Unterrichtsstunde zu Preußlers "Krabat"

Transkript

1 Germanistik Anonym Unterrichtsstunde zu Preußlers "Krabat" Unterrichtsentwurf

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3 Studienseminar für Gymnasien Kassel Lehrkraft im Vorbereitungsdienst 1. Hauptsemester Deutsch / Geografie Entwurf zum 2. Unterrichtsbesuch im Fach Deutsch Thema der Unterrichtseinheit: Otfried Preußler - Krabat Thema der Unterrichtsstunde: Wie schafft es Krabat, das Böse zu besiegen? Thematischer Aspekt: Die SuS erarbeiten handlungs- und produktionsorientiert in Kleingruppen die Entwicklung Krabats im Laufe des Romans sowie die Instrumente, das Böse zu besiegen.

4 1. Lerngruppenanalyse Die Klasse 6d der THS ist eine G9-Klasse innerhalb der Kooperativen Gesamtschule und setzt sich aus insgesamt 30 Schülerinnen und Schülern 1 zusammen, davon sind 19 männlich und 11 weiblich. Seit Februar unterrichte ich die Lerngruppe mit fünf Wochenstunden eigenverantwortlich. Die SuS haben mich trotz des hohen LehrerInnenwechsels in der Klasse von Anfang an respektiert und verhalten sich mir gegenüber sehr freundlich und aufgeschlossen, sodass ich die Lernatmosphäre insgesamt als gut und lernförderlich bezeichnen kann. Das soziale Miteinander ist in der Klasse insgesamt sehr positiv. Die SuS akzeptieren sich gegenseitig, verhalten sich untereinander hilfsbereit und freundschaftlich. In ihrem Erscheinungsbild ist die 6d jedoch sehr heterogen: Während der Großteil der Jungen extrovertiert, humorvoll und lebhaft ist, weisen die Mädchen eher einen ruhigen und besonnenen, in ihrer Entwicklung schon weiter fortgeschrittenen Charakter auf. Augenscheinlich, für die Altersstufe jedoch nicht ungewöhnlich, ist auch die Tatsache, dass Jungen und Mädchen bevorzugt unter sich sein wollen. Eine gemischte Zusammenarbeit fällt den SuS vor allem dann schwer, wenn ein einzelnes Mädchen ausschließlich mit Jungen zusammenarbeiten soll. Generell ist festzustellen, dass bei vielen Jungen die Fähigkeit, in Gruppenarbeit zielorientiert zu arbeiten, noch nicht so weit ausgebildet ist wie bei den meisten Mädchen. Eine gemischte, von der Lehrkraft gesteuerte Zusammensetzung erweist sich aus diesem Grund als die bessere und lernförderlichere Lösung. 2 In Bezug auf Disziplin und Aufmerksamkeit gibt es in der Lerngruppe keine ernsthaften Schwierigkeiten. Drei Jungen fällt es manchmal schwer, sich im Unterrichtsgespräch zu melden; sie fallen negativ durch Zwischenrufe auf. Dies ist besonders in den Stunden sehr auffällig, die am Ende eines Unterrichtstages liegen (freitags 5./6. Stunde). Durch Ermahnen seitens der Lehrkraft erinnern sie sich jedoch an ihr fehlerhaftes Verhalten und zeigen Einsicht. Ein Schüler, der meist an einem Einzeltisch sitzt, hat erhebliche Probleme, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren und die Aufgaben selbständig zu erledigen. Man vermutet, dass der Schüler an ADHS leidet, was bislang aber noch nicht nachgewiesen werden konnte. Er kann sein abwesendes bzw. störendes Verhalten jedoch reflektieren und ist bemüht, Emotionen in den Pausen und ohne andere zu stören abzubauen. Die Leistungsbereitschaft der SuS ist insgesamt als gut zu bezeichnen, da sie meist konzentriert und sorgfältig arbeiten. Auch die gestellten Hausaufgaben werden von den SuS gewissenhaft erledigt. Die Leistungsspitze besteht aus vier SuS, die verteilt im Raum sitzen. Durch ihre kontinuierliche Mitarbeit und ihre selbstständige Ausweitung der Themen auf weitere Wissensgebiete regen sie nicht nur ihre Mit- SuS zum Weiterdenken an, sondern bringen damit auch den Unterricht maßgeblich voran. Nach dem Lesestufenmodell von DESI 3 befinden sich diese SuS auf der Stufe 5-6. Sie sind in der Lage, nicht nur den vorangegangenen Text zu reflektieren und Leerstellen sinngemäß zu füllen, sondern auch globale Kohärenzen herzustellen, sodass sie über ein mentales Modell des gesamten Textes verfügen. Eine große Gruppe der SuS befindet sich im mittleren Leistungsfeld. Bei diesen SuS ist die Beteiligung am Unterricht unterschiedlich stark. Ein Großteil derer beteiligt sich kontinuierlich am Unterrichtsgespräch, bei einigen ist die mündliche Beteiligung von den Unterrichtsinhalten abhängig; diese SuS sind besonders dann sehr interessiert und leicht zur Mitarbeit zu motivieren, wenn sie ihre eigenen Erfahrungen in den Unterricht miteinbringen können. Sie sind in der Lage, beim Rezipieren von Texten nicht nur ihr Alltagsund Fachwissen für das Verständnis der Lektüre einzusetzen, sondern auch lokale Kohärenzen herzustellen, sodass sie intendierte Inferenzen bilden können und sich nach dem DESI-Modell auf Stufe 3-4 befinden. In Kooperativen Arbeitsformen zeigen sie sich stets engagiert und motiviert. 1 Im Folgenden wird der Ausdruck Schülerinnen und Schüler mit SuS abgekürzt. 2 Siehe Methodisch-Didaktische Analyse 3 Vgl. Willenberg (2007): S

5 Vier SuS bilden die Gruppe der leistungsschwächeren Lernenden. Dabei handelt es sich einerseits um zwei Schülerinnen, die sich aufgrund ihrer Schüchternheit nicht am Unterrichtsgespräch beteiligen und auch innerhalb kooperativer Arbeitsformen Probleme aufweisen, da sie nicht gerne laut und mit anderen sprechen. Bei kreativen Schreibaufgaben und allen Formen der Einzelarbeit hingegen zeigen sie gute bis sehr gute Ergebnisse. Da ich das Klassenklima als sehr harmonisch empfinde, habe ich sie schon mehrfach dazu ermuntert, kleinere bzw. sichere mündliche Beiträge zu leisten, wie zum Beispiel kleine Stundenzusammenfassungen, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sie für weitere mündliche Aktivitäten zu motivieren. Andererseits handelt es sich bei den vier leistungsschwächeren Lernenden um zwei Jungen, die aufgrund mangelnden Wissens dem Unterrichtsgespräch wenig beisteuern können. Des Weiteren haben diese beiden Schüler auch Leseschwierigkeiten und weisen somit eine niedrige Lesekompetenz auf. Zum besseren Verständnis und zur Förderung der Lesekompetenz dieser Schüler verfassen alle SuS der 6d am Ende eines jeweiligen Kapitels eine kurze Inhaltsangabe. Dies soll vor allem den leistungsschwächeren Lernenden dazu helfen, den gesamten Roman in wenigen Sätzen zu überblicken; zudem schult es ihre Schreibkompetenz. Nach dem DESI-Modell sehe ich diese SuS auf Stufe 1-2. Zur Förderung ihrer Lesekompetenz und zur Förderung der Lese- und Rezeptionsstrategien bekommen sie zusätzlich regelmäßig kürzere Texte von mir, die sie innerhalb einer bestimmten Zeit zu Hause üben und schriftlich oder mündlich zu einem festgesetzten Zeitpunkt (meist freitags nach der 6. Stunde) wiedergeben. Zur Aktivierung dieser SuS in der geplanten Stunde dient der aufgrund ihres Fantasy-Interesses an der Lebenswelt der SuS orientierte Einstieg, der der gesamten Lerngruppe die Möglichkeit bietet, sich beteiligen zu können. 2. Didaktisch-Methodische Überlegungen In den Richtlinien des Hessischen Lehrplans ist für die Klasse sechs des gymnasialen Bildungsgangs der Umgang mit literarischen Texten vorgesehen. Bei der Auswahl der Kinderromane habe ich mich aufgrund der starken Überzahl der Jungen in der Klasse für Krabat entschieden, da der Protagonist ein Junge ist, der sich im selben Alter wie die SuS der 6d befinden. Durch die männliche Hauptrolle in der Lektüre werden vor allem die Schüler der Klasse verstärkt angesprochen, deren Lesemotivation gefördert und deren Lesekompetenz gestärkt. 4 Ihr ausgeprägtes Interesse an Fantasy und die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, die sie aus Star Wars und anderen Science Fiction und Fantasy-Filmen kennen, spiegelt sich in diesem Roman in den verschiedensten Elementen wieder. Der Roman ist aufgrund der enthaltenen Träume und deren Vorausdeutungen für die SuS nicht nur spannend, sondern auch lehrreich. An unterschiedlichen Gelenkstellen müssen die SuS enthaltene Leerstellen sinngemäß füllen, um die Fortsetzung und die sich aufbauende Spannung zu verstehen. Auf diese Weise wird ihr Leseverstehen weiter geschult und die Lektüre auf eine soziale Ebene gehoben, da sie eine Anschlusskommunikation im Unterricht mit sich bringt, in der die SuS die Zusammenhänge mit ihrer Lebenswelt in Verbindung bringen können. So erkennen sie sich in der Figur Krabat wieder, die sich in einem ähnlichen Alter wie sie selbst befindet und die Pubertät durchschreitet. Besonders der Themenbereich Gut und Böse, verknüpft mit der Freundschaft und Liebe zu einem Mädchen, ist ein zentraler Aspekt dieses Romans, der die Jungen wie auch die Mädchen anspricht, da er an die Lebenswelt der SuS anknüpft. Hier erweist sich der Konflikt zwischen Gut und Böse literarisch-didaktisch als besonders wertvoll, da die SuS erfahren, dass es im Leben wichtig ist, gute Freunde zu haben und die Freundschaften auch zu pflegen, da man viele Dinge im Leben nicht alleine bewältigen kann, sondern nur unter Zuhilfenahme seiner Freunde. Zudem zeigt die 4 Es konnte belegt werden, dass Mädchen bei literarischen Texten eine statistisch höhere Lesekompetenz aufweisen als die Jungen. Zudem sind sie motivierter und lesen mehr als Jungen, vor allem in ihrer Freizeit. [vgl. Kämper-van den Boogart (2011): S. 165.] 2