 0,48 ± 0,98 0,65 ± 0,99 0,82 ± 1,02 0,40 ± 0,47 Rehamaßn (0-5) 1,31 ± 1,70 0,75 ± 1,02 0,25 ± 0,62 1,4 ± 1, Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 25 Sexualität Männer Männer Frauen Frauen Keine Probleme Sex.Probleme Keine sex. Bez. 2(verh) 2(allein) 9(7verh) 2(allein) Große Scham Versorgungslage und Bedürfnisse türkischer Diabetiker in der stationären Rehabilitation 26 13
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