Zufriedenes Altern welche Rolle spielen sportliche Aktivitäten?
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- Lena Hausler
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1 Zufriedenes Altern welche Rolle spielen sportliche Aktivitäten? Kiel, im November 2004 Prof. Dr. Achim Conzelmann Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Institut für Sport und Sportwissenschaften Sportpsychologie & Bewegungswissenschaft
2 Gründe für das späte Interesse am Gegenstand Sport im Alter Demographische Entwicklung Körperliche Inaktivität / Bewegungsmangelkrankheiten ( Nicht-biologische )) gesellschaftliche Veränderungen - Arbeitszeit vs. Freizeit - Ausdifferenzierung des Sports - Sport als Freizeitaktivität - Wandel des Altersbildes
3 Altersmuster im Rahmen der Berliner Altersstudie (BASE) (Multidsziplinäre Clusteranalyse) Gruppe Krank, depressiv, ängstlich und einsam Schlecht (32,7%) Kurzcharakteristika Körperlich und geistig sehr fit, lebensfroh 2 Sozial verankert, engagiert und lebensfroh Gut (17,7%) Geistig fit, sozial aktiv, hoher Sozialstatus Durchschnittlich leistungsfähig, aktiv und unterstützt Herzkrank, aber zufrieden, psychisch stabil Relativ gesund und selbständig Kognitiv und sensorisch eingeschränkt, hilfsbedürftig, aber selbstbestimmt Zurückgezogen, passiv, freudlos, wenig unterstützt Kognitiv und sensorisch sehr eingeschränkt (dement), hilfsbedürftig, passiv, fremdbestimmt, sozial benachteiligt, freudlos Sehr gebrechlich, kognitiv und sensorisch sehr eingeschränkt, depressiv und einsam N % Grobdifferenzierung Durchschnittlich (33,8%) Sehr schlecht (15,8%) (Mayer & Baltes, 1996)
4 Lebenslage der BASE-Teilnehmer in Abhängigkeit vom Lebensalter (Mayer & Baltes, 1996)
5 Erfolgreiches Altern Subjektive Aspekte hervorhebend Subjekte und objektive Parameter berücksichtigend Havighurst (1963) Successful aging innerer Zustand der Zufriedenheit und des Glücks Lehr &Thomae (z.b. 2003) Zufriedenes, befriedigendes Altern Baltes & Baltes (1989) Lebenszufriedenheit als alleiniger Indikator unzureichend quantitative und qualitative Aspekte des Lebens sollten gemeinsam berücksichtigt werden
6 Fragestellungen Erfolgreiches Altern dem Leben Jahre und den Jahren Leben geben (Baltes & Baltes, 1990) Inwiefern beeinflussen sportliche Aktivitäten die Lebenserwartung? (vgl. VL Prof. Weisser) 2. die körperliche Fitness im Alter? (vgl. VL Prof. Rieckert) 3. das psychische Wohlbefinden im Alter?
7 Normwerte motorischer Fähigkeiten im Lebenslauf Aerobe Ausdauer (Cooper-Test) Schnellkraft (Jump-and-Reach-Test) (Bös, 1994)
8 Normwerte motorischer Fähigkeiten im Lebenslauf Beweglichkeit (Rumpfbeugen) Koordination bei Präzisionsaufgaben (Schwebestehen) (Bös, 1994)
9 Leistungsentwicklung im Erwachsenenalter - Altersklassenvergleiche Prozent 80 Disziplin m m 5000m Marathon Altersklasse Top-10-Leistungen; Stand (die Durchschnittsleistungen der in einer Disziplin besten Altersklasse wurde 100% gesetzt)
10 Relative VO 2 max (in ml/kg) in Abhängigkeit vom Alter und vom Trainingsniveau Werte untrainierter männlicher Personen nach einem zehnwöchigen Training Vergleichswerte von Lifetime-Langstreckenläufern (Liesen & Hollmann, 1981)
11 Effekte eines Krafttrainings bei 90jährigen kp (Kniestrecker) N= Baseline Week 8 Alter: M=90.2 J., s x =1,1 J. Training: 8 Wo, 3 TE/Wo Trainingseffekt: % Maximalkraft + 9 % Muskelquerschnitt (Fiatarone et al., 1990)
12 Ergebnisse Berlin-Marathon 1936 / 1990 (M50)
13 Sportliche Vorgeschichte erfolgreicher Seniorenleichtathleten (n=620) (Conzelmann, 1997)
14 Lernleistung Jonglieren Erste Versuche ohne Tipps Ende erster Tag Nach einer Woche Üben unter Anleitung Punkte Altersklassen (Voelcker & Wiertz, 2002)
15 Versuche bis zum Erlernen des TT-RH-Schupfballs, differenziert nach Alter und Bewegungserfahrung 3000 e h c u 2000 rs e V 1000 hoch mittel gering e h c u rs e V Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre 0 Bewegungserfahrung 0 Alter (Wollny, 2002)
16 Einfluss sportlicher Aktivitäten auf die körperliche Fitness Alle motorischen Fähigkeiten sind während der gesamten Lebensspanne in hohem Maße beeinflussbar. Aerobe Ausdauer und die Maximalkraft sind unabhängig vom Alter in stärkerem Ausmaß beeinflussbar als die Schnelligkeit. Plastizität konditioneller Fähigkeiten weitgehend unabhängig von der sportlichen Vorgeschichte kein Bewegungsguthaben Plastizität koordinativer Fähigkeiten abhängig von Bewegungserfahrungen in der ersten Lebenshälfte: Wenn Hänschen motorisch wenig gelernt hat, lernt Hans nicht mehr so gut.
17 Funktionale Kapazität und Alltagsbewältigung Funktionale Kapazität Kindheit Wachstum und Entwicklung Frühes Erwachsenenalter Phase höchster funktionaler Kapazität Grenze der funktionale Beeinträchtigung im Alltag Spätes Erwachsenenalter Erhaltung von Selbständigkeit und Prävention von funktionalen Beeinträchtigungen Wiederherstellung und Sicherung von Lebensqualitäten Alter (Kalache & Kickbusch, 1997)
18 Sportaktivität und psychisches Wohlbefinden im Alter? Forschungsstand inkonsistent (Schlicht, 1994) Moderatorvariablen: - personale Merkmale (z.b. Geschlecht, Alter) - situative Merkmale (z.b. Belastungszeitraum, Aktivität) Kaum Studien an älteren Menschen keine Darstellung von Einzelbefunden Theorien erfolgreichen Alterns
19 (Sozialpsychologische) Theorien erfolgreichen Alterns klassische Ansätze Aktivitäts-Theorie Disengagement-Theorie neuere Ansätze Kontinuitätstheorie multidisziplinäre Ansätze (z.b. SOK-Modell)
20 Das SOK-Modell Vorbedingungen Mechanismen Ergebnis Entwicklung und Altern als Prozess der Spezialisierung Verlust an biologischen Entwicklungs- und Kapazitätsreserven Altersspezifische Entwicklungsmöglichkeiten (Kultur des Alterns) Selektion Identifikation der Richtung des Entwicklungsverlaufs und Reduktion der Entwicklungsmöglichkeiten Optimierung Erhöhung bestehender zielorientierter Potentiale Kompensation Erwerb neuer zielorientierter Potentiale Eingeschränktes, aber selbstwirksames Leben: Maximierung von Gewinnen, Minimierung von Verlusten Erreichen subjektiv bedeutsamer Ziele Erhalt oder Wiederlangung wichtiger Funktionen Regulation der Verluste Baltes & Baltes (1990)
21 SOK-Modell Konsequenzen Sportliche Aktivitäten können in jedem Alter die körperliche Fitness verbessern und damit die Gewinn-Verlust-Bilanz positiv beeinflussen. Lebenszeitsportlern gelingt es aufgrund ihrer vielfältigen sportlichen Vorerfahrungen am ehesten, das SOK-Modell erfolgreich anzuwenden. Bewegung, Leistung und Gesundheit repräsentieren nur Ausschnitt sportbezogener Motive. Andere Motive, wie Selbsterfahrung, Geselligkeit, etc. sollten gerade auch im Alterssport Beachtung finden.
22 SOK-Modell Kritik Kritik (z.b. Lehr, Thomae): Funktionalistisches Modell Zentraler Einwand: nicht die objektive Qualität einer Situation, sondern deren subjektive Wahrnehmung und Interpretation bestimmen Ausmaß und Art der Reaktion auf diese Situation Erfolgreiches vs. zufriedenes (gelingendes) Altern
23 Objektiver Status vs. subjektives Wohlbefinden in der BASE-Studie (z-werte), differenziert nach Alter 2 1,5 1 0,5 0-0,5-1 Subjektives Wohlbefinden Anzahl der Erkrankungen Soziale Partizipation Mobilität -1, (Smith et al., 1996)
24 Einflüsse von Lebensbedingungen auf das allgemeine Wohlbefinden im höheren Alter (Mayer & Baltes, 1996)!! (Mayer & Baltes, 1996)
25 Subjektive Einschätzung der eigenen Gesundheit bei älteren Menschen in Abhängigkeit vom Sportengagement (Denk & Pache, 1999)
26 Allheilmittel Sport für ein erfolgreiches Altern? Wirksame Prädiktoren für subjektives Wohlbefinden im Alter sind durch Sport positiv beeinflussbar aber Sport hat nicht per se die beschriebenen Wirkungen es gibt nicht den Sport es gibt nicht den älteren Menschen Sport als vielschichtiges gesellschaftliches Phänomen Um Effekte zu erzielen sind gezielte Interventionen notwendig Heterogenität von Altersgleichen Differentielle Gerontologie
27 Differentielle Gerontologie unterschiedliche Anlage- und Umweltbedingungen, Lebenserfahrungen, Lebensverläufe u. Biographien Vielfalt pathologischer Einflüsse, die normales Altern überlagern (1) große Variabilität in den Alternsverläufen und zwischen Altersgleichen (2) höchst individuelle Formen des Alterns (Alternsstile) Konsequenzen Lebensspannenperspektive (z.b. Baltes) Erforschung der Verlaufsformen des Alterns (z.b. Thomae) weg von Alternsnormen, hin zu Alternsformen
28 Fazit Effekte sportlicher Aktivitäten körperliche Fitness/Gesundheit + Psychisches Wohlbefinden (+) Lebensspannenperspektive Erfolgreiches Altern vs. erfolgreiche Entwicklung Differentielle Aspekte (Heterogenität von Altersgleichen)
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