Transkript

1 Kopenhagen ( bis ) Wir laufen den Hafen im Vorort Kastrup an. Dort gibt einen großen Bootsausrüster und wir sind noch nicht sicher, ob wir nach unserem Schaden noch ein paar Teile kaufen müssen. Außerdem ist der Hafen günstiger, als einer direkt im Zentrum und wir wollen mit der Bahn fahren. Vorort stellen wir fest: die Tickets für die Bahn sind so teuer, dass wir für die Kosten auch gleich in den Stadthafen hätten gehen können. Dorthin verlegen wir am Vorher war es zu stürmisch. Die Ausläufer des Hurrikans Anna ziehen über die Ostsee hinweg und werden uns eine ganze Woche lang Sturm bescheren. Wo die Zeit also besser verbringen, als in Dänemarks Hauptstadt? Die elektronische Seekarte meines Kartenplotters endete mit Schweden. Es ist also wieder Navigation nur per Papierkarte angesagt. Es war schon praktisch, immer den Überblick vor Augen zu haben. Nun heißt es wieder, Karte mit ins Cockpit nehmen, vor allem bei der Ansteuerung von Kopenhagen. Kanäle wie die in Venedig, mit viel Schiffsverkehr-Gewimmel, wurden wir gewarnt. Die Saison scheint vorbei zu sein. Bei der Einfahrt sind wir das einzige Boot weit und breit, nur kurz vor dem Kanal, in dem der Hafen liegt, queren kleine Fähren, Ausflugs- und Ruderboote unseren Weg. Wir müssen uns eine halbe Stunde bis zur nächsten Brückenöffnung treiben lassen. Ein anspruchsvolles Unterfangen in der Enge und bei dem Verkehr. Irgendwann ist es dann so weit die Brücke dreht zur Seite und wir können hindurch. Vornean ist er noch relativ breit, wird weiter hinten aber enger. Vielleicht sieht es auch nur so aus, denn die Boote liegen im Päckchen nebeneinander. Hier sind viele Dauerlieger, auch einige Wohnboote gibt es hier. Wir haben einen Platz reserviert, die Nummer 50 ist unserer. Der Hafen soll in einem kleinen Kanal sein, der rechts abzweigt. Ich biege ein. Er ist noch schmaler. Links und rechts habe ich nur noch ungefähr 2m zu den anderen Booten. Wir halten nach der Nummer 50 Ausschau. Die gibt es nicht, es fängt bei irgendwas Ende 30 an und die Zahlen werden kleiner, je weiter ich in den Kanal hineinfahre.

2 Vorbeigefahren, scheinbar ist die 50 im breiteren Kanal. Ich muß also rückwärts wieder hinaus. Hier zwischen den Häusern ist es windstill. Das und unzählige heikle (Hafen-) Manöver lassen mich ruhig und sicher rangieren. Die Arilon hat einen sehr großen Radeffekt nach Backbord, das heißt, sie fährt beim Rückwärtsfahren immer erst einmal nach hinten rechts. Geradeaus oder gar nach links losfahren ist fast unmöglich. Hat man sie dann einmal am Fahren, muß man vorsichtig steuern und korrigieren. Dann ist sie aber gut lenkbar. Ich fahre also rückwärts den Kanal wieder hinaus und dann rückwärts so weit in den anderen hinein, bis ich unseren Platz gefunden habe. Unser erstes Ziel in Kopenhagen ist die Freistadt Christiania. Sie verwaltet sich seit den 1970ern selbst (sh. Wikipedia). Nach den diversen Artikeln, die wir im Internet darüber gelesen haben, sind wir enttäuscht über das, was wir dort vorfinden. Schmutzig, verwahrlost, gammelig. Leider ist Fotografieren nicht gerne gesehen und so lassen wir es. Weiter geht es zur kleinen Meerjungfrau aus dem Märchen von Hans-Christian Andersen. Im linken Bild das Original, rechts eine moderne Ausgabe. Der Hurrikan Anna zieht im Laufe der Woche über die Ostsee hinweg. Wir haben Sturm und damit ausreichend Zeit, um uns Kopenhagen anzusehen. Was wir jedoch ganz vergessen ist, dass mit dem Sturm auch Regen über uns hinwegzieht. Einen Tag haben wir

3 etwas Sonne, aber dann regnet es doch ziemlich stark. Obwohl wir an Bord Heizung haben, benötigt unsere Kleidung lange, bis sie wieder trocken ist. Auch haben wir nicht genug Schuhe dabei, um die nassen zu wechseln. Mit Gummistiefeln laufe ich mir schnell Blasen. So machen wir bei Regenpausen kürzere Ausflüge in die Stadt und verbringen viel Zeit gemütlich mit einer Tasse Tee vor dem Ofen. Ein wenig enttäuscht bin ich, als ich feststelle, dass Kopenhagen eine einzige Baustelle ist. Überall stößt man auf Bauzäune und eingerüstete Häuser. So kann man die schönen Fassaden gar nicht sehen und die Häuser wirken nicht. Hier ein paar Fotos.

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