Betriebliches Regelwerk als Element der Sicherheit im Eisenbahnwesen
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- Sigrid Winkler
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1 Betriebliches Regelwerk als Element der Sicherheit im Eisenbahnwesen 7. Workshop zu Fragen von Risiko und Sicherheit im Verkehr SIT Safety in Transportation Braunschweig, 10. November 2014 Dr.-Ing. Carsten Hein Beratender Ingenieur im Eisenbahnwesen (heinrail consult) Eisenbahnbetriebsleiter Vorsitzender Ausschuss für Eisenbahnbetrieb des VDV 1
2 Betriebliches Regelwerk als Element der Sicherheit im Eisenbahnwesen Gliederung 1. Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit 2. Struktur des Regelwerkes 3. Veränderungen des Regelwerkes durch TSI OPE 4. Lösungsansatz des VDV zum Erhalt der Einheitlichkeit der Betriebsregeln in Deutschland 2
3 Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit Mensch und Technik Sicherer Prozess des Eisenbahnbetriebs nur durch stetiges Zusammenwirken mittels Regeln Warum? Eisenbahnbetrieb ist evolutionär entstanden über 180 Jahre Entwicklung der Betriebsprozesse von rein manuellem Betrieb bis hin zu heutigem stark Technik unterstütztem Betriebsprozess Eisenbahnbetrieb ist nicht voll automatisiert 3
4 Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit Beispiele im Zusammenwirken Mensch und Technik im sicheren Prozess des Eisenbahnbetriebs Beispiel 1: Fahrt durch einen Bahnhof mit Signalen und PZB 4
5 Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit Beispiele im Zusammenwirken Mensch und Technik im sicheren Prozess des Eisenbahnbetriebs Wo agiert der Mensch alleinig im Sicherheitsprozess des Beispiels 1? Einhaltung der Geschwindigkeit 40 km/h bei Fahrt durch Bahnhof: PZB sichert in Zugart O nur 85 km/h bzw. mit 500- Hz-Magnet 45 km/h ab Einhaltung 60 km/h bei Ausfahrt, bis das Zugendeüber letzte Weiche gefahren ist: PZB sichert nur 85 km/h bis m hinter Vorsignal des ersten Signals (ESig) ab, d.h. Bereich hinter Ausfahrsignal ist wegen Hochsignalisierung ohne PZB-Überwachung. 5
6 Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit Beispiele im Zusammenwirken Mensch und Technik im sicheren Prozess des Eisenbahnbetriebs Beispiel 2: Fahrt durch einen Bahnhof im gestörten Betrieb Betriebsweise: Halt vor erstem Hauptsignal Erhalt eines Befehls vom Fahrdienstleiter Weiterfahrt nach den Vorgaben des Befehls bis zum nächsten Hauptsignal 6
7 Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit Beispiele im Zusammenwirken Mensch und Technik im sicheren Prozess des Eisenbahnbetriebs Wo agiert der Mensch alleinig im Sicherheitsprozess des Beispiels 2? Korrekte Einhaltung der Ersatzvorgaben des Befehls: Geschwindigkeit Fahren auf Sicht Gültigkeitslänge Ggf. Halteorte Ggf. zusätzliche Vorgaben 7
8 Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit Beispiele im Zusammenwirken Mensch und Technik im sicheren Prozess des Eisenbahnbetriebs Beispiel 3: Sicherung der Rangierfahrt gegen andere Fahrt Betriebsweise: Passiver Flankenschutz durch Warte-Signale Weiterfahrt nur nach Zustimmung des Weichenwärters 8
9 Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit Beispiele im Zusammenwirken Mensch und Technik im sicheren Prozess des Eisenbahnbetriebs Wo agiert der Mensch alleinig im Sicherheitsprozess des Beispiels 3? Halt vor Ra 11 (Wartezeichen) beim Rangieren Fahrt über Ra 11 hinaus nur nach mündlicher Zustimmung des Weichenwärters Beachtung Ra 11 auch bei geschobenen Einheiten (-> Spitzenbesetzung erforderlich) 9
10 Bedeutung des Regelwerks für die Sicherheit Fazit: Sicherer Eisenbahnbetrieb wird trotz Technik erst durch die regelkonforme Handlungsweise des Menschen ermöglicht! Die Regeln müssen auf den Betriebsprozess und die Technik zugeschnitten sein und sind das Bindeglied zwischen Betriebsprozess und eingesetzter Technik. Das Regelwerk und deren Einhaltung ist integraler Bestandteil des Sicherheitsprozesses. 10
11 Struktur des Regelwerkes Rangfolge der Normen Intern. Recht EU-Richtlinien EU-Verordnungen Nationale Gesetze Nationale Verordnungen Tarifverträge, Anerkannte Regeln der Technik Vertragliche Vereinbarungen Unternehmensvorschriften Rechtspyramide Untergesetzliches Regelwerk 1. Anerkannte Regeln d. Technik DIN/EN, VDV-Schriften, Vertragliche Vereinbarungen Betrieblich-technisches Regelwerk des EIU Netzzugangsrelevantes Regelwerk des EIU 3. Unternehmensvorschriften 11
12 Struktur des Regelwerks Allgemein anerkannte Regeln für den Eisenbahnbetrieb Beispiele aus DIN und VDV-Schriften: DIN ff. (Instandhaltung von Eisenbahnfahrzeugen) VDV-Schrift 754 (Befähigungsrichtlinie für Betriebspersonal) VDV-Schrift 755 (Streckenkenntnis-Richtlinie) VDV-Schrift 758 (Güterwagen-Prüfvorschrift) Fahrdienstvorschrift für Nichtbundeseigene Eisenb. (FV-NE) Betriebsunfallvorschrift (BUVO-NE)... 12
13 Struktur des Regelwerks Netzzugangsrelevantes und betrieblich-technisches Regelwerk Beispiele aus Regelwerk DB Netz: Fahrdienstvorschrift (Richtlinie 408) Triebfahrzeugführervorschrift (Richtlinie 492) Bremsvorschrift (Richtlinie 915 / VDV-Schrift 757) Telekommunikationsvorschrift (Richtlinie 481) Vorschrift zum Bedienen von Signalanlagen (Richtlinie 482) Bedienungsvorschrift für Zugbeeinflussungsanlagen (Ril 483)... 13
14 Veränderungen des Regelwerks durch TSI OPE Forderungen des EU-Gesetzgebers in der TSI OPE: Aufteilung der Betriebsvorschriften ab in: Eisenbahninfrastrukturregeln (EIU) Eisenbahnverkehrsbetriebsregeln (EVU) Schnittstellenregeln zwischen EIU und EVU Keine Aufteilung vorgeschrieben für Rangierbetrieb Betriebliches Regelwerk als Element der Sicherheit im Eisenbahnwesen 14
15 Veränderungen des Regelwerks durch TSI OPE Drohende Probleme durch Trennung gemäß TSI OPE: Jedes EVU stellt seine eigenen EVU-Regeln auf Einheitlichkeit des Regelwerkes geht verloren Kooperationen verschiedener EVU stark erschwert Keine einheitliche Ausbildungen mehr möglich, Lehrberuf des EIB (Lokführer-Lehrberuf) geht verloren Hoher Aufwand für die Regelerstellung bei jedem EVU, Benachteiligung mittelständischer Unternehmen Stetiger Veränderungs- und Validierungsaufwand bei EVU 15
16 Lösungsansatz des VDV zum Erhalt der Einheitlichkeit der Betriebsregeln in Deutschland Lösung der Probleme durch brancheneinheitliches Vorgehen Neustrukturierung der TSI OPE-gerechten Ril. 408 und 492 der DB Netz AG mit Auswirkungen auf (fast) alle EVU Trennung in Regeln für EIU, EVU und Schnittstelle EIU/EVU EVU erhält nur noch Schnittstellen-Regeln Ausgliederung reiner EVU-Regeln der bisherigen Ril. 408 Der VDV übernimmt diese EVU-Regeln zusammen mit weiteren EVU-Regeln in das Betriebsregelwerk EVU (BRW) als eine Verbandsempfehlung für jenes Regelwerk, das die EVU in eigener Verantwortung erstellen müssen. EVU kommen damit ihren Sicherheitspflichten und Forderung aus TSI OPE nach und behalten brancheneinheitliches Regelwerk 16
17 Lösungsansatz des VDV zum Erhalt der Einheitlichkeit der Betriebsregeln in Deutschland Inhalte betrieblich-technischen Regelwerke des BRW Richtlinien der DB Netz AG / DB AG: Ril 408.8XXX / Ril 408.9XXX Züge fahren (Archivmodule) Ril ( ) Maßnahmen für die Selbstrettung Ril , Ril Triebfahrzeuge führen Ril ( ) Fahrzeuge mit Schraubenkupplung kuppeln Eisenbahnvorschriften des VDV (kursiv dargestellte entfallen künftig) BUVO-NE - Betriebsunfallvorschrift für Nichtbundeseigene Eisenbahnen DAT - Dienstanweisung für die Triebfahrzeugbediensteten der NE DMV - Dienstanweisung für Mitarbeiter von Verkehrsunternehmen FV-NE, Anlage 1 - Fahrdienstvorschrift f. Nichtbundeseigene Eisenbahnen 17
18 Lösungsansatz des VDV zum Erhalt der Einheitlichkeit der Betriebsregeln in Deutschland Umsetzung des BRW im Unternehmen Der Unternehmer prüft, welche betrieblich-technischen Regelwerke der EIU für sein EVU gelten (z. B. Ril. 408 der DB Netz AG). Im Rahmen seiner Sicherheitspflichten, anhand der Regelungen und Hinweise in speziellen Unternehmer-Modulen des BRW prüft der Unternehmer, welche Regelungen (Module) des BRW er für seine Mitarbeiter benötigt und welche Regelungen des BRW für die Anwendungsfälle in seinem EVU zutreffend sind, setzt der Unternehmer die ausgewählten Module für sein EVU in Kraft und verteilt sie im Rahmen des BRW an seine Mitarbeiter. Der Unternehmer erarbeitet, sofern erforderlich, ergänzende eigene Regelungen ( zusätzliche Regelungen ) und setzt diese in Kraft. Es bietet sich dabei an, diese eigenen Regelungen in das BRW zu integrieren. 18
19 Lösungsansatz des VDV zum Erhalt der Einheitlichkeit der Betriebsregeln in Deutschland Zusammenstellung des Regelbuchs Triebfahrzeugführer (Tf-Heft) gemäß TSI OPE Ein Regelbuch Triebfahrzeugführer (Tf-Heft) gemäß TSI OPE kann von einem EVU zusammengestellt werden aus: Ril123, 301, 408, 481, 483 der DB Netz AG VDV-Schrift 757 BRW ggf. weiteren betrieblich-technischen Regelwerken (z. B. FV-NE) den ergänzenden / zusätzlichen Regelungen des EVU. Eine konkrete Empfehlung zur Zusammenstellung wird mit der Herausgabe des Betriebsregelwerks EVU veröffentlicht. 19
20 Zusammenstellung des Regelbuchs Triebfahrzeugführer unter Verwendung des BRW Ausgangsregelwerke: EIU-Regelwerke für EVU Betriebsregelwerk für EVU Erstellung EVU-spezifischer Regeln Zusammenstellung Tf-Heft durch EVU VDV Betriebsregelwerk für EVU Regelwerke des EVU Regelwerke des EIU DB Netz z. B. 408 EVU schreibt»mantel«und fügt EVU-RW hinzu Regelwerke des EIU NE Die Ausgangsregelwerke werden - soweit erforderlich -i. d. R. unverändert vom EVU in das Tf-Heft aufgenommen. Regelbuch Triebfahrzeugführer (Tf-Heft) Tf-Heft EVU XY Quelle und Grafik: VDV, Ad-hoc AG des AEB 20
21 Betriebliches Regelwerk als Element der Sicherheit im Eisenbahnwesen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr.-Ing. Carsten Hein Beratender Ingenieur im Eisenbahnwesen Eisenbahnbetriebsleiter heinrail consult Kontakt: 21
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