News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht E-Banking Verlag Fuchs AG

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1 News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht E-Banking Täglich werden Konti gehackt Schweizer Banken und der Bund spielen das Risiko von E-Banking herunter VON BEAT SCHMID UND JEAN FRANÇOIS TANDA (TEXT) ZÜRICH Auf dem Pult des Schwyzer Untersuchungsrichters Roland Meier liegt seit letztem Mittwoch eine neue Strafanzeige: Internetkriminelle haben einem Einwohner des Urkantons das Konto geplündert. Meier muss bereits einem halben Dutzend solcher Anzeigen nachgehen. Die Opfer hatten Bankverbindungen mit der UBS, mit Credit Suisse und mit Postfinance. Wie «10 vor 10» letzte Woche berichtete, ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft in insgesamt 250 Fällen. Jede Woche werden es mehr. Opfer der Internetdiebe sind nicht nur Kunden der drei erwähnten Finanzinstitute, sondern auch «weiterer Banken», wie Jeannette Balmer, Sprecherin der Bundesanwaltschaft, bestätigt. Namen will sie keine nennen. Gemäss Recherchen der SonntagsZeitung gehört die Zürcher Kantonalbank dazu. Internetbetrug hat weltweit stark zugenommen. In Deutschland ist die Schadenssumme 2007 um 25 Prozent auf 19 Millionen Euro gestiegen. Insgesamt wurden 4100 Kontoplünderungen registriert und 17 Betrüger festgenommen. Im Bankenland Schweiz dagegen stösst man an eine Mauer des Schweigens. Statistiken über Attacken und Plünderungen gibt es nicht. Dabei finden diese täglich statt. Pascal Lamia, Informatiksicherheitsbeauftragter beim Bund und Leiter der Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani): «Angriffe auf E- Banking-Systeme treten sporadisch, aber praktisch jeden Tag auf.» Kunden erfahren nichts, wenn Internetdiebe ihr Konto räumen Im Kontrollraum von Melani werden Angriffe auf Bankkonti von Spezialisten der Bundespolizei verfolgt. Hier sitzen auch Sicherheitsleute der Banken. Die Informatiker des Bundes und der Banken bilden zusammen eine sogenannte Closed User Group, eine geschlossene Benutzergruppe. Aus dieser dringt nichts an die Öffentlichkeit. Es ist nicht einmal bekannt, welche Banken vertreten sind. Hier werden Informationen über gezielte Angriffe auf Banken ausgetauscht. Wenn also ein russisches Cybercrime-Syndikat einen Angriff auf Online-Nutzer von Postfinance startet, erfahren das zwar die Sicherheitsspezialisten anderer Banken nicht aber die Postfinance-Kunden, deren Konti gerade leer geräumt werden. «Die Bank muss selber entscheiden, ob sie erfolgreiche Attacken veröffentlichen will», sagt Lamia. Niemanden überrascht, dass die Banken daran nicht interessiert sind. «Bank XY wäre nicht glücklich, wenn ein Angriff, der sie betrifft, bekannt würde», sagt Lamia. E-Banking ist in der Schweiz populär. Bei Postfinance sind die Online-Benutzer bereits in der Mehrheit: Online-Kunden stehen rund «Papier- Kunden» gegenüber. Die UBS hat Online- Kunden, die Credit Suisse Die Banken haben die Kapazitäten gar nicht mehr, den Zahlungsverkehr traditionell abzuwickeln. «Wir hätten ein echtes Problem, wenn die Kunden im grossen Stil wieder auf Papier umstellen würden», sagt Postfinance-Sprecher Alex Josty. Von den Hackerattacken ist aber «nur ein sehr tiefer Promillebereich der Kunden betroffen». Ein Promille wären bei Postfinance schon 900 Opfer. Hacker-Software klaut im PC Passwort und Kontonummer Spielen Schweizer Banken das Cybercrime-Problem bewusst herunter? «Ganz eindeutig», sagt Bernd Reichert, unabhängiger Sicherheitsberater und früher verantwortlich für die Sicherheit einer Online-Banking- Lösung. «Die Banken wollen damit eine Massenhysterie verhindern.» Den Konsumentenschützern ist diese Intransparenz ein Dorn im Auge. Thomas Meier, Projektleiter der Stiftung für Konsumentenschutz, verlangt mehr Aufklärung und dass auch Konsumenten bei Melani vertreten sind. Schliesslich haften bei einer Kontoplünderung die Kunden so steht es in den Geschäftsbedingungen. «Es ist unverständlich, dass die Endkunden nichts erfahren, wenn ihr System angegriffen wird.» Die Banken können die Aufregung nicht verstehen. Alex Josty: «Bis jetzt haben wir ja sämtliche Schäden gedeckt.» Bis jetzt. Sollten Nachforschungen ergeben, dass ein Nutzer grobfahrlässig gehandelt hat, dürfte die Kulanz enden. Die Internetkriminalität hat sich in den letzten Jahren völlig verändert. Längst ist es nicht mehr der verschrobene Hacker, der Schaden anrichtet. Sondern technisch hochgerüstete Verbrecherbanden, die aus dem Ausland ihre Beutezüge auf Schweizer Konti starten. Ihre Attacken sind perfid: Die Hacker verteilen sogenannte Malware (Schadsoftware), die sich auf dem PC der Nutzer einnistet. Gegen diese Form sind die meisten Sicherheitsschranken der Banken nutzlos. Die Software horcht den Nutzer aus, erfährt so Kontonummern und Passwörter. Beim nächsten Mal, wenn sich der Nutzer in seine Onlinebank einloggt, übernimmt der Hacker die Kontrolle über den Computer. Der Nutzer bleibt ahnungslos: Ihm wird auf dem Bildschirm mitgeteilt, dass er sich ein paar Minuten gedulden müsse. Diese Information stammt nicht von der Bank, sondern vom Hacker. Während der Kunde Däumchen dreht, plündert der Bankräuber das Konto. Sicherheit im E-Banking Mehr Schutz vor Internet-Angriffen Die grösste Gefahr beim OnlineBanking ist der eigene PC. Darauf weisen die Banken ihre Kunden nicht genügend hin. Hacker haben leichtes Spiel, wenn Nutzer den PC nicht ausreichend schützen und sich nicht an Sicherheitsregeln halten. Geheimnummer nie aufschreiben. Einwähldaten in Word- oder Excel-Dateien sind für Hacker ein offenes Buch. Eigenen PC sichern. Halten Sie Antivirenprogramme auf dem neusten Stand. Verwenden Sie ein Firewall-Gerät, das Angriffe von aussen abwehrt; lassen Sie dieses vom Fachgeschäft konfigurieren. Limiten setzen. Vereinbaren Sie mit der Bank eine tägliche Bezugs- und Überweisungslimite. So kann der Hacker nicht Ihr gesamtes Guthaben abziehen. Kontostand regelmässig überprüfen. Wenn Sie täglich einen Blick auf Ihr Konto werfen, entdecken Sie auffällige Bewegungen sofort und erleichtern es der Bank, die Transaktionen zu blockieren. Verdächtige s ignorieren. Oft geben sich Betrüger in Mails als Bankpersonal aus und fordern Konto- und Verbindungsdaten; oder sie fordern zur Überprüfung von Bezügen auf. Reagieren Sie nie auf solche Mails keine seriöse Bank korrespondiert in solchen Fällen so mit ihren Kunden. Das gilt auch für Telefonanrufe nach dem gleichen Muster. PC regelmässig überprüfen. Lassen Sie Ihre Antivirensoftware regelmässig die ganze Festplatte untersuchen. Stürzt Ihr Webbrowser immer wieder ab, sollten Sie misstrauisch werden. Die Fehlfunktionen könnten durch Spähprogramme ausgelöst werden. Sichere Verfahren benötigen vom Kunden mehr Aufwand Als sicher gilt Online-Banking bei Experten nur, wenn die Eingabe von Verbindungs- und Kontodaten nicht direkt am PC erfolgt. Einige Geldhäuser stellen ihren Kunden dazu spezielle BezahlTerminals zur Verfügung Geräte mit Bildschirm und Tastatur, die mit einem Datenkabel am Computer angeschlossen werden. Die Terminals verschlüsseln alle Eingaben, bevor sie über PC und Internet zur Bank weitergereicht werden. So können Spähprogramme und mitlauschende Hacker keinen Schaden anrichten. Als sicher gelten auch CDs mit eigenem Linux- Betriebssystem. Beim Einschalten des PCs legt man den Datenträger ein, worauf automatisch die Systemsoftware auf der CD startet. Weil die CD schreibgeschützt ist, können Hacker darauf keine elektronischen Hintertüren installieren. Zudem können Banken die CDs so gestalten, dass nur die fürs OnlineGeschäft nötigen Websites zugänglich sind. DANIEL METZGER SonntagsZeitung, Fragen/Aufgaben 1. Zu welchen Finanzinstituten hatten die Opfer Bankverbindungen? 2. Wie stellt sich die Situation zurzeit in Deutschland dar? 3. Weshalb wird in der Schweiz über dieses Risiko kaum berichtet? 4. Was fordert die Stiftung Konsumentenschutz von den Finanzinstituten? 5. Die Internetkriminalität hat sich in den letzten Jahren völlig verändert. Fassen Sie den entsprechenden Abschnitt mit 4-5 vollständigen Sätzen zusammen. 6. Zählen Sie drei Regeln auf, die einen Zugriff eines Hackers frühzeitig unterbinden. Begriffe Online-Banking Cybercrime Virenschutz Firewall

2 E-Banking Zum Film Fragen/Aufgaben und Antworten/Lösungen 1. Zu welchen Finanzinstituten hatten die Opfer Bankverbindungen? Die betroffenen Online-Kunden hatten Bankverbindungen zur UBS, zur Credit Suisse, zur Postfinance und gemäss Sonntagszeitung zur Zürcher Kantonalbank.

3 2. Wie stellt sich die Situation zurzeit in Deutschland dar? In Deutschland ist die Schadenssumme im Jahre 2007 um 25 Prozent auf 19 Millionen Euro gestiegen, 4100 Kontoplünderungen wurden registriert und 17 Betrüger festgenommen. 3. Weshalb wird in der Schweiz über dieses Risiko kaum berichtet? Die Bundespolizei ermittelt in einer sogenannten Closed User Group. Diese Spezialisten geben keine Informationen an die Öffentlichkeit weiter. E-Banking ist in der Schweiz sehr populär. Es gibt bald mehr Online- Benutzer als Papier-Kunden. Den Banken fehlt - bei einem Vertrauensverlust in das Online-Geschäft - die Kapazität, den Zahlungsverkehr wieder traditionell abzuwickeln. Die Banken wollen auch eine Massenhysterie vermeiden. 4. Was fordert die Stiftung Konsumentenschutz von den Finanzinstituten? Der Konsumentenschutz fordert mehr Aufklärung und eine Vertretung bei Melani (Melde- und Analysestelle Informationssicherung). Laut Geschäftsbedingungen haftet nämlich der Kunde bei einer Plünderung.

4 5. Die Internetkriminalität hat sich in den letzten Jahren völlig verändert. Fassen Sie den entsprechenden Abschnitt mit 4-5 vollständigen Sätzen zusammen. Technisch hochgerüstete Verbrecherbanden aus dem Ausland verteilen Malware (Schadsoftware) auf den PC eines Online-Benutzers. Über diese Software kann der Eindringling Kontonummern und Passwörter in Erfahrung bringen. Nach dem Login eines E-Banking-Kunden übernimmt der Hacker die Kontrolle. Während der Nutzer ahnungslos wartet, plündert der Bankräuber das Konto. 6. Zählen Sie drei Regeln auf, die einen Zugriff eines Hackers frühzeitig unterbinden. eigenen PC sichern; Antivirenprogramm installieren; Firewall-Gerät verwenden verdächtige s ignorieren, denn Banken korrespondieren nicht auf diese Art PC regelmässig überprüfen; Festplatte kontrollieren; Abstürze sind kein gutes Zeichen

5 Begriffe Online-Banking: Elektronisches Bankgeschäft Stiftung: Vermögenseinrichtung zu festgelegtem Zweck Cybercrime: Computerkriminalität Virenschutz: Software gegen Computerviren, Würmer und Trojaner Firewall: Brandmauer zwischen zwei Netzwerken