Kontinuierliche Patientenbefragungen - Ein Königsweg für Qualitätsverbesserungen in der medizinischen Rehabilitation?!
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- Kerstin Weiß
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1 Kontinuierliche Patientenbefragungen - Ein Königsweg für Qualitätsverbesserungen in der medizinischen Rehabilitation?! Nübling, R. (1), Rieger, J. (2), Steffanowski, A. (1), Kriz, D. (1), Schmidt, J. (1) (1) GfQG, Karlsruhe, (2) Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH, Osnabrück Hintergrund Kontinuierliche Patientenbefragungen dienen als Grundlage zur Evaluation und Steuerung von qualitätsrelevanten Prozessen in allen Bereichen des Gesundheitswesens. Sie können auch als Teil einer stärkeren Partizipation und aktiven Einbindung der Patienten in eine Behandlung gesehen werden. Als Routinemonitoring sind sie als interne Befragung fester Bestandteil des Qualitätsmanagements von Rehabilitationskliniken, als externe Befragung Teil der Qualitätssicherungs-Programme der DRV oder der GKV. Methodik Ein auf der Grundlage des Patientenfragebogens des DRV-QS-Programms entwickeltes Routineinstrument wird seit Anfang 2005 u. a. in elf Rehabilitationskliniken der Paracelsus- Gruppe routinemäßig eingesetzt (Vollerhebung). Es umfasst Skalen u. a. zur ärztlichen, psychologischen und pflegebezogenen Versorgung sowie einen klinikspezifischen Teil zu den durchgeführten Behandlungsmaßnahmen. Die ursprüngliche Version des Fragebogens ist testmethodisch hinsichtlich seiner Gütekriterien überprüft (Müller-Fahrnow et al., 2005; Spyra et al., 2006) und wird in den Klinken kurz vor Entlassung an jeden behandelten Rehabilitanden ausgegeben. Im Frühjahr 2008 wurde der Fragebogen an den neuen DRV- Bogen angepasst und ab Juli 2008 eingesetzt. Integriert in den Bogen ist der Kurzfragebogen zur Messung der Patientenzufriedenheit (ZUF-8, Schmidt, 2008, Kriz et al., 2008). Die Form der quartalsbezogenen Routinerückmeldungen wurde bereits beschrieben (Nübling et al., 2007, 2008). Ergebnisse Grundlage für die vorliegende Analyse ist eine Teilstichprobe von n = Patienten, die zwischen Juli 2008 und September 2009 behandelt wurden und bei denen der revidierte Fragebogen erhoben wurde. Der Gesamtdatensatz seit 2005 umfasst inzwischen ca Patienten. Die Rücklaufquote stieg in diesem Zeitraum kontinuierlich und liegt inzwischen über alle Kliniken bei fast 80 %. Kurz einige Stichprobenmerkmale: 66 % Frauen; Altersschnitt 59,7 Jahre (S = 12,9); Erwerbsstatus: 41 % berufstätig 45 % berentet, 8 % arbeitslos; Schulabschluss: 37 % Haupt-, 30 % Realschule, 26 % FHR/Abitur; Diagnosehauptgruppen: 21 % Orthopädie, 6 % Kardiologie, 51 % Onkologie, 20 % (oder 17 % ohne VMR) Psychosomatik/Sucht. Die Skalenmittelwerte lagen für die hier betrachtete Teilstichprobe zwischen 1,6 (S = 0,8) für die Skala "Pflegerische Betreuung" und 2,6 (S = 1,2) für die Skala "Nachsorgevorbereitung" der Multiple Qualitätsindex, ein gewichteter Index über alle erfassten Qualitätsmerkmale bei 1,9 (S = 0,5, bei einem Range von 1 = positiv bis 5 = negativ). Unterschiede zeigen sich u. a. bezüglich der Indikation (Psychosomatik schlechter) und hinsichtlich dem Alter (jüngere Patienten schlechter). Mit Verlaufsdarstellungen der einzelnen Qualitätsparameter kann die Wirksamkeit eingeleiteter Verbesserungsmaßnahmen dokumentiert werden. Abbildung 1 62
2 zeigt beispielhaft die Entwicklung des Skalenmittelwertes einer Klinik im - bereits seit 2005 erfassten - wichtigen Bereich "Rehabilitationsthemen" (Skala mit Variablen "Absprache bzgl. Reha-Ziele", "Abstimmung Behandlungen zur Zielerreichung" und "Anregung zur Auseinandersetzung mit Krankheitsfolgen"; Cronbach s Alpha = 0.87; mittlere Itemtrennschärfe rit = 0.71). Der Verlauf zeigt nach Umsetzung von qualitätsverbessernden Maßnahmen (Optimierung der Prozesse "Zielbestimmung" und "Abstimmung der Behandlung") Mitte 2008 einen deutlichen Trend nach oben. Der Vergleich zwischen Kliniken im Rahmen eines trägerinternen Benchmarkings ergibt eine (statistisch bedeutsame) Variabilität der Skalenmittelwerte. Abb. 1: Entwicklung des Skalenmittelwertes einer Klinik im Bereich "Rehabilitationsthemen" Diskussion Die hier vorgestellte Patientenbefragung versteht sich als Ergänzung zu den periodisch externen Befragungen durch die Rentenversicherung oder die Gesetzlichen Krankenkassen. Sie stellt, da über viele Jahre testmethodisch entwickelt und optimiert, auch eine Alternative zu den vielen, sehr verbreiteten, oft "selbstgestrickten" In-House-Befragungen dar. Die Schnittstellen zu den externen Befragungen ermöglichen u. a. Vergleiche zu den nur in kleineren Stichproben erfassten Qualitätsmerkmalen. Vor allem aber sind durch die schnelle Verfügbarkeit der Ergebnisse (3-4 Wochen (!) nach Quartalsende) sowie durch die kontinuierlichen Verlaufsdarstellungen deutlich gezielter und schneller Qualitätsverbesserungen möglich. Durch das Konzept einer Vollerhebung ist darüber hinaus eine hohe Generalisierbarkeit der Erhebungen gewährleitet. Eine Beteiligungsquote von z. T. deutlich über 80 % aller behandelten Patienten ist hierfür Grundlage. Schlussfolgerung Patientenbefragungen sollten nicht nur überall in der Rehabilitation integriert sein, sie sollten auch bestimmten methodischen (Mindest-)Anforderungen genügen. Hierzu gehört neben der fundierten testmethodischen Entwicklung eine ausreichende Evaluation des Instrumentes. Darüber hinaus müssen die Ergebnisse, sollen sie wirklich in das interne QM einmünden, wie das in den Konzepten der QS-Programme steht, zeitnah an die Kliniken rückge- 63
3 meldet werden. Patientenbefragungen dieser Art können einen ausgesprochen wichtigen Beitrag leisten zu Qualitätsverbesserungen in der Rehabilitation, weshalb sie durchaus auch als "Königsweg" gesehen werden können. Literatur Kriz, D., Nübling, R., Steffanowski, A., Wittmann, W.W., Schmidt, J. (2008): Patientenzufriedenheit in der stationären medizinischen Rehabilitation: Psychometrische Prüfung des ZUF-8. Zeitschrift für Medizinische Psychologie, Müller-Fahrnow, W., Spyra, K., Erhart, M. (2005): Neuer Patientenfragebogen für das interne Qualitätsmanagement der Paracelsus-Kliniken - testtheoretische Ergebnisse für ein intern einsetzbares Komplement zu den externen Inventaren. DRV-Schriften, Bd Nübling, R., Körner, M., Steffanowski, A., Rundel, M., Kohl, C.F.R., Löschmann, C., Schmidt, J. (2007): Kontinuierliche Patientenbefragung als Instrument für das interne Qualitätsmanagement in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung. Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement, Nübling, R., Kriz, D., Steffanowski, A., Schmidt, J. (2008): Patientenbefragung. Routinemonitoring - Benchmarking - Klinikvergleiche. Internetpublikation unter gfqg_patientenbefragung.pdf. Schmidt, J. (2008): Fragebogen zur Messung der Patientenzufriedenheit -ZUF-8. In: Bengel, J., Wirtz, M., Zwingmann, C. (Hrsg.): Diagnostische Verfahren in der Rehabilitation. Göttingen, Hogrefe Spyra, K., Erhart, M., Müller-Fahrnow, W., Rieger, J. (2006): Das KlinikSpezifische PatientenInventar zur Beurteilung der Leistungen der somatischen und psychosomatischen/sucht-rehabilitation (KSPI-SO/PS). Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, Externe Qualitätssicherung in stationären Einrichtungen der Vorsorge und Rehabilitation für Mütter, Väter und Kinder: Einrichtungsvergleichende Analysen von Parametern der Ergebnisqualität Lukasczik, M., Gerlich, C., Musekamp, G., Heide, M., Schuler, M., Neuderth, S., Vogel, H. Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Universität Würzburg Hintergrund Stationäre Rehabilitations- und Vorsorgemaßnahmen für Mütter und Väter (einschl. Mutter- /Vater-Kind-Maßnahmen) gemäß 24, 41 SGB V sind neben der medizinischen Behandlung auf die Bedürfnisse von Eltern mit psychosozialen, funktionellen und somatischen Belastungen und Beeinträchtigungen ausgerichtet. Häufige Stressoren sind u. a. Rollenkonflikte, Erziehungsprobleme und ökonomische Belastungen (z. B. Byron, 2005; Gabriel, Bodenmann, 2006; Morris, Levine Coley, 2004), die in speziellen Subgruppen, etwa bei Alleinerziehenden, differenziell ausgeprägt sind (z. B. Cooper et al., 2008). Vorsorge- und Rehabili- 64
4 19. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium Qualität in der Rehabilitation - Management, Praxis, Forschung vom 8. bis 10. März 2010 in Leipzig veranstaltet von Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland in Zusammenarbeit mit Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) Wissenschaftliche Leitung Dr. Rolf Buschmann-Steinhage, Dr. Hans-Günter Haaf, Prof. Dr. Dr. Uwe Koch, DGRW Organisationskomitee Jens Röthig, Cornelia Schumann, Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland Maja Mrugalla, Astrid Rosendahl, Programmkomitee Prof. Dr. H.H. Bartsch (Freiburg), Prof. Dr. C.P. Bauer (Gaißach), Prof. Dr. J. Behrens (Halle), Prof. Dr. Dr. J. Bengel (Freiburg), Prof. Dr. W.F. Beyer (Bad Füssing), Prof. Dr. E.M. Bitzer (Freiburg), Dr. S. Brüggemann (Berlin), Dr. C. Büchner (Düsseldorf), Dr. I. Ehlebracht-König (Bad Eilsen), Prof. Dr. Dr. H. Faller (Würzburg), Prof. Dr. G. Grande (Leipzig), Prof. Dr. B. Greitemann (Bad Rothenfelde), Prof. Dr. C. Gutenbrunner (Hannover), Prof. Dr. Dr. M. Härter (Hamburg), Prof. Dr. P. Hampel (Kiel), Prof. Dr. S. Hesse (Berlin), Dr. A. Holderied (Würzburg), Prof. Dr. W.H. Jäckel (Freiburg), Prof. Dr. M. Karoff (Ennepetal), Dr. R.J. Knickenberg (Bad Neustadt), Prof. Dr. T. Kohlmann (Greifswald), Dr. C. Korsukéwitz (Berlin), Prof. Dr. W. Kohte (Halle), Prof. Dr. M. Linden (Teltow), Prof. Dr. W. Mau (Halle), Prof. Dr. M. Morfeld (Stendal), Prof. Dr. R. Muche (Ulm), Prof. Dr. F. Petermann (Bremen), Prof. Dr. K. Pfeifer (Erlangen), Dr. H. Pollmann (Bad Neuenahr), Prof. Dr. Dr. H. Raspe (Lübeck), Dr. H.M. Schian (Wilnsdorf), Dr. W. Schupp (Herzogenaurach), Prof. Dr. B. Schwaab (Bernried), Prof. Dr. W. Slesina (Halle), Prof. Dr. W. Spijkers (Aachen), Prof. Dr. H. Teschler (Essen), Prof. Dr. U. Walter (Hannover), Prof. Dr. J. Wasem (Essen), Prof. Dr. K. Wegscheider (Berlin), Prof. Dr. F. Welti (Neubrandenburg), Prof. Dr. A. Wirth (Bad Rothenfelde). Tagungsband 1
5 Impressum 2
Mitarbeiterbefragung und dann? Der Umgang mit Ergebnissen im Spiegel wiederholter Befragungen
Literatur Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) (2009): Vereinbarung zum internen Qualitätsmanagement nach 20 Abs. 2a SGB IX. www.bar-frankfurt.de Abruf: 24.10.2011. Bensch, T., Haase, I.,
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